Wie die Landesmedien weiter berichten, liegt die Zahl der aktiven Feuerwehrleute unter den internationalen Empfehlungen. 2011 seien es 63000 gewesen, optimal wären indessen 190000. In Brasilien werde nicht der nötige Brandschutz betrieben. Jährlich ereigneten sich etwa 200000 Brände mittleren und großen Ausmaßes, bei denen etwa 1200 Menschen umkämen. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein. Zudem werden laut den Studien nicht jene als Brandopfer gezählt, die später in Hospitälern und Kliniken sterben.
Selbst in Städten wie Rio oder Sao Paulo läßt sich der Brandschutz-Notstand im Alltag sehr gut beobachten.
Die Lage spricht Bände über das Werteverständnis der Autoritäten – in Bezug auf die Rechte der Bevölkerung. Nicht zufällig belegt Brasilien unter der Rousseff-Regierung im neuesten Welt-Ranking des Weltwirtschaftsforums für “Regierungseffizienz” lediglich Platz 111.
Die Rousseff-Regierung hat aus Ländern wie Deutschland bislang sehr viel Lob erhalten, wird als „Gestaltungsmacht“ eingestuft – 2013 beginnt in Brasilien ein groß angelegtes „Deutschlandjahr“.
„Eine der Säulen der Demokratie, der freie, mündige, kritische, bewußte Bürger, existiert in Brasilien nicht.“
Brasilia ist strategischer Partner der Regierung in Berlin.
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
Brände – die Scheiterhaufenpraxis in Brasilien, nicht einmal von Latino-NGO kritisiert: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/der-brasilianische-musiker-und-poet-marcelo-yuka1/
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Wie verhielten sich Lula und Dilma Rousseff, als in Rio de Janeiro der Schüler Wesley in der Massaker-Risikozone mitten im Unterricht durch eine verirrte Kugel getötet wurde? “Andere Prioritäten”: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/17/tiro-no-peitoschus-in-die-brust-die-tragodie-zeigt-die-distanz-zwischen-politik-und-realem-leben-groste-brasilianische-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo-zum-tode-des-schulers-wesley-von/
Protest an der Copacabana gegen extreme Gewalt im Bereich der Schulen Rio de Janeiros. “Kinder im Fadenkreuz”. Zeitungsausriß.
Fotoserie über die Gewaltkultur in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
“Wir leben in einer Zeit der Feigheit”: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/07/brasiliens-renommierter-therapeut-jorge-forbeswir-leben-in-einer-zeit-der-feigheit-hochachtung-fur-frau-sao-paulos-die-killerpolizisten-anzeigte-schulmassaker-in-rio-de-janeiro/
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
Wie es in O Globo hieß, droht nun ein Stopp aller Veranstaltungen in den betreffenen Häusern auf unbestimmte Zeit, bis Brandschutzexperten entsprechende Inspektionen vornahmen, alle Anforderungen erfüllt worden sind.
Von neun Theatern, die von der Rio-Präfektur verwaltet werden, funktionieren, wie es hieß, neun ohne vorgeschriebene Genehmigung. Selbst das Kulturzentrum „Sala Municipal Baden Powell“ in Copacabana werde seit unbestimmter Zeit ohne jegliche offizielle Dokumentation geführt.
Rio de Janeiros Bürgermeister ist zum zweiten Mal hintereinander Eduardo Paes von der zum Regierungsbündnis gehörenden Partei PMDB. Gouverneur des Teilstaates ist Sergio Cabral, ebenfalls PMDB. PMDB, Paes und Cabral machen in Brasilien immer wieder Negativschlagzeilen, u.a. wegen der gravierenden Menschenrechtslage in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/tag/sergio-cabral-und-der-mega-korruptionsskandal-brasilien/
In Rio de Janeiro waren nach der Tragödie von Santa Maria später am selben Tag, einem Sonntag, zahlreiche Vorkarnevalsfeste, Straßenumzüge und Bälle veranstaltet worden, kam es wegen der tragischen Katastrophe zu keinerlei Absagen. Während Radio und TV neueste Nachrichten vom Geschehen verbreiteten, wurde gleichzeitig karnevalesk und feucht-fröhlich gefeiert.
