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Ausriß.
Israels Ministerpräsident Netanyahu und Bolsonaro. Ausriß.
Ausriß.
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http://www.hart-brasilientexte.de/2018/10/08/brasilien-wahlzirkus-2018-bolsonaro-46-haddad-29/
Ausriß.
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Ausriß, das historische Foto:
Kuba-Systemvergleich:
Was alles fehlt…(Ausriß).
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Ausriß, große brasilianische Tageszeitung O Globo – Ehefrau enthüllt ihrem Mann, daß sie lesbisch ist, ein Verhältnis mit einer Freundin hat. Der Ehemann fragt:”Kann ich euch beim Sex zusehen?” (Ehe für alle)
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Da Lula mit der GroKo-Partei SPD eng liiert ist, darf über ihn – von Ausnahmen abgesehen – nur entsprechend positiv berichtet werden. Seilschaften, Verflechtungen, Abhängigkeiten…
Ausriß. “Mit der SPD bin ich schon seit den Zeiten verbunden, als ich Gewerkschaftsführer war.” Hochrangige SPD-Politiker wie Willy Brandt und Helmut Schmidt pflegten enge Beziehungen zur nazistisch-antisemitisch orientierten brasilianischen Folterdiktatur.
Angeli, Brasiliens größte Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” zu Lula und Castro:”Sag mal, wie gehts denn der brasilianischen Rechten?””Der gehts optimal! Ich habe mich mit ihr verheiratet!”
Ausriß.
Kuriose Mythenbildung um Schmidt und Lula:
Deutscher Regierungssender Deutsche Welle über Lula: “Geradlinigkeit und Verlässlichkeit”.
Die Deutsche Bank und der Diktaturaktivist Paulo Maluf, Lula: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/24/deutsche-bank-zahlt-20-millionen-dollar-entschadigung-an-prafektur-von-sao-paulowegen-getatigten-bankgeschaften-mit-ex-prafekt-paulo-maluf-laut-landesmedien/
Ausriß O Globo, Lula und Diktaturaktivist Maluf. “Historische Farce” – Globo-Politikexperte Merval Pereira. “Das Foto schockierte das ganze Land, ist Markstein der politischen Dekadenz Lulas.” “Maluf kann Brasilien nicht mehr verlassen, weil er auf der Interpol-Liste der Meistgesuchten steht.” Pereira erinnert an politische Allianzen mit Diktaturaktivisten wie José Sarney und Fernando Collor.
Ausriß.
Jair Bolsonaro – politischer Bündnispartner von Lula und Dilma Rousseff: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/04/01/brasilien-putsch-gedenken-2014-proteste-im-nationalkongres-gegen-rechtsextremen-diktatur-verteidiger-jair-bolsonaro-aus-regierungsbundnis-von-prasidentin-dilma-rousseff-gedenksitzung-abgeblasen-b/
Wie Oscar Niemeyer mit der Militärdiktatur zusammenarbeitete: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/04/13/wie-oscar-niemeyer-mit-der-brasilianischen-militardiktatur-zusammenarbeitete-die-liste-aller-projekte-in-den-jahren-des-folterregimes-von-1964-bis-1985/
Zweites Buch zum gleichen Thema laut Romeu Tuma Junior bereits in Arbeit.
Der Professor kennt den neuen Minister persönlich:”Miguel Jorge war mein Chef in der Zeitung O Estado de Sao Paulo – ich bin damals zusammen mit weiteren fünfzig Journalisten nach dem Streik von 1979 entlassen worden. Als Chef-Editor verfolgte Miguel Jorge die linken Journalisten in der Zeitung, näherte das Blatt dem damaligen Gouverneur Paulo Maluf an.”
Maluf, derzeit Kongreßabgeordneter, wird in Brasilien zu den nationalen Symbolfiguren für rechtsgerichtete Politik, Diktaturunterstützung und Korruption gerechnet.
Laut Uni-Prof Souza spielte Miguel Jorge damals eine “sehr schmutzige” Rolle, stand sehr rechts.)
Als Lula festgenommen worden sei, habe er die Privilegien des Informanten genossen und auf dem Ledersofa des Dops-Büros geschlafen – nicht wie die anderen in der Haftzelle, bestenfalls eine oder zwei Nächte seien dort denkbar gewesen. Lulas Ehefrau Marisa sei sogar ein Dops-Fahrer gestellt worden, um ihren Mann täglich zu besuchen, den “Spezialagenten in geheimer Mission”. Es müsse bekräftigt werden, daß Lula als Staatspräsident von Brasilien seine Abmachungen mit der Vergangenheit und den Kasernen eingehalten habe.
Ausriß.
Buchautor Romeu Tuma Junior, zur Diktaturzeit als Body-Guard von Lula, vor Gebäude der Geheimpolizei Dops in Sao Paulo:
Em maio de 1980, na porta do Dops, Tuma Junior (de bigode, à direita na imagem) atua como guarda-costas de Lula (que aparece ao lado da mulher, Marisa). Romeu Tuma pai achava a tarefa tão importante e tinha tal zelo pessoal pela segurança do sindicalista que escalou o próprio filho. Era uma tarefa de absoluta confiança. Ausriß Veja
Drei Kongreßsenatoren von Lulas Arbeiterpartei PT, darunter Eduardo Suplicy und Aloisio Mercadante, nehmen an der offiziellen Totenfeier für Tuma in Sao Paulo teil. Mercadante, unterlegener Gouverneurskandidat für den Teilstaat Sao Paulo, lobte das politische Wirken von Senator Tuma.
Ausriß, Präsident Lula und Ex-Dops-Chef Romeu Tuma, links.
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Wikipedia :”Romeu Tuma war DOPS-Chef, Repressionsorgan, das dem Militärregime diente. Während seiner Amtszeit in diesem Organ wurden viele Regimegegner gefoltert und getötet.”
Fernando Gabeira, Hans Magnus Enzensberger 2009 im Goethe-Institut Sao Paulo.
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Cony, Autor von über 80 Büchern, ungezählten Kolumnen in Qualitätszeitungen, sagte in einem Interview der Folha de Sao Paulo, daß die Mehrheit der Brasilianer 1964 für den Militärputsch gewesen sei. “Selbst Lula nahm an einem dieser Märsche der Familie in Sao Paulo teil. Es gibt dafür kein Foto als Beweis – aber er nahm tatsächlich daran teil.”
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Ausriß Landesmedien – Manaus-Rebellion, mindestens 30 Geköpfte laut offiziellen Angaben. Wie üblich, wurde im Gewaltrausch anderen Häftlingen auch das Herz und weitere innere Organe herausgerissen. Köpfungen etc. wurden per Smartphone gefilmt – das Material wurde sofort landesweit, Lateinamerika-weit verbreitet.
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Rio de Janeiro, Copacabana, von Kleinflugzeug gezogenes Spruchband zwecks Würdigung des Militärputsches von 1964, 50 Jahre später:”Glückwunsch Militärs – dank Euch ist Brasilien nicht Kuba.” Ausriß O Globo
Bundesaußenminister Guido Westerwelle/FDP 2010 in Sao Paulo:
“Die brasilianische Regierung, mit der Autorität ihrer Erfolgsgeschichte im Hintergrund, sie macht ihr Wort in der Weltpolitik…Aber, meine Damen und Herren, was uns verbindet, das sind gemeinsame Werte. Und wenn man gemeinsame Werte hat, wenn man Ansichten zur Rechtsstaatlichkeit, zur Notwendigkeit internationaler Kooperation, zum Primat des Völkerrechts teilt, so ist das eine ganz besonders verlässliche Basis für eine strategische Partnerschaft. Wir haben ähnliche Vorstellungen über den Wert individueller Freiheit…”
–Zu den großen Erfolgen der Entpolitisierung unter Merkel-Gabriel zählt, daß selbst Deutsche mit Universitätsabschluß, die die betreffende Amazonasregion und die Stadt Manaus auf heute übliche Weise bereisten, komplette Unkenntnis über die dortige politische, soziale Situation zeigen und zugeben, von den jüngsten Massakern noch nie etwas gehört zu haben. Den deutschen Machteliten ist wohl bewußt, mit einer zunehmend entpolitisierten, desinformierten und manipulierten Bevölkerungsmehrheit entsprechend leichtes Spiel zu haben – wie in früheren Epochen.
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Deutsche Architekturunternehmen entwarfen WM-Stadien wie das am meisten umstrittene in Manaus, dessen Unterhaltung den Teilstaat Amazonas laut amtlichen Angaben nun umgerechnet jährlich rund 4 Millionen Euro, und damit doppelt so viel wie geplant, kosten wird. Das Manaus-Stadion sei kompliziert, sehr technisch-wissenschaftlich konzipiert worden. Der Teilstaat habe einen Kredit von umgerechnet über 130 Millionen Euro aufnehmen müssen, um das Stadion bauen zu können – hinzu kämen andere hohe Millionenkosten wegen der WM, hieß es. Angesichts der großen deutschen Wirtschaftsinteressen an der Geldfußball-WM fiel die deutsche WM-Berichterstattung entsprechend aus. Wegen der strengen Zensurbestimmungen durfte über die gravierende Menschenrechtslage im WM-Austragungsort Manaus, darunter über die Situation in den Manaus-Kerkern, nicht berichtet werden. Welche deutschen Medien sowie Verlage dies betrifft, hat man per Google-Suche rasch heraus.
Ausriß, Gefängnishof mit Toten.
Außenminister Guido Westerwelle in Sao Paulo 2013: ”Unsere Partnerschaft gründet sich auf ein solides Fundament: Auf gemeinsame Werte und eine enge kulturelle Verbundenheit. Wir teilen die gleichen Vorstellungen von der Freiheit und Würde des Einzelnen, von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und sozialer Marktwirtschaft, von Multilateralismus und der Geltung des Völkerrechts.”
“In der Hölle hinter Gittern”: http://www.welt-sichten.org/artikel/221/der-hoelle-hinter-gittern
Ausriß , Bahia-Medien.
