Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasilien: Wo die lokalen Behörden den 2012 in Bahia ermordeten deutschen Touristen Steffen Neubert aus Freiberg in einem Nummerngrab „beerdigten“. Friedhof neben einem gewaltgeprägten Elendsviertel von Ilheus. Wo Neubert liegt, steckt ein Holzstück mit der Nummer 22749. Pro Jahr werden in Lateinamerikas größter Demokratie laut Expertenangaben weit über 50000 Menschen ermordet.

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Steffen Neubert wurde 2012 an einem Strand bei Ilheus   tot aufgefunden – die Polizei ging laut Landesmedien davon aus, daß er erdrosselt wurde. Deutsche Medien meldeten nichts darüber. “Turista alemao é encontrado morto”.

Wie Barack Obama den Tropenstaat Brasilien bewertet: “Brasilien ist eine beispielhafte Demokratie. Dieses Land ist nicht länger das Land der Zukunft – die Menschen in Brasilien sollten wissen, daß die Zukunft gekommen ist, sie ist hier, jetzt”.

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/11/16/deutscher-hans-friedrich-zeltner65-in-salvador-da-bahia-ermordet/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/30/brasilien-gewalttote-in-afghanistan-und-in-sao-paulo-beeindruckende-vergleiche-der-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo-zwischen-den-opferzahlen-beider-lander-afghanistan-ist-dagegen-sogar-f/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/12/27/brasilien-2012-das-jahr-der-eindrucklichen-machtdemonstrationen-des-organisierten-verbrechens-107-polizist-sao-paulos-am-2-weihnachtsfeiertag-ermordet-laut-amtlichen-angaben/

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2013 hat die Schwester des Ermordeten in Brasilien versucht, nähere Hintergründe der Tat zu erfahren – Auszüge aus ihrem Bericht:

 „Beim Verlassen des Polizeireviers fragte meine Begleiterin einen  Polizisten nach dem Friedhof, denn wir hatten schon zwei Tage zuvor Schwierigkeiten, diesen ausfindig zu machen. Die Papiere, die ich 2012 zugeschickt bekommen hatte, sollten zum Auffinden des Grabes ausreichen. Das hätte nie funktioniert. Glücklicherweise hatte ich nach Anfrage beim Konsulat, Wochen vorher eine genauere Beschreibung mit Quadra und Grabnummer erhalten. Der Ansprechpartner auf dem Friedhof war ebenfalls genannt worden…

Am nächsten Tag waren wir also wieder an der Polizeistation. Die Übersetzerin und meine Begleiterin sprachen mit den Polizisten . Die Übersetzerin sagte, dass wir mit dem Polizeijeep fahren und dass der Ort und der Weg dorthin sehr gefährlich sind. Deshalb sollte alles sehr schnell gehen. Mir wurde ausdrücklich gesagt, ich /wir dürfen uns dort nicht lange aufhalten. Die Übersetzerin ist eine sehr junge Frau. Es wurde ihr nahegelegt, nicht mit zum Friedhof zu fahren. Sie blieb also auf der Wache und  wir stiegen zusammen mit zwei bewaffeneten Polizisten in das Polizeifahrzeug. Mir war schon ganz anders als ich sah, wie einer der Zivilpolizisten ein Maschinengewehr vor der Wache lud. So hatte ich mir die Fahrt nicht vorgestellt. Ich war ziemlich angespannt…Die letzte Wegstrecke zum Friedhof war die Fahrt durch ein Elendsviertel…So ein Elend habe ich noch nie gesehen.

Oben auf einem Hügel,( fast schon Berg)trafen wir auf einen älteren Mann mit zwei Kindern. Der war wie sich herausstellte der Friedhofsverwalter, vielleicht auch „nur“ Totengräber. Ich weiß es nicht. Da ich keine Übersetzerin hatte, konnte ich nur an Mimik und Gestik erkennen was Sache war. Die Polizisten und meine Begleiterin zeigten die Papiere diesem Mann und er konnte mir sehr schnell zeigen, wo das Grab ist. Die Polizisten gaben uns nochmals zu verstehen, dass wir uns beeilen müssen. Das Grab war nicht weit weg.  Als ich sah, wie der Friedhofsverwalter ein Stückchen den Abhang hinunter auf ein paar armselige mit Holzstücken gekennzeichnete Gräber zuging, dachte ich nichts mehr . Ich mußte weinen. So etwas kann man nicht als Grab bezeichnen. Sofort fing er an, Erde von einem dieser Holzbretter wegzukratzen,  um mir die Nummer zu zeigen und die Übereinstimmung mit den Angaben, die ich vom Konsulat erhalten hatte zu prüfen. Ja es war das Grab. Ich konnte es nicht fassen…

Wie lange der von mir mitgebrachte kleine Engel mit Solarkreuz da stehen wird????.Ein kleines Granitherz hatte ich in Deutschland gravieren lassen mit Namen, Geburts-und Sterbejahr…

Rückblickend kann ich heute sagen, dass meine Entscheidung, dorthin zu fahren, richtig war.Das Elend, was ich dort gesehen habe – das Elend von Mensch und Tier, ist für mich als Otto-Normal-Deutsche schockierend…Sehr schade finde ich die Tatsache, dass die Todesursache, die ganzen Umstände(wie und warum er dort war) , nicht geklärt werden.  Das alles , so denke ich zumindest, würde, wenn mein Bruder in Deutschland umgekommen wäre, genauer hinterfragt, untersucht. Wie auch immer. Mehr werden wir nicht erfahren.“

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http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/09/das-menschenrecht-auf-personliche-sicherheit-unter-lula-die-deutsche-botschaft-in-brasilia-informiert/

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/09/30/brasilien-wieder-auslandischer-tourist-ermordet-diesmal-ein-17-jahriger-schuler-aus-rusland-erschossen-in-marica-bei-rio-de-janeiro/

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/07/frankfurter-buchmesse-2013-das-wichtigste-der-debatten-ist-nicht-die-literatur-sondern-die-politische-diskussion-uber-brasilien-paulo-lins-einziger-schwarzer-der-70-kopfigen-nationalen-schrift/

Joachim Gauck in Brasilien:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/17/brasilien-historischer-besuch-des-deutschen-bundesprasidenten-joachim-gauck-im-tropenland-trotz-gravierender-menschenrechtslage-folter-todesschwadronen-gefangnis-horror-sklavenarbeit-etc-b/

Guido Westerwelle in Brasilien:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/12/26/guido-westerwelle-war-gestern-der-spiegel-westerwelle-in-brasilien-keinerlei-kritik-an-gravierenden-menschenrechtsverletzungensystematische-folter-todesschwadronen-liquidierung-von-menschen/

Dieser Beitrag wurde am Montag, 07. Oktober 2013 um 23:28 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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