Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Rio+20: Rousseff-Regierung verzögert bzw. stoppt Ausbau des öffentlichen Verkehrs, aber fördert kräftig den PKW-Absatz der Automultis durch Steuersenkungen – trotz PKW-Verkehrschaos und Giftluft in Städten wie Rio und Sao Paulo, prangern nationale Umweltexperten an. Rekorde bei Verkehrstoten, Unfall-Invaliden. Warum Brasilia aus Mitteleuropa soviel Lob erhält. “Südamerikas Vorzeigestaat” – Der Spiegel 2012.

Halbherzige Maßnahmen der Regierung angesichts stetig langsamerer Wirtschaftsaktivitäten sowie Deindustrialisierung sind bei brasilianischen Umweltexperten auf heftige Kritik gestoßen. Anstatt den Ausbau der grausig ineffizienten öffentlichen Verkehrsmittel, vor allem Bahn, S-Bahn und Metro, zu fördern, begünstige die Regierung keineswegs zum ersten Mal just die Automultis, deren PKW-Absatz durch kräftige Steuersenkungen – in einem Land von Massenelend und nicht ausgetilgtem Hungerproblem, lauten die Hauptargumente. Just vor Rio+20 sei dies ein Zeichen dafür, wie die Rousseff-Regierung ticke. Finanzminister Guido Mantega räumte öffentlich ein, daß die Automultis Druck ausgeübt hätten. Ohne Regierungsförderung gebe es Zwangsferien und Entlassungen.

In Brasilien ist nur eine Minderheit angesichts des Billiglohnsystems in der Lage, ein Auto zu kaufen – die offizielle Armutsgrenze liegt umgerechnet bei etwa 65 Euro. 

Die Mehrheit würde indessen, so die Umweltexperten in Inforadios des Landes, durch Investitionen in das marode öffentliche Verkehrssystem begünstigt. 

Die Abgas-Giftluft in Brasiliens Städten, die Wirkung auf die Gesundheit von vielen Millionen Menschen, darunter Tod durch Infarkt, Schlaganfall etc.  sind bestens bekannt und untersucht. Noch mehr Abgase heißt, so die Umweltexperten, noch mehr Emission klimaschädlicher Gase – während just eine Verminderung der Emissionen dringend nötig sei.

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/23/rio20-brasiliens-umweltexperte-fabio-olmos-populistische-politiker-mit-denen-unsere-erde-vergiftet-ist-werden-in-rio-lediglich-zirkus-veranstalten-viele-ngo-unglucklicherweise-ebenfalls/

Wirtschaftsjournalist Carlos Alberto Sardenberg stellt unter dem ironischen Titel „Autos für alle“ heraus, daß Brasilien laut den Industrie-Berechnungen Platz für zusätzliche 75 Millionen PKW habe, viermal mehr als jetzt,  um auf europäischen Standard zu kommen.

Während die PKW im Großraum Sao Paulos zunehmend nur noch im Kriechgang vorankommen, stellen die Qualitätsmedien in ihren Analysen heraus, daß Personenzüge eine Geschwindigkeit zwischen 100 und 150 Kilometern per Stunde erreichen, die billigste, schnellste, am wenigsten umweltvergiftende und sicherste Verkehrsart seien. (O Estado de Sao Paulo 2012) Laut Verkehrsexperten haben indessen die Automultis dafür gesorgt, daß ein Bahnnetz wie etwa in Deutschland nicht existiert, das bestehende nahezu vernichtet wurde, nicht mehr möglich ist, mit der Bahn eine Reise im Land zu unternehmen, von Großstadt zu Großstadt zu fahren. 

Rio+20:Großraum der Megacity Sao Paulo hat übelste Giftluft seit acht Jahren, laut neuer Studie. Viele brasilianische Großstädte verzichten auf Messung der Luftvergiftung: Manaus, Fortaleza, Recife…“Südamerikas Shooting Star”(CeBIT) **

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http://wissen.dradio.de/megastadt-sao-paulo-macht-krank.37.de.html?dram:article_id=4122

Das hochgiftige Ozon hatte den Angaben zufolge 2011 die höchste Konzentration seit 2001. Umweltexperten verweisen in diesem Kontext u.a.  auf die erfolgreiche Stimulierung des Individualverkehrs, die ebenso erfolgreiche Benachteiligung, Verschlechterung des öffentlichen Nahverkehrs. Sao Paulo besitzt nicht einmal ein Radwegenetz – Hinweis auf den ständig wachsenden Entwicklungsrückstand zu Ländern der Ersten Welt, darunter Mitteleuropas. Die rund 24 Millionen Bewohner der Megacity immer schlechterer Giftluft auszusetzen, zeigt zudem, welcher Begriff von Gesundheitspolitik in Brasilien vorherrscht. Die gravierenden Wirkungen der Giftluft auf die Gesundheit der Stadtbewohner sind bestens bekannt. In Ländern wie Deutschland macht man sich keinen Begriff, wieviele Menschen in Sao Paulo an Tagen besonders großer Hitze und Ozonbelastung an Herzinfarkten sterben, Schlaganfälle erleiden. Es trifft besonders Menschen in den Elends-und Armenvierteln, deren Immunsystem u.a. wegen Mangelernährung sowie Favela-Streß sehr schwach ist.