Deutscher Tourist Steffen Neubert in Bahia ermordet – deutsche Medien berichteten nicht: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/07/brasilien-wo-man-den-2012-in-bahia-ermordeten-deutschen-touristen-steffen-neubert-in-einem-nummerngrab-beerdigte-friedhof-neben-einem-gewaltgepragten-elendsviertel-von-ilheus-wo-neubert-liegt/
Ausriß, Angela Merkel und Joachim Gauck in der Scheiterhaufenstadt Rio de Janeiro:http://www.hart-brasilientexte.de/2017/01/10/bundespraesident-joachim-gauck-ard-agitprop-film-zeigt-ihn-bei-fussball-wm-in-brasilien-doch-unterschlaegt-gaucks-beredtes-schweigen-zu-gravierenden-menschenrechtsverletzungensystematische-folter/
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Die Aufdringlichkeit der Sinne
Vom machtgeschützten Verlust der gesellschaftlichen Sehkraft – Oskar Negt(2000)
“Der Verlust jener in sinnlicher Erfahrung begründeten Urteilsfähigkeit der Menschen hat in unserem Jahrhundert für viele Menschen tödliche Folgen gehabt. Das Wegsehen, die machtgeschützte Sinnenblindheit, wenn Menschen verfolgt und getrieben, vergewaltigt und öffentlich gequält werden – das gehört nicht der Vergangenheit an.”
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Foto: Gefangenenseelsorge.
Die psychischen Belastungen für Gefangenenseelsorger und ihre Mitarbeiter, die immer wieder Zeuge solcher Vorgänge werden, sind enorm. Nicht weniger belastend, dazu verbitternd, ist für sie die Feststellung, daß es in Brasilien, aber auch in Ländern der Ersten Welt wie Deutschland kaum echtes Interesse an der tatsächlichen Menschenrechtslage Brasiliens gibt, Verdrängungsmechanismen stark wirken. Zumal in diesen Staaten die perversen Machteliten gezielt und planmäßig dafür sorgen, die Bevölkerung(u.a. über massive Dauerberieselung mit Kriminal und -Gewalt-Filmen selbst durch Staatsmedien) an einen zunehmend höheren Grad von Alltagsgewalt zu gewöhnen.
Silveira: “Zustände dieser Art gibt es in allen brasilianischen Teilstaaten.”
Ausriß, Landesmedien. Manaus-Rebellion und Geköpfte 2017.
Leonardo Boff :“Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“
“Brasilien ist eine Industriemacht, die achtgrößte Wirtschaftsnation der Welt, modern und fortschrittlich.”
“In den vergangenen Jahren hat Rio gemeinsam mit Brasilien ein Wirtschaftswunder hingelegt. Die Favelas sind saniert und weitgehend drogenfrei…” Der Spiegel, Juni 2013
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Wie die Merkel-Gabriel-Regierung auf die jahrelangen Warnungen, Appelle von Zgubic und Silveira reagierte, etwa bei Staatsbesuchen, ist allgemein bekannt.
Silveira-Amtsvorgänger Günther Zgubic – österreichischer Priester und langjähriger Gefangenen-Seelsorger – bester Kenner des Gefängnis-Horrors von Brasilien. Die Analysen von Zgubic kennt auch die deutsche Regierung sehr genau:http://www.hart-brasilientexte.de/2016/12/27/oesterreichs-katholischer-priester-guenther-zgubic-unter-den-besten-kennern-brasi
Prozeß um Blutbad von 1992 neu aufgerollt
–von Klaus Hart, Sao Paulo–
Der österreichische Priester und Gefangenenseelsorger Günther Zgubic rennt im Oktober 1992 in die Haftanstalt Carandiru von Sao Paulo und sieht Unbeschreibliches: Kurz zuvor hatte eine Polizei-Sondereinheit aus Maschinenpistolen über fünftausend Schuß auf rebellierende Gefangene abgefeuert, diese regelrecht zersiebt, bis sämtliche Munition aufgebraucht war. Viele Häftlinge wurden dann durch Polizeihunde zerrissen. In Zellen und Korridoren steht das Blut knöchelhoch. Priester Zgubic zählt über 160 Tote, doch laut amtlichen Angaben sind es “nur” 111. Er hatte sie alle betreut. Vierzehn Jahre später steht Zgubic jetzt im Gerichtssaal von Sao Paulo jenem Polizeioberst und Politiker Ubiratan Guimaraes direkt gegenüber, der das größte Häftlingsmassaker in der Geschichte des Tropenlandes befohlen und persönlich geleitet hatte. Weder der politisch verantwortliche Gouverneur noch die Todesschützen wurden belangt – und auch Oberst Guimaraes ist weiter auf freiem Fuß.
Erst neun Jahre nach dem Blutbad war er zwar zu 632 Jahren Gefängnis verurteilt worden, genießt indessen als Abgeordneter Immunität. Jetzt will Guimaraes erreichen, daß das Urteil annulliert wird.
–Straffreiheit für „Schwerstverbrecher aus der Politik“—
Für Zgubic, der heute die gesamte Gefangenenseelsorge des Riesenlandes leitet und bereits mehrere internationale Menschenrechtspreise erhielt, weist der Fall auf den Zustand des brasilianischen Rechtsstaats. „Es ist ein zynischer Witz, eine schwere Beleidigung für alle Bürgerrechtler der Erde – hier zeigt sich, wie tief Brasilien immer noch in Strukturen der Militärdiktatur verwurzelt ist. Vieles wird noch unter den Teppich gekehrt.“
Für „Schwerstverbrecher in der Politik“ gelte nach wie vor Straffreiheit. Der Polizeioberst habe auch weiterhin nichts zu befürchten und könne zudem immer wieder in Berufung gehen, falls er jetzt vor Gericht nicht durchkomme. „Das ist das alte Trauerspiel in den lateinamerikanischen Demokratien.“ Damit das Blutbad nicht straffrei bleibt, hatte die Gefangenenseelsorge auf internationalen Druck gehofft, die Weltöffentlichkeit informiert. Leider erfolglos, Brasilien ist schließlich nicht Kuba. Brasilien ist Lateinamerikas größte Demokratie, zu der auch Deutschland laut Auswärtigem Amt „ausgezeichnete Beziehungen“ auf allen Gebieten unterhält.
Wenn Oberst Guimaraes in den Wahlkampf zieht, stellt er seine Kandidatennummer 111 stets groß heraus – 111 – die amtliche Zahl der getöteten Häftlinge. Auch Brasiliens Gefangenenseelsorge hat dies als Verhöhnung der Opfer, als beispiellosen Zynismus verurteilt, der von den Autoritäten auch noch hingenommen werde.
–Lula und die Rechtspartei des Massakerobersten—
Doch Oberst Guimaraes versteht sich gut mit den Eliten, ist auch Sicherheitsberater für die Upperclass. “Der Mann nimmt sogar an großen Militärparaden teil, wird dort von allen Obrigkeiten, seinen Freunden begrüßt“, sagt Zgubic. Guimaraes gehört derzeit zur Rechtspartei PTB – Staatschef Luis Inacio Lula machte sie nach seinem Amtsantritt zum politischen Bündnispartner, vergab an PTB-Politiker viele hohe Posten. Zur PTB gehört auch der Kongreßabgeordnete und Ex-Offizier Jair Bolsonaro, der öffentlich regelmäßig die Anwendung der Folter befürwortet. Mehrfach betonte Bolsonaro laut brasilianischen Presseberichten, daß man in Carandiru noch viel mehr Häftlinge hätte töten müssen. „Ich bin weiterhin der Meinung, daß man die Möglichkeit ungenutzt ließ, dort drinnen tausend zu töten“, wird Bolsonaro zitiert. Unter Lula ist Bolsonaro Mitglied des Außenpolitischen Ausschusses sowie des Ausschusses für Nationale Verteidigung. All dies spricht Bände.
Priester Zgubic kritisiert Lula und dessen Regierung, weist auch auf das Fortbestehen der Folter:“Wir sind bei einer Remilitarisierung Brasiliens und stehen vor einem inneren Bürgerkrieg, solange die sozialen Fragen nicht gelöst werden. Mehr als die Hälfte der Brasilianer hat keine rechtlich abgesicherte Arbeit. Die Erwerbslosigkeit ist unglaublich hoch – die offiziellen Zahlen von acht bis zehn Prozent sind gefälscht.“
–„Die internationalen Medien sind total manipuliert“—
Wie erklärt sich jemand wie der unter Lebensgefahr wirkende Menschenrechtsaktivist Zgubic, daß es um Mißhandlungen in irakischen Gefängnissen auch in den europäischen Medien viel Aufsehen gab, über weit gravierendere Fälle in Brasilien, und auch über die Massaker indessen im Vergleich so gut wie nicht berichtet wird? „Die internationalen Medien sind total manipuliert – wenn eine Oberschicht einfach nicht will, daß international hinterfragt wird, dann wird darüber eben nicht berichtet. Wir brauchten den Druck von Europa auf jeden Fall. Allein in Sao Paulo kommen mehr Menschen um als in den Konflikten zwischen Israel und Palästina.“
Im Gerichtssaal von Sao Paulo sitzt Zgubic neben seinem Mitstreiter Padre Julio Lancelotti, einem der angesehensten brasilianischen Menschenrechtsaktivisten.
—–„Mehrheit des Volkes für das Massaker“—
Für Lancelotti ist keineswegs überraschend, daß jemand wie Massakeroberst Guimaraes immer wieder ganz demokratisch zum Abgeordneten gewählt wird.
“Die Mehrheit des brasilianischen Volkes ist für das Massaker, wäre bei einer Befragung auch für die Todesstrafe, für die Exekution von Häftlingen.“ Denn die meisten glaubten nicht an Resozialisierung. „Und die Massaker dauern ja an – die Zahl der Opfer von 1992 wurde bei den nachfolgenden Blutbädern weit übertroffen. Gerechtfertigt wird die Gewalt gegen Häftlinge – das ist Reflex einer Kultur der Gewalt, der Banalisierung des Lebens in Brasilien. Das alles zeigt, wie es heute zugeht. Man hat nicht eine Vision der Gerechtigkeit, sondern der Rache. Es geht nicht darum, für Gerechtigkeit zu sorgen, einen Rechtsstaat zu haben – sondern einen Staat der Unterdrückung, der Gewalt. Man verteidigt vor dem Volke, daß die hohe Gewaltrate in Brasilien nur verringert werden könne, wenn man die sogenannten Gewalttätigen töte.“ Wie steht die Lula-Regierung zu dem Blutbad? „Offiziell ist sie gegen das Massaker – aber diese Position ist nur für den internationalen Verbrauch gedacht, für NGOs, Institutionen. Denn die Massaker gehen ja weiter.“ Lancelotti, der in Sao Paulo zugleich das weltweit einzige bischöfliche Vikariat für das Heer der Obdachlosen leitet, hält sein Engagement für die Menschenrechte trotz der Rückschläge und Niederlagen nicht für vergebens:“Es ist ein Akt des Widerstands und der Hoffnung, daß die Gerechtigkeit eines Tages siegen wird. Ich glaube, es ist uns gelungen, wenigstens einigen Menschen unsere Position zu verdeutlichen. Wir wissen, daß unsere Arbeit weiterhin sehr schwierig und aufreibend sein wird. “ Auch Dissident Lancelotti wirkt unter Lebensgefahr, erhält Morddrohungen, war bereits Ziel von Anschlägen. Unter der Lula-Regierung wurden zahlreiche Dissidenten, darunter aus der Landlosen-und Indianerbewegung, aus politischen Motiven ermordet. Mit wirksamer Solidarität aus Europa, gar Deutschland, können Brasiliens Menschenrechtsaktivisten nicht rechnen. Jeder weiß warum.
