Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasilien: Ein Stadtguerrilheiro, Todesschwadronen und Pistoleiros – die alltägliche Kriminalität verschont auch die Reichsten nicht. Langtext(2001) Scheiterhaufen-Rap aus Rio de Janeiro. Guido Westerwelle im Tropenland. Aus Sicht der Machteliten erschien Rio de Janeiro vor dem Hintergrund der gravierenden Menschenrechtslage bestens geeignet für die Olympischen Sommerspiele 2016.

 Auf die Dachterrasse des Othon-Palace Hotels von Copacabana hinaufzufahren, ist in Rio mindestens so ein Muß wie der Zuckerhut und die Christusstatue.

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Finde ich jedenfalls. Wer mich aus Europa besucht, kommt nur  skeptisch bis widerwillig in die Bettenburg  mit, ist dann aber  sofort begeistert, genießt die spektakuläre Aussicht, dazu an der offenen Bar Caipirinhas, Cafezinhos. Von hier oben stimmen die Klischees und die Postkartensichten, erscheint das da unten tatsächlich als Traumstadt. Klarblauer Himmel, eine wundervolle Naturkulisse, auf der Avenida Atlantica Gewimmel; am kilometerlangen Strand, in den Meereswogen  verlustieren sich so viele auffällig schöne Menschen, sinnliche Frauen auf köstlichste Weise. Kein Wunder, daß die internationale Tourismusbranche ihre Kongresse, Schulungen von Reiseagenten gerne in diesem Hotel abhält. Als über dreihundert europäische Fachleute tagen, gehe ich hin, höre mir Vorträge an. Rio de Janeiro habe zu Unrecht dieses Gewalt-Image, erläutert am Mikrophon ein deutscher  Fremdenverkehrsexperte, durch eine professionell gemachte PR-Kampagne, die natürlich nicht ganz billig sei, ließe sich das problemlos ändern, könne man mehr Rio-Reisen verkaufen. In der Kaffeepause komme ich im schicken Foyer mit Fachleuten ins Gespräch, stelle mich als Journalist vor, werde sofort attackiert. Ärgerlich, wieviele erfundene Horrorgeschichten aus purem Sensationalismus über Rio gedruckt würden, wirklich, miesester Journalismus. Die Zuckerhutstadt sei doch nicht gefährlicher als San Francisco, Florida oder Hamburg. Kein Problem, hochprivilegierte Deutsche, Schweizer, Österreicher zu treffen, die seit Jahren in Rio leben und dasselbe behaupten. ”In den Tagen hier habe ich weniger Angst als abends am Frankfurter Hauptbahnhof –  da ist es gefährlich”, redet eine Reiseagenturleiterin auf mich ein. Abends ist sie mit den anderen beim fürstlichen Bankett im Palast des Gouverneurs oder in Sambashows der famosen  heißen Mulattinnen, tagsüber  gibts die Vorträge oder werden in klimatisierten Bussen einige Rio-Highlights abgeklappert. Die Autoritäten lassen  stolz verbreiten, daß einhundertfünfzig auf Stadtkosten eingeladene USA-Journalisten  bisher bereits siebzig positive Rio-Reportagen veröffentlicht hätten. Medienprodukte sind zu häufig nur eine Ware, nichts weiter, immer mehr Menschen begreifen es. „Was haben Globalisierung und Kommunikationsgesellschaft denn eigentlich gebracht”, philosophiert mein Kollege von  der „Neuen Zürcher Zeitung”. „Brasilien ist im Grunde heute weiter weg von Europa als zuvor –  man weiß und übermittelt von dem Land immer weniger.”  Dabei ist gerade das Othon-Palace-Hotel ein guter Ausgangspunkt, um der Erscheinungsebene, Rios Oberfläche zu entfliehen. Ich sitze oben auf der Terrasse, schaue auf den Atlantik, denke an den Satz der Reiseagenturleiterin. Heilige Einfalt.  Wie wäre das in Wien, Frankfurt, Berlin oder München? Über die Hälfte der Einwohner wird bisher  mindestens einmal von Bewaffneten überfallen und beraubt, etwa  jede Stunde ein Mord, alle paar Tage ein Blutbad. Auf dem Graben, an der Hauptwache,  am Ku-Damm, beim Viktualienmarkt in eine Schießerei zu geraten, im Laufschritt flüchten, gar  sich hinwerfen zu müssen  – nichts Außergewöhnliches. Und –  über ein Drittel der Kinder und Jugendlichen Wiens oder Berlins sahen bereits unfreiwillig  zu, wie Leute umgebracht wurden, sahen Geköpfte, Zerstückelte, lebendig Verbrannte.

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Scheiterhaufen „microondas“ in Rio de Janeiro – laut Lokalzeitung. http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/05/scheiterhaufen-in-sao-paulo-mindestens-15-menschen-in-der-megacity-seit-jahresbeginn-lebendig-verbrannt-laut-landesmedien-fogo-para-matar-rivais/

Wie Barack Obama den Tropenstaat Brasilien bewertet: “Brasilien ist eine beispielhafte Demokratie. Dieses Land ist nicht länger das Land der Zukunft – die Menschen in Brasilien sollten wissen, daß die Zukunft gekommen ist, sie ist hier, jetzt”.

Fotodokumentation: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/

 Geier, Schweine fressen Leichen auf.  In jeder fünften Familie mindestens ein Mordopfer. Deutsche, österreichische Politiker müssen Einweihungen  abbrechen, sich zu Boden werfen , weil sie mit ihrem Troß unter Feuer gerieten, Wahlkämpfer können sich in Problembezirken nur blicken lassen, wenn die dort herrschenden Verbrechersyndikate ihr Okay geben . Jedes Mehrfamilienhaus hat zur Sicherheit natürlich teils bewaffnete Pförtner , rund um die Uhr passen sie hinter  zwei bis vier Meter hohen Stahlgitterzäunen auf  wie die Schießhunde –  nur sie haben die Schlüssel für die Hauptpforte, entscheiden, ob jemand reindarf oder nicht.  Kinder spielen gelegentlich  mit abgehackten Köpfen Fußball, und regelmäßig werfen Kriminelle aus Hochhäusern Mißliebige, die unten auf Asphalt oder Beton zerschellen. Man ist häufig rein zufällig vor der Polizei am Tatort, selbst den Boulevardzeitungen sind solche Verbrechensfälle schon keine Zeile mehr wert. All dies gilt für Rio de Janeiro. Dennoch streiten drittweltbewegte, alternative Journalisten regelmäßig in Szeneblättern ab, daß der Alltag in Millionenstädten wie Rio oder Sao Paulo dermaßen von Gewalt geprägt ist, hübsch politisch korrekt möchte man es haben und sich auf keinen Fall von gewissen sozialromantischen Vorstellungen oder gar Urlaubserinnerungen trennen.  Ich trinke auf der Othon-Terrasse den Espresso aus, fahre mit dem Elevador hinunter, schließe mein Fahrrad am Hurencafe „Meia Pacata” vom Avenida-Lichtmast, trete in die Pedale. Es ist nachmittags gegen drei an der Copacabana, dem dichtestbesiedelten Viertel Rios, in der Rua Gastao Baiana sehe ich, wie jemand aus über einhundert Metern Höhe aufs Pflaster hinuntergeworfen wird.  Obendrüber klebt der Hangslum Pavao-Pavaozinho an Felsen, Hochburg eines Gangstersyndikats. Die Leute in den Appartementhäusern der Mittelschicht unten sagen mir, das komme öfters vor, manchmal werde die Person so weit hinausgeschleudert, daß sie in irgendeinem Balkon, zwischen den Pflanzen und Blumen aufpralle. Aber tot sei sie dann  immer.

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Ausriß.

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Mein Othon-Palace-Hotel steht dort gleich um die Ecke, wer gerade oben auf der Dachterrasse sitzt, oder auf einem dem Hangslum zugewandten Balkon, würde die fallenden Körper ebenfalls problemlos sehen. Aber mit der Wahrnehmung ist das so eine Sache, es heißt ja, man sieht nur, was man weiß. Keine Zeitung Rios widmet dem Verbrechen, dessen Zeuge ich bin, auch nur eine Zeile. Als Gangster ins Avenida-Reisebüro eines Europäers eindringen, ohne Vorwarnung mit Maschinenpistolen vier, fünf Angestellte erschießen, mit der Kasse und anderem Brauchbaren abhauen, schafft er es, daß kein Medium darüber berichtet, sicherlich eine Großtat für Rios Image.Ein deutscher Korrespondent will mich überzeugen, daß Rios Ilha do Gouvernador, die Gouverneursinsel mit dem Airport, sehr schön und vor allem sicher sei, am selben Tag stirbt dort ein Mädchen in der Warteschlange vor einem Hospital, getroffen von einer verirrten Kugel, Normalität in Rio; Balas Perdidas töten Babies in der Wiege, spielende Kinder, Strand-, Rockkonzert-und Zirkusbesucher, Bus-und Zugpassagiere, Leute im Schlaf, Häftlinge im Knast. Und wie  wäre das in Wien oder Berlin? Frühmorgens schließt die Betreuerin die Kindergartenpforte auf, sieht zu spät, daß auf dem Spielplatz ein von Kriminellen abgeschlagener Männerkopf liegt, die Kinder rennen sofort hin, die Betreuerin ist schockiert, was tun, die Kinder wegscheuchen, den Kopf schnell in eine Mülltonne werfen? Sie steht nur da wie gelähmt, brauchte danach im Grunde  wie die Kinder einen Psychologen. Der  eigentlich ungeheuerliche Vorgang regt in Rio  niemanden in den Sozialbehörden auf, keine Zeile davon in den Medien. Es gibt Schlimmeres, jeden Tag. Ich wohne im  ziemlich heruntergekommenen,  einst vielbesungenen Stadtteil Lapa der Bohemiens, Strich-Transvestiten und Schwulen, der Cabarets, Kirchen, Klöster  und Bordelle, in der schmalen Rua Taylor, Nachbarstraße des schweizerischen Konsulats, der Luxusresidenz des deutschen Generalkonsuls, Zentrum, Altstadt von Rio. Rufe ich bei irgendeinem Pizza-Service an, fragt man zuerst nach meiner Straße  und dann folgt die höfliche Entschuldigung, zu gefährlich für unsere Pizza-Boten, die würden in solchen Ecken Rios nicht nur beraubt, sondern sogar erschossen. Chico Buarque, Brasiliens bester Liedermacher, beklagt in seinem sehr politischen Samba „Huldigung an einen Gauner”, daß es in Lapa jene kleinen Strauchdiebe von früher, mit denen man klarkam, leider nicht mehr gibt. Der Musikus hat auch in Europa eine wachsende Fangemeinde,  wohnt in der Upperclass-Südzone Rios, hätte inzwischen drastischer texten können.  Innerhalb von nur zwölf Monaten werden an meinem Wohnblock im Umkreis von etwa dreihundert Metern  mindestens vierzehn Menschen erschossen, in einem geparkten Fiat liegt im Kofferraum eine zerhackte Leiche. Einen erwischts vorm Liebes-Motel „Ebony”, einen Bankräuber vor der kleinen Bradesco-Filiale.  Die Gründe, um jemanden ins Jenseits zu befördern, sind in Rio  immer häufiger ganz schrecklich banal. Ein sechzigjähriger Brotausträger hat, als er überfallen wird,  nur umgerechnet ein paar Groschen dabei; ärgerlich darüber, erschießen ihn die Straßenräuber. Hühnerdiebe knallen einen Vierzigjährigen  ab, weil er es wagte, die regelmäßigen Klauereien anzuzeigen. Die meisten der von Straftaten betroffenen Brasilianer gehen aus Angst vor Rache nie zur Polizei. Wortwechsel unter Biertrinkern an der offenen Straßenbar meinem Haus  gegenüber, schon fallen Schüsse. Ein  Mann, mit Spitznamen Bira, bricht von fünf Kugeln getroffen, direkt vor meiner Eingangspforte zusammen, sein Blut läuft die abschüssige Straße hinunter. Diesmal bringt eine Sex-und Crime-Tageszeitung davon  sogar  ein Großfoto. Ach ja, mein völlig unbeteiligter Nachbar Jarbas Barros kriegt einen bösen Beinschuß ab, die Täter flüchten im Wagen die Rua Taylor zum malerischen Bergstadtteil Santa Teresa hinauf, wo auch Ronald Biggs, der aus dem düsteren Wandsworth-Knast ausgebrochene berühmte Posträuber  sein hübsches Haus hat.  Als ich es wieder einmal unten knallen höre, ärgerte sich gerade jemand darüber, daß ein anderer am hellerlichten Tage einfach an den Strommast pinkelt. Diesen ärgert die Kritik, er zieht noch beim Pinkeln den Revolver, erschießt den Kritiker, geht seiner Wege, wird nie gefaßt. Logisch, die Polizei gibt ja selber zu, daß nur in etwa acht Prozent der Mordfälle der oder die Täter ermittelt werden – und das heißt noch nicht verhaftet, gar  vor Gericht gestellt, bestraft. Crime compensa, Verbrechen lohnt sich, sagt man in Rio. Ein Stück meine Straße hinauf trifft es den holländischen Touristen Jan Lendert an der Seite seiner Frau und seiner Tochter. Der Chirurg ist nicht bereit, einem Halbwüchsigen wie gefordert, die teure Kamera herauszurücken – und da erschießt der ihn, nur einhundertzwanzig Meter von der nächsten Polizeiwache entfernt,  eben sozusagen zur Strafe, geht ohne Kamera weg, keineswegs unüblich in Rio. Nur ein Stückchen weiter werden im Frühjahr 2000 zwei junge Künstler gefunden, in ihrem Haus an Stühle gefesselt, mit Kopfschüssen, alle Wertsachen geraubt. An die vierhundert  Schritte von meiner Wohnung entfernt ist das Kulturzentrum „Circo Voador” unter dem berühmten Aquädukt von Lapa, auch manchen Wienern, Berlinern wegen der  wundervollen, spritzigen Sambaschwoofs wohlbekannt. Der französische Tourist Marc Eglenne, 35, stoppt dort seinen Wagen, fragt einen Passanten nach dem Weg, gerät an den falschen: Der will ihm den Ring vom Zeigefinger ziehen, schafft es nicht, hackt deshalb mit einem einzigen Messerhieb den Finger ab, verschwindet mit Finger und Ring. Ich sehe an der Stelle zum erstenmal ein Killerkommando in Aktion, es knallt ein paarmal, jemand fällt auf den Asphalt, drei Männer mit Revolvern rennen weg. Die große Kaserne der Militärpolizei am Konservatorium ist nur zweihundert Meter entfernt. Gleich hinterm Kulturzentrum die Rua Mem de Sà hinauf ist das Gerichtsmedizinische Institut. Die Direktorin klagt, daß von zehn Leichen mindestens eine, meistens mehr,  von den Familienangehörigen nicht abgeholt wird, weil sie kein Geld für die Beerdigung haben. „Die nehmen sich den Totenschein, tauchen hier nie wieder auf, während ich auf den vielen Kadavern sitzenbleibe. Das zeigt auch, wie die wirtschaftliche Lage ist.” Dabei landet nur ein Bruchteil der Mordtoten in den Institutskühlschränken, der größere Rest  wird auf geheimen Friedhöfen verscharrt, verfault irgendwo. Beispielsweise ein paar Kilometer von meiner Wohnung entfernt, am Abhang neben der zur berühmten Christusstatue führenden Estrada das Paineiras von Santa Teresa. Einer aus meinem Haus wird dort erschossen, wie so viele andere hinunter ins Tropendickicht geworfen. An einer Stelle sieht die Polizei mal  nach, findet allein elf Skelette. Sage und schreibe fünfunddreißig Prozent der registrierten Mordopfer Rio de Janeiros, so Polizeioffizier Ivan Bastos, werden niemals identifiziert, enden daher in Massengräbern. Die  sumpfigen Inselchen in der Guanabarabucht  dienen den Banditenmilizen als Cemiterio clandestino – bei der Rückkehr von der hübschen Insel Paqueta in meine Altstadt  schippert mich das Touristenboot daran vorbei. Und jeder Müllfahrer Rios weiß es, in den Plastiksäcken, die er an der Slumperipherie in die bei vierzig Grad barbarisch stinkende Öffnung seines COMLURB-LKW hineinwirft, sind regelmäßig zerhackte Leichen, banalste, zynischste Art der Opferentsorgung. 

 zeitungsfotobando.jpg Titelseite – Sex & Crime in der Olympiastadt Rio de Janeiro.