Sao Paulos folgenreiche Luftvergiftung: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/10/13/sao-paulos-folgenreiche-luftvergiftung-und-die-eliten-herzspezialist-dr-ubiratan-de-paula-santos-und-weltsozialforum-erfinder-oded-grajew-sexualitat-durch-luftvergiftung-betroffen/

Brasiliens Wahlkampf, Präsidentschaftskandidat und Ex-Gesundheitsminister José Serra, Sao Paulos Grüne, die Gift-Luft der Megacity, Scheiterhaufen… **

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“Dreckig, trocken und schwer” – Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” über die Giftluft der Megacity.

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/05/24/es-gibt-kein-umweltbewustsein-in-brasilien-die-kultur-des-landes-ist-zerstorung-mario-mantovani-umweltexperte-nao-ha-consciencia-ecologica-no-pais-a-cultura-do-brasil-e-de-degradacao/

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1779605/

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“Coletivo Urubus” – Künstlerischer Protest gegen Naturzerstörung, hohe Luftvergiftung in Sao Paulo, die City-Bäume absterben läßt. “Praca da Republica”.

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/23/rio20-brasiliens-hausgemachte-umweltkatastrophen-regierung-schatzt-wirtschaftliche-schaden-der-jetzigen-durre-auf-umgerechnet-rund-5-milliarden-euro-durre-ist-folge-von-radikaler-abholzung/

Verkehrstote, Fahren ohne Führerschein: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/22/brasilien-fahren-ohne-fuhrerschein-gangige-praxis-todliche-unfalle-entsprechend-hoch/

Bischof Christian Krapf aus der Schweiz:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/22/brasiliens-bischof-christian-krapf-aus-der-schweiz-wieviel-die-wohlhabenden-geldanleger-des-tropenlandes-2011-von-der-rousseff-regierung-erhielten-und-wieviel-die-empfanger-von-anti-hunger-hilfebo/

ThyssenKrupp-Abgase in Rio:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/16/rio20-thyssenkrupp-will-stahlwerk-am-zuckerhut-doch-verkaufen-einst-als-wichtigstes-projekt-deutsch-brasilianischer-wirtschaftszusammenarbeit-geruhmt-von-lula-mit-eingeweihtein-gutes-beispie/

Auf dem Weltsozialforum 2012 in Porto Alegre stellten Medienfunktionäre Länder wie Brasilien indessen sehr positiv dar, ohne beispielsweise Vergleichsdaten zu Umweltschutz und Menschenrechtsverletzungen zu nennen.

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/30/welsozialforum-2012-intelligent-von-der-brasilianischen-rousseff-regierung-alibi-ngo-und-funktionarskadern-aus-politik-und-wirtschaft-auch-des-auslands-instrumentalisiert-weltsozialforum-grunder-o/

Der Giftsmog in der Megacity Sao Paulo ist derzeit schockierend, jedoch unterbleiben trotz der enormen Gesundheitsprobleme jegliche Sofortmaßnahmen. Laut jüngsten Studien überschreitet die Luftvergiftung bis zum Siebenfachen die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation, verursacht Dauer-Kopfschmerzen und Augenbrennen, zudem Infarkte, Schlaganfälle, Asthma. Direkt politisch verantwortlich ist der Teilstaatsgouverneur und Ex-Gesundheitsminister José Serra, der bei den Oktober-Pflichtwahlen für das Amt des Staatspräsidenten kandidiert. Auch die Grünen-Kandidatin Marina Silva hat sich während ihrer Amtszeit als Umweltministerin nie für die dramatische Smogsituation Sao Paulos interessiert. Der Masse der Paulistanos, kommentieren betroffene Brasilianer, sei schlichtweg egal, wie die fast durchweg durch Autoabgase verursachte Giftluft die eigene Gesundheit schädige. Im Wahlkampf würden Maßnahmen gegen die Luftvergiftung unterlassen, um die Wählerklientel der Auto-und Motorradfahrer nicht zu verprellen. Umweltschutz-Sekretär der Präfektur Sao Paulos ist Eduardo Jorge von den brasilianischen Grünen, Präfekt Kassab gehört zur Rechtspartei DEM…

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/06/17/giftgas-uber-sao-paulo-foto-anklicken-gravierende-gesundheitsschaden-tote/

Hintergrund: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/10/13/sao-paulos-folgenreiche-luftvergiftung-und-die-eliten-herzspezialist-dr-ubiratan-de-paula-santos-und-weltsozialforum-erfinder-oded-grajew-sexualitat-durch-luftvergiftung-betroffen/

http://wissen.dradio.de/index.37.de.html?dram:article_id=4122

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/06/brasiliens-grunen-kandidat-fernando-gabeira-macht-slum-wahlkampf-mit-banditenerlaubnis-laut-landesmedien-waffen-und-wahlerstimmen/

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/06/daniel-cohn-bendit-im-grunen-wahlkampf-brasiliens-was-alles-fehlt/

Sao-Paulo-Fotos: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/01/25/sao-paulo-ist-456-interessanten-megacity-rundblick-anklicken/

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Ausstellungsfoto – Dilma und Sarney.