Ausriß, Radio Vatikan. “Die Stimme des Papstes und der Weltkirche”. “Brasilien: Kirchliche Menschenrechtler enttäuscht über Merkel”. Österreichischer Priester Günther Zgubic, Plinio Sampaio…
“Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat das Engagement von Bundeskanzlerin Angela Merkel gewürdigt, die Welt aus christlicher Perspektive mitzugestalten.”
“Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung ist nach dem früheren württembergischen Staatspräsidenten benannt, der 1945 als Widerstandskämpfer 1945 von den Nazis hingerichtet wurde.” DER SPIEGEL
Merkel-Kandidatur 2017:
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Brasiliens bischöfliche Gefangenenseelsorge und der Horror in den Haftanstalten(2013)
Folter, Vergewaltigungen, Massaker, Herrschaft von Verbrecherkommandos, Sklavenhaltermentalität
„Politik und organisiertes Verbrechen sind liiert “
Mehr als 50 Männer bei 45 Grad schwüler Tropenhitze eingepfercht in eine stockdunkle Zelle für höchstens 10 Häftlinge – nur eine Kloschüssel, barbarischer Fäkaliengestank, Hautkrankheiten, offene Wunden, Lepra, Tuberkulose.
In anderen Gefängnissen Nordbrasiliens sind die Frauen direkt neben den Männern untergebracht, wegen offener Zellentüren der Gewalt von machistischen Schwerverbrechern ausgeliefert. „Folter durch Militärpolizisten oder Wärter ist üblich – Verbrennen der Haut, Kopf ins Wasser oder Plastiksack übergestülpt – Erstickungsanfälle bis zur Ohnmacht.“
Soll das alles wahr sein, was der katholische Padre Valdir Joao Silveira von jüngsten Seelsorgebesuchen berichtet? Das Bizarre – sogar hohe Regierungspolitiker geben ihm Recht. Wegen seines Kampfes gegen die Folter zeichnet ihn 2010 der damalige Staatschef Lula mit dem nationalen Menschenrechtspreis aus – doch heute sitzen zahlreiche enge prominente Freunde Lulas wegen aktiver Korruption und Bandenbildung im Gefängnis. Sie genießen Vorzugsbehandlung, viele Privilegien – was Padre Silveira wie die allermeisten Brasilianer empört, die die Kerkerrealität kennen.
„Ich würde lieber sterben, als in solchen mittelalterlichen Strafanstalten eingesperrt zu sein“, gesteht 2012 sogar Justizminister José Cardozo ein. „Unsere Gefängnisse sind wahre Schulen des Verbrechens, unmenschlich, ermöglichen keine Reintegration, stärken die Gangstersyndikate. Wer im Knast überleben will, muß sich ihnen anschließen.“
Der Justizminister bestätigt damit die jahrzehntelange detaillierte Kritik der bischöflichen katholischen Gefangenenseelsorge sowie zahlreicher brasilianischer Menschenrechtsexperten. Nur – den Worten des Ministers folgen keine Taten – jährlich kommen Zehntausenden in diesen Kerkern um, durch Mord, Seuchen, Krankheiten.
Unermüdlich sind daher Padre Silveira und seine Stellvertreterin, die Deutsche Petra Pfaller, fast das ganze Jahr in dem Riesenland unterwegs, besuchen mit den lokalen Pastoralgruppen eine Haftanstalt nach der anderen. „Wir ermitteln, sammeln Beweise – und gehen dann direkt zu den politisch Verantwortlichen, stellen Anzeige, fordern Sofortmaßnahmen – von lokalen Behörden bis hinauf zum Innen-und Justizministerium, dem Palast von Staatspräsidentin Dilma Rousseff – natürlich schalten wir auch Amnesty International ein.“ Diese Zähigkeit führt zum Erfolg, leider nicht immer. „Im Teilstaat Amazonas mußten jetzt 20 Prozent aller Gefangenen entlassen werden – die waren alle illegal eingesperrt! Doch in anderen Teilstaaten sind 60 Prozent der Häftlinge garnicht abgeurteilt – warten viele bis zu vier Jahre auf einen Prozeß – wo man nur zu oft deren Unschuld feststellt. Unvorstellbare menschliche Dramen – Menschen vertieren und verfaulen da drinnen regelrecht!“
Gegessen wird mit der Hand, ohne Bestecke – Wäschewechsel etwa einmal im Monat.
„Eine normale Person hält das nicht aus – also setzt man die Häftlinge unter harte Drogen.“ Ebenfalls kaum zu fassen: De facto dienen Brasiliens Gefängnisse heute dem Rauschgifthandel, werden vom organisierten Verbrechen administriert, das von Häftlingsangehörigen Gelder erpreßt – alles geduldet vom Staat, „der sich den Gangsterorganisationen landesweit unterwirft.“ Haarsträubend, daß immer mehr Gefängnisse privatisiert werden. In „normalen“ Anstalten kostet ein Häftling den Steuerzahler monatlich umgerechnet rund 430 Euro, in privatisierten bekommen die Investoren dagegen über 1300 pro Kopf. „Ein phantastisches Geschäft“, so Padre Silveira. „Je voller die Gefängnisse, umso höher der Gewinn.“ Allein im Teilstaat Sao Paulo steigt die Gefangenenzahl monatlich(!) um mehr als 4000.
Nicht resozialisierte, animalisierte Häftlinge werden nach der Freilassung meist sofort rückfällig, viele sterben bei Schießereien mit der Polizei. „Die jetzige Gefängnispolitik erhöht Gewalt und Kriminalität in Brasilien – viele Verbrechen werden in der Haft geplant!“
Wie erträgt der Seelsorger diese seelische Belastung? „Unmöglich, das alles zu verkraften – manchmal fühle ich mich selber psychisch gestört.“ Zumal sein Lebensrisiko wächst. „Ich erfahre tagtäglich, was ich nicht wissen soll – Angst habe ich daher vor der Polizei.“
In Brasilien beseitigt man Unbequeme auch durch vorgetäuschte Verkehrsunglücke, Raubüberfälle. „Daher gehe ich stets in Gruppen, übernachte im Haus des Bischofs.“
Woher nehmen er, seine Pastoral-Mitstreiter die Energie? „Der christliche Glaube verändert, gibt Hoffnung – darauf bauen wir.“
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US-Hinterhof Brasilien. 17.4. 2016 – Pro-Impeachment-Kundgebung auf der Avenida Paulista in Sao Paulo.
Zeitungsausriß.
Bodo Ramelow und die Wertvorstellungen seiner Koalitionspartner:http://www.hart-brasilientexte.de/2014/12/05/bodo-ramelow-und-die-wertvorstellungen-seiner-spd-partner/
“Wir hatten bisher nie Demokratie”: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/22/fabio-konder-comparato-wir-hatten-bis-heute-nie-demokratie-wir-leben-immer-unter-einem-oligarchischen-regime-menschenrechtsaktivist-rechtsprofessor-an-brasiliens-fuhrender-bundesuniversitat-us/
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Extrem symbolträchtig: Dilma Rousseff feiert mit dem Ex-Chef der Folterdiktatorenpartei ARENA, José Sarney(inzwischen starker Mann der PMDB-Partei), 2010 ihren Wahlsieg – mit Rousseff hatte auch Sarney gewonnen… Ausriß.
http://www.hart-brasilientexte.de/2014/10/02/brasiliens-folterdiktatur1964-1985-hans-dietrich-genscher-derzeit-wieder-im-deutschen-mainstream/
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Petra Pfaller, Vize-Koordenatorin der bischöflichen Gefangenenseelsorge in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/12/brasilienes-wird-immer-noch-sehr-viel-gefoltertdeutsche-petra-pfaller-aus-der-katholischen-gefangenenseelsorge-brasiliens-2011-uber-die-menschenrechtslage-unter-lula-rousseff/
Günter Nooke im Website-Interview: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/04/07/unsagliche-folterpraxis-in-brasilien-gunter-nooke-menschenrechtsbeauftragter-der-deutschen-bundesregierung-kritisiert-in-brasilien-folter-und-andere-menschenrechtsverletzungen-druck-ist-noti/
Gefangenenpriester Günther Zgubic: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/29/osterreichischer-pfarrer-und-gefangenenseelsorger-gunther-zgubic-in-brasilien-weiter-folter-in-allen-varianten-eine-deutsche-frau-wurde-unglaublich-mit-elektroschocks-kaputtgemacht-psychisch-ner/
Lulas vielkritisierte Äußerung über Gewalt gegen Häftlinge.
Brasiliens Menschenrechtsorganisation CONECTAS mit Fotoserie über Gewalt in Haftanstalten – anklicken: http://www.estadao.com.br/especiais/2009/11/crimesnobrasil_if_es.pdf
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
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http://www.hart-brasilientexte.de/2010/06/16/die-folter-bleibt-in-brasilien-weiterhin-straflos-zersetzt-polizeiwachen-und-gefangnisse-historiker-cassio-schubsky-erinnert-mitten-in-der-fusball-wm-in-der-grosten-qualitatszeitung-folha-de-s/
In Rio-City von Gangster erschossener Polizist, November 2010, Zeitungsausriß O Globo.
Anschlag auf Polizist von Rio de Janeiro in Lula-Amtszeit.
Ausriß. Pflichtwahlen 2012 in Rio de Janeiro – wie stets mit bemerkenswertem Armeeeinsatz.