In der Rua da Lapa steht ein leerer Bus, hält den Verkehr auf, Leute  an der Tür sehen sich drinnen, auf dem Bodenblech, die zwei gräßlich blutenden Leichen  an. Ein alter Mann aus meinem Haus ist im Bus, als die Schießerei losgeht:”Die beiden Schwarzen standen plötzlich auf, zogen Revolver, brüllten, daß das hier ein Überfall ist. Hinter mir hat einer sofort seine Knarre gezogen und auf die geballert, die wieder zurück. Der hinter mir hatte aber besseres Zielwasser getrunken, hat einfach klasse geschossen, ich hab mich unter die Bank verdrückt.” Bevor die Polizei kommt, ist der Schütze weg, wie immer, weiß angeblich  keiner, wie er aussah. An manchen Tagen gibts zwanzig, dreißig Busüberfälle.  Eines Nachts gehe ich mit meiner Frau die Rua Taylor zu unserem Wohnblock hoch, als vielleicht dreißig Meter entfernt Männer aus einem fahrenden Auto auf uns feuern,  klar, wir rennen wie die Besengten los. Und als  ich eines Abends  zu meinem Zeitungshändler in Botafogo radle, ist der grade überfallen worden. Paulo Cesar Pires, 29,  will fliehen, hechtet in ein Taxi, dort treffen ihn die tödlichen Schüsse, das ganze Taxi, die Polstersitze, alles voller Blut. Einmal muß ich eine Aufzeichnung mit einem deutschen Radiosender leider abrupt  unterbrechen, denn genau am Hang  unter meinem Balkon beginnt ein Schußwechsel, also werfe  ich mich sicherheitshalber neben dem Schreibtisch auf den Fußboden. Vielen Rio-Bewohnern passiert das. Einer ist so wütend, verzweifelt über die tagtäglichen Schießereien rivalisierender Banditengangs ganz nahe an seinem  wunderschön gelegenen Haus, daß er die Ballerei aufnimmt, teils live ins Internet stellt, ein paar Wochen lang kann man es anklicken.  Alle paar Tage werden in Rio schlafende Bettler angezündet, unten in der  famosen Rua da Lapa, wieder nur Schritte von meinem Haus entfernt,  übergießt vormittags eine gutgekleidete Frau einen Obdachlosen mit Brennspiritus, hält das Feuerzeug dran, verschwindet in der Menschenmenge, der Mann stirbt an seinen schweren Verbrennungen, auch in Sao Paulo kein Einzelfall. In derselben kurzen Straße wird jemand vor einer offenen Kneipe erschossen, Männer stehen mit Biergläsern in der Hand bei  vierzig Grad Hitze um den Toten herum, diskutieren den Fall. Am nächsten Morgen gehe ich zur Bäckerei, neben der einst Che Guevara eine Wohnung hatte, der Tote liegt immer noch da, die Polizei oder sonsteine Behörde haben es nicht geschafft, die blutige Leiche abzutransportieren. Aber das passiert ja auch mitten im Strandtrubel an der Copacabana, oder in Ipanema, richtig, da, wo das „Girl from Ipanema” komponiert wurde. Alle haben sich auf den Badenachmittag gefreut, liegen dicht an dicht, wie die Heringe. Da wird jemand erschossen, soll man deshalb seinen guten Strandplatz aufgeben? Man tut es nicht, über den Toten wird eine schwarze Müll-Plastikplane gedeckt  und fertig. Ich schreibe im Avenida-Café an der Ecke zur Rua Santa Clara, unweit des Othon-Palace-Hotels, an einem Text, als Schüsse fallen. Die tödlichen Kugeln treffen das Opfer  im Sitzen beim Bier, an einem dieser hübschen Strandkioske, die Leute drumherum werfen sich auf  Asphalt und Steinpflaster, die Täter sausen mit dem Motorrad davon, werden nie ermittelt. Für die Bewohner der Rua Santa Clara wird es wieder ein „Dia infernal”, weil sich rivalisierende Verbrechermilizen die Nacht durch Schießereien liefern. An der unglaublich belebten Kreuzung Rua Barata Ribeiro/Rua Siqueira Campos bricht der Schußwechsel  am frühen Nachmittag los, nicht nur ein Gangster, sondern auch  zwei achtzigjährige Frauen werden verwundet. „Mais um dia de faroeste”, wieder ein Tag wie im Wilden Westen, sagt jemand. An der Ecke  knallts keineswegs  das erste Mal, in Ipanema nebenan kampieren regelmäßig die Familien der Hangslums sogar tagelang unten bei den Gutbetuchten an den Boutiquen und den teuren Freßkneipen, solange oben die Gangster-Mpis rattern.  Immer wieder  trifft es Deutsche wie den beliebten Restaurantbesitzer Edmund Hertlein aus Bayern oder jenen Marathon-Leichtathleten, Italiener, Franzosen, Argentinier – dann sagen der Bürgermeister, der Gouverneur von Rio jedesmal  bedauernd, doch unübertroffen zynisch, Gewalt sei leider heutzutage ein weltweites Problem – soetwas könne einem Touristen eben auch in jeder anderen Großstadt der Erde passieren. Also auch in Wien oder  Berlin zum Beispiel, die dortige  Boulevardpresse erweckt diesen Eindruck.  Nur – eben kein Vergleich mit Lateinamerikas reichster Stadt Sao Paulo, oder Rio de Janeiro, da werde ich neunmal überfallen. 1999 ermittelt eine repräsentative Meinungsumfrage, was die rund 160 Millionen Brasilianer am meisten fürchten. Violencia, Gewalt, sagen achtundsechzig Prozent. Arbeitslosigkeit, immerhin um ein Mehrfaches höher als in Deutschland oder Österreich, und nicht durch finanzielle Hilfen abgefedert, kommt erst an zweiter Stelle, mit einundvierzig Prozent.  Eine Bekannte hat ihr Kleinkind im Auto auf dem Hintersitz – als sie an der Copacabana bei Rot halten muß, nähert sich eine Horde verwahrloster Kinder dem Wagen, sie wird beraubt, ihrem Kind wird die Kehle durchgeschnitten, es stirbt noch am Tatort, die Horde rennt weg. In Wien würde man Monate davon reden, in Rio steht kein Satz darüber  in der Zeitung.  Ein Bekannter muß erleben, wie Gangster sein Haus überfallen, seine Frau, seine Tochter vor seinen Augen extrem sadistisch und brutal vergewaltigen. Tage darauf trifft er die Täter  in seiner Straße wieder, sie lachen ihm frech ins Gesicht, sind zu allem Unglück auch noch Freunde des lokalen Distriktpolizisten. Psychisch hält er das immer neue Zusammentreffen mit den Gangstern, die Unmöglichkeit, sie hinter Gitter zu bringen, nicht lange aus. Er tut schließlich, was auch andere in seiner Situation fertigbringen. Berufskillern, Pistoleiros, in fast ganz Brasilien unschwer zu ordern, gibt er umgerechnet einhundert Mark –  dafür  liquidieren sie die Räuber und Vergewaltiger. Unangenehme, gar juristische Folgen für ihn – absolut keine. Meinen Lieblingskellner  Pedro aus Lapa treffe ich eines Tages in einer Szenekneipe für Intellektuelle, progressive Künstler, Studenten und Alternative des Betuchten-Viertels Leblon. Pedro ist an den Stadtrand nach Nova Iguacu gezogen, schwärmt von seinem Viertel:”Da herrscht Ordnung – das ist nicht wie in Lapa.  Wer was macht, klaut oder so, wird sofort umgelegt und in ein kleines Tal geschmissen. Jeder weiß das und hält sich dran – wir alle leben deshalb in Frieden.”

Willy Brandt und sein Diktatur-Amtskollege José Magalhaes Pinto:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/19/brasiliens-folter-diktatur1964-1985-mit-wem-bundesausenminister-willy-brandt-damals-bilaterale-vertrage-unterzeichnet-das-massaker-an-stahlarbeitern-unter-gouverneur-jose-magalhaes-pinto/