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/04/geschwatz-und-prahlereien-von-lula-sind-nun-einmal-nur-geschwatz-und-prahlereien-dr-fabio-olmos-biologe-umweltexperte-uno-berater-uber-kopenhagen-klimakonferenz/

Crack in Sao Paulo: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/05/30/crack-die-grose-offene-szene-in-sao-paulo-im-prasidentschaftswahlkampf-2010/

Scheiterhaufen: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/05/scheiterhaufen-in-sao-paulo-mindestens-15-menschen-in-der-megacity-seit-jahresbeginn-lebendig-verbrannt-laut-landesmedien-fogo-para-matar-rivais/

Kein Wahlkampfthema: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/12/folter-ohne-ende-tortura-sem-fim-brasiliens-soziologiezeitschrift-sociologia-uber-folter-unter-der-lula-regierung/

Chico Buarque: http://www.youtube.com/watch?v=veeisMvPJm8

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/02/thyssenkrupp-in-rio-de-janeiro-stahlkonzern-gesteht-erst-jetzt-ein-was-selbst-laien-bereits-vor-baubeginn-wustenkatholische-kirche-brasiliens-kritisierte-das-stahlwert-katholische-kirche-deutsc/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/24/brasiliens-olkatastrophe-beteiligung-von-nationalem-olkonzern-petrobras-an-chevron-forderprojekt-erst-jetzt-bekanntgeben-auch-petrobras-zahlt-daher-busgeld/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/24/brasilien-verfettet-durch-fehlernahrung-jedes-jahr-mehr-fette-rekruten-zum-wehrdienst-laut-medizinerstudie/

Brasiliens öffentlicher Nahverkehr unter Lula-Rousseff: Genervte Passagiere schlagen bei den häufigen S-Bahn-Ausfällen alles kurz und klein. 15. Züge-Stopp des Jahres in Sao Paulo löste neue Revolte aus. Sexuelle Belästigungen in überfüllten Zügen. **

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http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/

In Brasilien ist die übergroße Mehrheit der Stadtbewohner auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, der indessen wegen der absoluten Mittel-Bevorzugung für Autofahrer-Verkehrsstrukturen nur sehr schlecht ausgebaut ist. In Großstädten wie Rio de Janeiro und Sao Paulo kommt es daher angesichts ohnehin entsetzlichen Gedränges, lebensgefährlicher Enge dann bei den häufigen massiven Zugausfällen regelmäßig zu Tumulten, Panikreaktionen, kollektiven Wutausbrüchen, die zur Zerstörung von Bahnstationen führen. Auch beim jüngsten Züge-Stopp Sao Paulos waren auch wieder ungezählte alte Menschen gezwungen, kilometerweit über Bahnanlagen zu laufen, um aus den Gefahrenbereichen herauszukommen. Eine Bahnstation wurde von den Passagieren in Brand gesteckt. Kurioserweise hat just der lediglich geringe Ausbau des S-Bahn-Netzes von Sao Paulo der letzten Jahre nicht etwa zu der propagandistisch angekündigten Entlastung bzw. Verbesserung des Nahverkehrs geführt, sondern zu einer spürbaren Verschlechterung, was sich in Meinungsumfragen zeigte. Denn Millionen von bislang abgeschnittenen, isolierten Stadtbewohnern besonders der Armen-und Elendsviertel hatten nunmehr erstmals die Möglichkeit, einen Nahverkehrszug zu benutzen – was vorhersehbar eine für europäische Begriffe unvorstellbare chaotische Überfüllung der Waggons bewirkte. Dies führte laut Verkehrsexperten zudem zur Überlastung der Stromleitungen sowie einer Bahn-Infrastruktur, die teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert stammt. Auch in Rio de Janeiro gehören Einsätze der Militärpolizei gegen Bahnfahrer-Revolten bereits zur Routine.

Wer sich in den wichtigsten Teilstaaten Sao Paulo, Minas Gerais und Rio de Janeiro umsieht, macht die Entdeckung, daß dort der Eisenbahn-Passagierverkehr bereits relativ gut entwickelt war, dann indessen zugunsten des teureren, unbequemeren und umweltschädlichen Busverkehrs und der Bushersteller fast völlig eingestellt worden ist. So war es allen Ernstes bis 1986 möglich, beispielsweise die Weltkulturerbe-Barockstadt Ouro Preto von Rio de Janeiro aus mit dem Zug zu erreichen. Heute ist man auf enge, laute, schlecht belüftete Fernbusse angewiesen, die auf Holperpisten nur zu oft im Schneckentempo vorwärtskriechen, in ungezählten Staus steckenbleiben. Kommt noch die Berieselung durch Zwangs-TV mit Horrorfilmen hinzu, werden Bus-Fernfahrten in Brasilien nur zu oft zu einer ungemein stressenden Strapaze. Während der Lula-Rousseff-Amtszeit hatte Forderungen der Öffentlichkeit nach einer Rückkehr zum Ausbau des Passagier-Zugverkehrs etwa nach europäischem Vorbild vorhersehbar keinerlei Erfolg.

