Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasiliens Systemkritikerproteste 2013: Militärpolizist in Sao Paulo erschießt bei Leibesvisitation einen Siebzehnjährigen – wieder Straßenproteste, brennende Busse, Barrikaden, Tränengasgranaten, Hartgummischrot, laut Landesmedien. Brasiliens komplexe Sicherheitslage – Militärpolizei als Relikt der Diktatur.

http://g1.globo.com/sao-paulo/noticia/2013/10/tiro-acidental-de-policial-mata-adolescente-e-gera-protesto-diz-pm.html

Anders als im Falle des verdroschenen Polizeiobersten gab es wegen der Tötung des Jugendlichen keinerlei Erklärungen hoher Politiker. Laut Angaben des Experten für öffentliche Sicherheit, Luiz Eduardo Soares, wollen 70 Prozent der unteren Polizeidienstgrade die Entmilitarisierung der brasilianischen Polizei, bei den Offizieren seien es 54 Prozent. Indessen wird die Militarisierung auch unter Lula-Rousseff beibehalten. Laut Soares ist „absurd“, daß von rd. 50000 jährlichen Morden nur rd. 8 Prozent aufgeklärt werden(was nicht heißt, daß man die Täter verhaftet und bestraft). 

Empörung, Proteste wegen Erschießung des Jugendlichen:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/28/brasiliens-systemkritikerproteste-2013-emporung-wegen-erschiesung-eines-jugendlichen-durch-militarpolizist-strasenbarrikaden-funf-busse-zwei-lkw-in-flammen/

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/27/brasiliens-systemkritikerproteste-2013-nationales-aufsehen-um-freitagsmanifestation-in-sao-paulo-bei-der-ein-polizeioberst-in-die-hande-von-demonstranten-geriet/

Über zwei Drittel der  mehr als 12 Millionen Bewohner in der Megacity Sao Paulo sind für die Protestaktionen, laut Landes-Qualitätsmedien. 

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/12/06/der-alltag-brasilianischer-jugendlicher-unterscheidet-sich-gar-nicht-so-stark-von-dem-der-deutschen-schwabische-post-entspannt-und-fleisig-in-brasilien/

Laut Angaben des mitteleuropäischen Mainstreams sind die Proteste in Brasilien abgeflaut, ist die Zahl der Demonstranten sehr gering geworden – vor Ort stellt sich wie üblich die Lage völlig anders dar, vergeht u.a. in Städten wie der Megacity Sao Paulo kein Tag ohne Straßenproteste, die nach wie vor Schlagzeilen auf den Titelseiten der brasilianischen Zeitungen machen.  Allein in Rio de Janeiro gab es seit über 90 Tagen laut Polizeiangaben  mindestens eine Protestaktion täglich.

In mitteleuropäischen Medien sind indessen Berichterstattungskriterien gewöhnlich anders.

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/14/frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien-die-macht-der-berichterstattungsvorschriften-systemkritische-autoren-geschickt-ausgebremst-gravierende-menschenrechtsprobleme-systematische-folter/

Heftige Proteste gegen Todesschwadronen – während Besuch von Joachim Gauck in Sao Paulo – doch keinerlei Erwähnung in mitteleuropäischer Berichterstattung zur Reise:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/15/brasilien-heftige-proteste-gegen-todesschwadronen-sao-paulos-wahrend-besuch-von-deutschem-bundesprasidenten-joachim-gauck-rund-500-menschenrechtsaktivisten-sturmen-sicherheitsbehorde-in-der-city-v/

Hauptsorgen der Brasilianer:  http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/22/gesundheit-und-personliche-sicherheit-sind-die-hauptsorgen-der-brasilianer-laut-neuer-umfrage/

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Zeitungsausriß – Lula bei der Einweihung 2010, Politik & Business . Neben Lula der ThyssenKrupp-Chef, ferner Gouverneur Sergio Cabral und Bürgermeister Eduardo Paes Rio de Janeiros, jetzt federführend bei der Vorbereitung von Fußball-WM 2014 und Olympischen Sommerspielen 2016. Cabral untersteht die Militär-und Zivilpolizei des Teilstaats Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/16/brasiliens-gravierende-menschenrechtslage-neue-einzelheiten-uber-foltermethoden-der-sogenannten-befriedungseinheiten-in-rio-slums-laut-landesmedien-in-rocinha-favela-ua-elektroschocks-und-kopf-des/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/07/17/brasiliens-armeepolizei-unter-der-rousseff-regierung-schlage-zu-prugele-schlage-zu-bis-zum-tod-reis-den-kopf-ab-und-wirf-ihn-ins-meer-trainingsgesange-der-soldaten-in-rio-de-janeiro-laut-lan/

