Laut Landesmedien bewußte Fahrlässigkeit, zahlreiche Sicherheitsmängel, schlecht geschultes Nachtklubpersonal, wichtigste Beweismittel verschwunden…
Über 180 Menschen erstickten in den Toiletten.
Entgegen üblicherweise anderslautenden Berichten in Europa war der Eingang zum Nachtclub gleichzeitig der einzige Ausgang – es gab, wie die brasilianischen Medien informierten, also keinerlei andere Ausgänge, gar zahlreiche Ausgänge, keinerlei Notausgänge, keine Fluchttüren, zudem keinerlei Fenster. (deutschsprachige Medieninfos: viele Ausgänge versperrt)
Zu den sehr kritischen Fragen an die zuständigen brasilianischen Autoritäten gehört, wieso ein Nachtclub eine Betriebserlaubnis erhalten konnte, der nicht einmal über Notausgänge verfügt. Seit August 2012 war zudem die von der Feuerwehr ausgestellte Brandschutz-Erlaubnis abgelaufen, hieß es.
Brandursache – die Band Gurizada Fandangueira nutzte absurderweise Pyrotechnik, wodurch sich ein Teil der Decke entzündete.
Laut zuständigen Behörden war der Nachtclub für eine maximale Zahl von 1000 Personen zugelassen – zum Zeitpunkt der Tragödie hätten sich indessen 1500 Personen dort befunden.
Unter den Opfern befinden sich zahlreiche Deutschstämmige.
http://zerohora.clicrbs.com.br/rs/geral/pagina/tragedia-em-santa-maria.html
„Drittgrößte Katastrophe dieser Art in der Geschichte“: http://g1.globo.com/brasil/noticia/2013/01/tragedia-em-boate-de-santa-maria-e-terceira-mais-fatal-da-historia.html
Ungeachtet der Tragödie viele fröhliche, ausgelassene Vorkarnevalsfeste und – umzüge, darunter Kinderfeste, besonders in Rio de Janeiro, wie die Landesmedien berichten – Hinweis auf soziokulturelle Verhaltensweisen, den Umgang mit nationalen Tragödien in Brasilien.
Während Radio und TV ständig neue Informationen über die entsetzlichen Vorgänge in dem Nachtclub, aktuelle Totenzahlen verbreiteten, wurde vielerorts in der Zuckerhutstadt auf den Straßen und in Klubs gefeiert, getanzt, was das Zeug hielt: http://g1.globo.com/rio-de-janeiro/carnaval/2013/noticia/2013/01/piranhas-se-esbaldam-em-bloco-de-botafogo-na-zona-sul-do-rio.html
Großer Vorkarnevalsball mit Marchinha-Auswahl – „Der Ball war ein Erfolg!“ Wie es hieß, war die Fundicao Progresso im Zentrum von Rio, im Ausgeh-Stadtteil Lapa, am Abend nach der Tragödie von Santa Maria zum Bersten voll, ein rauschendes Fest, voller Begeisterung: http://www.fundicaoprogresso.com.br/page/releasesdetalhes.aspx?cod=99
Bandas e blocos agitam as ruas do Rio neste domingo
Ruas são interditadas para a brincadeira dos foliões. (Globo)
Ausriß, Rio de Janeiro, am Tag der Tragödie – das Foto der Frauen spricht Bände.
Vor dem Hintergrund der vielen fröhlichen Vorkarnevalsfeste, Umzüge und Feiern der Sambaschulen direkt nach der Katastrophe am selben Tag, dem Sonntag, schrieb die deutsche Bild-Zeitung: ”Ein Land steht unter Schock.”
PORTO ALEGRE Schmerz, Trauer, Tränen – in bewegenden Szenen hat das sonst so lebenslustige Brasilien Abschied genommen von den jungen Menschen, die in dem Feuerinferno einer Disco den Tod fanden. Auch am Tag nach der Katastrophe in Santa Maria sind die Brasilianer fassungslos. (Emsdettener Volkszeitung)
Ausriß.