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/09/das-menschenrecht-auf-personliche-sicherheit-unter-lula-die-deutsche-botschaft-in-brasilia-informiert/

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Die Wasserschweine am barbarisch stinkenden Rio Pinheiros und der S-Bahn-Zug.

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/10/16/sexuelle-belastigungen-in-brasilien-in-anderen-landesteilen-ubliche-ubergriffe-nun-auch-massiert-in-sao-paulo-erstmals-anwalt-verhaftet/

Wegen der grauenhaften, den PKW begünstigenden Verkehrsbedingungen braucht ein beträchtlicher Teil der Beschäftigten Sao Paulos laut neuen Studien täglich etwa sechs Stunden für den Weg zur Arbeit und zurück. Die Qualitätszeitung Folha de Sao Paulo zitiert den Fall einer Frau, die vier Uhr morgens die Wohnung verlassen muß, um acht Uhr pünktlich am Arbeitsplatz zu sein. Zwei Drittel der Paulistanos, hieß es, können daher nicht ausreichend schlafen, um sich für einen neuen kräftezehrenden Arbeitstag zu regenerieren. Die Zeitung fragt zudem, was mit Kindern wird, deren Mütter bereits vier Uhr morgens das Haus verlassen und erst spätabends wiederkommen.  

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/10/23/gangige-sexuelle-belastigungen-in-u-bahnen-von-zwei-demokratien-japan-und-brasilien-der-japanische-chikan-grapscher-masturbierer-exhibitionist/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/02/urinieren-auf-fahrenden-metro-rolltreppen-in-rio-de-janeiro-brasilien-diskutiert-uber-die-immer-popularere-unsitte-fur-die-notdurft-nicht-mehr-toiletten-aufzusuchen-verzeihung-rio-besucher/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/30/fur-lulas-klimagesetz-erwartungsgemas-viel-lob-in-europa-kein-hinweis-auf-greenpeace-kritik-das-das-gesetz-lediglich-eine-absichtserklarung-nicht-bindend-sei-gesetz-albern-und-dumm-wir-habe/

Brasiliens grausiger Entwicklungsrückstand bei Fahrradwegen, fehlende Fahrradkultur – und Deutschlands Fahrradfahrer-Normalität. Brasilien auf UNO-Ranking für menschliche Entwicklung nur Platz 84. Täglich über 150 Verkehrstote. **

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http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/

Brasilianer, die deutsche Städte wie München, gar Amsterdam besuchen, sind regelrecht geschockt, tief verwundert über die Selbstverständlichkeit, mit der selbst Seniorinnen über achtzig das Fahrrad benutzen, ganz entspannt durch die City radeln. In Brasilien schließlich absolut undenkbar – Fahrradfahrer gelten selbst in Lateinamerikas Kulturhauptstadt Sao Paulo immer noch als Exoten.  Ein Radwegenetz fehlt, obwohl die Grünen in der Präfektur sogar den Umweltsekretär stellen. Zwar nehmen Verkehrschaos und Luftvergiftung ständig zu, verhindern indessen die politisch Verantwortlichen ganz im Sinne der entsprechend interessierten Wirtschaftszweige, wenigstens einige Fahrradwege entlang der wichtigsten Stadtrouten zu installieren. Zumal die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Radfahrer ebenso zunimmt wie der Protest von Umwelt-und Gesundheitsexperten gegen eine absolut stupide und reaktionäre Verkehrspolitik. Vor allem armen Brasilianern bleibt auch in Städten wie Sao Paulo angesichts horrender Fahrpreise schlicht nichts weiter übrig, als das Fahrrad zu benutzen – immer mehr “Ciclistas” bezahlen das mit dem Leben.

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/05/04/lula-bekommt-500000-dollar-von-lg-fur-vortrag-in-sudkorea-laut-brasilianischen-landesmedien-uber-eine-million-dollar-damit-vier-monate-nach-ende-der-amtszeit-kassiert-laut-kalkulation-von-parte/

Im jüngsten Falle überfuhr der Sohn des reichsten Brasilianers Eike Batista mit dem Sportwagen Mercedes SLR MCLaren in hoher Geschwindigkeit bei Rio de Janeiro einen dreißigjährigen Radfahrer. Thor Batista erhielt bereits in der Fahr-Probezeit fünf Strafen wegen überhöhter Geschwindigkeit, hätte deshalb laut Gesetz die Fahrerlaubnis verlieren müssen, melden Landesmedien.  http://g1.globo.com/rio-de-janeiro/noticia/2012/03/advogado-de-familia-de-vitima-pode-acionar-rj-por-acidente-de-thor.html