Ausriß. Polizei-Spezialeinheit BOPE in Rio de Janeiro:”O BOPE Deseja a todos Feliz Natal!”. Wo deutsche Machteliten ihre Anregungen und Ideen herholen…Brasilien – strategischer Partner der Merkel-Regierung, Testlabor des Neoliberalismus.
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Wem nützt die Banditendiktatur?
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/15/wem-nutzen-banditendiktatur-und-immer-mehr-no-go-areas/
-http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/16/tropa-de-elite-gewann-goldenen-baren-der-berlinale-politisch-korrekte-mainstream-kritiken-blieben-auf-jury-ohne-wirkung/
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http://www.hart-brasilientexte.de/2016/08/05/rio-de-janeiro-5-8-2016-willkommen-in-der-hoellewelcome-to-hell-polizeibeamte-wiederholen-protest-am-tag-der-spiele-eroeffnung-vor-maracana-stadion/
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“Der Irak ist hier” – Menschenrechtssamba von Jorge Aragao, anklicken:http://www.youtube.com/watch?v=XkvjkxERac4
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/10/12/o-iraque-e-aqui-der-irak-ist-hier-hit-von-jorge-aragao/
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Der Sound von Rio de Janeiro.
Brasiliens populärer Waffen-Rap, zur Fußball-WM von Südafrika in den dortigen Diskotheken häufig gespielt – neoliberaler Zeitgeist heute – anklicken: http://www.youtube.com/watch?v=ZthNYozVwNM
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“Schönheit und Fäulnis”. Neue Zürcher Zeitung/NZZ – Klaus Hart:https://www.nzz.ch/schoenheit_und_faeulnis-1.700750
Clip-Ausriß.
“Terror-Rap statt Samba” – Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/terror-rap-statt-samba/763272.html
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Brasilien bewegt den Bundespräsidenten: Während seines Besuchs zeigte sich Joachim Gauck beeindruckt von der Aufbruchstimmung im Land. Deutschland könne von dem Mut zu Veränderungen lernen. Regierungssender Deutsche Welle 2013
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Joachim Gauck 2013 in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/17/brasilien-historischer-besuch-des-deutschen-bundesprasidenten-joachim-gauck-im-tropenland-trotz-gravierender-menschenrechtslage-folter-todesschwadronen-gefangnis-horror-sklavenarbeit-etc-b/
“In der Hölle hinter Gittern” – Langtext: http://www.welt-sichten.org/artikel/221/der-hoelle-hinter-gittern
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Rap das ArmasCidinho e Doca
Parapapapapapapapapa
Paparapaparapapara clack bum
Parapapapapapapapapa
Morro do Dendé é ruim de invadir
Nois, com os Alemáo, vamo se diverti
Porque no Dendé eu vo dizer como é que é
Aqui náo tem mole nem pra DRE
Pra subir aqui no morro até a BOPE treme…
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Weihnachten in Angst – Banditenterror in Brasilien-Slums unterdrückt Freude über Christi Geburt
„Die Slum-Bewohner werden vom Staat im Stich gelassen.“ Bischof Milton Kenan Junior
Kirchliche Friedensdemonstration in Sao Paulo gegen Attentats-und Mordwelle in Brasilien
Nicht wenigen deutschen Christen ist es ein Herzensbedürfnis, gerade in der Weihnachtszeit solidarisch all jener zu gedenken, die in den Konfliktzonen dieser Erde Christi Geburt weder hoffnungsvoll-fröhlich noch entspannt feiern können. Millionen von Menschen in den Elends-und Armenvierteln von Brasilien, dem größten katholischen Land, gehören dazu. „Die schwerbewaffneten Banditenkommandos des organisierten Verbrechens verhängen Ausgangssperren, verüben immer wieder Blutbäder – hier wirken starke, finstere Kräfte gegen die christlichen Werte“, sagt Priester Edson Jorge Feltrin von der Gemeinde des Heiligen Franziskus. „Das bringt auch mich als Geistlichen in eine komplizierte Situation – denn die Weihnachtsgottesdienste müssen zuende sein, bevor es dunkel geworden ist. Die Menschen meiner Slumregion Brasilandia leben in Angst und Bedrückung, ziehen sich immer mehr in ihre armseligen Behausungen zurück, gehen kaum noch ins Freie. Wie soll da weihnachtliche Stimmung aufkommen?“ Wenn es ums tägliche Überleben gehe, der Leidensdruck von Jahr zu Jahr höher werde, so Padre Feltrin, könnten die Slumbewohner schwerlich eine starke innere Beziehung zum Weihnachtsfest entwickeln. „Da ist nicht viel Raum für Reflexionen, wenn von draußen Schüsse, sogar MG-Salven zu hören sind, Banditen mit Benzin immer wieder Busse in Brand stecken. Kurz vor Weihnachten verkohlen zwei Menschen, die nicht rechtzeitig aus dem Nahverkehrsbus flüchten konnten. Für Feltrin und seine Gemeindemitglieder sind es nicht die ersten Weihnachten dieser Art. „ Auch letztes Jahr gab es bereits diese Gewalt – mußten wir den günstigsten Zeitpunkt für die Christmetten finden, um das Risiko für die Gläubigen so gering wie möglich zu halten.“ Feltrin spricht über das Netz der Solidarität unter seinen Gemeindemitgliedern, für die Kirche wie eine große, gute Familie ist. Wo man sich trifft, sich hilft, unterstützt, offen seine Sorgen und Nöte aussprechen kann. „Über die diese kleine Kirche hier haben meine Gläubigen in beharrlichem Kampf viel erreicht – daß es überhaupt Strom und Wasser gibt, man eine Buslinie hierher legte.“ Und daß katholische Gemeinden aus bessergestellten Vierteln der Megacity Sao Paulo gerade zu Weihnachten Nahrungsspenden, Geschenke besonders an Kinder und Alte von Brasilandia verteilen. „Es gibt hier mehr Verelendete, als man denkt. Elend versteckt sich heute nicht in Holzkaten, sondern diesen simplen, provisorischen Backsteinhütten. Denn Holz ist ja viel teurer als Backstein“.
Padre Feltrin hat auch sehr viele junge engagierte Katholiken an seiner Seite, die schon jetzt die T-Shirts des bevorstehenden Jugendtreffens mit dem Papst – 2013 in Rio de Janeiro – tragen – auch zur jüngsten, sehr risikoreichen Friendensdemonstration in Brasilandia.
„Wir alle hier in der Kirchengemeinde des Heiligen Franziskus sind tagtäglich von Gewalt betroffen – Familienangehörige, Freunde und Bekannte werden überfallen, ermordet“, sagt Ana Cristina de Souza, die unweit der kleinen Gemeindekirche in einer Hang-Kate lebt. „Doch die Regierenden kümmern sich nicht um uns.“
Eine Frau neben ihr trägt ein T-Shirt mit dem Foto eines jungen Mannes:
“Das ist mein Enkel Duda – er kam von der Schule, wurde auf offener Straße erschossen. Niemand kennt den Grund, die Polizei hat nichts aufgeklärt. Gott möge uns beschützen.“
Viele auf der Friedensdemonstration erinnern mit solchen T-Shirts an Gewaltopfer der jüngsten Zeit.
Mehrere tausend Christen ziehen tagsüber durch eine der gefährlichsten Regionen Sao Paulos und wissen um das Lebensrisiko. Denn wie das organisierte Verbrechen, dessen Banditenkommandos hier herrschen, auf den kirchlichen Protest reagiert, kann niemand voraussagen. Entlang der Route wurden in letzter Zeit zahlreiche Morde verübt, steckten Gangster einen Nahverkehrsbus in Brand und ließen ihn eine steile Straße hinabrollen – vier Slumbewohner wurden zu Tode gequetscht.
“Für ein friedliches Zusammenleben – keine Gewalt“, hallen immer wieder Sprechchöre.
Auffällig, wie wenige Bewohner auf der Straße sind – hinter stabilen Stahlgittern schauen manche eher mißtrauisch auf den Demonstrationszug. Nachts oft Ausgangssperren – Polizei läßt sich nur selten blicken. 2012 wurden allein in Sao Paulo bereits über 100 Beamte meist hinterrücks bei Anschlägen erschossen. Laut Statistik wird in Brasilien durchschnittlich alle neun Minuten und 48 Sekunden ein Mensch getötet, bei beträchtlicher Dunkelziffer – weit über 50000 Morde sind es im Jahr, mehr als in jedem anderen Land der Erde, weit mehr als in Konfliktgebieten wie Afghanistan.
“Mich haben die Gangster schon zweimal zusammengeschlagen“, sagt Gemeindepriester Feltrin. „Ich lebe in Angst wie alle Gläubigen – denn wir sind dem organisierten Verbrechen ausgeliefert, das vor allem Jugendliche anlockt, rekrutiert. Ich beerdige hier größtenteils junge Menschen, die umgebracht wurden. Und dann die verdeckte Gewalt: Frauen werden mißhandelt, viele Kinder sogar vergewaltigt. Wir leben in einer Kultur des Todes.“
Feltrins Bischof Milton Keno Junior, der die Friedensdemonstration führt, sieht Gewalt als ein gravierendes Problem von ganz Brasilien, zudem gebe es weiterhin Elendsregionen.
“Verbesserungen sind nur langfristig vorstellbar, sofern der Staat an den Slumperipherien stärker präsent ist und eine echte Sozialpolitik praktiziert, zugunsten von Bildung, Arbeitsplätzen, menschenwürdigen Wohnungen. Man muß das Drogengeschäft und den illegalen Waffenhandel stoppen. Brasiliens große Plage ist die Korruption – Gelder für soziale Zwecke werden massiv abgezweigt. Unsere Kirchengemeinden in den Slums befinden sich in prekärer Lage – umso dankbarer sind wir für die Hilfe von Adveniat aus Deutschland.“
Wir laufen mit Bischof Milton Keno Junior und Padre Feltrin in der Nachbargemeinde des deutschen Priesters Konrad Körner aus Ampferbach/Bayern auch an einer kleinen, armseligen Straßenbar vorbei. Eine Woche später verhängen die Banditenkommandos wieder eine Ausgangssperre, doch die Besitzer der Straßenbar überschreiten die festgesetzte Zeit. Motorrad-Killer feuern wahllos in die Gäste – Leichen, stöhnende Verwundete liegen in einer enormen Blutlache.