Reinaldo Guarany, während der Folterdiktatur der Generäle ein besonders couragierter Widerstandskämpfer, Stadtguerrilheiro Rio de Janeiros, will nach dem Übergang zur Scheindemokratie seine Ruhe haben, kauft oben im Bergstadtteil Santa Teresa ein schlichtes Häuschen. Wir sitzen auf der kleinen Terrasse, trinken einen Cafezinho – Guarany ist zunächst wortkarg, was seine Biographie betrifft, zeigt mir lieber  die Dutzenden eigener origineller  Aquarelle und Ölbilder, die er zunehmend erfolgreicher ausstellt, verkauft. Doch dann höre ich doch noch  Details. Dieser kleine, eher zierlich gebaute Mann, heute Romanschreiber, Ghostwriter für Politiker, Übersetzer, Fachbuchautor, Betriebswirt, Rechtsexperte und auch noch Kunstmaler, hantierte einst  perfekt mit Maschinenpistolen. 1970, mitten in der härtesten, schwärzesten Diktaturphase, richtet er eine in meiner Nachbarstraße auf die Bewachertruppe des deutschen Botschafters Ehrenfried von Holleben, setzt sie mit einigen Feuerstößen außer Gefecht, reißt den verdatterten Diplomaten aus der Luxuskarosse, packt ihn mit Hilfe eines Companheiro in eine nach Chlorophorm duftende Holzkiste. Die Entführung gelingt, von Holleben kommt erst frei, nachdem vierzig Diktaturgegner aus den Verließen geholt und nach Algerien ausgeflogen worden sind. Die Resistencia unterteilt damals in geheime Kader , die nur nachts oder im Kofferraum das Haus verlassen können – und in solche wie Reinaldo Guarany, einen Quadro legal, der sich offen bewegen kann, nach dem niemand fahndet. Er studiert an der Uni Psychologie, malt wunderschöne Bilder und arbeitet im Apothekennetz seiner Familie, ist umgänglich zu Kunden, beliebt, kommt herum  – wechselt indessen häufig ganz plötzlich die Haut, agiert als gefürchteter, besonders kühner Bankräuber, leert mit der Mpi im Anschlag Tresore, beschafft damit viel Geld für den Widerstand. Unter der Folter verrät ihn ein Companheiro – die Geheimpolizei beschattet daraufhin Guarany durch Scharen falscher Eis-und Puffreisverkäufer. An der Copacabana, nicht weit vom Othon-Palace-Hotel, wird er schließlich überwältigt, ein Kolbenschlag kostet ihn die meisten Zähne. Jeder Rio-Tourist kommt an den Kais der Kriegsmarine vorbei, damals ein berüchtigtes Folterzentrum.”Ich wog nur vierundvierzig Kilo. Sie gaben mir nachts Elektroschocks, hängten mich kopfunter auf, drückten meinen Kopf unter Wasser – ich wurde ohnmächtig. Jemand gab mir eine Amphetaminspritze, aber nicht mal die weckte mich auf… Erst nach der zweiten Spritze, sechs Uhr früh, war ich erneut vernehmungsfähig, wurde wieder geschlagen – doch weil ich so schwach, so mager war, hauten sie nicht so hart zu wie bei den anderen Companheiros.” Guarany hätte wie so viele andere die Torturen kaum überlebt. Doch 1971 entführen Kameraden wieder in meiner Nachbarstraße den Schweizer Botschafter Giovanni Enrico Bucher, Guarany und neunundsechzig andere kommen frei, werden nach Chile ausgeflogen. Der Stadtguerrilheiro kämpft auch im Exil weiter, fälscht Hunderte von Pässen.”Mein Zimmer in Mexiko hatte deshalb den Beinamen Konsulat.” Er reist von dort mit falschem Paß auch nach Deutschland ein, studiert später in Bochum Betriebswirtschaft. Guaranys erste Frau erhält bei einer Guerilla-Aktion einen Kopfschuß, wird in Deutschland vom selben Arzt wie Rudi Dutschke operiert. Seine zweite Frau nimmt sich in Westberlin das Leben – laut Guarany wird ihm und sieben anderen Brasilianern am Tag darauf das zuvor verweigerte politische Asyl gewährt. Deutsche, belgische oder nordamerikanische Maschinenpistolen, die Guarany seinerzeit vom chilenischen Exil aus für die Guerilla in Argentinien, Uruguay und Brasilien importierte, faßt der inzwischen über Fünfzigjährige nicht mehr an, sieht sie indessen alle Tage, nur Schritte von seinem Häuschen, auf sich gerichtet. Ich sehe erst mal garnichts, hätte die Gegend wie jeder uninformierte Tourist für die friedlichste Ecke Rios halten können. Guarany geht mit mir zum Terrassengeländer, erklärt mir die Geographie. Einen Steinwurf den Hang hinauf, beginnt das pompöse Anwesen einer der reichsten Familien Brasiliens, die ein Bataillon von Hausbediensteten beschäftigt. Zum Empfang für Mick Jagger, der dort, wie es heißt, seinen Scheidungsgrund Luciana Gimenez  Morad kennenlernt und später schwängert, rauschen auch publicity-hungrige Musica-Popular-Stars wie  Caetano Veloso und Gilberto Gil durchs protzige Portal. Dann weist Guarany nach unten, gleich an der Terrasse beginnen Slums, die Favelas. Rivalisierende  Banditenmilizen liefern sich regelmäßig Gefechte, dann sind seine Tochter, seine Frau und er Gefangene im eigenen Haus, wäre der Espresso auf der Terrasse womöglich tödlich. Guarany übertreibt nicht – meine Schweizer Freundin wohnt ein Stück die Straße hinauf, leidet ebenfalls unter dem Horror, übernachtet notfalls mit den Kindern tageweise fern von Santa Teresa. Aber jetzt ist alles herrlich ruhig, doch eben nur Erscheinungsebene. „Kommt mit, ich zeig Dir was”, sagt Guarany, zieht mich zum Wagen. Wir fahren seine enge, eigentlich tropisch-pittoreske Straße hinunter – an der ersten Biegung blinkt bereits eine verchromte Mpi. In fünfzehn unsäglich langen Minuten, bis ein verkeilter LKW vor uns endlich weiterkommt, brauchte der nur mit Shorts bekleidete Zwölfjährige nur einmal durchzuziehen, und wir im Auto wären hinüber. Guarany wird nicht ein bißchen mulmig:”Noch vor zwei Jahren habe ich hier viele Jungs Murmeln spielen sehen, die mir heute mit Mpis begegnen – sie wurden Soldados des organisierten Verbrechens, prahlen damit herum, rühmen die Banditenchefs als ihre Helden.” Die Zeiten haben sich geändert – seit 1985 nennt sich Brasilien eine Democracia, Entführungen von Geldleuten, nicht mehr Diplomaten und Politikern, wurden in Rio so häufig, daß sich kaum noch jemand darüber aufregt und die Medien längst nicht mehr alle Fälle registrieren. Selbst Deutsche sind darunter, einmal sogar eine Unternehmerin. Das Neueste sind Sequestros relampagos, Blitzentführungen, die maximal ein paar Stunden dauern. Gangster greifen sich ein Schulkind auf dem Weg nach Hause, wollen von der per Handy informierten Mutter nur umgerechnet fünfzig, sechzig Mark. Oder eine Mittelschichtlerin ist dran: Der Gangster springt irgendwo zu ihr ins Auto, zwingt sie, mit der Scheckkarte an verschiedenen Geldautomaten der Stadt möglichst viel Geld abzuheben, oder gar Schecks einzulösen. Auch deshalb, und wegen der häufigen Überfälle an Kreuzungen braucht man ab zehn Uhr nachts nicht mehr bei Rot zu halten – ganz offiziell erlaubt.  Zudem stieg in  Rio der  illegale Besitz von Waffen enorm – über 700 000 Mpi, Gewehre und Revolver, dazu ungezählte schwere MG, ausländische Bazookas und Handgranaten sind unrechtmäßig in Privathand. „Wären wir damals nur fünfzehn Minuten bewaffnet in Santa Teresa auf der Straße geblieben”, so Guarany mit bitterem Humor, „hätten die sicher sogar ein Kriegsschiff hierher in die Berge geschickt.” Heute existiere eine „Komplizenschaft des Staates” mit dem organisierten Verbrechen. 1999 wird eine kuriose offizielle Statistik veröffentlicht: Die privaten Sicherheitsfirmen Rios verfügen über  18740 registrierte Waffen, doch exakt 13101 gingen die letzten Jahre in Banditenhand über, wurden den Wächtern entweder bei Überfällen abgenommen oder über korrupte Mitarbeiter aus den Firmen entwendet. In ganz Deutschland werden jährlich um die eintausend Menschen ermordet, man kann sich auf die Polizeistatistik verlassen. Allein im Großraum von Rio de Janeiro sind es dagegen über elftausend – und die Statistik ist, wie jeder weiß, geschönt, die Dunkelziffer ist hoch. Zum Deutschlandurlaub fliege ich gerne mit der russischen Aeroflot, kann so ein  paar interessante Tage in Moskau einlegen, erzähle später den Kollegen eines  deutschen Info-Radios, wie bewußt ich dort die Sicherheit, die mir in Rio fehlende Bewegungsfreiheit genieße. Die Kollegen waren nie in Rio, schwärmen aber von der Copacabana, halten mich für verrückt, freiwillig in diesem kreuzgefährlichen Moskau auszusteigen. Meine Vergleiche beeindrucken nicht: In Washington werden in dem betreffenden  Jahr neunundsechzig von jeweils einhunderttausend Einwohnern ermordet, in Rio gemäß den arg geschönten Zahlen neunundsiebzig, in Moskau  dagegen nur achtzehn. Der Moskau-Korrespondent des größten brasilianischen Nachrichtenmagazins, „Veja”, siehts wie ich, die Schießereien zwischen Gangsterbanden, schreibt er, fordern beispielsweise im ganzen Jahr 1997 dreiundfünfzig Opfer. „Das sind genauso viele wie an einem einzigen „heißen” Wochenende in Sao Paulo”. Schon 1990 weist der renommierte Kriminalexperte José Vilhena nach, daß in den fünfzig Jahren davor über 268000 Cariocas ermordet wurden, rund 91000 zwischen 1980 und 1990, annähernd  doppelt soviele wie der Blutzoll nordamerikanischer Soldaten in Vietnam. In den Neunzigern stieg die Mordrate noch einmal kräftig an. Affonso Romano de Sant `Anna, Schriftsteller und Poet aus Rio, wird auch auf Deutsch verlegt, ist gelegentlich in Europa, stellt bei der Rückkehr die brasilianische „Tagesschau” an, beschreibt im Jornal do Brasil seine Empfindungen:”Ein Horror. Gewalt und noch mehr Gewalt. Wäre ich Ausländer und hätte nach der Ankunft im Hotel den Fernseher angeschaltet, würde ich sofort die Rechnung bezahlen und für immer das Land verlassen.” Der Schöngeist hat sicher ARD-Brennpunkte gesehen, womöglich welche über den NATO-Krieg gegen Jugoslawien – um dann zuhause von den Medien vorgerechnet zu  bekommen, daß in der selben Zeit allein in der Baixada Fluminense, gewaltgeprägte Peripherieregion Rio de Janeiros, viel mehr Menschen getötet wurden. In anderen Konflikten wie dem Golfkrieg, die viele Europäer beunruhigten, in Spannung versetzten, winkte man am Zuckerhut nur ab, wies naive Ausländer auf die „Guerra urbana” von Rio oder Sao Paulo. Brasilien hätte alle paar Stunden Stoff für einen TV-Brennpunkt, wenn wieder mal Indios, Landlose oder Slumbewohner massakriert, ein Polizist, ein sechsjähriges Mädchen lebendig verbrannt werden, in Salvador da Bahia der soundsovielte Unschuldige von einer Menschenmasse gelyncht wird, womöglich vor laufenden Kameras. Die europäische World-Music-Szene liebt Bahia, verehrt die Trommlergruppe Olodum, ignoriert gewöhnlich, daß Salvador auch den Beinamen „Capital da Miseria e Barbarie” trägt. 1991 wird man unten, in den tonangebenden Metropolen Sao Paulo und Rio erstmals aufmerksam, als die Polizei in Brasiliens erster Hauptstadt  in nur vier Monaten dreiundfünfzig „Linchamentos” sogar offiziell registriert, weit mehr tatsächlich geschehen.  Bedrückend, aber auch bezeichnend, wie Brasiliens Eliten, die Liedermacher Chico Buarque heute kulturloser, ungebildeter als je zuvor nennt, jene Guerra urbana zu verdrängen suchen. Als die Ärztin Barbara Rolim, gebürtige Carioca, ihren Freunden der wohlhabenden Südzonenviertel mitteilt, ab sofort für „Ärzte ohne Grenzen” zu arbeiten, lobt man ihre Courage, ist neugierig, in welches Kriegs-oder Katastrophengebiet sie wohl gehen will, denkt an Afrika, den Balkan, Afghanistan. Und ist erstaunt, verblüfft, enttäuscht, als Barbara Rolim erläutert, hier, in Rio selber, doch fern der Nobel-und Touristenviertel, in den über achthundert Slums Gewaltopfer zu betreuen, mit weiteren sechsundzwanzig Ärzten und Sozialarbeitern aus Sophie Clayrfayts Team.  Im Slum Vigario Geral erschießen 1993 Militärpolizisten während eines Massakers einundzwanzig völlig unschuldige Bewohner, jenes Häuschen, in dem man eine ganze achtköpfige Familie auslöschte, wird zum „Casa da Paz”. Dort treffe ich den Schweizer Komponisten und Theatermann Walter Stephan Riedweg, der mit seinem brasilianischen Kollegen Mauricio Dias Slum-und Straßenkindern die Welt der Kunst, der New Public Art öffnet, dabei von Pro Helvetia, Caritas und Terre des Hommes unterstützt wird. Riedweg gerät mit den Kindern in Feuergefechte zwischen schwerbewaffneten Banditenmilizen und der Polizei, weiß nach einigen Monaten mehr über Rios komplexe Realität als viele Boys und Girls from Ipanema, mit den Sorbonne-und Harvard-Diplomen, gerät in die Rolle des Informationsträgers, hält für geradezu absurd, als Ausländer abgehobenen  Intellektuellen und Gutbetuchten erklären zu müssen, wie die Mehrheit der Armen, Verelendeten lebt. Zu denken, daß „die anderen” nicht zur Gesellschaft des unsichtbar geteilten Rio gehören, ist für ihn eine „kranke Sicht”.  „Das Leben in Brasilien ist leicht und unbeschwert “ probieren Sie es selbst”, locken ganzseitige Anzeigen deutsche und österreichische Touristen an Zuckerhut und Copacabana. Doch Bischof Mauro Morellis Diözese an der Peripherie ist auch Rio. Als direkt vor ihm auf der Straße ein Strich-Transvestit von einem Unbekannten mit zehn Pistolenschüssen liquidiert, ein weiterer schwer verwundet wird, geht der engagierte Kirchenmann erneut an die Öffentlichkeit:”Wir sind Gefangene der Gewalt in einem ungerechten, schlimmen Land. Ich bin es müde, an den Straßenrändern Leichen zu sehen, neben meiner Kirche Schüsse hallen zu hören.”  Rund dreitausend Kilometer die wunderschöne Atlantikküste mit ihren unzähligen paradiesischen Stränden  hinauf liegt der Nationalpark Lencois Maranhenses, des Landes einzige echte Wüste auf 1550 Quadratkilometern, spektakulär und einmalig auf dem Globus, lohnte allein schon eine Brasilienreise. Ich kann mich nicht sattsehen an den surrealistisch geformten  Wanderdünen, manche  bis zu dreißig Meter hoch. Alle aus feinstem weißen Sand, in ständiger Veränderung. Ein Vergnügen, dort barfuß zu gehen, stundenlang, den Sonnenuntergang zu erleben. Hin und wieder kleine bis mittlere flache, ganz wundervoll kristallklare Seen, in denen  Schildkröten schwimmen. Nach einer Weile habe ich den Bogen raus, fange einige mit der Hand. An einer einsamen Lehmhütte mit Palmstrohdach gibt mir  die dicke, freundliche Mammi zu verstehen, bitte nicht laut zu sprechen, macht Pssst, zeigt auf eine Hängematte im Innern. Dort schläft ihr Sohn, zu Tode erschöpft, gerade angekommen, mit sichtbaren Verwundungen, angetrocketem Blut. Hunderte Kilometer weiter, noch in diesem Teilstaate Maranhao annähernd von der Größe Deutschlands, war er Sklave auf einer Fazenda, konnte fliehen, die bewaffneten Aufseher verfolgten ihn vergeblich mit scharfen Hunden. 1888 war die Escravidao offiziell abgeschafft worden, ausgetilgt ist sie noch lange nicht. Als das offizielle Brasilien pompös den 500.Jahrestag seiner „Entdeckung” feiert, werden im Teilstaate Mato Grosso auf einer Farm wieder mal an die dreißig Sklavenarbeiter entdeckt.  Ort des Zugangs zum Nationalpark ist das kleine malerische Barreirinhas. Abends trotten Esel über die Wege, Einwohner stellen mir dort  einen bekannten Pistoleiro vor, ich muß ihm die Hand geben, bin noch recht  neu in Brasilien und deshalb sichtlich schockiert – die Leute lachen, keine Angst, Gringo, der killt nur in anderen Städten, nicht hier, in Barreiras ist er nur, um seine Familie zu besuchen. Wo er killt, schaue ich mir ein paar hundert Kilometer entfernt, in Imperatriz an. Die ländliche  Stadt am breiten Rio Tocantins, in deren Straßen rohes Fleisch auf Leinen zum Trocknen hängt wie Wäsche, hat in Brasilien auch den Beinamen „Hauptstadt der Pistoleiros”. Matadores do Aluguel, Mietkiller, findet man leicht. Als sie sogar noch am Busbahnhof in kleinen Gruppen standen, konnte man sich, wie eine Bewohnerin sagt, „den schönsten und verwegensten aussuchen”, um persönliche und politische Gegner, wirtschaftliche Konkurrenten oder auch heimliche Liebhaber des Ehepartners umbringen zu lassen – manche töteten bisher über einhundert, nach Preistabelle. Für einen Gewerkschafter wurden umgerechnet bis zu fünfhundert Mark verlangt, für einen sozial engagierten Pfarrer mehrere tausend, für einen Bischof, Richter oder Parlamentsabgeordneten bis zu dreißigtausend. Das Opfer muß nicht aus der Region sein, kann  in Rio, Sao Paulo oder irgendwo in Amazonien leben. Der angeheuerte Pistoleiro erhält ein Paßbild oder sonst ein Foto, die Hälfte des Kopfgeldes, macht sich notfalls sofort mit einem Fernbus auf den Weg, bekommt den Rest nach erledigtem Auftrag. Pistoleiros pflegen ihre „Pädagogik des Terrors” “ einer sammelte die abgeschnittenen Ohren von Erschossenen, achtzehn Kollegen vergewaltigten eine Dreizehnjährige und verbrannten sie danach lebendig. In Imperatriz wirkt Bischof Afonso Gregory, steht auf einer Todesliste, erhält Morddrohungen, wird zeitweise von Spezialpolizei geschützt, unweit der Wohnung wird sein Padre Josimo Tavares von einem Pistoleiro liquidiert. Gregory, Präsident von Caritas International, hat hier einen schweren Stand, ich bewundere seine innere Stärke, Schlichtheit, Ausstrahlung. Während der einundzwanzigjährigen Militärdiktatur, erklärt er mir, schanzten  die neofeudalen Agraroligarchien sich und ihren Günstlingen gesetzwidrig immense Territorien zu, ließen die dort lebenden Kleinbauern von Pistoleiros vertreiben. Hunderttausende flohen auch in die Slums von Imperatriz. Jetzt streitet Gregory an der Seite der auch von den österreichischen, deutschen Kirchen unterstützten Landlosenbewegung MST dafür, daß auch die Vertriebenen ungenutzten Großgrundbesitz erhalten. Deshalb hassen ihn die Latifundistas wie die Pest. Gregory zeigt auf den Platz vor seinem Haus “ dort werden Kundgebungen, Autokorsos gegen ihn veranstaltet, steht auf den Spruchbändern „Dom Gregory “ Engel des Bösen!” Sein Wirkungsfeld trägt Züge eines Politkrimis – bei seinen regelmäßigen Reisen zum Papst, nach Österreich und Deutschland spürt er, daß sich auch von den sogenannten Dritte-Welt-Experten und Uni-Soziologen kaum jemand vorstellen kann, wie der brasilianische Alltag wirklich aussieht. Zehn Jahre arbeitete er in den Slums der Zuckerhutstadt, kennt die empörende Indifferenz der Gutbetuchten, Privilegierten gegenüber der Misere. „Die Bessergestellten von Rio”, so seine Erfahrung, „sind den USA oder Europa viel näher als den Armen, nur zehn, zwanzig Meter nebenan in den Favelas.” Die beliebte Charter-Destination Recife, von Wasserarmen durchzogene Hauptstadt Pernambucos, ist touristisch interessanter denn je – endlich wurde die Altstadt am Hafen restauriert, vor dem endgültigen Verfall bewahrt, tanzt man nachts auf schönen Plätzen Samba, Bolero, Forró oder Salsa, amüsiert sich köstlich. Weiter hinten, an der Peripherie, schauen solange Pistoleiros nach neuen Opfern. Auf zweihundert Killer schätzt die Polizei 1996 ihre Zahl im Staate, schnappt selten jemanden, zumal, wie überall in Brasilien, Beamte selber zu den Matadores de Aluguel gehören. Die Sache mit den Pistoleiros, sagt der bekannte pernambucanische  Politiker und Großgrundbesitzer Ricardo Fiuza, liegt in der Seele des Nordostens. Wenn jemand meine Frau schlägt, töte ich ihn oder lasse ihn töten. Und schau her, ich halte mich für einen Zivilisierten, habe die ganze Welt bereist, bin belesen.” Das gilt für Kolngreßsenatoren genauso: Ein Gesetzentwurf von Saldanha Derzi wird  ohne sein Wissen verändert, also droht er vor der Presse:”Wenn ich herausbekomme, wer es war, gebe ich den Auftrag, ihn zu töten.”Sein Senatskollege Alexandre Costa hat Streit mit einem Kongreßabgeordneten, die Killerbranche wird sofort hellhörig:”An die zehn Pistoleiro-Vermittler haben bei mir angerufen, ihre Dienste zwecks Liquidierung des Deputado angeboten. Ich denke darüber nach.” Politische Morde “ normal in Brasilien.  Helinho, 21, ist angeklagt, fünfundsechzig Menschen liquidiert zu haben, sitzt 1998 im Knast von Recife. Sein Stadtteil Camaragibe protestiert lautstark, dort ist Helinho ein Held, hat den Spitznamen Pequeno Principe, kleiner Prinz. Man mag ihn, weil er das Viertel von jenen „säubert”, die jemanden töten, nur um dessen Tennisschuhe, Uhr oder Fahrrad zu rauben. Filmemacher Paulo Caldas dreht über Helinho einen Dokumentarstreifen:”Beeindruckend, wie wenig sich an der  Mentalität änderte, Recht mit den eigenen Händen durchzusetzen.” Recife-Polit-Rapper Garniza widmet Helinho einen Song, stellt bei einem Gespräch  im Knast verblüfft fest, daß ein Straßenräuber, der ihm nur noch die Unterhosen ließ, von dem Killer ins Jenseits befördert worden war. Blutfehden zwischen Nordost-Clans, wegen Bodenstreitigkeiten, politischen Rivalitäten, Verdacht des Ehebruchs  fordern weiterhin hunderte Opfer: Im Hinterland von Recife kommen die Goncalves bis Mitte der Neunziger  auf vierundvierzig Tote, die Benvindo auf vierzig, die Ferraz auf zweiundzwanzig, die Nogueira auf fünfzehn, die Novaes auf dreizehn.  Für den pittoresken, wenngleich archaischen Zuckerrohr-Teilstaat Alagoas gilt das gleiche Schema – als ich dort im wunderschönen Barockstädtchen Penedo direkt am breiten Rio Sao Francisco den Polizeichef interviewe, hat der ganz offen vor sich auf dem Schreibtisch jenen allseits bekannten speziellen Hebel für die Elektroschock-Folterapparatur. Nordost-Sitten gelten längst auch an der Peripherie von Sao Paulo – jede Woche mindestens ein Blutbad, angerichtet von Pistoleiros. Zuhause das Opfer zu erwischen, ist schwierig, besser an öffentlichen Plätzen, an einer Straßenbar. Die brutale Logik: Nur einem gelten die tödlichen Schüsse “ die anderen fünf, sechs oder mehr drumherum wären Zeugen der Tat, müssen deshalb ebenfalls sterben. In Rio de Janeiros Strandviertel Barra da Tijuca leben hellhäutige Knaben und Mädchen aus gutem Hause fast ständig hinter Gittern. Ausgefressen haben sie nichts, gehören indessen wie Hunderttausende anderer junger Brasilianer zur sogenannten Geracao Condominio, zur Kondominium-Generation. Das heißt, sie wohnen in weitläufigen Bilderbuch-Wohnanlagen der Mittel-und Oberschicht mit allem Drum und Dran. Appartementblocks, daneben Swimmingpools, Spiel-und Tennisplätze, Golfwiesen, etwas Park und vor allem Sicherheit im Übermaß.Denn der ganze Condominio ist von hohen Gitterstäben umgeben, wird von einer bewaffneten Spezialgarde überwacht “ ein Berufsstand, dreimal so kopfstark wie die brasilianischen Streitkräfte. Am stabilen Portal mit den TV-Kameras werden Ortsfremde gefilzt “ die Gutbetuchten lassen sich ihre Sicherheit jährlich nicht weniger als achtundzwanzig Milliarden Dollar kosten, schotten sich immer perfekter gegen Kriminelle und die rundum wachsende Misere ab. Fahrer bringen die Kinder morgens zur Privatschule, nachmittags zurück. In Barra da Tijuca, einer Miami-Kopie für Neureiche und Aufsteiger, kennen solche Kids von Rest-Rio weit weniger als Copacabana-Touristen, , sahen das berühmte Opernhaus, Klöster und Kirchen bestenfalls auf Prospektfotos. Michel Lind, neokonservativer Herausgeber der nordamerikanischen Zeitschrift „The New Republic”, hat diese seit Jahrzehnten existierenden Sozialstrukturen nicht nur in Rio, sondern auch in Sao Paulo mit seinen weit über tausend österreichischen und deutschen Multi-Filialen ausgiebig studiert. Im neuesten Buch „The Next American Nation” richtet er deshalb eine ernste Warnung an seine Landsleute:”Wir befinden uns in einem besorgniserregenden Prozeß der Brasilianisierung, hin zu einem tyrannischen System immer ungleicherer sozialer Klassen.”Für Lind bedeutet Brazilianization, „daß sich die dominierende weiße amerikanische Klasse innerhalb der eigenen Nation noch weiter in eine Art Barrikadennation zurückzieht “ in eine Welt abgeschirmter Viertel mit Privatschulen, Privatpolizei, privater Gesundheitsbetreuung und selbst Privatstraßen.”Draußen das dekadente Amerika mit Ungleichheit und Kriminalitätsraten wie in Brasilien, all die Miserablen, Bettler, Straßenkinder, drinnen die prosperierenden Mitglieder der herrschenden Oberschicht, mit all den Privilegien, die auch lateinamerikanische Oligarchien genießen. In den USA, man weiß es, werden jährlich allein über viertausend Kinder erschossen, sogar Zweijährige, auch dank „liberaler”Waffengesetze. Mitte Zweitausend gehen in sechzehn brasilianischen Großstädten erstmals an einem Wochenende gleich Millionen auf die Straße, protestieren auch auf speziellen Gottesdienstes  vehement wie noch nie gegen die immer brutaleren, immer häufigeren Gewalttaten. „Genug des Mordens” steht auf den meisten Spruchbändern. Ich sitze wieder einmal auf der Terrasse des Othon-Palace-Hotel, genieße die spektakuläre Aussicht, erinnere mich an die Tagung der Tourismusexperten, habe grade die Menschenrechtsaktivistin Yvonne Bezerra de Mello interviewt. Ihrem Mann gehört das Hotel, die ganze Othon-Kette des Landes. Dona Yvonne zählt damit zu den reichsten Familien Brasiliens, fällt indessen aus dem Rahmen. Täglich ist die Künstlerin und Sozialarbeiterin in den Slums, bei den Straßenkindern, schreibt systemkritische Bücher, spricht als Expertin alle paar Monate auf internationalen Konferenzen, weist auf die tief eingewurzelte Kultur der Gewalt, von kleinauf erfahren, erlernt, eingeübt. Yvonne Bezerra de Mello ist eine Bekanntheit, man hätte sie natürlich zur Tourismustagung einladen, ein paar Takte zur Lage sagen lassen können. Zum Beispiel, was sie mir gerade über Minderjährige Rios berichtete, die bei kriminellen Aktionen wie dem Rauschgiftgeschäft nicht mitziehen, schwer drogensüchtig werden, den Gangsterbossen statt Profit Verluste bringen:”Die werden eliminiert, die Leichen läßt man meist verschwinden. In den Slums gibt es Ställe mit Schweinen, die Überreste von Kindern auffressen. Oder auch das: Ein Junge, oft nur dreizehn Jahre oder jünger, muß dem an einen Baum gefesselten Opfer mit einer Rasierklinge solange ins Fleisch schneiden, bis es stirbt, sogar das Herz wird herausgetrennt “ alles zur Einschüchterung der Slumbewohner. Derzeit haben die Banditenmilizen vor allem die hochmodernen schweizerischen Sig-Sauer-Sturmgewehre. Wenn mir hier in Rio ein Schweizer etwas über Neutralität erzählt, lache ich laut auf “ die Sig-Sauer-Sturmgewehre werden jetzt von den Gangstern am meisten importiert.”