Kurios-stumpfsinnig wirken staatliche Initiativen, die Radfahren als reines Freizeitvergnügen definieren. So sind in Sao Paulo sogenannte “Ciclofaixas”, für Radfahrer vorgesehene Straßenabschnitte, nur am Wochenende zu bestimmten Zeiten nutzbar – während die Menschen, wie nicht zuletzt Studien ergeben, das Rad wie in den zivilisierten Ländern auch für die Fahrt zur Arbeit nutzen wollen. Sao Paulos Radfahrerverband verwies auf Fakten, die den gewöhnlich in Mitteleuropa nicht begriffenen Kontrast zwischen Politikerversprechen, per Gesetz garantierten Rechten und der völlig andersgearteten Realität illustrieren: Danach existieren in Sao Paulo sogar Gesetze für die Einführung von Radwegen – die indessen wie üblich nicht eingehalten wurden. Bereits 2004 war die Schaffung von 367 km Radwege-Infrastruktur gesetzlich verordnet worden…Sogenannte Verkehrsexperten sprechen dem Fahrrad auch 2012 die Priorität ab. Sao Paulo sei keine Stadt für Fahrräder, habe dafür weder Platz noch Struktur. Dabei existiert immerhin das Phänomen, daß gemäß Messungen Fahrradfahrer in Sao Paulo auf zahlreichen wichtigen Routen trotz fehlender Radwege im Durchschnitt rascher zum Ziel kommen als Autos und Busse – vor allem, weil Dauerstaus umfahren werden können. Seit 2008 beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit in Sao  Paulo zwischen 17 und 20 Uhr nur noch 15 Stundenkilometer – was, wie es heißt, dem Tempo eines Huhns entspreche.  Die bizarre öffentliche Diskussion vor Rio+20 über den Sinn des Fahrrads weist auf die erstaunliche Unfähigkeit brasilianischer Autoritäten, fortschrittliche Verkehrsmodelle des Auslands zur Kenntnis zu nehmen, bzw.  begreifen zu wollen. Einschlägige wirtschaftliche Interessen herrschen ungebremst.

Wie Experten betonen, wurde der Bahnverkehr gezielt zerschlagen, damit die Multis mit LKW und Bussen Riesengewinne machen konnten. Jeder ausländische Tourist stellt erstaunt fest, daß zwischen den 430 Kilometer voneinander entfernten Millionenstädten Rio de Janeiro und Sao Paulo, den wichtigsten Wirtschaftszentren, nur enorme Busflotten verkehren, weil der viel effizientere und umweltschonendere Zugverkehr eingestellt worden ist.

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Stelle des Gedenkens an die 2012 auf der Avenida Paulista von Sao Paulo getötete  Biologin Juliana Dias. Absolut bizarr, daß diese Avenida immer noch keinen Radweg besitzt – Hinweis auf groteske Entwicklungsrückstände.

Brasiliens Umweltexperte Fabio Feldmann:”Es ist keineswegs originell, noch einmal zu bekräftigen, daß das Verhalten der Menschen im Straßenverkehr den Grad der Zivilisiertheit einer Gesellschaft widerspiegelt.”(2012)

Brasiliens fehlende Fahrradwege: Belgischer Fahrradsportler bei Rio de Janeiro überfahren – tot. Zahlreiche Proteste. Rio+20. **

http://g1.globo.com/rio-de-janeiro/noticia/2012/03/ciclistas-fazem-manifestacao-em-campos-apos-morte-de-jovem-belga.html

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/07/21/uber-110-getotete-radfahrer-in-chaos-verkehr-von-sao-paulo-seit-209-laut-offizieller-statistik-68-jahriger-italienischer-unternehmer-jungstes-todesopfer/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/21/brasilien-verkehrserziehung-in-sao-paulo-mit-pantomime-gegen-massen-gewohnheit-bei-rot-uber-die-strase-zu-gehen/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/30/rio20grosraum-der-megacity-sao-paulo-hat-ubelste-giftluft-seit-acht-jahren-laut-neuer-studie/

Sao Paulo ohne Radwegenetz – Gedenkstätte für die von einem Bus überrollte Marcia Prado, an der Avenida Paulista. Fahrradwege nicht mal unter Präfektin Marta Suplicy, aus Lulas Arbeiterpartei…Greenpeace und Dilma Rousseff, Lula und die Flächenbrände. **

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Nicht mal Radwegenetz in Sao Paulo – Hinweis auf Umweltpolitik, Entwicklungsrückstand.

Laut Studie fahren 42 Prozent der jungen Autofahrer Sao Paulos ohne Führerschein – 83 Prozent räumten ein, bereits alkoholisiert gefahren zu sein, 49 Prozent nehmen Leute mit, die Marihuana oder andere Drogen konsumieren. In einer Stadt des Nordostens  kamen auf fast 5000 Autos nur 44 Führerscheine, laut Landesmedien 2010. “Uma situacao absurdo e comum.”