Als sich im mitteleuropäischen Agitprop nach den Protesten vom Juni 2013 die seit dem Regierungsstart von Lula fortdauernde Protestserie, darunter aus dem Spektrum der katholischen Kirche,  nicht länger vertuschen ließ, fällt nun der Mainstream beinahe ins andere Extrem, erklärt teils die eigene jahrelange Berichterstattung als Geschwätz von gestern. Medien-PR-Leute, die jahrelang lukrativ die Lage in Brasilien schöngefärbt, schöngeschrieben hatten, von enormen Fortschritten faselten, sind derzeit teils erheblich in Erklärungsnot, geben sich nun obersozialkritisch, teils zum Totlachen.  Bezeichnend war, wie im mitteleuropäischen Mainstream der gigantische Mensalao-Korruptionsskandal aus der ersten Amtszeit der Lula-Rousseff, ebenso wie andere Skandale dieser Art heruntergespielt wurden, gar die Berichterstattung ausfiel – jetzt ist das nicht mehr möglich, muß Korruption als großes Landesproblem gezwungenermaßen genannt werden. 

Massive Proteste gegen Fahrpreiserhöhungen etc. seit 2003:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/06/18/brasilien-proteste-weltsozialforum-und-katholische-kirche-massive-proteste-gegen-fahrpreiserhohungen-seit-2003-grundung-der-sozialbewegung-movimento-passe-livrempl-auf-weltsozialforum-von-200/

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/04/23/weiterer-brasilianischer-systemkritiker-ermordet-mit-19-schussen-jose-maria-filho-prasident-der-vereinigung-der-enteigneten-landlosen-landarbeiter-bekannt-wegen-protesten-gegen-agrobusiness-und/

„Die Polizei in Brasilien ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, die die Gewalt ins Zentrum der sozialen Beziehungen rückt.“ Politikwissenschaftler Esther Solano und Rafael Alcadipani in der größten Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“.

Schwarzweißmalerei in Bezug auf Brasiliens Polizei entspräche indessen nicht den Fakten – die Polizeibeamten zählen zu den wichtigsten Berufsgruppen, stehen zu einem beträchtlichen Teil auf der Seite der Protestbewegung und retten allein durch ihre bloße Präsenz, unter hohem Lebensrisiko, täglich ungezählten Brasilianern und Ausländern das Leben.  Indessen gibt es Polizisten – und Polizisten…

Attentate auf Polizisten:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/28/brasilien-serie-von-attentaten-auf-polizisten-in-sao-paulo-ungebremst-2012-bereits-71-ermordet-oft-durch-mpi-salven-in-den-rucken-die-macht-des-organisierten-verbrechens-in-brasilien-unter-der-r/

Sicherheitslage in Rio de Janeiro – Tote in Copacabana:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/25/brasilien-wieder-blutbad-in-rio-de-janeiro-mindestens-7-erschossene-laut-landesmedien/

“In den vergangenen Jahren hat Rio gemeinsam mit Brasilien ein Wirtschaftswunder hingelegt. Die Favelas sind saniert und weitgehend drogenfrei…” Der Spiegel, Juni 2013

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/17/der-albtraum-wurde-realitat-im-klassenzimmer-getoteter-junge-hatte-schusse-als-hauptproblem-seines-von-banditenkommandos-beherrschten-slums-bezeichnet/

Tödliche Schüsse von Auftragskillern auf belebtem Platz in Copacabana:

http://cbn.globoradio.globo.com/rio-de-janeiro/2013/10/26/MORTO-NA-PRACA-SERZEDELO-CORREIA-EM-COPACABANA-E-IDENTIFICADO-COMO-MARCO-AURELIO-CERQ.htm

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Ausriß, Polizeioberst wird von Demonstranten verdroschen, Polizist in Zivil verteidigt ihn. Black blocs – Teil der Straßenproteste.