Konrad Körner: „In Deutschland kann man sich all dies schwerlich vorstellen – noch dazu in der Weihnachtszeit.“
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Weihnachtswünsche aus dem Elend: Überleben, nicht lebendig verbrannt werden, keine Vertreibung aus dem Slum…(2013)
Oben, an der üppig geschmückten Flanier-Avenida Paulista von Lateinamerikas reichster Megacity Sao Paulo zücken Betuchte in Kaufpalästen und Luxusboutiquen ihre Kreditkarten, erfüllen sich nahezu jeden materiellen Wunsch. Mit dem Fahrrad ist man über abschüssige Straßen rasch bei jenen, die nahe der Kloakeflüsse schon froh sind, wenn sie das Weihnachtsfest lebend überstehen. „Gott möge uns vor Feuer bewahren“, sagt Aline Campos in der Favela Heliopolis – eines von über 30 Elendsvierteln, deren eng aneinander geklebteHütten und Katen aus Abfallholz und Pappe 2013 niederbrannten, nur teilweise wieder aufgebaut werden konnten. Auch die Hütte ihrer Schwester zerfiel zu Asche. „Mein größter Wunsch ist, daß ich sie doch noch lebend wiedertreffe, in so vielen Hospitälern habe ich schon nach ihr gefragt.“
Unter der nahen Straßenbrücke nächtigen Dutzende von Obdachlosen, wie fast überall in Sao Paulo, auch direkt an der Kathedrale. Kurz vor Weihnachten sind wieder mehrere von ihnen im Schlaf erschossen worden – „soziale Säuberung“ heißt das zynisch. In der Nordoststadt Caruaru wird einer mit Benzin übergossen, verbrennt lebendig. In Rio de Janeiro und Belo Horizonte, Spielorten der Fußball-WM, geschah dies ebenfalls.
„Der neue Bürgermeister Eduardo Haddad hat auch uns Obdachlosen Sao Paulos im Wahlkampf viel versprochen – könnte er uns nicht wenigstens durch seine Polizei vor solchen Sadisten schützen lassen, gerade in der Weihnachtszeit?“, fragt Antonio Soares.
In der Favela Cachoeirinha zieht der zehnjährige Pedro dos Santos 2012 den künftigen Bürgermeister am Ärmel ins Hüttenlabyrinth, bittet ihn darum, einen schlammigen vermüllten Platz für die Kinder zum Spielen herzurichten. „Das ist der schlechteste, grauenhafteste Ort ganz Sao Paulos“, entfährt Haddad über die Favela. Den Platz kennt man in Deutschland – 2011 feiert dort Adveniat mit den Slumbewohnern einen Gottesdienst, live übertragen vom ZDF. „Wir leben hier ohne Hoffnung in die Politik“, sagt Gemeindepriester Bernardo Daly. „Klar – mein Wunsch wäre, daß sich die Politiker dafür interessieren, wie es dem Volk tatsächlich geht. Doch Bürgermeister Haddad ist vollauf mit Korruptionsskandalen seiner Präfektur beschäftigt – hier bessert sich nichts.“ Größter Wunsch der Slumbewohner, keineswegs nur zu Weihnachten, so Padre Daly, wäre eine sichere, feste Behausung. Denn hier, am stinkenden Abwässerbach, haben sie illegal ihre Katen errichtet, in ständiger Angst, morgen schon, etwa wegen eines Autobahnbaus, von der Präfektur vertrieben zu werden, dann obdachlos auf der Straße zu liegen. „Auch diese Ungewißheit macht die Leute fertig – wir von der Kirche kämpfen dafür, daß sie Besitztitel bekommen.“ Einigermaßen gesund bleiben – noch so ein Weihnachtswunsch der „Favelados“. Denn bei heftigen Tropengewittern steigt der Abwässerbach rasch über die Ufer, steht die üble Brühe dann in den Hütten, krachen manche zusammen, werden weggespült. „Ratten, Schlangen, Stechfliegen übertragen viele Krankheiten.“
In der nordöstlichen Küstenstadt Fortaleza, mit etwa soviel Einwohnern wie Berlin, beten Arleane und Silvio zu Gott, nicht entdeckt zu werden, Weihnachten sicher zu überstehen. Ihr Bruder Felipe, 17, wird dieses Jahr von 15 Revolverkugeln durchsiebt. Mit 13, 14 ist er noch ein richtig netter Junge, doch Analphabet, fast nie in der Schule, der Staat kommt seiner Kontrollpflicht nicht nach. Felipe wird von einem Banditenkommando angeworben, macht eine steile Verbrecherkarriere, ist gefürchtet, wird mehrfach von rivalisierenden Gangstersyndikaten verwundet. Nach dem jähen Tod erschießt seine Gang sofort zwei jugendliche Gegner, Arleane und Silvio flüchten und verstecken sich aus Angst vor üblicher Rache in einem anderen Slum. „Hier werden auch regelmäßig Jugendliche abgeknallt, die ihre Drogenschulden nicht bezahlten.“
„Wie halten die Menschen das in diesen Slums nur aus“, hört man oft von deutschen Christen, die Brasilien besuchen. Schlecht, bzw. garnicht, möchte man antworten. Ana, 15, hochsensibel und sehr aufgeweckt, sieht in ihrer Favela von Fortaleza mehrere Morde, dreht dieses Jahr regelrecht durch, wird zum Pflegefall, hockt jetzt vor Weihnachten in einem dunklen Verschlag der Kate, von starken Psychopharmaka halb betäubt. „Ana war die Beste in der Klasse, hätte den Absprung aus dem Slum schaffen können“, sagt die kirchliche Sozialarbeiterin Benedita Graziano. „Alle in ihrer Familie sind Voll-oder Halbanalphabeten, verstehen das Mädchen garnicht. Unser sehnlichster Wunsch ist, daß sie wieder gesund wird.“ Gewalt und Verbrechen machen psychisch krank, konstatiert auch die Weltgesundheitsorganisation. Brasilien ist das Land mit den meisten Morden. Über 20 Prozent sind dort laut Expertenstudien körperlich oder geistig behindert, in Ländern wie Deutschland ist es nur etwa ein Prozent.
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Deutschlandfunk-Deutschlandradio-Beiträge – Kirche und Religion:
http://www.deutschlandfunk.de/attraktivitaet-des-islams-in-den-favelas.886.de.html?
dram:article_id=244062
http://www.deutschlandfunk.de/irgendwie-durchschlagen.886.de.html?dram:article_id=220755
http://www.deutschlandfunk.de/jesusmarsch-der-brasilianischen-pfingstler.886.de.html?
dram:article_id=216019
http://www.deutschlandradiokultur.de/da-sein-wo-gelitten-wird.1278.de.html?dram:article_id=192907
http://www.deutschlandradiokultur.de/kampf-fuer-die-schoepfung.1278.de.html?dram:article_id=192659
http://www.deutschlandradiokultur.de/koscher-in-sao-paulo.1079.de.html?dram:article_id=176195
http://www.deutschlandradiokultur.de/echte-und-falsche-wunder.1278.de.html?dram:article_id=192487
Deutschlandfunk-Deutschlandradio-Beiträge – Landeskunde, Kultur:
http://www.deutschlandfunk.de/das-verzehren-der-untiere.1242.de.html?dram:article_id=189856
http://www.deutschlandfunk.de/kolonialvergangenheit-und-weltraumbahnhof.1242.de.html?dram:article_id=189705
http://www.deutschlandfunk.de/idyll-fuer-gestresste-staedter.1242.de.html?dram:article_id=189399
http://www.deutschlandfunk.de/angepasste-denker-unter-dem-zuckerhut.691.de.html?
dram:article_id=52898
http://www.deutschlandradiokultur.de/missbrauch-mord-machismus.979.de.html?dram:article_id=151634
http://www.deutschlandradiokultur.de/ohne-boegen-und-schnoerkel.1013.de.html?
dram:article_id=166070
http://www.deutschlandradiokultur.de/ein-festival-der-demagogie.1013.de.html?dram:article_id=165793
http://www.deutschlandfunk.de/truegerische-ruhe.799.de.html?dram:article_id=120110
http://www.deutschlandradiokultur.de/das-erfundene-paradies.1013.de.html?dram:article_id=166512
http://www.deutschlandfunk.de/brasiliens-profitabler-ideenklau.680.de.html?dram:article_id=35851
http://www.deutschlandradiokultur.de/gekaufte-chart-platzierung.1013.de.html?dram:article_id=166383
http://www.deutschlandfunk.de/die-vergessene-diktatur.691.de.html?dram:article_id=52655
http://www.deutschlandfunk.de/kindermord-am-parana.691.de.html?dram:article_id=52594
http://www.deutschlandfunk.de/unter-einsatz-des-lebens.761.de.html?dram:article_id=114038
http://www.deutschlandradiokultur.de/fast-wie-im-mittelalter.979.de.html?dram:article_id=151784
http://www.deutschlandfunk.de/herzlichkeit-freundschaft-und-gewalt.680.de.html?dram:article_id=36527
http://www.deutschlandfunk.de/sind-wasser-und-boeden-verseucht.697.de.html?dram:article_id=72778
Deutschlandfunk-Deutschlandradio-Beiträge – Wissenschaft und Forschung:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/2218551/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1779605/
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1698492/
http://www.wissen.de/thema/nationalpark-iguacu
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1624771/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ewelten/1651902/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1081848/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1375344/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1480331/
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/id=660374/nid=660374/did=1641370/svtjys/
http://www.deutschlandradiokultur.de/die-palme-braucht-den-tukan.1067.de.html?dram:article_id=258181
http://www.dw.de/wie-viel-portugal-steckt-in-brasilien/a-5318083
https://www.juedische-allgemeine.de/autor/klaus-hart/
Ausriß. Ein Land in der Mentalitätsfalle.
„Brasilien ist das Kraftzentrum Südamerikas geworden und zu einer Gestaltungsmacht mit globalem Anspruch herangewachsen“ – Bundesaußenminister Guido Westerwelle.