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/25/sao-paulo-wird-457-nichts-zu-feiern-o-estado-de-sao-paulo/

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/03/06/brasilien-politisch-gezielt-betriebene-zerstorung-des-schienenverkehrs-weiter-segensreich-fur-daimler-benz-erneuter-ausbau-der-lkw-und-bus-produktion-ineffizienter-guter-und-personentransport-auf-s/

Stimmenkauf mit Gratis-Führerscheinen: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/12/17/weiter-stimmenkauf-mit-autofuhrerscheinen-in-brasilien-uber-40000-verkehrstote-jahrlich/

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http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/28/greenpeace-kritisiert-scharf-prasidentin-dilma-rousseff-dilma-besiegelt-den-ruckschritt-rousseff-plane-11-mega-wasserkraftwerke-in-amazonien/

Lula und die Flächenbrände: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/24/wovon-lula-in-europa-komischerweise-nie-was-erzahlt-hat-riesige-planmasig-gelegte-flachenbrande-auf-den-zuckerrohrplantagen-kurz-vor-der-ernte-nicht-selten-durch-sklavenarbeiter/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/28/wikileaks-in-sao-paulo-wikileaks-zeigt-wunden/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/28/lulas-einkommen-allein-als-ehrenprasident-der-arbeiterpartei-aufschlusreich-ist-der-vergleich-mit-dem-brasilianischen-mindestlohn-den-satzen-von-bolsa-familia-den-arbeiter-durchschnittslohnen/

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http://www.hart-brasilientexte.de/2009/11/17/lula-ankundigung-zur-senkung-des-ausstoses-klimaschadlicher-giftgase-ist-reine-rhetorik-laut-roberto-smeraldi-direktor-der-ngo-amigos-da-terra/

In der Tat fällt auf, mit welcher Vehemenz sich die Lula-Rousseff-Regierung wehrt, den Forderungen der Unternehmerschaft, der Umweltschützer und der Verkehrsexperten nach einem Ausbau des für ein riesiges Flächenland minimalen Schienennetzes nachzugeben – auch im Interesse niedrigerer Logistikkosten im internationalen Wettbewerb. Selbst offenkundigste Verkehrsverbesserungen, etwa durch eine Bahnlinie von Sao Paulo zu den Städten der Atlantikküste, werden verhindert. Im Hinterland Brasiliens fällt immer wieder auf, daß früher existierende Bahnstrecken stillgelegt wurden, um teurere und für die Fahrgäste strapaziöse Busverbindungen einzuführen. Just vor Rio+20 ist zudem interessant, daß auch bei der Rousseff-Regierung Öko-Daten zum Klimaschutz durch mehr Eisenbahnverkehr nichts fruchten:

CO2-Ausstoß im Vergleich

Bahn – 47 g/km

Auto – 143 g/ km

Flugzeug – 191 g/ km

(Angaben der Deutschen Bahn, Durchschnittswerte des Personenverkehrs von 2006)

Natürlich fällt auch auf, daß unter Lula-Rousseff in den Großstädten kein modernes Radwegenetz angelegt wurde – zum offenkundigen Entwicklungsrückstand Brasiliens gehört, daß just in der Megacity Sao Paulo seit Jahren über das Für und Wider von Radwegen diskutiert wird – die Bevorzugung der Interessen der Automultis mehr als offenkundig ist, da auch der öffentliche Nahverkehr weiter sehr dürftig bleibt.

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/09/todesschwadron-im-teilstaat-sao-paulo-schlug-opfern-die-kopfe-ab-14-verdachtige-militarpolizisten-in-haft/

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/12/14/29575-pas-deutsche-leben-in-brasilien-89000-brasilianer-laut-schatzungen-des-brasilianischen-ausenministeriums-in-deutschland-melden-landesmedien/

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Ironischer Internet-Protest.

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/18/sao-paulo-fotoserie-uber-brasiliens-megacity/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/27/brasiliens-neues-atomkraftwerk-angra-3-weiter-gute-baufortschritte-laut-landesmedien/

“Stolz, ein Brasilianer zu sein.” ” Stolz, brasilianisch zu sein.” Großaufschriften in Supermärkten von Brasilien. “Orgulho de Ser Brasileiro.” **

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http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/25/stolz-ein-brasilianer-zu-sein-aufschrift-auf-der-arbeitskleidung-der-strasenkehrer-in-der-megacity-sao-paulo-anregung-fur-deutsche-stadtreinigungen/

Autokäufer in den rasch wachsenden Slums?

“Brasilien ist 300 % für eine Krise vorbereitet.” Präsidentin Dilma Rousseff, Mai 2012. “Brasilien geht es sehr gut.” Krise und rasch wachsende Slums. Einkommen in Europa und in Brasilien. **

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http://oglobo.globo.com/economia/dilma-pais-esta-300-preparado-para-enfrentar-crise-4961436

Rousseff sagte laut Landesmedien, in Europa habe sich die Situation in den letzten Wochen ziemlich verschlechtert – “doch Brasilien geht es sehr gut.” Einige Länder Europas hätten Arbeitslosenraten, die “wir hier  nie akzeptieren würden”. Brasilien besitze alle Konditionen, um Turbulenzen zu widerstehen. “Wir haben nicht die gravierenden Probleme der Vereinigten Staaten und Europas”, wurde Rousseff zudem zitiert.