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/06/08/jurandir-freire-costa-therapeut-professor-an-der-staatsuniversitat-von-rio-de-janeirouerj-in-brasilien-herrscht-ethisch-moralische-schizophrenie/

Scheiterhaufen von Rio de Janeiro: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/

Diktatur – Vergangenheitsbewältigung:

DIE ZEIT und der Tod des Mitherausgebers Helmut Schmidt/SPD 2015 – was alles in den Nachrufen fehlt:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/12/die-zeit-und-der-tod-des-mitherausgebers-helmut-schmidtspd-2015-was-alles-in-den-zeit-nachrufen-fehlt/

“Sagen Sie Helmut Schmidt Tschüs!” Bildzeitung, Nov. 2015. Henry Kissinger symbolträchtig in Hamburg…Die Pinochet-Seilschaft. Helmut Schmidt – Mythenbildung und neoliberaler Personenkult, der Fall Elisabeth Käsemann. “Ich hatt einen Kameraden”. Kissinger, Pinochet, Schmidt – welches deutsche Mainstream-Medium traut sich an den heiklen Schmidt-Lateinamerika-Kontext? Bisher sehr auffällig Tabu-Thema im gesteuerten Mainstream – das Medienexperiment. **

http://www.bild.de/regional/hamburg/helmut-schmidt/sagen-sie-tschuess-43488626.bild.html

“Wer wird zu dem Staatsakt erwartet?

Rund 1800 Gäste kommen zum Staatsakt um 10.30 Uhr in den Michel, darunter höchstrangige Politiker. U.a. Kanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Joachim Gauck, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, Frankreichs Ex-Präsident Giscard d‘Estaing, EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz.”

“Beim Landesparteitag der Thüringer SPD in Bad Blankenburg (Thüringen) trug sich eine Frau in das Kondolenzbuch für den verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt ein”

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Ausriß.

DIE ZEIT und der Tod des Mitherausgebers Helmut Schmidt/SPD 2015 – was alles in den Nachrufen fehlt:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/12/die-zeit-und-der-tod-des-mitherausgebers-helmut-schmidtspd-2015-was-alles-in-den-zeit-nachrufen-fehlt/

Merkel spricht auf Trauerakt für Helmut Schmidt in Hamburg am 23.11. 2015. Schmidt und Merkel – viele gemeinsame Wertvorstellungen.

Merkel verteidigt Irakkrieg: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/04/16/ukraine-2014-und-nato-mobilmachung-an-ruslands-grenze-zeitdokument-merkel-verteidigt-irak-kriegfaz-rd15-millionen-kriegstote/

“USA beenden Suche nach Massenvernichtungswaffen – die angebliche Existenz der Waffen war als Kriegsgrund ausgegeben worden”:  http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,336509,00.html

“Vorgeschobene Kriegsgründe”:  http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/15/vorgeschobene-kriegsgrunde-us-sympathisanten-der-union-in-der-klemme-der-spiegel-zum-irak-krieg-die-bedrohung-durch-saddam-hussein-und-seine-massenvernichtungswaffen-ist-real/

Welche Staats-und Regierungskirche in Hamburg die Trauerfeier für Schmidt ausrichtet.

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Ausriß.

Beim Zeremoniell vor der Hamburger Kirche erklang auf Schmidts Wunsch: “Ich hatt einen Kameraden.”

-https://de.wikipedia.org/wiki/Der_gute_Kamerad

“So wurde dieses Lied von Soldaten der Wehrmacht und auch noch heute in der Bundeswehr gesungen.” Wikipedia

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Ausriß. Pinochet und Kissinger, der eine Trauerrede in Hamburg für Schmidt am 23.11. 2015 in einer Kirche hält. 

Die Kissinger Rede – vorhersehbar kein Wort über die Schmidt-Kissinger-Politik in Lateinamerika gemeinsam mit den nazistisch-antisemitisch orientierten Folterdiktaturen in Brasilien, Argentinien, Chile etc. Kissinger zitiert Schmidt:”Wir haben alle mehr als einmal gegen unser Gewissen gehandelt. Wir müssen also alle mit einem schlechten Gewissen leben. Diese allzu menschliche Schwäche gilt selbstverständlich auch für Politiker.”

“Denn Helmuts Überzeugungen bestimmten sein Handeln immer…Politik ohne Gewissen tendiert zum Kriminellen, hat er gesagt…Er war eine Art Weltgewissen.”

Willy Brandt, Helmut Schmidt und lateinamerikanische Folterdiktatoren – das Forum Willy Brandt in Berlin:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/07/28/willy-brandt-und-lateinamerikanische-folterdiktatoren-die-kuriose-interpretation-des-forum-willy-brandt-berlin-unter-den-linden-in-lateinamerika-stellt-sich-der-si-praesident-an-die-seite-der/

Laut Geschichtsdaten erfolgte der erste Besuch eines deutschen Bundespräsidenten mit Heinrich Lübke kurz nach dem Militärputsch Brasiliens vom 31. März 1964, vom 7. bis 14. Mai des betreffenden Jahres. Es war der erste offizielle Besuch eines ausländischen Staatschefs nach dem Militärputsch. Zum Lübke-Besuch wurde auch eine Sonderbriefmarke herausgegeben. 

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Laut Nationaler Wahrheitskommission waren bereits im Putschjahr 1964 über 50000 Menschen verhaftet worden.  Wie die Wahrheitskommission weiter mittteilte, wurden die Regimegegner in Fußballstadien und Schiffen gefangen gehalten. Zu den Stadien zählte das Fußballstadion “Caio Martins” in Rio de Janeiro. Schon im Putschjahr 1964 sei vom Militärregime die Folter eingeführt worden – dazu Mord, Verschwindenlassen und Entführung.

Vor diesem Fakten-Hintergrund schlägt Willy Brandt den brasilianischen Folterdiktatoren ein Atomabkommen vor. Wie die Grünen-Stiftung Brandts sensationelles Angebot an die Foltergeneräle kurios umschreibt – Heinrich-Böll-Stiftung:  “Im Juni 1968 erklärte Außenminister Willy Brandt in Brasilien die Bereitschaft der Deutschen, Brasilien mit Nukleartechnik zu versorgen.”  (Wurden Sie gefragt?)

(Nach Erhards Rücktritt am 1. Dezember 1966 wurde Kurt Georg Kiesinger (CDU) zum Bundeskanzler gewählt, der eineGroße Koalition mit der SPD bildete. Willy Brandt trat von seinem Berliner Amt zurück, übernahm das Amt desAußenministers und wurde Stellvertreter des Bundeskanzlers (Kabinett Kiesinger). Er bezog im Frühjahr 1967 eineDienstvilla am Bonner Venusberg, in der er mit seiner Familie sieben Jahre lang wohnte. Wikipedia)

In den Archiven des Weltkirchenrates in Genf lagern Dokumente der brasilianischen Kirche, die laut Brasiliens Medien für das Diktaturjahr 1970 von “Bürgerkrieg” und etwa 12000 politischen Gefangenen sprechen. Die Diktatur erlaubte dem Internationalen Roten Kreuz nicht den Zugang zu den Gefängnissen, Diktator Medici erklärte, es gebe keine politischen Gefangenen in Brasilien. 1971 wurde ein Appell an die UNO wegen der gravierenden Menschenrechtsverletzungen gerichtet.

Laut Weltkirchenrat existieren mindestens 242 Folterzentren, gehöre zu den Taktiken, Oppositionelle in Gegenwart ihrer Ehepartner, teils sogar ihrer Kinder zu foltern.

-http://www.welt.de/regionales/hamburg/article149096182/Das-sind-die-Plaene-fuer-Helmut-Schmidts-Trauerfeier.html

Kissinger hält Rede für Schmidt in Hamburg:

http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/17/henry-kissinger-haelt-rede-auf-staatsakt-fuer-helmut-schmidtspd-am-23-11-2015-in-hamburg-kissinger-und-schmidt-viele-gemeinsame-wertvorstellungen/

Kuriose Mythenbildung um Schmidt und Lula:

http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/11/helmut-schmidt-2015-gestorben-mainstream-verbreitet-falschmeldungen-kuriose-mythen-schmidt-hatte-angeblich-den-damaligen-gewerkschaftsfuehrer-lula-begehrt-bei-unternehmern-als-verhandlungs-und-g/

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Ausriß, deutschstämmiger Folterdiktator Ernesto Geisel des nazistisch-antisemitisch orientierten Militärregimes von Brasilien und Helmut Schmidt im Bundeskanzleramt von Bonn.

Wie die Staats-und Regierungskirche  den Verstorbenen bewertet – Hauptpastor Alexander Röder, Hamburg, am 23.11. 2015: “Er ist für sie eine Autorität, ein Vorbild an Gradlinigkeit, Pflichtbewusstsein, Redlichkeit und Mut; Klugheit und Klarheit in seiner Haltung, manchmal auch Kantigkeit und zugleich Bodenständigkeit: So bleibt er in Erinnerung – auch über seinen Tod hinaus.”