Dilma Rousseff 2016 – Bischof Erwin Kräutler und die “Zivildiktatur” in Brasilien. Hintergrundtexte, Fotos:
Was das Mainstream-Blatt entgegen der Faktenlage noch 2009 behauptete: “Brazil takes off. A 14-Page-Special Report on Latin Americas Big Success Story”. Nach dem üblichen Motto “Einer schreibt vom andern ab” wurden auch deutsche Mediennutzer mit derartigen “Success Stories” belästigt. Relotius-Journalismus anderswo…
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Hanna Schygulla 75(25. Dezember 2018):
Hintergrundtext von 2002:
Hanna Schygulla, brasilianisch
Vorm ersten Brechtabend in dem Tropenland brauchte sie nur raus aus der Hotelsuite Sao Paulos, runter auf die Rua Augusta, hatte Mackie-Messer-Szenerien pur: Kleine, große Gangster, Top-Manager, Dealer, Nutten, Luxuslimousinen, Absteigen, teure und billige Restaurants, Geistesgestörte und Besoffene, abgerissene Straßenkinder und verelendete Familien, die in stinkenden Müllsäcken nach Eßbarem wühlen, nachts im Dreck der Bürgersteige schlafen. Gleich daneben Lateinamerikas Wallstreet, Bankenpaläste von Milliardären, Globalisationsgewinnern. Nur Schritte entfernt, trat die von der Kritik als „Amazone, brechtische Anti-Walküre” Gefeierte vors Publikum, hatte, absichtlich oder nicht, überdeutliche Bezüge auf die brasilianische Realität en masse im Programm, durchweg in exzellentem Spanisch.
Den Mackie-Messer -Song brachte sie zweimal, spielte ihn außerdem mit Brechts Stimme ein – in einem Land extrem korrupter, zynischer Machteliten, die auch im jetzigen Präsidentschaftswahlkampf nach Kräften versuchen, wieder ihre Leute an die Spitze zu hieven. Damit alles so bleibt, wie es ist: Die weltweit fast krassesten Unterschiede zwischen Arm und Reich, Elend wie in Afrika und sogar noch Sklaverei – in der immerhin elftgrößten Wirtschaftsnation der Welt. ”Die Unerträglichkeit des Seins”, sagt sie mir im Exklusivinterview, „ist hier bis auf die Spitze getrieben, gibt es diese Art von Obszönität – und deshalb denke ich , daß Brecht eben nicht tot ist, sondern hochaktuell, die Haifische schwimmen nach wie vor in den Meeren der großen, umlaufenden Gelder. Globalisacion zielt doch nur auf Maximierung der Profite.”
Und Haifisch, Tubaráo ist in Brasilien geradezu ein fester Begriff, wenn es um Figuren der Geld-und Politikerelite geht, denen auch die größten Bestechungsskandale, Enthüllungen über absurdesten Machtmißbrauch letztlich nichts anhaben können. Hanna Schygulla interessiert natürlich brennend, wie Künstler, Musiker, die einfachen Leute mit diesen Problemen, dieser Realität umgehen. ”Die Lichtseite dieses großen Schattens ist, daß die Menschen viel mehr im Jetzt leben, weil alles so unstabil ist. Da man nicht weiß, ob morgen etwas noch so sein wird wie heute, gibt man sich dem Heute wirklich mehr in die Arme. Während wir doch in Europa doch sehr krampfen, sehr am Festhalten immer sind und am Planen. Und ist das Leben? In diesem höchst gefährdeten, höchst unausgeglichenen, durch viele Erdbeben sozialer Art erschütterten Brasilien sind indessen trotz allem sehr viel Glücksmomente möglich, passiert kulturell sehr viel.” Anfang der Neunziger steckt ihr jemand bei Dreharbeiten auf Cuba eine Kassette mit Liedern von Maria Bethania zu, die hört sie jeden Tag, ist fasziniert. ”Es gibt ja Stimmen, da hat man das Gefühl, die möchte man trinken, die sind wie ein Elixier – und sie hat so eine – ist für mich eigentlich die Stimme Brasiliens.”1993 sieht, hört sie Maria Bethania in Rio de Janeiro erstmals auf der Bühne, beide treffen sich, werden enge Freundinnen, und jetzt, ebenfalls in Sao Paulo der erste gemeinsame Auftritt, im schönsten Konzertsaal der 17-Millionen-Stadt. Man war gespannt, welchen Titel Hanna Schygulla unbedingt mit Maria Bethania singen wollte. Die Wahl fiel auf Emoçoes, ganz intensiv gelebte Gefühle, ein sentimentaler Bolero-Hit von Roberto Carlos, Brasiliens seit Jahrzehnten erfolgreichstem Sänger, Komponisten und Texter – in Deutschland jedoch von den Worldmusic-Puristen als schnulziger Schlagersänger heruntergemacht, im Radio so gut wie nie gespielt. Für Hanna Schygulla liegt das auch an der Unfähigkeit vieler Deutscher, mit großen, romantischen Gefühlen umzugehen – für Brasilianer gewöhnlich kein Problem. „Deshalb sind auch die deutschen Schlager so schrecklich. Roberto-Carlos-Lieder, noch dazu von Maria Bethania gesungen, finde ich wunderbar. Die Musik des eigenen Landes ist das Blut, das durch die ganze brasilianische Kultur pulsiert, die Texte haben es in sich, das ist kein billiges Zeug, sondern lebendige Poesie!” Man spürt es, Hanna Schygulla liebt Lateinamerika, keine andere deutsche Künstlerin hat so enge Beziehungen zum Theater und zur Musik Brasiliens. Sämtliche ihrer Filme mit und nach Faßbinder hatten hier einen enormen Erfolg. Mit Maria Bethania singt sie nicht nur „Emoçoes” zusammen, auch Französisches, dazu „Lili Marlen”, das Publikum ist vorhersehbar aus dem Häuschen, man hörte beide gerne öfters. Das wird passieren , „Vidas paralelas”, parallele Lebensläufe, heißt ihr nächstes Projekt für Brasilien und sogar Europa, mit viel Wort und Musik, Persönlichem, ein Zeitporträt . „Wir sind nun mal jetzt alle in einem Boot – faszinierend, aus verschiedenen Kulturen zu kommen, die Sprache des anderen zu erlernen.”
Kurios, die Reflexionen von Hanna Schygulla 2010 erneut zu lesen. Die Künstlerin wird Sao Paulo, Brasilien sehr verändert vorfinden. Roberto-Carlos-Lieder, die sie so mag, kommen auch heute in Ländern wie Deutschland kaum durch die Musikzensur, “die Musik des eigenen Landes” hat es heute schwerer denn je – die Autoritäten, darunter ein Kulturminister namens Gilberto Gil, haben gemeinsam mit den interessierten Industrien für zügige Amerikanisierung gesorgt. Schygullas Freundin Maria Bethania nennt sich völlig aus der Mode, das Interesse europäischer Mainstream-Medien an Brasilien-Kultur ist noch weit geringer als 2002.
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Ausriß, die andere Sicht – Geo Special Brasilien. “…Rio…ist nun in den touristischen Vierteln so sicher wie eine europäische Großstadt…dieses überraschend moderne, hochsympathische und unendlich vielfältige Land…”
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“Schönheit und Fäulnis”. Neue Zürcher Zeitung/NZZ – Klaus Hart:https://www.nzz.ch/schoenheit_und_faeulnis-1.700750
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“Kommunist” Oscar Niemeyer und das Massaker an Bauarbeitern während der Errichtung von Brasilia:
http://www.hart-brasilientexte.de/2009/11/11/brasilia-50-und-das-massaker-an-bauarbeitern/
Ausriß. “Wir sind alle Lula”. http://www.hart-brasilientexte.de/2010/11/29/rio-de-janeiro-leonel-brizola-vizeprasident-der-sozialistischen-internationale-spielte-wichtige-rolle-bei-ausbreitung-des-organisierten-verbrechens-erinnern-medien-und-fachleute-brasiliens/
14. JULI 2017
Vor wenigen Tagen wurde der in Brasilien noch immer sehr populäre Ex-Präsident Luiz Inácio „Lula“ da Silva wegen vermeintlicher passiver Korruption zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt – von einem dem großbürgerlichen Block willfährigen Richter
„Wir sind bestürzt über die Verurteilung des brasilianischen Ex-Präsidenten Lula wegen angeblicher Korruption. Die Anklage wirkt konstruiert und politisch motiviert, die mehr als dürftige Beweislage stützt sich auf Kronzeugenaussagen. Erneut scheint die Justiz für politische Zwecke instrumentalisiert zu werden. Lulas Partei, die Partei der Arbeiter (Partido dos Trabalhadores – PT), sieht darin einen Anschlag auf die Demokratie und die Verfassung. Bereits im letzten Jahr wurde Dilma Rousseff durch einen parlamentarischen Putsch ihres Amtes enthoben. Nun entsteht der Eindruck, dass Lula, der die Umfragen zu den nächsten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2018 anführt, mit einem fadenscheinigen Urteil aus dem Verkehr gezogen werden soll. Mit der PT hoffen wir darauf, dass in den nächsten Instanzen die Gerechtigkeit zum Zuge kommt. Unsere Solidarität gehört der PT und Luiz Inácio Lula da Silva.“
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http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/15/wem-nutzen-banditendiktatur-und-immer-mehr-no-go-areas/
Ausriß.
Ex-Gewerkschaftsführer Lula – jetzt Teil der Eliten. Foto aus Ausstellung in Sao Paulo.
Insider der Arbeiterpartei PT betonen, Lula sei einst von den deutschen Automultis aufgebaut worden.Dies würde die Sonderstellung dieser Unternehmen in Brasilien, die vielfältigen staatlichen Vergünstigungen erklären, betonen brasilianische Wirtschaftsfachleute.
Bischof Erwin Kräutler und die Zivildiktatur in Brasilien:
Bischof Luiz Cappio:
“Diese Regierung dient nicht dem Volk, sondern nur wirtschaftlichen Interessengruppen.Derzeit treibt die brasilianische Armee am Nordoststrom Rio Sao Francisco die Bauarbeiten voran – doch wir kämpfen weiter gegen das Projekt, lassen uns nicht beirren. Denn dieses Milliarden teure Vorhaben ist unsozial, ungerecht und unethisch. Es wurde der Nation, den Steuerzahlern aufgezwungen und nicht einmal mit den Experten, den Betroffenen vor Ort diskutiert. Nutznießer sind Baukonzerne, Industrie und Exportlandwirtschaft, während der Lebensraum von Kleinbauern und sogar von vielen Indianerstämmen vernichtet, Natur mißhandelt wird.”
Die Lula-Rousseff-Regierung führte besonders die vom Finanzkapital sowie von ausländischen Multis geforderte Wirtschaftspolitik aus – Lula rühmte sich, den Banken Gewinne verschafft zu haben wie nie zuvor.