Brasilianische Wirtschaftsexperten werten indessen die deutliche Abwertung der brasilianischen Landeswährung Real in den letzten Tagen und Wochen als deutlichen Hinweis auf das schwindende Vertrauen der Weltwirtschaft in Brasilien. Rousseff machte ihre Äußerungen im höchstentwickelten brasilianischen Teilstaat Santa Catarina, der indessen seit Jahren unter einer absurden Vernachlässigung der von Brasilia verantworteten Infrastruktur, darunter der Bundesstraßen, leidet – und die Rousseff-Regierung daher in eine blamable Lage brachte. Rousseff kündigte nunmehr an, daß Gelder für längst überfällige Straßenprojekte freigegeben werden sollen.

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/ 

Systemkritische Musik – anklicken:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/17/brasiliens-populare-systemkritische-musikerin-rita-lee-tudo-vira-bostaalles-wird-zu-scheise-youtube-lulas-arbeiterpartei-nicht-gehaltene-versprechen-korruption-die-sondergerichte-der-slu/

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Hausen an stinkender Kloake – in Lateinamerikas reichster Stadt Sao Paulo. “Ich lebe hier schon 14 Jahre so in dieser Kate.”(Mutter von vier Kindern) Cachoeirinha-Slum, nahe dem Platz des Adveniat-Gottesdiensts.

“300% auf Krise vorbereitet.”

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/21/brasiliens-hohe-sitzenbleiberquote-unter-lula-rousseff-96-prozent-an-offentlichen-grundschulen-131-prozentamtliche-daten-an-mittelschulenneuer-rekord-2011-rio-de-janeiro-hat-zweitschlechteste/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/28/favelakinder-in-sao-paulo-gesichter-brasiliens/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/29/brasilien-leben-im-slum-favela-do-moinho-in-sao-paulos-innenstadt/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/23/die-wirtschafts-und-finanzkrise-20082009-brasilien-und-die-unterschiedlichen-einschatzungen-im-tropenland-und-in-mitteleuropa/

Brasilien auf Krise vorbereitet, laut Präsidentin Dilma Rousseff, laut Landesmedien. “Einheimische Wirtschaft vorbereitet.”

Samstag, 19. Mai 2012 von Klaus Hart **

Äußerungen dieser Art gab es auch während der Finanz-und Wirtschaftskrise 2008/2009.

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/04/boomland-brasilien-die-krise-ist-angekommen-landesmedien-berichten-in-groser-aufmachung-uber-schlechten-wirtschaftsstart-2012-die-fortsetzung-des-abschwung-jahres-2011/

“Boom, Wirtschaftswunder” und die rasch wachsenden Slums: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/27/zdf-adveniat-gottesdienst-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-2011-brasiliens-kontraste-fotoserie/

cach3.JPG

“Die Wirtschaftskrise hat Brasilien kaum gespürt”(WAZ) Kloakegraben – nur einige Schritte vom Platz des Adveniat-Gottesdienstes entfernt. http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/15/staatschef-lula-erklart-rezession-und-krise-in-brasilien-fur-beendet-offizielle-daten-als-begrundung-grund-zum-feiern/

“…das Land die globale Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 vergleichsweise unbeschadet überstanden hat.” BDI 2011

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/28/deutschlands-armutsgrenze-940-euro-monatseinkommen-in-brasilien-umgerechnet-rund-50-euro/

Laut der Getulio-Vargas-Stiftung vom Oktober 2009 hatte die Krise indessen von den sechs wichtigsten Wirtschaftszentren Brasiliens die Megacity Sao Paulo am stärksten getroffen – das Elend habe deutlich zugenommen, hieß es gemäß Landesmedien.

Deutsche Unternehmer erklärten im Website-Interview, daß 2009 als Krisenwirkung, “der Außenhandel Brasiliens total eingebrochen ist, sowohl Export als auch Import”.

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/19/rio20-immer-mehr-brasilianische-umweltexperten-bezweifeln-sinn-und-erfolg-der-veranstaltungcronica-de-uma-morte-anunciadachronik-eines-angekundigten-todes/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/20/rio20-brasiliens-megacity-sao-paulo-hat-offiziell-26-quadratmeter-grunflache-pro-einwohner-berlin-mitte-21-quadratmeter-munchen-338-quadratmeter/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/07/brasiliens-boom-und-die-slumhutten/

Der deutsch geprägte Teilstaat Santa Catarina und Brasilias Wirtschafts-und Sozialpolitik: “Brasilia scheint blind und taub”(Udo Döhler)

Udo Döhler, Präsident des Textilunternehmens Döhler S/A in Joinville, Santa Catarina. Energischer Kritiker der Wirtschaftspolitik Brasilias, darunter der Deindustrialisierung. Gesichter Brasiliens.

Mittwoch, 12. Oktober 2011 von Klaus Hart **

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Udo Döhler, Präsident des Unternehmerverbands von Joinville(ACIJ), beim Interview in dem von ihm geleiteten “Hospital Dona Helena”.