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Diktator  General Ernesto Geisel(Operation Condor), deutschstämmig, in dessen Amtszeit der jüdische Journalist Herzog gefoltert und ermordet wurde –  und Willy Brandt, Ausriß. Im “Forum Willy Brandt Berlin” werden dieses und ähnliche Fotos von Brandt und Folterdiktatoren immer noch nicht gezeigt, was Bände spricht. Auffälligerweise fehlen derartige Fotos im Internet fast völlig, werden auch u.a. von der SPD nicht bereitgestellt. 

“Die Zeit” 1974 über den General der Folter-Diktatur, Ernesto Geisel: “In Brasilien ist am Freitag voriger Woche der 65jährige Ernesto Geisel als brasilianischer Präsident vereidigt worden. Die Zeremonie fand unter strengen Sicherheitsmaßnahmen statt: die Kontrolleure verweigerten sogar dem neuen Industrieminister, einem aus Japan stammendem Brasilianer, wegen seines „fremden” Aussehens den Zutritt. Ehrengäste waren die drei Staats- bzw. Regierungschefs Pinochet (Chile), Banzer (Bolivien) und Bordaberry (Uruguay). Die Vereinigten Staaten wurden durch Patricia Nixon und den stellvertretenden Leiter des CIA vertreten.”

“Staatsmann und moralische Instanz”. Tagesschau 2015

Mit dem Tod von Altkanzler Helmut Schmidt habe Deutschland eine zentrale moralische Instanz verloren, meint Peter Pauls vom “Kölner Stadt-Anzeiger”. DLF

“Abgang einer moralischen Instanz”. n-tv

“Helmut Schmidt: Letzte moralische Instanz gestorben”. Schweiz-Magazin

“Leichen und Pinguine” – Helmut Schmidt und Argentiniens Militärdiktatur:http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-127078988.html

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Ausriß. “Der Kanzler forderte laut dem Vermerk nicht, die Verantwortlichen zu bestrafen. Er bat nicht darum, zumindest die Angehörigen der Opfer zu informieren. Er drohte nicht mit Sanktionen und nicht mit einem Abbruch der Beziehungen. Er wechselte erneut das Thema. “

Helmut Schmidt und der Fall Elisabeth Käsemann:http://www.welt.de/politik/deutschland/article128745445/Warum-rettete-Genscher-deutsche-Studentin-nicht.html

“Die argentinische Militärdiktatur war eindeutig antisemitisch.” – https://www.evangelisch.de/inhalte/112179/06-01-2015/elisabeth-kaesemann-stiftung-will-mahnmal-argentinien-foerdern

…Der langjährige DFB-Direktor Horst R. Schmidt bekundet im Film sein „Unbehagen“ über das bevorstehende Interview, stellt sich aber doch den Fragen Friedlers – im Gegensatz zu DFB-Präsident Wolfgang Niersbach oder Altkanzler Helmut Schmidt:http://www.tagesspiegel.de/medien/der-politische-mord-an-elisabeth-kaesemann-wie-das-auswaertige-amt-und-der-dfb-in-argentinien-versagten/9992174.html

…Der Mordfall Elisabeth Käsemann war einmal der bekannteste in Deutschland. Er hatte Ende der 1970er-Jahre zu einer starken Solidaritätsbewegung geführt. Der damalige westdeutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher und die sozialliberale Regierung Helmut Schmidts wurden stark kritisiert…taz Berlin

Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz: “Er hat vorgelebt, wie anständige und vernünftige Politik aussieht. Seine Geradlinigkeit hat Vertrauen erzeugt und ihn zum Vorbild für viele gemacht.”

Gauck: “Schmidt bleibt künftigen Politikern Vorbild”/ MDR

“Helmut Schmidt war eine Jahrhundertfigur, ein lebendes Denkmal und moralische Instanz.” stern

Selbst DIE LINKE schätzt Schmidt:

10. November 2015 Bernd Riexinger

Trauer um einen großer Europäer

Zum Tod von Helmut Schmidt erklärt der Vorsitzende der Partei DIE LINKE, Bernd Riexinger:

Helmut Schmidt war eine wichtige Person der Zeitgeschichte und ein großer Europäer, dessen Tod eine große Lücke hinterlässt. Mit seinem historischen Bewusstsein hatte er einen Weitblick, der über das (partei)politische Tagesgeschäft hinausging. Eigenschaften, die in seiner Partei gegenwärtig leider nicht mehr so ausgeprägt ist. Er kritisierte die Europapolitik Merkels und zeigte sich besorgt angesichts der Kriegsgefahr in Europa.

Er mischte sich auch nach dem Ende seiner Politikerlaufbahn immer wieder ein und war dabei nicht nur seiner Partei ein mahnender Berater. Bei allen politischen Differenzen hat Helmut Schmidt viel erreicht.

Unser herzliches Beileid gilt seiner Familie und seinen Freundinnen und Freunden.

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Diktaturopfer – getötete Regimegegnerin in Brasilien, Foto von kirchlichen Menschenrechtsaktivisten.

1969 schloß Bonn mit dem Militärregime laut Jahreschronik ein Kulturabkommen. herzog1.jpg Amtszeit von Folterdiktator Ernesto Geisel: Das offizielle Foto vom angeblichen Selbstmord des jüdischen Journalisten und Fernsehdirektors von TV Cultura, Vladimir Herzog 1975 in einer Polizeizelle Sao Paulos – in Wahrheit wurde er totgefoltert. 

Brasiliens nazistisch-antisemitisch orientierte Militärdiktatur – hohe Militärs zu dem vom Militärregime beschützten Herbert Cukurs, Massenmörder von Riga:”Du hast einen einzigen Fehler begangen – du hättest alle Juden töten sollen.”

 

SPD-Politiker und Geheimdienstexperte Andreas von Bülow – nicht zufällig im Kontext des Helmut-Schmidt-Personenkults unerwähnt…:

“In Südamerika beteiligten sich die  strafverschonten dankbaren Söldner des Faschismus am Sturz der als links oder auch nur reformerisch erachteten Regierungen und deren Ersatz durch putschende Militärregierungen.  Die Drehbücher hierzu wurden in der CIA-Zentrale in Verbindung mit den Residenturen in den Zielländern  geschrieben  und durchweg von der politischen Spitze der USA gutgeheißen und angeordnet. Im Vollzug der Unterdrückung demokratischer oppositioneller Kräfte bedienten sich Militär, Polizei und Geheimdienste in den Ländern der Dritten Welt, insbesondere in Lateinamerika, privater Killerbanden, auch Todesschwadronen genannt, die von Armee und Polizei unterstützt wurden und an deren Rand angesiedelt sind. In schöner Regelmäßigkeit sind die Militärs und Polizeiführer der späteren Putsche zuvor Absolventen amerikanischer Schulen gewesen, in denen das Foltern zum Lehrprogramm gehört. Als die Kritik in den USA zu laut wurde, verlegte man das Schulungszentrum aus Washington D.C.  in die unter amerikanischer Verwaltung stehende Panamakanalzone, wo vermutlich noch ungenierter an der Drangsalierungstechnik von Opponenten gearbeitet werden kann als in den USA selbst. Zu Militärputschen kam und kommt es in berechenbarer Regelmäßigkeit stets dort, wo die wirtschaftlichen Interessen großer US-Firmen gefährdet sind, wo Bodenschätze wie Öl und Gas, Silber und Gold, Uran und strategische Metalle leicht und billig zu fördern sind, wo große Kupferminen ausbeutbar sind oder nur das Land für den Plantagenanbau in Betracht kommt.” 

“Das allseits zu beobachtende Festhalten an geopolitischen Spielen zeigt sehr deutlich, daß ein erheblicher Teil auch der westlichen Machteliten wenig Vertrauen in die Wirksamkeit der Ideale der westlichen Staatsform, der Demokratie, des Rechtsstaates, der Geltung völkerrechtlicher Regeln setzt und sich lieber hinter dem Rücken des Volkes und von öffentlicher Kritik freigehalten, auf die Durchsetzung der angeblichen Staatsräson mit den verdeckten Mitteln und Methoden der Geheimdienste verläßt.”

“USA und Türkei dulden Öl-Schmuggel des Islamischen Staates”. DWN 2015. NATO-Staat Türkei ist somit ein wichtiger Finanzierer der IS-Terroraktivitäten in Europa. Daß dies von der NATO-Führung bisher nicht unterbunden wurde, spricht Bände. NATO-Hauptquartier befindet sich just in – Brüssel…”Jens Stoltenberg (* 16. März 1959 in Oslo) ist ein norwegischer Politiker der sozialdemokratischen Arbeiterpartei.” Wikipedia über den NATO-Chef. Helmut Schmidt(SPD) und Henry Kissinger. **

Tatjana Festerling, Pegida:”Wieso verhandelt Merkel mit Erdogan? Das ist doch der, der dem IS das Öl abkauft…”

USA und Türkei dulden Öl-Schmuggel des Islamischen Staats/Deutsche Wirtschafts-Nachrichten

Das Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS) finanziert sich durch illegale Ölverkäufe und nimmt so rund drei Millionen Dollar am Tag ein. Sowohl das Nato-Mitglied Türkei als auch die US-Geheimdienste dulden den Ölschmuggel stillschweigend. Auch britische Konzerne mit engen Verbindungen ins Parlament sind in die Geschäfte der Islamisten verstrickt.

Ausriß, Bildzeitung zu den Resultaten der Terrorismusförderung in Deutschland 2015. Wer die Zahl der “Gefährder” zügig und planmäßig stark erhöhte…

Laut deutschen Medienangaben ist der NATO-Staat Türkei ein wichtiger Abnehmer des  vom Islamischen Staat geförderten Erdöls – der NATO-Staat ist somit ein wichtiger Finanzierer der IS-Terroraktivitäten. Daß dies von der NATO-Führung bisher nicht unterbunden wurde, spricht Bände.

http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/18/terrorismusfoerderung-in-deutschland-zuegige-erhoehung-der-zahl-von-gefaehrdern-und-judenhassern-ziele-und-bereits-erreichte-resultate-2015-autoritaeten-bestehen-weiter-auf-import-von-gewalt/

Henryk M. Broder über die Deutschen:”Sie sind ein geduldiges, opferbereites, teilweise sogar blödes Volk, weil sie sich ausnehmen lassen.”

Helmut Schmidt – Henry Kissinger:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/18/helmut-schmidt-scharfschuetzen-sichern-trauerfeier-im-michel-hamburger-abendblatt-nov-2015/

Enge Verbündete der USA und Großbritanniens finanzieren heimlich die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Die Regierung der Autonomen Region Kurdistan (ARK) im Norden des Irak und der türkische Militärgeheimdienst haben den verdeckten IS-Ölschmuggel unterstützt und die Terrorgruppe darüber hinaus mit Waffen und Ausrüstung versorgt. Auch britische Ölkonzerne sind in den illegalen Ölschmuggel des IS involviert.

Eine der Haupteinnahmequellen des IS ist der Öl-Schmuggel. Die Terrorgruppe kontrolliert etwa 60 Prozent der syrischen Ölproduktion und sieben größere Ölfelder im Irak. Über ein Netzwerk aus Mittelsmännern in der kurdischen Regierung und in der Türkei konnte der IS seine Produktion auf 45.000 Barrel Öl pro Tag ausweiten und generiert damit rund 3 Millionen Dollar am Tag. Sowohl die türkische als auch die kurdische Regierung streiten offiziell jede Verbindung zum Ölschmuggel des IS ab. Beide Regierungen haben Maßnahmen ergriffen, um den Ölschmuggel zu stoppen und wurden dabei von der US-Regierung und der britischen Regierung unterstützt. Einige kurdische Mittelsmänner, die am Schwarzmarkt-Handel des erbeuteten Öls beteiligt waren, wurden verhaftet, doch die Korruption auf höchster Regierungsebene bleibt unangetastet, wie der Investigativ-Journalist Nafeez Ahmed auf MiddleEastEye berichtet.

Ahmed bezieht sich auf Aussagen türkischer, kurdischer und irakischer Beamter. Eine anonyme Quelle in der regierenden Partei des Irak, der islamischen Dawa-Partei, bestätigte ihm gegenüber, dass „bedeutende Geheimdienst-Informationen belegen, dass Mitglieder der kurdischen Regionalregierung stillschweigend Öl-Verkäufe des IS auf dem Schwarzmarkt geduldet haben“. Während der Irak-Invasion des IS im letzten Jahr hätten „Mitglieder der kurdischen Regionalregierung und Peschmerga-Milizen den verdeckten IS-Ölschmuggel direkt durch die Autonome Region Kurdistan ermöglicht.“ Auch der MiddleEastMonitorberichtet davon, dass die Peschmerga den Ölschmuggel der Terroristen zunächst gestoppt hätten, die Durchfahrt der Öl-Tanker jedoch wenig wieder erlaubt hätten.

Der Regierung im Irak sind unabhängige Ölverkäufe der kurdischen Regierung ein Dorn im Auge. Deshalb führte die Information, dass die Kurden in den Öl-Schmuggel des IS involviert sind, zu politischen Spannungen. Der damalige irakische Energieminister Hussein al-Shahrestani wollte die Kontrolle über die Ölverkäufe der ARK zurückgewinnen und dem Schmuggel ein Ende setzen, doch er wurde auf Drängen amerikanischer und britischer Diplomaten entlassen. Sein Nachfolger Adel Abdul-Mehdi verfolgt einen deutlich versöhnlicheren Kurs in Bezug auf die kurdische Ölfrage und entspricht damit den Interessen britischer und amerikanischer Investoren in der Region. „Das bedeutete, dass Bagdad auch deutlich laxer mit Beweisen des IS-Öl-Schmuggels umging“, zitiert Nafeez Ahmed den irakischen Offizielle.

Die Türkei, längjähriges Nato-Mitglied und Verbündeter der USA im Kampf gegen den IS in Syrien, duldet den Öl-Schwarzmarkt des IS. „Die Türken haben ein erbittertes Verhältnis zu den Amerikanern“, so der irakische Offizielle weiter. „Die US-Geheimdienste beobachten diese Schmuggel-Operationen bis ins kleinste Detail. […] Die Amerikaner wissen, was vorgeht. Aber Erdogan und Obama haben kein gutes Verhältnis zueinander. Erdogan macht im Grunde was er will und die USA müssen sich damit abfinden.“ Die Anschuldigungen wurden auch von türkischen Abgeordneten bestätigt, darunter ein hoher Beamter mit Verbindungen zum Büro des türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu. Er bestätigte gegenüber dem MiddleEastEye, dass die Unterstützung der Türkei für islamistische Rebellen im Kampf gegen Assad von entscheidender Bedeutung für den rasanten Aufstieg des IS war.

„Die Türkei spielt ein doppeltes Spiel mit ihrer Syrien-Strategie“, so der türkische Offizielle. „Das Ausmaß der IS-Schmuggel-Operationen über die türkisch-syrische Grenze ist enorm, und vieles davon geschieht mit der Zustimmung von Erdogan und Davutoglu, die in den Islamisten eine Möglichkeit sehen, den türkischen Einfluss in der Region auszudehnen.“ Bereits vor einem Jahr sagte der türkische Abgeordnete Ali Ediboglu gegenüber Al-Monitor, dass bereitsÖl im Wert von mehr als 800 Millionen Dollar in die Türkei geschmuggelt wurde, um es dort weiterzuverkaufen. Die Luftangriffe der Türkei auf Stellungen des IS bezeichnete der Informant als „zu geringfügig und zu spät“. Sie würden nicht auf die gesamte Infrastruktur des IS abzielen, sondern nur einige ausgewählte Ziele ins Visier nehmen.