“Eu sei que tem gente que tem preconceito contra mim. Mas eu desafiaria qualquer um de vocês: eu duvido que algum empresário já ganhou mais dinheiro nesse país do que no meu mandato. Duvido que os bancos já tiveram mais lucro nesse país do que no meu mandato.”
Lula, ex-presidente da República, falando a empresários na Casa Fasano, em São Paulo – Valor – 06/05/2011
Pseudolinke Parteien, Pseudo-NGO, Regierungspolitiker u.a. Mitteleuropas klatschten dieser Politik und ihren sozialen Folgen jahrelang viel Beifall. Auch der gesteuerte deutsche Mainstream darf derzeit an die Mitverantwortung westlicher Länder, die bereits die nazistisch-antisemitisch orientierte Folterdiktatur kräftig unterstützt und inspiriert hatten, für die Lage im US-Hinterhof Brasilien nicht erinnern. Die gravierenden Menschenrechtsverletzungen in Brasilien sind ebenfalls ein Tabu, selbst im deutschen Staatsfunk.
In Brasilien gilt vielen als sehr symboltraechtig, dass Lula just vor dem Mensalao-Prozess noch ein Wahlbuendnis mit Paulo Maluf schloss, der geradezu Synonym fuer politische Korruption sei.
Vor dem Hintergrund seiner engen Kontakte zu Rechten und Rechtsextremen wird Lula in Mitteleuropa häufig als fortschrittlich und links eingestuft.
Maluf sagte vor dem zweiten Wahldurchgang in Sao Paulo ueber sein Verhaeltnis zu Lula und dessen Arbeiterpartei: “Ich habe mich nicht veraendert. Sie haben sich sehr veraendert. Sie haben die multinationalen Unternehmen dermassen gefoerdert, dass ich mir im Vergleich wie ein Kommunist vorkomme.”
Das Mensalao-Demokratieprojekt, aber auch die Menschenrechtslage unter Lula-Rousseff haben die Einordnung der Regierung, der Arbeiterpartei im politischen Links-Rechts-Spektrum stark erleichtert.
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“Heute haben wir eine Zivildiktatur”.
Bischof Erwin Kräutler im Interview mit dem brasilianischen Nachrichtenmagazin “Epoca”, Juni 2012:
“Lula und Dilma Rousseff werden als Zerstörer Amazoniens in die Geschichte eingehen…Ich habe Lula zweimal getroffen…Jene Leute, die früher mit uns kämpften, auf unserer Seite waren, die selbe Sache verteidigten, verteidigen jetzt das Gegenteil…2009 war ein sehr freundschaftliches Treffen mit Lula – ich hoffte noch, er ließe sich überzeugen. Und schrieb sogar: Gottseidank, Lula hat verstanden…Doch es war Theater, politisches Spiel. Er hielt damals meinen Arm und sagte: Dom Erwin, wir werden dieses Projekt niemandem aufzwingen. Du kannst auf mich zählen…Ich dachte, gut – der Präsident würde nicht so reden, wenn es nicht die Wahrheit wäre… Nein, Lula würde mir nicht ins Gesicht lügen…In diesem Moment glaubte ich wirklich an den Dialog…”
Epoca-Frage: “Sie hatten tatsächlich an Lulas Dialog-Versprechen geglaubt?”
Kräutler:”Ich glaubte daran…Aber es gab nie einen Dialog…Was Lula da machte, war nur Show, um dem Bischof gefällig zu sein…Nach meinen Informationen sind 61 Wasserkraftwerke in Brasilien geplant, die meisten in Amazonien…Hier hat sich der Widerstand gegen Belo Monte mit der Arbeiterpartei identifiziert…Bis dann Lula sein Präsidentenamt antrat. Als wir entdeckten, daß Lula seine Position geändert hatte, sind wir aus allen Wolken gefallen. Mein Gott, wie ist das möglich? Und die Leute der Arbeiterpartei hier wechselten auch die Seite…Das alles war Verrat, ein gewaltiger Schlag. Es ist sehr hart, von Leuten verraten zu werden, denen du die Hand gereicht hattest. Man hatte mich gefragt, Bischof, wen werden sie wählen? Ich sagte, ich stimme für Lula…Später sagte dann das Volk: Jetzt schluckt der Bischof…Jetzt sagen sie: Der Bischof war sogar für diese Leute von der Arbeiterpartei. Und jetzt muß ich Kröten schlucken…Lula hat Amazonien nie verstanden…Und am Ende seiner Amtszeit fiel er ins Delirium, berauschte sich an Ziffern, Statistiken…Heute haben wir eine Zivildiktatur…Wenn die Regierung sich verfassungswidrig verhält, leben wir erneut in einer Diktatur…Ich mag eine Frau als Präsidentin, aber ich dachte, als Frau wäre sie sensibler gegenüber unserer Lage…Man kann soviel protestieren wie man will. Sie verhindert jeglichen Dialog schon im Ansatz. Belo Monte ist kein Thema für eine Diskussion. Sie ist sehr hart, unnachgiebig, akzeptiert keine abweichende Meinung…Die Geschichte Amazoniens, Brasiliens und der Erde wird bald Lula und Dilma sehr genau als skrupellose Zerstörerverurteilen – als Verursacher von Einwirkungen, die unumkehrbar das Klima des Planeten veränderten…”
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Militär in Brasilien:
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/04/13/319/
Militärschau in Sao Paulo, brasilianischer Export-Panzer.
Militär rückt in “Complexo do Alemao” ein. Ausriß.
“Anknüpfen an die Erlebniswelt der Kinder”.
Verirrte Kugeln in Rio – Frau getötet 2013, die ihr Baby auf dem Schoß hatte.
Frankfurter Buchmesse 2013 – Gastland Brasilien – Deutschlandjahr 2013 in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/17/frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien-literatur-und-landesrealitaet-keinerlei-veranstalterhinweis-auf-gravierende-menschenrechtslage-auf-daten-und-fakten-von-amnesty-international-und-bras/
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Da Lula mit der GroKo-Partei SPD eng liiert ist, darf über ihn – von Ausnahmen abgesehen – nur entsprechend positiv berichtet werden. Seilschaften, Verflechtungen, Abhängigkeiten…
Ausriß. “Mit der SPD bin ich schon seit den Zeiten verbunden, als ich Gewerkschaftsführer war.” Hochrangige SPD-Politiker wie Willy Brandt und Helmut Schmidt pflegten enge Beziehungen zur nazistisch-antisemitisch orientierten brasilianischen Folterdiktatur. Wegen strenger Zensurvorschriften dürfen deutsche Staatsmedien u.a. im AfD-Pegida-Kontext, im Wahlkampf 2019 nicht darauf hinweisen, darüber informieren.
http://www.hart-brasilientexte.de/2018/10/08/brasilien-wahlzirkus-2018-bolsonaro-46-haddad-29/
Schwarzer Junge mit beliebtem Hakenkreuz-Drachen im Ibirapuera-Stadtpark von Sao Paulo – während der brasilianischen Militärdiktatur, zu der Willy Brandt, Helmut Schmidt, Genscher etc. sehr enge Beziehungen unterhielten.
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Wer in Deutschland stockreaktionär-rechts ist – und wer nicht…
Angesichts der starken Unterstützung für lateinamerikanische Foltergeneräle, nazistisch-antisemitisch orientierte Folterregimes gelten Brandt, Schmidt, Genscher in der offiziellen westdeutschen Geschichtsschreibung als ehrenwerte, vorbildhafte Personen.
Ausriß, Diktator Ernesto Geisel und Bundeskanzler Helmut Schmidt in Bonn 1978.
Diktator Geisel nennt die Ermordung von Regimegegnern eine Notwendigkeit – in Gespräch mit General Dale Coutinho(zitiert in Nachrichtenmagazin Veja 2003):
Geisel: “Brasilien wird heute als eine Oase angesehen.”
Dale Coutinho: “Ah, die Dinge haben sich sehr verbessert. Unter uns gesagt, läuft es besser, seit wir begonnen haben zu töten. Wir haben begonnen zu töten.”
Geisel:”Denn vorher hat man einen festgenommen – und der kam dann wieder frei. Coutinho, Töten ist zwar barbarisch, aber ich denke, das muß sein.”
Veja:”Der Kongreßabgeordnete Ulysses Guimaraes verglich Geisel mit Ugandas Diktator Idi Amin…Geisel, General der demokratischen Öffnung, war für politischen Mord…Geisel wollte die Fortsetzung der Ausrottungspolitik.”
Die brasilianische Militärdiktatur produzierte in Rio de Janeiro Napalm im Stadtteil Bonsucesso und setzte es gegen Regimegegner u.a. 1972 in Araguaia ein.
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1978 besuchte Brasiliens Militärdiktator Ernesto Geisel die Bundesrepublik Deutschland – in einer Tischrede lobte Bundeskanzler Helmut Schmidt(SPD) die “Konvergenz der Ziele” und die “Übereinstimmung der Werte” der sozialliberalen Bundesregierung und der brasilianischen Militärdiktatur. Beide Seiten hätten die gleichen Grundkonzeptionen über die Gesellschaft.“Mit Brasilien hatten wir nie Interessenunterschiede oder Divergenzen im Nord-Süd-Dialog”.
“Konvergenz der Ziele, Übereinstimmung der Werte”, gleiche Grundkonzeptionen über die Gesellschaft – diese Bewertungen von Helmut Schmidt sind politisch und zeitgeschichtlich brisant. Immerhin handelt es sich bei ihm um eine Führungsfigur, ein Idol der deutschen Sozialdemokratie – bei General Geisel indessen um einen Folterdiktator. In Geisels Amtszeit (1974-1979) war u.a. 1975 der sehr bekannte jüdische TV-Direktor, Journalist, Dramaturg und Professor Vladimir Herzog in einem heute unter Denkmalsschutz stehenden Repressionszentrum Sao Paulos extrem sadistisch totgefoltert worden – von vielen anderen Ermordeten, Verschwundenen ganz zu schweigen.Unterdessen wurde ermittelt, daß unter Geisel gefolterte Regimegegner auch durch Giftspritzen umgebracht wurden, das Militär zahlreiche Oppositionelle außergerichtlich exekutierte.