„Brasilien ist schockiert und trauert.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
Brasilien ist geschockt von dem Unglück.… (Focus)
„Brasilien ist im Schockzustand.“ Kronen-Zeitung „Die Notausgänge reichten nicht aus.“
„Die Brandkatastrophe schockt ganz Brasilien.“ Neue Ruhr-Nachrichten
Die Landesmedien berichten indessen gleichzeitig über die Brandkatastrophe im Nachtclub sowie über die Vorkarnevalsfeste des Tages, veröffentlichen Fotos der Tragödie und der karnevalesken Straßenfeiern und Umzüge. In mitteleuropäischen Medien werden indessen realitätsfern wieder die bei solchen Katastrophen üblichen Klischee-Formulierungen, Klischee-Analysen, Leerformeln verbreitet. Dabei ist noch gut in Erinnerung, wie das Land in der Vorkarnevalsphase von 2011 mit der Umweltkatastrophe bei Rio umging, bei der etwa 1000 Menschen ums Leben kamen.
Karnevalsvorfreude am Katastrophensonntag auch in Sao Paulo: http://cgn.uol.com.br/noticia/42744/ellen-roche-no-ensaio-tecnico-da-sociedade-rosas-de-ouro-no-sambodromo
Dies erinnert an an die Gleichzeitigkeit von Vorkarneval und Umweltkatastrophe mit vielen Toten von 2011: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/15/vorkarneval-und-paraden-rios-trotz-katastrophe-mit-bisher-559-toten-tourismus-mit-rekordverlusten-teilstaatstrauer-erst-ab-montag/
„Feste und Paraden trotz Staatstrauer“: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/19/willkommen-im-paradies-brasilien-boomt-die-faz-uber-das-freudenfest-fur-ronaldinho-gaucho-in-rio-am-tag-nach-der-katastrophennacht-mit-uber-700-toten/
„Churrasco da TAM“:
“Die Blutbäder des Marktes” – Brasiliens Kolumnist und Filmemacher Arnaldo Jabor 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/29/brasilien-die-blutbader-des-marktes-kolumnist-und-filmemacher-arnaldo-jabor/
1961 kamen in Rio/Niteroi über 500 Menschen bei einem Zirkusbrand ums Leben.
Katastrophenprävention in Brasilien – keine Freigabe versprochener Mittel: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/23/teresopolis-besonders-von-der-hausgemachten-umweltkatastrophe-verwustet-prafekt-aus-lulas-arbeiterpartei-und-auch-noch-mitglied-einer-evangelikalen-sekte/
Internationale und nationale Verkehrsvorschriften – und die Praxis, die sehr viele Todesopfer fordert:
tags: brasilien-motorradunfälle
Wie hier, am Flughafen Congonhas in Sao Paulo, nutzen Motorradfahrer den Raum zwischen den Autos als eigene Spur – das Unfallrisiko ist sehr hoch, täglich sterben in Sao Paulo deshalb mindestens drei Motorradfahrer. Fast jeder Stadtbewohner hat bereits mehrfach gesehen, wie Motorradfahrer in dem engen Zwischenraum mit PKW kollidierten, stürzten und überfahren wurden. Seit Motorradfahrer sich nicht mehr an die Überholvorschriften zu halten brauchen, sind die Unfallzahlen enorm in die Höhe geschnellt. 2010 wurden in Brasilien 13452 bei Unfällen getötete Motorradfahrer registriert, 2012 wird mit einer weit höheren Zahl gerechnet. Die sozialen Kosten sind für das Land immens. Weltweit ist nur in Paraguay die Todesrate für Motorradfahrer höher, laut Statistiken.
« Brasilien, Sambaschule Vai-Vai 2013 in Sao Paulo. Fotoserie über die Megacity. – Brasilien, der Katastrophensonntag von Santa Maria, mindestens 234 Tote. Wie in Sao Paulo, in Rio de Janeiro, im Nordosten später am selben Tag im Vorkarneval heftig und ausgelassen gefeiert wurde. Recife, Olinda…“Zehn trios electricos“. Großer Ball mit etwa 2000 in Rio am Abend nach der Tragödie: „Der Ball war ein Erfolg!“(Veranstalter) „Brasilien im Schockzustand.“(Euro-TV) Wichtigste Beweismittel verschwunden… »
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