 Gut bekannt sind die Black blocs und ihre Führungspersönlichkeiten – fast bei jeder Protestaktion von 2013 kann man sie treffen, wie jeder andere brasilianische Staatsbürger auch, Fragen stellen, sich kundig machen über Ziele, Werte, Auffassungen. Im brasilianischen Internet findet man viele Informationen über die Black blocs. Inzwischen muß sich gar die Regierung mit ihnen befassen.

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/25/brasiliens-systemkritikerproteste-2013-mindestens-98-journalisten-seit-juni-von-polizeibeamten-bei-demonstrationen-attackiert-hartgummischrot-schlagstockeinsatz-etc-teilweise-regelrechte-jagd-auf/

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/02/25/brasilien-kulturministerin-marta-suplicy-und-die-brasilianische-soft-power-imageverbesserung-und-fusball-wm-olympia/

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Sao Paulos Bürgermeister Fernando Haddad 2013, Bildungsminister unter Lula. Nach wie vor kein Radwegenetz in der Megacity…http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/24/olmacht-brasilien-verkehrs-und-umweltpolitik-wir-finanzieren-weiterhin-die-privat-pkw-und-die-verkehrsstaus-in-den-grosstadten-qualitatszeitung-o-globo-in-umwelt-kolumne-zur-subventionierun/

Auch unter Bürgermeister Haddad fällt das extreme Elend der Obdachlosen ins Auge, die selbst in der City auf den Fußwegen abgasverseuchter Avenidas liegen, Busse, LKW, PKW sie mit Abgasen einnebeln. 

Brasilien und die Basis-Menschenrechte:  http://www.hart-brasilientexte.de/2011/10/20/brasiliens-burgerfreiheiten-uber-8o-prozent-veranderten-wegen-zunehmender-gewalt-und-kriminalitat-die-lebensgewohnheiten-54-prozent-verlassen-nachts-nicht-mehr-das-haus-laut-neuer-studie/

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/10/25/brasilien-bischofliche-gefangenenseelsorge-besucht-gefangnisse-in-amazonien-total-uberfullte-zellen-meist-mit-analphabeten-ohne-personaldokument-die-sogar-ihr-geburtsdatum-nicht-kennen-padre/

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Foto Roberto Stuckert/Regierung. Bundespräsident Gauck und Sao Paulos Bürgermeister Haddad, der die Fahrpreiserhöhungen genehmigte, was das Faß zum Überlaufen brachte…

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/17/brasilien-historischer-besuch-des-deutschen-bundesprasidenten-joachim-gauck-im-tropenland-trotz-gravierender-menschenrechtslage-folter-todesschwadronen-gefangnis-horror-sklavenarbeit-etc-b/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/04/leben-wie-die-halfte-der-einkommensbezieher-brasiliensamtliche-angaben-fur-samtliche-ausgaben-pro-tag-umgerechnet-zwischen-26-und-5-euro-zur-verfugung/

 „Die Proteste, die die in den Städten dominieren, müssen interpretiert werden vor dem Hintergrund epidemischer Korruption, zynischer Straflosigkeit und absoluter Inkompetenz der öffentlichen Administration.“  Politikwissenschaftler Carlos Alberto Di Franco, Okt. 2013 „Der Bürger zahlt erpresserische Steuern und erhält von den Regierungen fast nichts zurück…Alles, was vom Staat abhängt, funktioniert schlecht…Die Korruption grassiert frei…Die Krise ist gravierend…“

 Pornopolítica e violência “black bloc”

A história mundial está repleta de exemplos inspiradores. E a saga brasileira também. Os defeitos pessoais e as limitações humanas dos homens públicos, inevitáveis e recorrentes como as chuvas de verão, não matavam a política. Hoje, no entanto, assistimos ao advento da pornopolítica. A vida pública, com raras e contadas exceções, se transformou em um espaço mafioso, em uma avenida transitada por governantes corruptos, políticos cínicos e gangues especializadas no assalto ao dinheiro público. Os protestos que tomam conta das cidades precisam ser interpretados à luz da corrupção epidêmica, da impunidade cínica e da incompetência absoluta da gestão pública.