Eine Analyse britischer Wissenschaftler, darunter der ehemalige Chef-Stratege von Royal Dutch Shell und Professor der Greenwich Universität Alec Coutroubis, hat die Schmuggel-Routen des IS unter die Lupe genommen. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass die Öl-Transporte im Südosten der Türkei „in  Adana enden, wo der große Tanker-Hafen Ceyhan beheimatet ist“. Die Wissenschaftler verglichen Ausschläge in den Frachtraten von Ceyhan mit der Aktivität des IS. Immer wenn die Islamisten „in Regionen mit hohen Ölvorkommen kämpfen, erreichen die Exporte von Ceyhan einen Höchststand“, schreiben die Autoren. Dies deute auf eine „illegale Lieferkette“ hin, die das Öl der Terroristen von Ceyhan in die globalen Märkte verschiffe. Zudem kritisierten die Forscher, dass US-Luftschläge bisher nicht auf die Öl-Transporter oder die besetzten Öl-Felder abzielen würden, weshalb der Schmuggel ungehindert weitergehen würde.

Das kurdische Unternehmen The Nokan Group steht im Verdacht Ölverkäufe für den IS in die Türkei abzuwickeln. Das Firmenkonglomerat befindet sich unter der Kontrolle der irakischen Partei „Patriotische Union Kurdistans“ (PUK). In einemBrief an das Management beklagte der ehemailge US-Botschafter Mark D. Wallace, dass das Unternehmen Öl aus der vom IS kontrollierten Baiji-Raffinerie nördlich von Tikrit durch die kurdische Region transportiere. Er forderte die Manager des Unternehmens auf, Stellung zu den Vorwürfen zu beziehen, doch weder das Unternehmen, noch die US-Behörden reagierten auf den Appell.

Der britisch-türkische Ölkonzern Genel Energy hat von der kurischen Regierung den Auftrag erhalten, die Raffinerien der Nokan Group mit Öl zu versorgen. Die Firma wird vom ehemaligen BP-CEO Tony Hayward geführt und genießt die volle Unterstützung britischer Parlamentarier. Einem Bericht des britischen Unterhauses zufolge ist Genel Energy die einzige britische Firma, die in die Region Kurdistan investiert hat. Die Region verfüge neben gigantische Gasreserven über rund45 Milliarden Barrel Ölvorkommen und befinde sich damit in einer Liga mit Libyen und Nigeria. Dadurch sei die Region von Interesse für „Exxon, Chevron, Repsol, Total, the lokalen Konzern KAR, und die britisch-türkische Firma Genel Energy“, heißt es in dem Bericht weiter.

Genel Energy ist eng mit einer Gruppe britischer Parlamentarier verflochten, die langjährige Verbindungen zur britischen und kurdischen Ölindustrie unterhalten. So hielt beuspielsweise der konservative Abgeordnete Nadhim Zahawi bis vor kurzem sogar Anteile an der Firma und profitierte damit direkt vom Ölschmuggel in der kurdischen Region. Diese Verbindungen werfen die Frage auf, ob die indirekte Finanzierung einer Terrorgruppe durch britische Ölkonzerne den sogenannten „Krieg gegen den Terror“ nicht fundamental untergräbt.

Syrienkrieg: Michael Gorbatschow zieht in Brasiliens Qualitätsmedien die US-Position in Zweifel. “Man kann den USA in der Syrienfrage schlichtweg nicht glauben, was sie sagen. Daß Rußland im UN-Sicherheitsrat eine schlechte Entscheidung verhindert, ist positiv.” **

“Nao se pode crer cegamente nos EUA”. Titelzeile der Qualitätszeitung “O Estado de Sao Paulo” 

http://rt.com/news/putin-syria-interview-ap-387/

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/09/02/obama-will-aus-syrien-ein-neues-irak-machen-syrische-filmemacherin-halla-diyab-in-brasiliens-groster-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo-die-rebellen-wollen-die-ideologie-des-islamismus-a/

“Amerikas Politiker. Aus Prinzip verantwortungslos.” FAZ 2015. Die USA und der völkerrechtswidrige Krieg gegen den Irak(rd. 1,5 Millionen Tote)… **

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/amerikas-politiker-aus-prinzip-verantwortungslos-13747097.html

“In Washington genießen Menschen wie Paul Wolfowitz, der politische Architekt des Irakkriegs, ein entspanntes Privatleben. Ihre Fehler muss die Welt ausbaden…Die Fehler im Umfeld des Irak-Krieges reichten über den Tatbestand fingierter Belege für das Vorhandensein von Massenvernichtungswaffen hinaus. Während der anschließenden Besatzung wurden immer wieder schwere Fehler begangen. Es wurden Milliarden Dollar für den Wiederaufbau veruntreut. Die Konsequenzen? Am besten sind sie mit den englischen Worten beschrieben: Don’t ask, don’t tell…Das politische Washington, so reich es bekanntermaßen an Informationsquellen bis hin zur feinsten Verästelung weltweiter Spionage mittels der NSA-Tentakel ist, ignoriert Warnungen im Vorfeld des 11. Septembers 2001. Dafür ist bis heute niemand zur Verantwortung gezogen worden. Obendrein wird auch das dubiose Wirken Saudi-Arabiens im unmittelbaren Umfeld der Anschläge bis heute unter Verschluss gehalten. Wer will da wen schützen und warum?…Einerseits reicht der lange Arm des amerikanischen Gesetzes glücklicherweise so weit, dass weltweit Fifa-Funktionäre, gleich welcher Herkunftsnation, vor den amerikanischen Kadi gebracht werden können. Andererseits können Wolfowitz, Cheney oder Rumsfeld, die vergleichsweise weit mehr Dreck am Stecken haben, weiterhin frei herumtollen…Was bedeutet all das für das Bewusstsein der amerikanischen Öffentlichkeit? Etwas Fatales: Es herrscht ein permanenter Zustand kollektiver Amnesie…”

Süddeutsche Zeitung 2014:

 “Am 11. Oktober 2002, kurz nach Mittag, gab der US-Senat dem damaligen Präsidenten George W. Bush freie Hand für einen Angriff auf den Irak. Mit 77 zu 23 Stimmen billigte die Parlamentskammer die entsprechende Kriegsresolution.

Unter den Senatoren, die mit “Yea” stimmten, waren: Joe Biden, Hillary Clinton, John Kerry und Chuck Hagel – mithin fast die ganze außen- und sicherheitspolitische Mannschaft des jetzigen Präsidenten Barack Obama. Biden ist heute Vizepräsident, Clinton war Obamas erste Außenministerin, Kerry hat dieses Amt derzeit inne, Hagel ist Verteidigungsminister.”

Zeitdokument – Merkel und der Irakkrieg:  http://www.hart-brasilientexte.de/2014/04/16/ukraine-2014-und-nato-mobilmachung-an-ruslands-grenze-zeitdokument-merkel-verteidigt-irak-kriegfaz-rd15-millionen-kriegstote/

Kerry und Libyenkrieg, Gaddafi-Ermordung:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/04/21/warum-gaddafi-eliminiert-wurde-bemerkenswertes-faz-eingestaendnis-2015-krisenherd-libyen-die-kueste-der-menschenhaendler-seit-dem-ende-des-gaddafi-regimes-ist-libyen-ein-paradies-fuer-die-schle/

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Ausriß.

Kuba 2015 – ausgerechnet John Kerry zur US-Botschaftseröffnung in Havanna…Was im gesteuerten Mainstream alles fehlt – sogar die engen Kontakte von Yoani Sanchez zu Rechtsextremisten, Folter-und Diktaturbefürwortern…Deutsche Medienfunktionäre bei Botschaftseröffnung wegen strengen Berichterstattungsvorschriften in mißlicher, nicht beneidenswerter Situation. Die USA, Kuba und der Krieg um Angola, das Ende der Apartheid Südafrikas. China und Rußland in Kuba wirtschaftlich stark engagiert – USA im Hintertreffen. **

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Ausriß. John Kerry – “Killing poor people is patriotic.”

-http://www.hart-brasilientexte.de/2015/07/20/folterstaat-usa-und-kuba-2015-usa-und-kuba-eroeffnen-botschaften-tagesschau-was-in-dem-ard-beitrag-natuerlich-fehlt/

Erwartungsgemäß schwieg John Kerry zur massiven, von ihm mitverantworteten Folter im US-Stützpunkt Guantanamo auf Kuba – die US-Wirtschaftsblockade gegen Kuba bleibt bestehen. Die Rolle von Kerry im völkerrechtswidrigen Irakkrieg – rund 1,5 Millionen Tote – ist auch in Kuba noch in guter Erinnerung:

Süddeutsche Zeitung 2014:

 “Am 11. Oktober 2002, kurz nach Mittag, gab der US-Senat dem damaligen Präsidenten George W. Bush freie Hand für einen Angriff auf den Irak. Mit 77 zu 23 Stimmen billigte die Parlamentskammer die entsprechende Kriegsresolution.

Unter den Senatoren, die mit “Yea” stimmten, waren: Joe Biden, Hillary Clinton, John Kerry und Chuck Hagel – mithin fast die ganze außen- und sicherheitspolitische Mannschaft des jetzigen Präsidenten Barack Obama. Biden ist heute Vizepräsident, Clinton war Obamas erste Außenministerin, Kerry hat dieses Amt derzeit inne, Hagel ist Verteidigungsminister.”

Zeitdokument – Merkel und der Irakkrieg:  http://www.hart-brasilientexte.de/2014/04/16/ukraine-2014-und-nato-mobilmachung-an-ruslands-grenze-zeitdokument-merkel-verteidigt-irak-kriegfaz-rd15-millionen-kriegstote/

Kerry und Libyenkrieg, Gaddafi-Ermordung:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/04/21/warum-gaddafi-eliminiert-wurde-bemerkenswertes-faz-eingestaendnis-2015-krisenherd-libyen-die-kueste-der-menschenhaendler-seit-dem-ende-des-gaddafi-regimes-ist-libyen-ein-paradies-fuer-die-schle/

FAZ:http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/amerika/vereinigte-staaten-eroeffnen-botschaft-in-havanna-13750913.html

Der blamable Steinmeier-Besuch in Kuba 2015:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/07/16/ende-der-eiszeit-fuer-kuba-ard-ueber-steinmeier-besuch-2015/

Folter auf Kuba – das US-Folter-KZ Guantanamo – hatte SPD-Steinmeier das brisante Thema Guantanamo angesprochen – oder dazu geschwiegen?:

Angeli-Karikatur in der auflagenstärksten brasilianischen Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” – Ausriß.

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“Yes we can.”

Folterstaat USA und Kuba 2015.

“Ob das Radio ist, ob das Fernsehen ist, ich guck’ mir diese Scheiße eigentlich nur an, um zu sehen, wie gelogen und betrogen wird.” Zitat Propagandaschau 2015 **

http://www.hart-brasilientexte.de/2014/05/05/ukraine-2014-die-manipulations-und-propagandamethoden-deutscher-medien-und-westlicher-politiker-deutsche-medienkonsumenten-weisen-auf-gangige-methoden-der-letzten-monate/

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 Sao Paulo. “Die Wahrheit ist, daß du jeden Tag lügst.”

Terroristenförderung in Deutschland – Mechanismen:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/09/19/zuegige-islamisierung-deutschlands-die-von-den-autoritaeten-seit-jahren-planmaessig-benutzten-mechanismen-der-taeter-war-mitglied-einer-islamisten-gruppe-die-im-nordirak-durch-besondere-grausamk/

Die Neue Zürcher Zeitung 1994 zum 30. Jahrestag des Militärputsches von 1964:

…Exponenten der Diktatur als starke Männer demokratischer Parteien

Politik-und Wirtschaftswissenschaftler sowie die führenden Kommentatoren der Qualitätszeitungen begründen die Rückständigkeit Brasiliens in Artikelserien zum Putschjubiläum unter anderem damit, daß nach 1985 kein echter demokratischer Wandel begann, sondern die Kontinuität gewahrt blieb. Politiker, Bürokraten und Parteien, die die Diktatur aktiv unterstützten, behielten Einfluß und Macht.  Sie gehen heute auch Koalitionen mit einstigen Gegnern ein, was bisweilen irrational erscheint. Erster Zivilpräsident nach dem Generalsregime wurde der frühere Chef der Militärpartei PDS José Sarney. Der derzeitige Finanzminister Fernando Henrique Cardoso, Inhaber des wichtigsten Kabinettsressorts, fungierte damals als Sarneys Interessenvertreter(portugiesisch: „Lider do Governo“) im Senat. Bei der Übernahme des Ministerpostens sagte 1993 das bisher zu den Linksintellektuellen gerechnete Mitglied der Sozialdemokratischen Partei(PSDB):“Vergessen Sie alles, was ich bisher geschrieben habe.“…Führende Intellektuelle, wie etwa der Schriftsteller Antonio Callado, nennen es bezeichnend für Brasiliens Zustand, für fehlende politische Kultur und kollektiven Gedächtnisschwund, daß hohe Amtsinhaber der Diktaturregierungen , die sich damals schamlos bereicherten, heute immer noch zu den wichtigsten Meinungsmachern zählen und ihre Wochenkolumnen auch noch in den Provinzblättern der entlegensten Amazonasregionen erscheinen…Der ehemalige Justizminister Armando Falcao bekommt derzeit nicht weniger Platz  in den Medien für schönfärberische Interpretationen. Seiner Meinung nach begann 1964 eine vom Volk gewollte demokratische Revolution. Exekutionen, Folter, Gewalt und illegale Verhaftungen habe es nicht gegeben, von Diktatur könne keine Rede sein, behauptet er. Der damalige Planungsminister und heutige PPR-Abgeordnete Roberto Campos hebt seinerseits den „triumphalen Erfolg“ des sogenannten „brasilianischen Wunders“ 1968-1973 hervor, als Brasilien jährlich über zehnprozentige Wachstumsraten in der Wirtschaft verzeichnete.  Laut Campos erhöhten sich damals das Pro-Kopf-Einkommen und der Lebensstandard für die gesamte Bevölkerung. Davon kann indessen keine Rede sein; vom „Milagre brasileiro“ profitierten lediglich die Eliten, die Mittelschicht und nur ein Bruchteil der unterprivilegierten Bevölkerungsmehrheit, während die Arbeitslosigkeit erheblich zunahm. Campos verschweigt natürlich auch, daß 1964 Brasiliens Schuldenlast bei nur fünf Milliarden Dollar lag, von den Generalsregierungen aber auf über 100 Milliarden hochgetrieben wurde. Zu den hyperteuren pharaonischen Projekten jener Zeit ist auch das mit der Regierung des deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt vereinbarte Nuklearprogramm zu zählen.

Spätfolgen in Mentalität und Psyche

Das autoritäre Regime von 1964 hinterließ in Mentalität und Psyche der Brasilianer tiefe Spuren.  Politische Gefangene wurden damals lebendig den Haien zum Fraß vorgeworfen, Studentenführer zuerst gefoltert und dann vor die Wahl gestellt, entweder zu sterben oder im Fernsehen vorfabrizierte Erklärungen abzugeben. Bis heute fordern Menschenrechtler und Angehörige vergeblich  Aufklärung über die „Verschwundenen“, deren Zahl nicht einmal annähernd bekannt ist.  Aus Angst vor Repressalien gehen wichtige Zeugen barbarischer Diktaturverbrechen nicht an die Öffentlichkeit – schließlich gibt es weiterhin die Todesschwadronen und auch die berüchtigte Militärpolizei, die immer noch nicht auf Folter verzichtet.

Für den Anthropologen Gilberto Velho  resultiert das Ausmaß an Gewalt in der heutigen brasilianischen Gesellschaft unter anderem aus der vom Militärregime entwickelten „Kultur der Brutalität“. Die seinerzeit institutionalisierte Gewalt und Korruption ist nach Darstellung von Rechtsexperten hauptverantwortlich  für die tiefe ethisch-moralische Krise Brasiliens, für den extremen Egoismus, das Fehlen von Solidarität und das Mißtrauen gegenüber den sogenannten demokratischen Institutionen, für die kalte Indifferenz und den Zynismus der Politiker…

Aus Neue Zürcher Zeitung, Brasiliens Last der Militärdiktatur, Klaus Hart, Freitag/Samstag 1./2.April 1994

Brauner Bluff – Der Spiegel:  http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-81015408.html

“Auf der Jagd nach Wählerstimmen warben CDU und SPD in der Nachkriegszeit um die Veteranen der Waffen-SS.”

