„Als großer Kontrolleur und Leiter des Anti-Hunger-Programms fungierte seit Lulas Amtsantritt 2003 ein Bischof der Universalkirche Edir Macedos. Leute wie der Befreiungstheologe Frei Betto kündigten daher ihre Mitarbeit auf. Alle Abkommen, die Lula mit der Universalkirche und den anderen evangelikalen Kirchen schloß, mußten auf die Opposition der katholischen Kirche stoßen. Die Universalkirche ist sehr intelligent darin, stets zu wissen, woher politisch der Wind weht. Diese Kirche handelt nicht anders als bestimmte Großunternehmen. Eine evangelikale Kirche in Brasilien aufzumachen, ist ein gutes Geschäft. Bei den Präsidentschaftswahlen 2010 wird Lula erneut die Hilfe solcher Kirchen brauchen, auch der Universalkirche.“
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1814946/
Auch wegen der Feindschaft zur katholischen Kirche haben in Deutschland die häufig als „Freikirchen“ bezeichneten Sektenkirchen erstaunlich viele Sympathisanten. In deutschsprachigen Medien wird verdeckte Werbung für Sekten, darunter brasilianische Sekten, immer stärker. Auffällig, daß deren Verwicklung in Verbrechen und Regierungs-Korruptionsskandale, das Paktieren mit Verbrecherorganisationen, der neoliberal-systemstabilisierende Kurs der Sekten stets verschwiegen wird.
“Nicht ohne Grund hat etwa der frühere US-Präsident Ronald Reagan in Südamerika die Sekten gefördert, weil sie individualisierend und systemstabilisierend wirken.” Franziskaner Paulo Suess in Publik-Forum
Jesusmarsch 2010: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/01/25/sao-paulo-ist-456-interessanten-megacity-rundblick-anklicken/
Leonardo Boff, Marina Silva: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/06/11/leonardo-boff-wichtiger-wahlhelfer-der-evangelikalen-prasidentschaftskandidatin-marina-silva-estrela-de-festa-do-pv/
Hintergrund:
Die „Theologie der Prosperität”, das Evangelium des Reichwerdens
Ausgerechnet im größten katholischen Land propagieren die Sektenkirchen derzeit mit enormem Erfolg ihre Theologie der Prosperität, garantieren all jenen großen materiellen Wohlstand, die an den wöchentlichen Tempelsitzungen der Prosperidade teilnehmen. Das Motto: Gott will nicht, daß du arm bleibst, Wohlstand ist eine Gabe Gottes. Während die katholische Kirche Rekordarbeitslosigkeit und wachsende Armut beklagt, die Sozial-und Wirtschaftspolitik der Regierung von Staatschef Lula scharf kritisiert, sagen die Sekten, an allem persönlichen Mißerfolg, an deiner Misere, deiner Arbeitslosigkeit ist nur der Teufel schuld. Wir treiben ihn aus, zeigen Auswege “ wenn du nur willst, intensiv genug glaubst. Und das zündet gerade an den Slumperipherien der Großstädte, aber auch bei kleinen Händlern, hochverschuldeten Mini-Unternehmern.
„Komm am Montag in unsere Tempel”, trommelt alle paar Minuten einer der acht UKW-Sektensender auf der Radioskala von Rio de Janeiro, „mach mit bei der Versammlung der Prosperität! Bettler, Verelendete, Hochverschuldete wurden reich, leben jetzt im Wohlstand!” Schon Dreijährige hören in den Slumbaracken aufmerksam zu, sagen zur Mutter, laß uns da hingehen, dann haben wir immer zu essen, können hier weg. Und immer montags, bei der Reuniao da Prosperidade, sind landesweit die Tempel der Sektenkirchen tatsächlich voll. Â
„Ich war pleite”, schildert die Unternehmerin, live übertragen, „jetzt läuft wieder alles blendend, Schulden bezahlt, Prozesse gewonnen “ und selbst mein Mann kehrte aus den Armen der Geliebten zu mir zurück!” Riesenbeifall - Tausende strecken Schuldscheine, Arbeitsbücher, Entlassungspapiere, Kreditkarten, Zettel mit geschäftlichen Projekten gen Himmel “ euphorische Stimmung. Pausenlos fließen Spenden, Opfergaben in die Sektenkassen. Der selbsternannte Bischof Edir Macedo, Gründer der Universalkirche vom Reich Gottes, setzt in Brasilien am erfolgreichsten auf die Teologia da Prosperidade. „Wer ein üppig-reiches Leben führt, genießt die Segnungen des Herrn. Gott ist doch kein Sadist, will nicht, daß wir Armut leiden “ Wohlstand ist eine Gabe Gottes, und durch die Macht des Glaubens erreicht man ihn auch.”
Daß Sektenpastoren im Luxus leben, der politisch einflußreiche Bischof Macedo das teuerste Privatflugzeug Brasiliens besitzt, und nicht etwa irgendein Banker oder Industrieller, ist da nur folgerichtig, wird akzeptiert, bewundert. Die katholische Kirche, welche an die Sekten immer mehr Gläubige verliert, fühlt sich von diesem Evangelium des Reichwerdens zunehmend provoziert. „Ich liebe Gott, weil er mich reich macht “ das ist doch betrügerisch, eine Täuschung”, sagt Brasilias Erzbischof Joao Braz de Aviz. „Die Glaubenserfahrung ist doch mehr als das!” Religionswissenschaftler untersuchen das neue Phänomen “ für Silvia Fernandes vom katholischen Forschungsinstitut CERIS in Rio handelt es sich klar um eine neoliberale Ideologie. „Sie wurde aus den USA importiert und hat viel Erfolg hier, weil wir in der katholischen Kultur genau den entgegengesetzten Diskurs pflegen. Ein Leben in Armut gibt Würde, heißt es, ist eine Tugend. Der neoliberalen Logik des Konsumismus dürfe man nicht verfallen. Die Theologie der Prosperität rennt dagegen an “ wer sagt denn, daß du arm sein mußt! Und die Armen wollen ja aus der Misere raus. Diese neue Richtung hat deshalb hier direkt etwas Revolutionäres!”
Doch was sagen die Sektenbischöfe, Sektenpastoren jenen Anhängern, die weiterhin bitterarm und arbeitslos sind, immer noch nicht in eine Villa umzogen, immer noch keinen neuen Wagen fahren? Dein Glaube ist eben nicht tief, nicht intensiv genug “ deshalb steckt der Teufel immer noch in dir, läßt dich nicht vorwärtskommen. Und gerade von den am wenigsten Gebildeten wird das so hingenommen, akzeptiert.
Edir Macedo – YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=IorFR2GO9mI&NR=1
Fernando Altemeyer, Theologe der PUC Sao Paulo.
Qualitätszeitung „O Estado de Sao Paulo“: „Planalto conta com Igreja Universal e seu braco politico, o PRB de Alencar.“
„Presidente corteja eleitorado evangelico desde 2002″.
« Brasilien, Gewalt-Tote in Rio de Janeiro: Behörden entfernen an der Copacabana NGO-Protest-Installation mit Todesstatistik. ONG Rio de Paz. Angeblich Schaden für Tourismus befürchtet, melden Landesmedien. „Tropa de Elite“. – Geheimabkommen zwischen europäischem Rüstungskonzern EADS und Brasilien, meldet Nachrichtenmagazin „Istoé“. »
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