Die SPD, etwa der jetzige Parteichef Gabriel, haben sich nie vom engen Verhältnis von SPD-Politikern wie Brandt und Schmidt zu Brasiliens Folterdiktatur distanziert…(Stehts in Ihrem Lieblingsmedium – oder gilt dort scharfe Zensur?)
Ausriß, deutschstämmiger Folterdiktator Ernesto Geisel des nazistisch-antisemitisch orientierten Militärregimes von Brasilien und Helmut Schmidt 1978 im Bundeskanzleramt von Bonn. SPD-Schmidt traf sich in Sao Paulo sogar mit Diktaturaktivist Paulo Maluf – der gab ein Bankett für ihn…
Geisel:”Denn vorher hat man einen festgenommen – und der kam dann wieder frei. Töten ist zwar barbarisch, aber ich denke, das muß sein.” Ausriß brasilianisches Nachrichtenmagazin Veja.
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Therapeut Jorge Forbes äußerte sich gegenüber den Landesmedien zum Fall einer Frau, die 2011 in Sao Paulo auf einem Friedhof Zeugin einer außergerichtlichen Exekution wurde, und dem Polizeinotruf live das Vorgehen der Täter, allesamt Militärpolizisten, schilderte. “Wir leben in einer Zeit der Feigheit. Deshalb ist es so überraschend, wenn jemand auf diese Weise reagiert, als wollte er sagen: Ich werde mich in diesem Krieg nicht taub stellen.” Zur Frage, warum derartige Fälle von Zivilcourage so selten sind, wies Jorge Forbes auf das Zurückweichen der Gesellschaft vor den Banditen hin. Weil diese Waffen besäßen, panzerten die Menschen ihre Autos. Die Frau habe indessen den Todesschützen unter Druck gesetzt, ihn zur Rede gestellt, was bewundernswert sei. In Sao Paulo wäre es optimal, wenn es eine Welle solchen Sozialverhaltens gäbe – wie in New York vor Jahren in Bezug auf das Verbrechen, meinte Forbes.
Die Frau erhält unterdessen Zeugenschutz, wird rund um die Uhr bewacht.
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gewalttaten-in-den-schulen-haeufen-sich/4037582.html
Bono Vox, U2: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/08/bono-von-u2-trifft-prasidentin-dilma-rousseff-in-brasilia-konzerttournee/
Hintergrund zu Jorge Forbes:
Wie funktioniert sozialpsychologisch Karneval in einer Scheiterhaufenstadt, die von täglichen Schießereien, Feuergefechten, zahlreichen Morden und No-Go-Areas geprägt ist? Auf der Berlinale 2008 wird im brasilianischen Wettbewerbsbeitrag „Tropa de Elite” erstmals auch eine u.a. zur Einschüchterung der Slumbewohner übliche barbarische Tötungsart, der Scheiterhaufen aus aufgestapelten Autoreifen, genannt „Microondas”, Mikrowelle, gezeigt.
Beim Drehen der Szene in der Favela ”Morro dos Prazeres” waren laut Presseberichten Dutzende von Banditen, die Mpis, Pistolen und Handgranaten trugen, in der Nähe und schauten zu, gaben aus eigener Scheiterhaufen-Praxis Tips.”Po, der Typ stirbt nicht so, der schreit viel mehr”, sagte einer von ihnen zu den Schauspielern. Die hielten sich, wie es hieß, an die Anweisungen der Banditen, produzierten die Microondas-Szene exakt so. Scheiterhaufen dieser Art loderten bereits häufig in der Amtszeit von Rio de Janeiros Gouverneur Leonel Brizola, der Vizepräsident einer großen weltweiten Parteienassoziation war. Die Favela „Morro dos Prazeres” befindet sich unweit der weltberühmten Paradestraße des Karnevals, dem Sambodrome.
Mancher europäische Zuschauer dürfte sich fragen, wie mittelalterliche Scheiterhaufen und ein weltberühmter Karneval in derselben Stadt möglich sind. In Sao Paulo berichteten Augenzeugen, daß in den achtziger und neunziger Jahren bei einer der berühmtesten Sambaschulen der Megacity auf beinahe jeder öffentlichen Vor-Karnevals-Probe im Getümmel Menschen erschossen wurden. Wie es hieß, wurden die Leichen weggeschleift – und das Sambafest ging weiter.
Der aus Rio de Janeiro stammende renommierte Therapeut und Kolumnist Jorge Forbes erläuterte entsprechende soziokulturellen Besonderheiten des Tropenlandes im Website-Exklusivinterview und kritisierte dabei auch den Rio-Karneval. „In unserem Land geschehen viele Tragödien, viele schockierende soziale, wirtschaftliche Desaster. Die Brasilianer müßten jedesmal innehalten, und sich einfach sagen: Schluß mit dem Lachen. Doch damit haben Brasilianer im allgemeinen große Probleme – sie sind Selbstbesinnung, Selbstbeobachtung und eben dieses Innehalten nicht gewöhnt. Als ob sie fürchten, an Kreativität, an Lebenslust zu verlieren. Oder gar in eine ausweglose Depression zu verfallen.” Therapeut Forbes bezog sich u.a. auf das letzte große Flugzeugunglück von Sao Paulo, bei dem rund zweihundert Menschen größtenteils in den Flammen eines Airbus umgekommen waren. Von solchen Geschehnissen wolle sich der Brasilianer so rasch wie möglich entfernen, tue dies indessen auf krankhafte Art. Daß direkt am Schauplatz der Flugzeugkatastrophe lachende Menschen waren, Regierungsfunktionäre minutenlang lachten, zudem obszöne Gesten machten, nennt Therapeut Jorge Forbes ebenfalls manisch, krankhaft. Brasiliens Nachrichtenmagazin „Veja” veröffentlichte Fotos von hohen Funktionären der staatlichen Luftaufsichtsbehörde Infraero, die am Unglücksort auf den brennenden Airbus zeigen, irgendeine Bemerkung machen und dann etwa fünf Minuten lang lachen. Auch über die Scheiterhaufen von Rio werden immer wieder Witze gerissen.
”Ich wünschte mir, die Brasilianer würden anders reagieren. Denn daß wir nicht mit Schmerz, mit Schwäche und eigener Zerbrechlichkeit umgehen können, kommt uns teuer zu stehen. Wer die nötige Trauerarbeit nicht leistet, wird nur zu häufig krank, psychisch gestört oder eben gefühlskalt. Hier zeigen sich auch Entsolidarisierung und Individualismus in einer immer egoistischeren Welt. Man schaue sich nur den Karneval von Rio an – er ist nicht mehr Ausdruck der Fröhlichkeit unseres Volkes, sondern eher ein Festival kollektiver Entfremdung, von Oberflächlichkeit und Scheinheiligkeit. Auf Regierungen können wir nicht mehr hoffen, die Zivilgesellschaft muß sich organisieren, jeder von uns muß Verantwortung übernehmen. Die brasilianischen Eliten schotten sich in ihren Privilegiertenghettos, ihren Privatstraßen ab, hinter Stacheldrahtverhauen unter Strom. Wenn man den anderen nicht mehr als potentiellen Freund, sondern potentiellen Feind ansieht, führt dies zu paranoiden Sozialbeziehungen, führt in die Katastrophe.”
Brasilianische Sozialwissenschaftler sowie bekannte Kommentaristen betonen seit Jahren, daß die Auslandspropaganda nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen das Karnevalsklischee weiterhin fördert. Das Klischeebild Brasiliens als Land von Samba, Karneval, Fußball, unbändiger Lebensfreude und Rassendemokratie sei kurioserweise von Diktator Getulio Vargas, einem Hitlerverehrer und Judenhasser, in den dreißiger und vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts produziert worden. Diogo Mainardo, provokanter Kolumnist des führenden Nachrichtenmagazins „Veja”, formuliert es so:”D e r Brasilianer existiert gar nicht, ist eine Täuschung, eine Lüge. Wer den Typus des Brasilianers erfunden hat, war die Getulio-Dikatur. Die erfand eine Rasse, glorifizierte die Mischung zwischen Weißen, Schwarzen und Indianern “ Frucht einer kollektiven Vergewaltigung. Erfunden wurden Mythen, der Fußball, der Karneval, die Populärmusik. Die Getulio-Diktatur erfand d e n Brasilianer, um ihn besser beherrschen zu können.” Mussolinis Italien, aber auch Hitlers Deutschland seien hier vorbeigekommen, es habe ein „ambiente goebbeliano” gegeben. „Der Unterschied ist, daß sich Italien und Deutschland von jenem sechzig Jahre zurückliegenden totalitären Diskurs befreit haben. In Brasilien wird er gleich fortgesetzt, werden Ideen von 1930 wiedergekäut. Die großen Namen unserer Intelligentsia und unserer Kultur sind jene alten Kollaborateure der Getulio-Diktatur, die mitgeholfen haben, jenes Image vom Brasilianer zu schmieden.” Diogo Mainardo von „Veja” nennt den in Europa mit Lob und Hudel bedachten Architekten Oscar Niemeyer, aber auch Namen wie den Brasilia-Entwerfer Lucio Costa, ferner Gilberto Freyre und Vinicius de Morais.
Franziskaner contra Mainstream: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/01/morde-an-zivilisten-in-libyen-durch-bombardements-brasilianischer-franziskaner-jose-francisco-fordert-bestrafung-der-tater-und-auftraggeber-rasche-entschadigung-und-wiedergutmachung-fur-die-hinterbl/
« Die Neujahrsredenvorleserin. Staatsmedien dürfen nicht informieren, wer die Neujahrsredenschreiber sind. Erwartungsgemäß kein Wort zu Amberg – zu den bundesweit erfolgreich erprobten Methoden zur Einschüchterung der Bevölkerung. Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Silvester-Gewaltexzesse 2018. Fremdenhaß auf Deutsche, die als Steuerzahler Fremde finanzieren. – Marcelo Yuka im Koma(Rio, Januar 2019). „Heute siegen in Brasilien Grausamkeit, Faschismus und Dummheit.”(Yuka 2014! – Brasiliens Staatschefin war Frauenpower-Dilma Rousseff) Die Resultate der Lula-Politik…Warum Brasilien strategischer Partner der Merkel-GroKo ist. Marcelo Yuka – Opfer der Musikzensur in deutschen Staatsmedien. Seit Jahrzehnten starker Zensur-Druck u.a. wegen Nazivergangenheit-Kontext(Schmidt, Brandt etc.) und starker deutscher Kapital-Präsenz in Brasilien. »
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