Die Bundestagswahl steht bevor, und der Redner, ein kleingewachsener, schneidiger ehemaliger Oberleutnant, wirbt um Hitlers einstige Elitetruppe. Als alter Kriegskamerad müsse er sagen, dass er “immer das Gefühl besonderer Zuversicht” gehabt habe, wenn die Waffen-SS neben ihm kämpfte. Leider würden deren Angehörige oft mit denen der Gestapo verwechselt und zu Unrecht angeklagt, berichtet später erfreut eine Zeitschrift der Waffen-SS-Veteranen über die Veranstaltung…

…Am Abend des 7. August 1953 ist der Jugendstil-Saal des Winterhuder Fährhauses gut gefüllt. Graublauer Zigarettenqualm schwebt über den Männern mit dem harten Gesicht. Unter ihrem Hemd tragen viele die Tätowierung der Blutgruppe am linken Oberarm. Es sind Veteranen der Waffen-SS, die sich in dem Hamburger Ausflugslokal versammelt haben…

Er ist nicht der Einzige, der um die Veteranen der Waffen-SS buhlt. Auch CDU-Kanzler Konrad Adenauer und SPD-Nachkriegschef Kurt Schumacher werben um die Wählerstimmen der früheren Elitetruppe, die von den alliierten Richtern im Nürnberger Militärtribunal zur “verbrecherischen Organisation” erklärt wurde. Adenauer besucht sogar Waffen-SS-General Kurt Meyer (“Panzer-Meyer”), der im Gefängnis im westfälischen Werl einsitzt, weil er 1944 in Frankreich etwa 20 kanadische Kriegsgefangene hinrichten ließ…

Stattdessen nutzten HIAG-Vertreter die verbreitete, aber unbegründete Angst vor ihrer Klientel, um sich eine Altersversorgung zu sichern und trugen durch öffentliche Geschichtsklitterung dazu bei, dass Verbrechen jahrelang ungeahndet blieben. Die HIAG schrieb “die Waffen-SS in die ,Legende von der sauberen Wehrmacht’ ein”, urteilt Wilke.

Dabei war die braune Truppe während des Krieges besonders rücksichtslos gegen Gefangene und Zivilisten vorgegangen. Zu den ursprünglich nur aus Freiwilligen, dann auch aus Wehrpflichtigen rekrutierten Divisionen, die sich als bewaffneter Teil der SS verstanden, gehörten zudem die SS-Totenkopfverbände, die die Konzentrationslager bewachten. Auch deshalb warfen die Nürnberger Richter der Waffen-SS Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.

Nach 1945 hatten deren Veteranen zwar keine politischen Ambitionen, wohl

aber wollten sie die gleichen schönen Übergangsgelder und Renten wie Wehrmachtsangehörige und natürlich eine Rehabilitation vom Nürnberger Urteil.

Die HIAG hielt daher nicht nur zur regierenden CDU engen Kontakt, sondern auch zu den oppositionellen Sozialdemokraten. Die SPD war als Partei des Widerstands eine moralische Instanz…

Später hielten die SPD-Verteidigungspolitiker Fritz Erler – auch er einst ein Mann des Widerstands – und Helmut Schmidt den Kontakt zur HIAG. Sozialdemokraten traten auf deren Veranstaltungen auf und trugen dazu bei, dass die rechte Truppe gesellschaftsfähig blieb. Im Bundestag stimmte die SPD im Einklang mit der regierenden CDU dafür, dass die Waffen-SS in der Rentenfrage nach und nach der Wehrmacht zum Teil gleichgestellt wurde…

Nach außen gaben sich viele HIAG-Leute geläutert. Der verurteilte Kriegsverbrecher Meyer versicherte Erler, Kriminelle hätten “in der HIAG nichts zu suchen”. Als 1959/60 eine Welle antisemitischer Schmierereien in der Bundesrepublik Aufmerksamkeit erregte, bot er öffentlich an, ehemalige Waffen-SSler könnten vor Synagogen und jüdischen Friedhöfen Wache schieben – ein ebenso geschickter wie zynischer PR-Coup.

Natürlich kam es nie dazu, und intern distanzierte sich Meyer von dem Vorschlag. Stattdessen hielt die HIAG-Spitze Kontakt zu Rechtsextremisten. In den Stellungnahmen der Basis fand Wilke “durchgängig antidemokratische, rassistische und antisemitische Positionen”.

So schrieb ein HIAG-Mitglied 1959 an Meyer: “Es ist leider so, dass beinahe alles, was mit der Öffentlichkeit zu tun hat, von israelischer Seite geführt und wesentlich beeinflusst wird.” Noch deutlicher wurde ein bayerisches HIAG-Mitglied: “Das wieder mächtig gewordene Judentum (…) würde nicht zögern, jeden Abgeordneten politisch zu zerschmettern, der es wagen sollte, für die Rechte der Angehörigen und Hinterbliebenen der ehemaligen Waffen-SS einzutreten.”

Im Jahr 1953 zogen HIAG-Anhänger mit einem martialischen Fackelzug bei einer “Sonnwendfeier” zur schwäbischen Burg Staufeneck und grölten das Lied “Das ist die Garde, die Adolf Hitler liebt”. Kurt Meyer junior, der Sohn von “Panzer-Meyer”, schrieb später, ein Foto des Vaters mit Hitler habe über dem Schreibtisch des HIAG-Sprechers gehangen.

Als Anfang der sechziger Jahre deutlich wurde, dass für die HIAG keine weiteren Vorteile zu erlangen waren, driftete der Verband nach und nach in den offenen Rechtsextremismus. So gab der Bundesverband zeitweise einen Kalender heraus, in dem nationalsozialistische Gedenktage eingetragen waren…” Zitat Spiegel

DER SPIEGEL:

Klaus Barbie

Vom Nazi-Verbrecher zum BND-Agenten

Der als “Schlächter von Lyon” berüchtigte NS-Verbrecher Klaus Barbie war Agent des Bundesnachrichtendienstes. Das belegen Akten, die der SPIEGEL auswerten konnte. Barbie lieferte demnach mehr als 30 Berichte, bis Pullach die Zusammenarbeit beendete – das Risiko einer politischen Erpressung war zu groß. Von Georg Bönisch und Klaus Wiegrefe

Der übergewichtige Geschäftsmann mit dem glattgekämmten, dunklen Haar, den der Bundesnachrichtendienst (BND) in seinen Akten als Wilhelm Holm führte, gehörte zu einer besonderen Spezies in der Welt der Geheimdienste – der Deutsche war ein “Tipper”.

Fiel dem 66-Jährigen während seiner Reisen über die Kontinente jemand auf, der das Zeug zum Agenten hatte, gab er der BND-Zentrale in Pullach einen Hinweis. So wie Ende 1965, nachdem er vier Wochen in Boliviens Hauptstadt La Paz verbracht hatte und von einem Landsmann schwärmte, der zwei Tugenden verkörpere: Er sei “kerndeutscher Gesinnung” und “entschiedener Kommunistengegner”. Zu Zeiten des Kalten Krieges für viele ein Adelsprädikat.Wenige Wochen später verpflichtete der BND den Neuen als Agenten, Deckname “Adler”, Registriernummer V-43118. “Adler” lebte in La Paz als Klaus Altmann.

Barbies erstes Monatshonoror: 500 Mark

Doch Altmann war nicht Altmann, sondern einer der übelsten Verbrecher der Nazi-Diktatur: Klaus Barbie, Jahrgang 1913, der “Schlächter von Lyon”, der ehemalige Gestapo-Chef der Stadt, der nach dem Krieg von französischen Gerichten in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war. Und vieles spricht dafür, dass Pullach von all dem wusste.

Eigenhändig hatte Barbie im zweiten Stock des Lyoner Hotels Terminus Männer, Frauen, sogar Kinder gefoltert. Die Opfer erinnern sich vor allem an das tonlose Lachen, mit dem sie der Deutsche quälte. Der Sohn eines Lehrers aus Bad Godesberg hatte auch Jean Moulin, Galionsfigur der Résistance und Vertrauter des späteren französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle, beide Arme, beide Beine und mehrere Rippen brechen lassen. Moulin starb kurz darauf. Und Barbie befahl die Deportation jüdischer Kinder aus dem Waisenhaus von Izieu, die in Auschwitz ermordet wurden.

Dass Altmann alias Barbie für den deutschen Geheimdienst spionierte, wird zwar seit Jahrzehnten vermutet. Gewissheit geben jedoch erst jetzt jene BND-Akten, die der SPIEGEL im Koblenzer Bundesarchiv ausgewertet hat. Demnach erhielt Barbie sein erstes Monatshonorar aus Pullach im Mai 1966: 500 Mark. Später kassierte er auch Leistungsprämien. Das Geld überwies der Dienst in der Regel auf ein Konto bei der Chartered Bank of London in San Francisco. Mindestens 35 Berichte hat Barbie laut BND-Akten geliefert.

Erst 1983 wird Barbie an Frankreich ausgeliefert

Dem Nachrichtendienst wurde die Sache nach einer Weile zu heikel, immerhin. Von einer “erheblichen Sicherheitsgefährdung” für den BND war die Rede. Offenbar wuchs die Furcht, die DDR-Staatssicherheit oder der sowjetische Geheimdienst KGB könnten Barbie, wie so manch anderen BND-Mann, mit seiner NS-Vergangenheit erpressen.Sein Agentenführer (Deckname: Solinger) traf sich deshalb kurz vor Weihnachten 1966 mit Barbie in Madrid – und berichtete, wegen der angespannten Finanzlage des Bundes sei der BND “ganz erheblich in seinen Haushaltsmitteln beschnitten worden”. Lateinamerika werde als “Aufklärungsgebiet” aufgegeben. Damit Barbie keinen Ärger machte, bekam er noch einmal 1000 Mark extra.

Für den BND war die Causa “Adler” damit beendet. Auch die Justizbehörden ließ er über den Aufenthaltsort des gesuchten Mörders im Unklaren.

Erst nach Recherchen des französischen Nazi-Jäger-Ehepaares Beate und Serge Klarsfeld flog Barbie 1972 auf, es folgte ein jahrelanges diplomatisches Tauziehen. Bolivien überstellte Barbie schließlich 1983 nach Frankreich, wo er wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit verurteilt wurde und bis zu seinem Tod 1991 im Gefängnis saß.

Die Amerikaner helfen Barbie – und entschuldigen sich dann

Beim BND gibt es heute niemanden mehr, der für den Fall Barbie verantwortlich war oder verantwortlich gemacht werden könnte. Dem amtierenden Präsidenten Ernst Uhrlau mag es sogar gelegen kommen, dass die unrühmliche Rolle des Dienstes nun bekannt wird: Er will schon seit Jahren die Geschichte des BND aufarbeiten lassen und verhandelt zurzeit mit einer Historikerkommission. Fälle wie Barbie belegen die Notwendigkeit einer solchen Initiative.

Schon vor knapp 30 Jahren haben die Amerikaner umfangreiche Geheimdienstakten über Barbie freigegeben. Das Counter Intelligence Corps – die Spionageabwehr der U.S. Army – hatte ihn nach dem Krieg angeheuert und zeitweise vor französischen Strafverfolgern abgeschirmt; 1951 halfen die Amerikaner Barbie sogar bei der Flucht nach Bolivien. Was dazu führte, dass sich Washington später offiziell in Paris entschuldigte – ein ungewöhnliches Vorgehen.

Nach Aktenlage begann die Kooperation des BND mit Barbie zwar nach dem Tipp von Wilhelm Holm. Einige beim deutschen Geheimdienst untergekommene ehemalige SS-Männer und Gestapo-Beamte dürften den Neuzugang freilich noch aus dem “Dritten Reich” gekannt haben; mindestens einer, der SS-Ostexperte Emil Augsburg, hatte mit ihm für das CIC gearbeitet. Auch wusste die Organisation Gehlen, der Vorläufer des Bundesnachrichtendienstes, bis zu Barbies Flucht nach Bolivien von dessen Adresse in Augsburg. Sogar in BND-Unterlagen von 1964 findet sich ein Karteieintrag, Barbie lebe “eventuell” in La Paz.

Der zunächst nur in Europa tätige Dienst baute damals sein Agentennetz weltweit aus und beobachtete aufmerksam das von einer Junta regierte Bolivien. Der Westen fürchtete, das Land könne nach einer Revolution gegen die Militärs in den sowjetischen Einflussbereich fallen – wie Kuba.

Ein Kleinunternehmer in Bolivien

Barbie alias Altmann lebte mit seiner Frau als Kleinunternehmer in der Hauptstadt, seine Firma La Estrella belieferte das Pharmaunternehmen Boehringer in Mannheim mit Chinarinde, aus der das begehrte Chinin gewonnen wurde.

Ende November 1965 stand BND-Tipper Holm vor der Tür, ein gemeinsamer Bekannter hatte den Kontakt vermittelt. Er suche einen Korrespondenten für eine Hamburger Firma, ob er Interesse habe. Offenbar fasste Barbie Vertrauen zu dem Besucher; BND-Unterlagen zufolge galten beide schon nach kurzer Zeit als “echt befreundet”. Fast täglich speiste Holm damals am Tisch der Familie Barbie im Deutschen Club in La Paz.

Seine wahre Identität scheint der Gastgeber vor Holm freilich verheimlicht zu haben. “Altmann” sei bei der Waffen-SS gewesen und 1950 aus der DDR geflohen, notierte der Tipper. Aber Holm entging nicht, wo der Auswanderer politisch stand. So erzählte Barbie alias Altmann die Geschichte, wie man Juden die Mitgliedschaft im Deutschen Club verwehrt habe. Barbies Ehefrau, die die Bibliothek des Vereins verwaltete, zeigte dem Tipper “besonders stolz” die NSDAP-Literatur.

Die zuständige Pullacher Dienststelle 934 beschloss, den einstigen SS-Hauptsturmführer anzuwerben. Die guten Beziehungen, mit denen Barbie prahlte, etwa zu Boliviens Innenminister und dessen Stellvertreter, zum Chef eines der Geheimdienste des Landes und zum Bürgermeister von La Paz schienen attraktiv.

Der Dienst war sehr zufrieden

Agentenführer Solinger reiste im Mai 1966 nach Santiago de Chile, um den neuen Mann offiziell anzuheuern und ihn “intensiv” zu schulen. Man kam überein, wichtige Informationen als Wirtschaftsnachrichten aus der Holzindustrie zu tarnen. Barbie sollte sie auf Spezialpapier notieren (“Rundum 3 cm Rand lassen, keine Interpunktion, Mittelknick nicht beschreiben”) und an einen Lehrer in Bad Bevensen senden, der die Briefe dann ungeöffnet an eine Postfachadresse in Hamburg weiterschickte.

Offiziell galt Barbie als “politische Quelle”, seine Berichte liegen allerdings nicht vor. Vielleicht beobachtete er nur die Entwicklung in Bolivien, vielleicht half er auch vorrangig der Bundeswehr. Denn wenige Wochen nach der Anwerbung übernahm er die bolivianische Repräsentanz der Merex AG. Das Bonner Unternehmen verkaufte im Auftrag des BND weltweit überschüssiges Material der Bundeswehr, und Barbie sollte nach BND-Aufzeichnungen den Merex-Leuten immer dann einen Hinweis geben, wenn es den Bolivianern an Waffen oder Munition mangelte.

Fest steht: Der Dienst war sehr zufrieden. Agent 43118 galt als “intelligent”, “sehr aufnahme- und anpassungfähig”, “verschwiegen und zuverlässig”.