“Die Joinville-Region wächst wirtschaftlich stark – ganz im Gegensatz zum Rest des Landes. Denn wir setzen auf Innovation, investieren stark in Bildung, Ausbildung – schon seit drei Jahrzehnten zudem kräftig in die Technologen-und Ingenieurs-Ausbildung. Santa Catarina gibt seit langem ein Beispiel – doch Brasilia verhält sich uns gegenüber blind, taub, stumm. Auf diesen Teilstaat Santa Catarina entfallen nur 1 Prozent des brasilianischen Territoriums, nur 3 Prozent der Gesamtbevölkerung – doch er erzeugt unter den 26 Teilstaaten das sechstgrößte Bruttosozialprodukt, alles amtliche Daten des IBGE. Dies sollte notwendig erscheinen lassen, sich eine solche Region genau anzuschauen. Doch das geschieht nicht. Wenn Brasilien sich derzeit deindustrialisiert, industrialisieren wir uns in Santa Catarina immer mehr, gehen wir andere Wege. Doch die Regierung widmet uns deshalb nicht gerade größere Aufmerksamkeit, fördert uns gar bei Besteuerung und Infrastruktur, nichts dergleichen. Kein Zweifel – der brasilianische Staat kümmert sich nicht um Santa Catarina, will die hiesigen Realitäten einfach nicht wahrnehmen. Santa Catarina hat nicht nur eine starke metallverarbeitende Industrie, von Motoren bis Autoteilen, sondern zudem eine leistungsfähige Agroindustrie, ist in Brasilien größter Produzent von Geflügel und Schweinen. Joinville ist in Brasilien die einzige Stadt, die von der Einwohnerzahl her größer und zudem wirtschaftlich stärker als die Teilstaats-Hauptstadt ist – Florianopolis. Santa Catarina wurde immer diskriminiert, aber hat sich gut entwickelt, ist sehr gewachsen. Meine Familie kam 1881 aus Deutschland – meinem Urgroßvater hat man einen Mangrovensumpf zugewiesen – das ganze heutige Stadtgebiet war so, mußte von den deutschen Einwanderern erst entwässert werden – soviele sind durch Malaria umgekommen.

Vor vier Jahren hat unser Unternehmen noch über die Hälfte der Produktion exportiert. Doch weil sich der Wechselkurs extrem verschlechterte – von 2,8 auf 1,53 Real pro Dollar, verloren wir unsere Marktanteile im Ausland, exportieren nur noch 8 Prozent unserer Erzeugnisse, konzentrieren uns auf den Binnenmarkt, mit neuen Technologien – und kräftigem Produktionswachstum: 2011 erreichen wir gegenüber dem Vorjahr etwa 18 Prozent, nächstes Jahr dürften es zwischen 12 und 15 Prozent sein. Wir widerstehen der Versuchung, Produkte aus Asien zu importieren und dann hier nur noch das Etikett aufzukleben. So wie wir agiert die gesamte Industrie im Norden und Nordosten von Santa Catarina.”

http://www.dohler.com.br/pt/imprensa/ver_texto.php?banco-dados=9

http://www.dohler.com.br/pt/marketing/revista-dohler.php

http://www.dohler.com.br/pt/marketing/informativo-dohler.php

http://www1.an.com.br/grande/dohler/0gra2.htm

Döhlers Position deckt sich in vielen Punkten mit der des FIESP von Sao Paulo:

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/03/rousseff-regierung-in-brasilia-macht-spekulanten-neues-riesengeschenk-leitzinsen-auf-1175-prozent-erhoht-brasil-lider-global-em-juros-reais-folha-de-sao-paulo/

Paulo Roberto Bornhausen, Sekretär der Regierung des Teilstaats Santa Catarina für “nachhaltige Wirtschaftsentwicklung” im Interview:”Unser Ziel ist, weiterhin bei der wirtschaftlich-sozialen Entwicklung Brasiliens zu führen.”

“Wir leiden unter der Infrastruktur der Zentralregierung, vor allem den völlig unzureichenden Bundesfernstraßen, die uns erhebliche Probleme machen. Wegen der Krise verlangsamt sich Brasiliens Industrieproduktion  – und im am meisten industrialisierten Teilstaat spürt man das natürlich zuerst.”

Over the next 15 years, population growth will be within the national average, but the economy will continue to differentiate. “It’s a golden moment,” said Udo Döhler, president of weaving Döhler, Joinville.

He is a member of the fourth generation of a family of German origin who founded the company 130 years ago. “There will be a new wave of opportunities and give the region a bigger jump in the next decade.”

As Brazil’s economy grew 33% from 2000 to 2008, the region of the state increased 40%. For the next year, the forecast is to maintain an average of 5.8% annual growth.

According to a study by McKinsey, the north-northeast of Santa Catarina is the Brazilian urban area with more than half a million inhabitants that will grow more until 2025. (Exame)

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/14/brasilien-5-grad-kalte-im-sudlichen-teilstaat-santa-catarina/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/09/brasiliens-industrie-anteil-am-bruttoinlandsprodukt-fallt-aufs-niveau-der-50er-jahre-zuruck-meldet-groste-qualitatszeitung-folha-des-sao-paulo/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/07/brasilien-diskutiert-uber-grunde-des-schwachen-wirtschaftswachstums-2011-im-ersten-rousseff-amtsjahroffiziell-27-in-europa-gewohnlich-als-boom-situation-rasantes-wachstum-definiert-in/

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 23. Mai 2012 um 20:25 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Naturschutz, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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