A violência “black bloc”, equivocadamente, visa chamar atenção de um Estado ausente. É a conclusão a que chegaram os pesquisadores Esther Solano, professora de Relações Internacionais da Unifesp, e Rafael Alcadipani, professor de Estudos Organizacionais da FGV-Easp. A pesquisa consistiu em acompanhar de perto as manifestações, observar, perguntar, conversar com pessoas que utilizam a tática black bloc, policiais e membros da imprensa. O universo black bloc é composto por jovens de 17 a 25 anos. São de classe média baixa, a maioria trabalha, alguns formados ou se formando em universidades particulares.

Ficou claro que para esses jovens a violência simbólica funciona como uma forma de se expressar socialmente, um elemento provocador que tem o intuito de captar a atenção de um Estado percebido como totalmente ausente. O uso da violência simbólica também serve, na versão deles, para induzir a sociedade a refletir sobre a necessidade de uma mudança sistêmica: “Protesto pacífico não adianta nada, só com violência o governo enxerga nossa revolta”. A intenção é transgredir, incomodar, deixar visibilidade, chamar para um debate. Uma frase que retrata isso é “a causa de o black bloc agir é o descaso público. As pessoas estão sendo torturadas psicologicamente pelo cotidiano, não somos vândalos, vândalo é o Estado que deixa as pessoas horas esperando na fila do SUS”.

A pesquisa cumpriu um papel importante. Procurou entender o que se passa na cabeça do pessoal e decodificar o seu recado. A violência, não obstante eventuais matizes ideológicos e fortes marcas de vandalismo antissocial, está intimamente relacionada a uma percepção de que o Estado está na contramão da sociedade. O cidadão paga impostos extorsivos e tudo o que depende do Estado funciona mal. A corrupção rola solta e a percepção de impunidade é muito forte. O julgamento do mensalão, independentemente das razões técnicas que fundamentaram alguns votos, transmitiu ao cidadão médio a convicção de que a lei não vale para todos. Estão conseguindo demonizar a política e, consequentemente, empurrando a democracia para uma zona de risco.

Os governantes precisam acordar. As vozes das ruas, nas suas manifestações legítimas e mesmo nos seus excessos, esperam uma resposta efetiva e não um discurso marqueteiro. A crise que está aí é brava. A gordura dos anos de bonança acabou. A realidade está gritando no bolso e na frustração das pessoas.

Transparência nos negócios públicos, ética, boa gestão e competência são as principais demandas da sociedade. Memória e voto consciente compõem a melhor receita para satisfazê-las. Devemos condenar a violência black bloc, sem dúvida. Mas devemos também bater forte na pornopolítica. Ela está na raiz da espiral de violência que sequestra a esperança dos jovens e ameaça nossa democracia.

Carlos Alberto Di Franco, doutor em Comunicação pela Universidade de Navarra, é diretor do Departamento de Comunicação do Instituto Internacional de Ciências Sociais (Iics). (zitiert nach Gazeta do Povo, Okt. 2013)

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/04/22/brasilien-stark-umstrittener-prozes-gegen-die-todesschutzen-des-massakers-an-haftlingen-der-strafanstalt-carandiru-vom-oktober-1992-katholische-gefangenenseelsorgeweiter-massaker-auf-den-strasen/

Menschenrechtssamba – anklicken:  http://www.youtube.com/watch?v=XkvjkxERac4

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/11/24/der-irak-ist-hier-menschenrechtssamba-von-jorge-aragao-erneut-recht-aktuell-in-der-olympia-stadt-rio-de-janeiro/

Deutsche katholische ADVENIAT:  Die organisierte Kriminalität ist in Brasilien zu einem „Staat“ im Staate geworden und hat in den Peripheriegebieten zahlreicher Städte die De-facto-Herrschaft übernommen. Daran ändern auch punktuelle Aktionen von Polizei und Militär nichts, die angesichts der bevorstehenden Fußballweltmeisterschaften und der Olympischen Spiele eher wie der Versuch einer Imagepflege wirken. 

„Eine Konfrontation mit dem repressiven Staat“ – katholische Arbeiterseelsorge Sao Paulos:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/01/brasiliens-1-mai-2012-waldemar-rossi-fuhrer-der-bischoflichen-arbeiterseelsorge-der-erzdiozese-sao-paulos-predigt-in-der-kathedrale-beim-arbeitergottesdienst/

Dieser Beitrag wurde am Montag, 28. Oktober 2013 um 01:47 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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