Kinder-und Eltern-Vorfastnachtsball am Abend nach der Tragödie des Morgens von Santa Maria:
Publicado em 28 de janeiro de 2013por carnavalanca
O Baile do Carnavalança, ontem, na Fundição Progresso, foi super animado. Colombina, pierrô, vaqueiro, palhaços, princesas, bate-bola, todos estavam reunidos no que foi chamado do primeiro baile de carnaval infantil da Fundição. Além do lançamento oficial do Carnavalança, a festa disseminou a animação carnavalesca entre pais e filhos, adultos e crianças. Muito especial ver diferentes gerações pulando juntas ao som das tradicionais marchinhas carnavalescas!
Politisch unkorrekte Fakten vom Tag der Tragödie – wie am Katastrophentag und danach in Brasilien landauf, landab ausgelassen der Vorkarneval gefeiert wurde: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/28/brasilien-der-katastrophensonntag-von-santa-maria-wie-im-nordosten-am-selben-tag-im-vorkarneval-heftig-gefeiert-wurde-recife-olinda/
Ausriß, Rio de Janeiro, am Tag der Tragödie vom Morgen.
Laut Landesmedien bewußte Fahrlässigkeit, zahlreiche Sicherheitsmängel, schlecht geschultes Nachtklubpersonal, wichtigste Beweismittel verschwunden…
Über 180 Menschen erstickten in den Toiletten.
Entgegen üblicherweise anderslautenden Berichten in Europa war der Eingang zum Nachtclub gleichzeitig der einzige Ausgang – es gab, wie die brasilianischen Medien informierten, also keinerlei andere Ausgänge, gar zahlreiche Ausgänge, keinerlei Notausgänge, keine Fluchttüren, zudem keinerlei Fenster. (deutschsprachige Medieninfos: viele Ausgänge versperrt)
Zu den sehr kritischen Fragen an die zuständigen brasilianischen Autoritäten gehört, wieso ein Nachtclub eine Betriebserlaubnis erhalten konnte, der nicht einmal über Notausgänge verfügt. Seit August 2012 war zudem die von der Feuerwehr ausgestellte Brandschutz-Erlaubnis abgelaufen, hieß es.
Brandursache – die Band Gurizada Fandangueira nutzte absurderweise Pyrotechnik, wodurch sich ein Teil der Decke entzündete.
Laut zuständigen Behörden war der Nachtclub für eine maximale Zahl von 1000 Personen zugelassen – zum Zeitpunkt der Tragödie hätten sich indessen 1500 Personen dort befunden.
Unter den Opfern befinden sich zahlreiche Deutschstämmige.
http://zerohora.clicrbs.com.br/rs/geral/pagina/tragedia-em-santa-maria.html
„Drittgrößte Katastrophe dieser Art in der Geschichte“: http://g1.globo.com/brasil/noticia/2013/01/tragedia-em-boate-de-santa-maria-e-terceira-mais-fatal-da-historia.html
Ungeachtet der Tragödie viele fröhliche, ausgelassene Vorkarnevalsfeste und – umzüge, darunter Kinderfeste, besonders in Rio de Janeiro, wie die Landesmedien berichten – Hinweis auf soziokulturelle Verhaltensweisen, den Umgang mit nationalen Tragödien in Brasilien.