Nach der Enttarnung Barbies durch die Klarsfelds 1972 behaupteten beteiligte BND-Leute dienstintern, sie hätten erst aus der Zeitung erfahren, wer Altmann wirklich sei. Die damalige Führungsstelle habe es “unterlassen, amtliche Auskünfte über Altmann einzuholen, obwohl dies wegen seiner Vergangenheit angebracht gewesen wäre”… Zitat Spiegel

http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/12/Beilage/006.html

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/21/brasiliens-nazistisch-antisemitische-militardiktatur-hohe-militars-zu-herbert-cukurs-massenmorder-von-rigadu-hast-einen-einzigen-fehler-begangen-du-hattest-alle-juden-toten-sollen-hintergrun/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/09/15/brasilianische-stadte-mit-totungsraten-wie-im-irak-meldet-landespresse-brasilien-mit-fast-zehn-prozent-der-morde-weltweit/

   http://www.hart-brasilientexte.de/2008/11/04/tropa-de-elite-elite-squad-trailer-englisch/          Â

Wolf Grabendorff: Die Reorganisation des Staates durch die politische und vor allem wirtschaftliche Liberalisierung und ihre sozialen Folgen haben den Demokratien in Lateinamerika einen hohen Grad an Instabilität verliehen. Korruption und Kriminalität haben in einigen Ländern ein unvorstellbares Ausmaß angenommen. 140 000 Morde und 28 Millionen Raubüberfälle werden jährlich in der Region verübt. Angesichts vielfacher Verbindungen zwischen Kriminellen und der Polizei sind zunehmend mafiöse Strukturen entstanden, die längst das Gesetz- und Gewaltmonopol des Staates untergraben haben. Immer stärker wird die Gewalt in vielen Staaten zur akzeptierten Form gesellschaftlicher Auseinandersetzung. (2003)

Carla Rocha, investigative Journalistin in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/13/carla-rocha-mutige-investigative-journalistin-recherchieren-unter-lebensgefahr-gesichter-brasiliens/

Scheiterhaufen-Rap: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/16/rio-de-janeiro-popularen-scheiterhaufen-rap-microondas-der-scheiterhaufen-stadt-anklicken-vacilou-bem-na-favela-microondas-te-torrou-a-tua-chance-acabou/

Nachruf 2010: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/01/12/ein-guter-freund-und-langjahriger-nachbar-theaterregisseur-vicente-maiolino-in-rio-de-janeiro-bergstadtteil-santa-teresa-durch-12-schusse-getotet-kein-hinweis-auf-tater/

Köln schließt eine Städtepartnerschaft mit Rio de Janeiro:

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/rio-film-tropa-de-elite-2-fur-oscar-nominiertbester-auslandischer-streifen-stadtepartnerschaft-koln-rio-de-janeiro-trailer-anklicken/

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“Krise – was denn für eine Krise?” – Kloake-Slum in Sao Paulo.

Amnesty Journal 2009:

“KOPF UNTER WASSER

Gravierende Menschenrechtsverletzungen offiziell abzustreiten oder zu vertuschen, kommt heutzutage bei der internationalen Gemeinschaft schlecht an. Das weiß auch die brasilianische Regierung und geht deshalb seit langem einen anderen Weg: Mit erstaunlicher, entwaffnender Offenheit wird in- wie ausländischen Kritikern bestätigt, dass sie völlig im Recht seien. Man sehe die Dinge ganz genau so und habe bereits wirksame Schritte, etwa zur Abschaffung der Folter, eingeleitet. Doch auf die Worte folgen meist keine Taten.

Menschenrechtsaktivisten wie der österreichische Pfarrer Günther Zgubic, der die bischöfliche Gefangenenseelsorge in Brasilien leitet, vermissen seit Jahren deutliche Worte von deutscher Seite. Schließlich ist Lateinamerikas größte Demokratie ein wichtiger strategischer Partner von Deutschland, und die Regierung in Berlin spricht gerne von den “gemeinsamen Werten”, die beide Staaten verbinden würden. Mit dem Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Günter Nooke, hat jetzt zum ersten Mal endlich ein hochrangiger deutscher Politiker in der Hauptstadt Brasilia die Probleme offen angesprochen.

Zgubic erinnert immer wieder an die wohlklingenden Versprechungen, die Präsident Luiz Inácio Lula da Silva bei seinem Amtsantritt 2003 verkündet hat: “Er hat öffentlich erklärt, dass er Folter und andere grausame, unmenschliche Praktiken nicht mehr duldet.” Leere Worte aus Brasilia, denn nach Informationen von Zgubic existiert die Folter in allen Varianten, um Geständnisse zu erzwingen: “Es werden Elektroschocks eingesetzt, man presst den Kopf unter Wasser. Auf allen Polizeiwachen Brasiliens werden Häftlinge gefoltert”, meint Zgubic.

Nun sieht er sich überraschend durch Nooke bestätigt. “Stehen Menschenrechtsprobleme wie die unsägliche Folterpraxis beim Staatspräsidenten ganz oben auf der Prioritätenliste? Wieso wird nicht stärker kritisiert, dass die Regierung alle internationalen Verpflichtungen eingeht, ohne sie dann auch konsequent umzusetzen? Wir merken, dass sich Brasilien beim Thema Menschenrechte von Europa entfernt”, erklärte Nooke kürzlich. Brasilien dürfe im Menschenrechtsbereich nicht abdriften.

Doch vielleicht ist dies längst passiert. Paulo Vannuchi, Leiter des Staatssekretariats für Menschenrechte in Brasilia, hatte in der Zeitung “Folha de São Paulo” betont, dass das brasilianische Strafgesetz die ­Todesstrafe zwar nicht vorsehe, dennoch aber täglich außergerichtliche Exekutionen stattfinden würden. Gemeinsame Werte? Pedro Ferreira, Anwalt bei der bischöflichen Gefangenenseelsorge, findet es bedrohlich, dass selbst nach offiziellen Angaben derzeit über 126.000 Häftlinge trotz verbüßter Strafe illegal weiter festgehalten werden.

Ehemalige Gegner der Diktatur (1964 bis 1985) weisen zudem auf die fatalen Folgen der nicht bewältigten Gewaltherrschaft hin. Nicht einmal die Öffnung der Geheimarchive aus der Zeit der Diktatur sei unter Lula veranlasst worden, kritisiert Bundesstaatsanwalt Marlon Weichert aus São Paulo. Die Straflosigkeit inspiriert seiner Meinung nach jene Staatsfunktionäre, die heute im Polizeiapparat und im Gefängnissystem “Folter und Ausrottung” betrieben. Mit leeren Worte kann man an diesen ­Zuständen wohl kaum etwas ändern.

Von Klaus Hart.
Der Autor ist Journalist und lebt in São Paulo.

ai-Journal Dezember 1996

Die “Hölle auf Erden”

BRASILIEN

Die “Hölle auf Erden”

Revolten, Hungerstreiks und Aids bestimmen den Alltag in den völlig überfüllten brasilianischen Gefängnissen. Brasilien gilt zwar als die zehntgrößte Wirtschaftsnation, leistet sich aber Haftanstalten, die man eher in Ruanda oder Burundi vermuten würde. Eine im April verkündete Amnestie entspannte die Situation nicht.

Eine mittelalterlich anmutende Gefangenenzelle in Rios Stadtteil Realengo: Jeder der mehreren Dutzend Insassen hat laut Gesetz Anspruch auf mindestens acht Quadratmeter – hier ist es nicht mal ein einziger. Geschlafen wird deshalb in Schichten. Während ein Teil der Gefangenen auf feuchtem Boden liegt, schlafen die anderen in Hängematten, die an den Gitterstäben befestigt sind. In einer Zelle im Stadtteil Bangu ein ähnliches Bild: 35 fast nackte, schwitzende Männer auf nur sechzehn Quadratmetern bei beißendem Fäkaliengeruch und nächtlichem Besuch von Ratten. Die psychische Spannung ist fast mit Händen greifbar. Neun von zehn Gefangenen haben Furunkel, in der heißesten Jahreszeit herrschen bis zu 60 Grad. Dann fallen täglich etwa 20 Insassen ohnmächtig um, werden von den Wärtern herausgezerrt und durch andere ersetzt.

Um aus dieser Hölle herauszukommen und in eine weniger überfüllte Zelle verlegt zu werden, bestechen Häftlinge ihre Aufseher mit bis zu umgerechnet 5.000 Mark. Es gibt brasilianische Gefängnisse, in denen die Insassen das nötige Geld sammeln, um dann die Begünstigten auszulosen. In Bangu kommen die notwendigen “Real” von der Familie oder Verbrechersyndikaten – je unerträglicher die Hitze, desto höher die Preise auf diesem Schwarzmarkt. Einmal am Tag gibt es schlechtes Essen; die Lebensmittelpakete der Angehörigen werden gewöhnlich nicht ausgehändigt.

Folter ist üblich. Ein Anwalt beschreibt einen Fall von 1996: “Polizisten mit Kapuzen mißhandelten 116 Gefangene, unter anderem mit Elektroschocks. Alle wiesen Blutergüsse auf, wurden zudem zu sexuellen Handlungen gezwungen.” Fast täglich werden Fälle zu Tode gefolterter, erschlagener Häftlinge bekannt – die politisch Verantwortlichen bleiben meist passiv. Nur wenige Intellektuelle protestieren, die Gesellschaft scheint sich an die grauenvollen Zustände gewöhnt zu haben.

Pervertieren statt resozialisieren

Menschenrechtsorganisationen wie amnesty international oder “Human Rights Watch” prangern die Zustände in den brasilianischen Haftanstalten an – und auch die Gefangenenseelsorge der Katholischen Kirche läßt nicht locker. Padre Geraldo Mauzeroll von der “Pastoral Carceraria” im Teilstaat Sao Paulo gegenüber dem ai-Journal: “Wer ins Gefängnis kommt, wird pervertiert, wird angesehen und behandelt wie ein Tier – niemand ist an einer Besserung oder Resozialisierung interessiert. Die Gesellschaft rächt sich an ihnen, läßt sie intellektuell, spirituell, moralisch und kulturell und nicht selten sogar physisch sterben.” Mauzeroll hört in Polizeiwachen und Gefängnissen sehr häufig den Ausspruch: “Nur ein toter Häftling ist ein guter Häftling!” Der Padre geht seit 1973 in die “Presidios” – was er täglich sieht, sind Bilder wie aus Horrorfilmen: Tuberkulose grassiert, über die Gesichter Todkranker laufen Ameisen. Häftlinge verfaulen buchstäblich in Zellen. Die Gefängnisärzte sind selbst kriminell, weil sie Kranke bewußt

nicht behandeln, sondern sterben lassen. Sie werden aber nie zur Rechenschaft gezogen. Kriminell handeln auch Richter und Staatsanwälte, die über Folter und alle anderen Menschenrechtsverletzungen detailliert informiert sind, jedoch nicht eingreifen.

Das Gefängnispersonal verkauft Lebensmittel, die für Häftlinge bestimmt sind und ermöglicht Rauschgifthandel und -konsum hinter Gitterstäben. Ein Gefängnisdirektor: “Drogen müssen dort drin sein, damit die Gefangenen ruhig bleiben.”

Erzwungenes Schweigen, Morddrohungen

Ein dunkles Kapitel ist auch die sexuelle Gewalt, von Aufsehern sogar gefördert. Mauzeroll zum ai-Journal: “Wird ein wegen Vergewaltigung Verurteilter eingeliefert, stecken die Wärter ihn in bestimmte Massenzellen, damit er dort von 15 oder 20 Häftlingen vergewaltigt wird. Dies ist Gesetz in den Kerkern, und so verbreitet sich Aids sehr schnell.” Nach amtlichen Angaben infizierten sich bereits mehr als 20 Prozent aller Inhaftierten mit dem HIV-Virus – ein Großteil der rund 150.000 brasilianischen Gefangenen hat homosexuellen Verkehr, gewöhnlich ungeschützt.

Vitor Carreiro teilte in Rio de Janeiro jahrelang eine Zelle mit 47 Gefangenen. Er ist von Aids gezeichnet und sagt: “Alle Welt weiß, daß die Frau des Gefangenen der andere Gefangene ist.” Promiskuität ist der Alltag: José Ferreira da Silva, HIV-positiv, berichtet von vier festen und acht gelegentlichen Partnern – keiner benutzt Präservative.

Padre Mauzeroll drückt sich im Gegensatz zu vielen “politisch korrekten” Landsleuten nicht um unbequeme und unangenehme Wahrheiten. Er hat keine Probleme, die von den Autoritäten gerne versteckten und verdrängten Probleme offen anzusprechen. “Wer über die Zustände redet und informiert, stirbt”, lautet eine andere Regel. Berufskiller erledigen das – Mauzeroll weiß, daß auch sein Leben in Gefahr ist. Dennoch klagt er offen die soziale Ordnung Brasiliens an: “Diese ist schuld an der Situation.”

Gemäß einer neuen Studie der Vereinten Nationen lebt heute fast die Hälfte der 150 Millionen Brasilianer in verhältnismäßig entwickelten Gebieten. “Wenn in Sao Paulo und Rio de Janeiro die Lage in den Gefängnissen bereits so schlimm ist”, gibt Padre Mauzeroll zu bedenken, “wie muß sie dann erst in den stark unterentwickelten Regionen des Nordens und Nordostens sein?”

Amnestie nur Kosmetik

Die Rechtsanwältin Zoraide Fernandez weist darauf hin, daß Häftlinge nach verbüßter Strafe oft noch jahrelang gefangengehalten werden. 1995 waren es allein in Rio mindestens 560.

Brasiliens Staatschef Fernando Henrique Cardoso verkündete im April die, wie es offiziell hieß, größte Amnestie in der Geschichte des Landes: Etwa zehn Prozent der Gefangenen sollten freikommen. Wie die Gefängnisbehörden inzwischen einräumten, werden beispielsweise im Teilstaat Rio de Janeiro nur wenig mehr als ein Prozent amnestiert. Die 511 Gefängnisse bieten Platz für höchstens 60.000 Personen, sind aber nach jüngsten offiziellen Angaben mit 148.760 Häftlingen belegt – das sind 15 Prozent mehr als 1994. Notwendig, so hieß es, sei der Bau von 145 zusätzlichen Haftanstalten. Die Lage in der Metropole Sao Paulo ist den Angaben zufolge am dramatischsten. Eine Besserung ist nicht in Sicht: Per Haftbefehl suchte man allein 1996 rund 275.000 Straftäter.

Rund 95 Prozent der Häftlinge sind Arme, 96 Prozent sind männlich und etwa drei Viertel Voll- und Halbanalphabeten. Der typische Gefangene, so eine Studie, ist dunkelhäutig und jünger als 25 Jahre. Jeden Monat kommt es laut Statistik zu mindestens drei großen Häftlingsrevolten, die meisten werden allerdings der Öffentlichkeit verschwiegen. Eine Ausnahme bildet lediglich der südliche, relativ hochentwickelte Teilstaat Rio Grande do Sul – nur dort soll es auch keine irregulär festgehaltenen Häftlinge geben.

Wärter und Spezialeinheiten gehen gewöhnlich äußerst brutal gegen meuternde Häftlinge vor: 1992 wurden im berüchtigten Gefängnis “Carandiru” von Sao Paulo mindestens 111 Insassen erschossen. Die politisch Verantwortlichen und die direkt Beteiligten blieben bisher straffrei. In “Carandiru” ereignete sich auch Ende Oktober wieder eine Revolte: 670 Gefangene nahmen 27 Wärter als Geiseln und forderten die Verlegung in eine andere Haftanstalt. Fünf Häftlinge versuchten währenddessen in einem Müllwagen zu fliehen, vier von ihnen wurden von Militärpolizisten erschossen.
Klaus Hart
Der Autor ist freier Korrespondent in Rio de Janeiro

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Dieser Beitrag wurde am Freitag, 21. November 2008 um 22:41 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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