Während Radio und TV ständig neue Informationen über die entsetzlichen Vorgänge in dem Nachtclub, aktuelle Totenzahlen verbreiteten, wurde vielerorts in der Zuckerhutstadt auf den Straßen und in Klubs gefeiert, getanzt, was das Zeug hielt: http://g1.globo.com/rio-de-janeiro/carnaval/2013/noticia/2013/01/piranhas-se-esbaldam-em-bloco-de-botafogo-na-zona-sul-do-rio.html
Großer Vorkarnevalsball mit Marchinha-Auswahl – „Der Ball war ein Erfolg!“ Wie es hieß, war die Fundicao Progresso im Zentrum von Rio, im Ausgeh-Stadtteil Lapa, am Abend nach der Tragödie von Santa Maria zum Bersten voll, ein rauschendes Fest, voller Begeisterung: http://www.fundicaoprogresso.com.br/page/releasesdetalhes.aspx?cod=99
Bandas e blocos agitam as ruas do Rio neste domingo
Ruas são interditadas para a brincadeira dos foliões. (Globo)
Ausriß, Rio de Janeiro, am Tag der Tragödie – das Foto der Frauen spricht Bände.
Vor dem Hintergrund der vielen fröhlichen Vorkarnevalsfeste, Umzüge und Feiern der Sambaschulen direkt nach der Katastrophe am selben Tag, dem Sonntag, schrieb die deutsche Bild-Zeitung: ”Ein Land steht unter Schock.”
PORTO ALEGRE Schmerz, Trauer, Tränen – in bewegenden Szenen hat das sonst so lebenslustige Brasilien Abschied genommen von den jungen Menschen, die in dem Feuerinferno einer Disco den Tod fanden. Auch am Tag nach der Katastrophe in Santa Maria sind die Brasilianer fassungslos. (Emsdettener Volkszeitung)
Ausriß.
„Brasilien ist schockiert und trauert.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
Brasilien ist geschockt von dem Unglück.… (Focus)
„Brasilien ist im Schockzustand.“ Kronen-Zeitung „Die Notausgänge reichten nicht aus.“
„Die Brandkatastrophe schockt ganz Brasilien.“ Neue Ruhr-Nachrichten
Die Landesmedien berichten indessen gleichzeitig über die Brandkatastrophe im Nachtclub sowie über die Vorkarnevalsfeste des Tages, veröffentlichen Fotos der Tragödie und der karnevalesken Straßenfeiern und Umzüge. In mitteleuropäischen Medien werden indessen realitätsfern wieder die bei solchen Katastrophen üblichen Klischee-Formulierungen, Klischee-Analysen, Leerformeln verbreitet. Dabei ist noch gut in Erinnerung, wie das Land in der Vorkarnevalsphase von 2011 mit der Umweltkatastrophe bei Rio umging, bei der etwa 1000 Menschen ums Leben kamen.
Karnevalsvorfreude am Katastrophensonntag auch in Sao Paulo: http://cgn.uol.com.br/noticia/42744/ellen-roche-no-ensaio-tecnico-da-sociedade-rosas-de-ouro-no-sambodromo
Dies erinnert an an die Gleichzeitigkeit von Vorkarneval und Umweltkatastrophe mit vielen Toten von 2011: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/15/vorkarneval-und-paraden-rios-trotz-katastrophe-mit-bisher-559-toten-tourismus-mit-rekordverlusten-teilstaatstrauer-erst-ab-montag/
„Feste und Paraden trotz Staatstrauer“: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/19/willkommen-im-paradies-brasilien-boomt-die-faz-uber-das-freudenfest-fur-ronaldinho-gaucho-in-rio-am-tag-nach-der-katastrophennacht-mit-uber-700-toten/
„Churrasco da TAM“:
“Die Blutbäder des Marktes” – Brasiliens Kolumnist und Filmemacher Arnaldo Jabor 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/29/brasilien-die-blutbader-des-marktes-kolumnist-und-filmemacher-arnaldo-jabor/
1961 kamen in Rio/Niteroi über 500 Menschen bei einem Zirkusbrand ums Leben.
Katastrophenprävention in Brasilien – keine Freigabe versprochener Mittel: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/23/teresopolis-besonders-von-der-hausgemachten-umweltkatastrophe-verwustet-prafekt-aus-lulas-arbeiterpartei-und-auch-noch-mitglied-einer-evangelikalen-sekte/
Internationale und nationale Verkehrsvorschriften – und die Praxis, die sehr viele Todesopfer fordert: