Sex, Enterotisierung, Beziehungsmarkt: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/impotencia-total-totale-impotenz/
“ Com o fim do amor romantico, como fica o sexo?
Gikovate: Um dos grandes problemas ligados a questáo sentimental é justamente o de que o desejo sexual nem sempre acompanha a intimidade efetiva, aquela baseada em afinidade e companheirismo. Ao incrivel como de vez em quando amor e sexo combinam, mas isso náo ocorre com facilidade. Por outro lado, o sexo com um parceiro desconhecido, ou quase isso, é quase sempre muito pouco interessante. Quando acaba, as pessoas sentem um grande vazio. Náo é algo que eu recomendaria. Hoje, as normas de comportamento sáo ditadas pela industria pornografica e se parece com um exercicio fisico. O sexo entáo tem mais compromisso com agressividade do que com amor e amizade. Jovens que tem amigos muito chegados e queridos dizem que transar com eles náo tem nada a ver. Acham mais facil transar com inimigos do que com o melhor amigo. Penso que, com o amadurecimento emocional, as pessoas tenderáo a se abster desse tipo de pratica. (Veja-Interview)
„Sex mit einem völlig oder fast unbekannten Partner ist fast immer sehr wenig interessant.“
Zum gängigen brasilianischen Sex-Verhalten gehört heute häufig, sich im Motel oder zuhause während des Sex einen Pornofilm anzusehen und dem Partner vorzuschlagen, diese und jene Stellung sofort zu kopieren.
Auffällig, daß selbst gutaussehende brasilianische Universitätsstudenten mit einem aktiven Sexualleben nicht selten keineswegs während der Studienzeit beginnen – sondern dies teils erstaunlich lange hinauszögern.
2008 ergibt eine Studie, daß besonders in der Unterschicht sich Frauen dann sofort scheiden lassen, wenn sie mehr verdienen als der Mann oder dieser arbeitslos wird.
Angeli, Ausriß 2012.
Was brasilianischen Frauen nur zu oft den Sex mit einheimischen Männern vergällt, ist deren Angewohnheit, möglichst sofort nach dem ersten Mal intime sexuelle Details der neuen Partnerin am Biertisch vielen Kumpels mitzuteilen, sich als Macho zu brüsten. Besonders unangenehm für Frauen, wenn beispielsweise Firmenkollegen in diesem Macho-Kontext eigene sexuelle Kontakte mit bestimmten attraktiven Mitarbeiterinnen erfinden, damit ekelhaft rufschädigend agieren. Derartiges Verhalten ist sogar in Sao Paulo bei Mittelschichtsmännern weit verbreitet, die in angesehenen Firmen, Institutionen arbeiten. Nicht wenige Frauen haben deshalb jegliche Lust an Sex mit brasilianischen Männern verloren.
Brasilianische Frauen berichten drastisch und realistisch, wie brasilianische Männer ihnen gegenüber sexuelles Verhalten erläuterten:“Weil meine Ehefrau bestimmte Sachen im Bett nicht mag, habe ich noch eine für bestimmte Stellungen und eine andere für Oral-Sex.“
Gängig sind auch Mutmaßungen über Homosexualität, Bisexualität von Ehemännern im Bekannten-und Freundeskreis. So warnte eine Frau die verheiratete Nachbarin, ihr Ehemann könne schwul sein – nannte kurioserweise als „Indiz“ die eigene Tochter. Diese habe versucht, den Ehemann der Nachbarin zu verführen, doch dieser habe einfach nicht reagiert. Eine Mittelschichts-Frauenrunde unterhielt sich über ihre in flagranti mit anderen Frauen beim Sex ertappten Partner – eine nannte als schlimmste Variante, den eigenen Ehemann nicht mit einer anderen Frau, sondern einem Mann im Ehebett zu überraschen.
Allgemein bekannt ist, daß aufgrund der in Brasilien praktizierten Sozialpolitik die Elendsviertel weiter wachsen – damit auch die sexuelle Verwahrlosung zunimmt. Es bleibt nach wie vor bei der Situation, daß ungezählte Eltern mit ihren meist vielen Kindern in einem einzigen Hüttenraum hausen – und die Kinder den Eltern zwangsläufig beim Sex zuschauen, dann das Gesehene selber ausprobieren, kopieren wollen. Lange vor der ersten Menstruation haben daher Mädchen mit ihren teils jüngeren Brüdern Geschlechtsverkehr, sind der treibende Teil, regen ihre männlichen Geschwister auf vorstellbar sehr drastische Weise an, mit ihnen Sex zu machen. Gängig ist zudem die Favela-Situation, daß Mütter mit ihren sieben, acht Kindern, die alle von jeweils anderen Männern sind, in einem Katenraum allein leben, die Mütter sich wechselnde Liebhaber zum Sex holen. Natürlich schauen die Kinder am liebsten aus nächster Nähe zu und werden von der Mutter zurechtgewiesen: „Saia daqui, deixa me foder!“
Ausriß, Geschlechtsumwandlungen und Humor: “Linda, ich habe eine gute Überraschung für Dich!”Ahh, du hast eine Geschlechtsumwandlung gemacht, Rovilson!” “Aber meine Liebe, jetzt habe wir doch viel mehr gemeinsam!”
http://www.flaviogikovate.com.br/site/index2.htm
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/12/brasiliens-erotischer-sex/
Mitarbeiterinnen der Ersatzbefriedigungsindustrie, Sao Paulo.
“Einer der stärksten Trends jedoch ist der zur Asexualität. Die Asexuellen haben sich von der Sexualität ganz abgewandt und leben so das Prinzip der Entregelung vielleicht am konsequentesten aus. Sie beweisen, dass es heute sogar möglich ist, offen und akzeptiert ohne sexuelle Lust und ohne sexuelle Beziehungen zu leben. Sie machen jungen Leuten Mut, denen der sexuelle Zirkus ohnehin unangenehm ist. Sie ermutigen aber auch ältere Menschen, die an einer Liebesbeziehung festhalten wollen, obgleich sich das Sexuelle längst verflüchtigt hat. Für einen Sexualforscher sind die im Netz organisierten Asexuellen insofern der Clou, als sie uns daran denken lassen, dass das sexuelle Zeitalter, das vor etwa 200 Jahren begann, auch wieder verschwinden kann.” (Volkmar Sigusch 2010)
Sex-Zeitgeist in Brasilien. Angeli-Ausriß.
“Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind von Angst und Aussichtslosigkeit geprägt, man belügt sich, betrügt sich und letztlich ist jeder auf sich allein gestellt.”
Ganz gleich, in welcher Gesellschaftsschicht die Vignetten angesiedelt sind: In der Mehrzahl spielt Gewalt eine Rolle. Direkte Gewalt wie Überfälle und Schusswechsel oder strukturelle Gewalt, also Armut und menschenunwürdige Lebensbedingungen, prägen das Bild São Paulos, das Luiz Ruffato zeichnet. “Es waren viele Pferde” vermittelt somit eine Stimmung der Aussichtslosigkeit und Angst, wie schon Paulo Lins’ 1997 erschienener Roman “Die Stadt Gottes”, der in den Favelas von Río de Janeiro angesiedelt ist. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind von Angst und Aussichtslosigkeit geprägt, man belügt sich, betrügt sich und letztlich ist jeder auf sich allein gestellt. Von der Leichtigkeit des Karnevals und seinen Sambarhythmen, die wir gewöhnlich mit Brasilien verbinden, ist in Ruffatos São Paulo der Einsamkeit, der Alkoholexzesse und des Rassismus nichts zu spüren. In Ruffatos São Paulo halten Weiße Schwarze zunächst einmal für Verbrecher und Indianer für dumm.
Es waren viele Pferde – der Titel stammt von einer Vignette – ist ein bedrückendes und beeindruckendes Buch, das hinter die Fassaden der Glitzerwelt der berühmten Avenida Paulista blickt. Luiz Ruffato beschreibt eine soziale Wirklichkeit Brasiliens, die wie seine Prosa ihren eigenen Regeln gehorcht, und wie sie in den offiziellen Werbebroschüren für die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Sommerspiele zwei Jahre später nicht vorkommt.
Literatur:
Luiz Ruffato: Es waren viele Pferde. Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler. Assoziation A, Berlin und Hamburg 2012, 160 Seiten, EUR 18,00. (Deutschlandfunk 2013)
Sex, Crack und Aids: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/11/29/crack-kinder-in-brasilien-wegen-drogenschuld-von-umgerechnet-zwei-euro-von-handlerbanden-haufig-ermordet-berichten-landesmedien/
Hintergrund Kirche und Sexualität:
In Brasilien, dem größten katholischen Land der Welt, hat sich der angesehene Bischof Amaury Castanho gegen eine absurd verantwortungslose, unethische, kommerzielle Sex-Verherrlichung gewandt – wie sie in Europa nicht anzutreffen sei. Die Folgen für den Einzelnen, die Familie, die ganze Gesellschaft seien gravierend – schließlich begünstige der übersteigerte Sex-und Pornographie-Kult auch Vergewaltigungen, Pädophilie. Bischof Amaury Castanhos Stimme, seine Warnungen werden in Brasilien gehört – er zählt zu den Journalisten der Bischofskonferenz CNBB. Seine Diözese der Großstadt Jundiai liegt in Brasiliens politisch-wirtschaftlich führendem Teilstaat Sao Paulo – der Industrielokomotive ganz Lateinamerikas, mit weit über tausend deutschen Unternehmen, von VW bis BASF und Daimler-Benz.
Bischof Amaury Castanho gilt bei den Priestern seiner Diözese als Workoholic, als einer, der die Vorgänge, die Veränderungen in seiner Region, in Brasilien, überhaupt in der Welt besonders scharf beobachtet, analysiert, als gelernter Journalist beschreibt, auffällig engen Kontakt zu den Menschen von Jundiai hält, über deren Sorgen bestens im Bilde ist. Daß Castanho gerade das Thema Sex aufgreift, ist nicht zufällig – abgesehen von den Geistlichen, den Pädagogen, haben sehr viele Eltern und natürlich die Heranwachsenden damit ihre Probleme, wenden sich an ihn, erwarten klare Antworten. Und bekommen sie auch:
“Sex, Sexualität ist etwas Positives, Gutes, ein Wert – eine Gabe der Natur, eine Gabe Gottes – etwas Edles. Sex zielt auf die legitime Befriedigung der Lust, des Fortpflanzungstriebs. Doch Sex existiert aus christlicher Sicht eben nicht nur des Sexes wegen, wie es heute massiv propagiert wird. Ein Sex-Kult, die Suche nach Lust um der Lust willen – eine grenzenlose Ausbeutung des Erotischen, des Pornographischen – als Ware, zum Verhökern. Bier, Zigaretten, Autos werden in der Propaganda zusammen mit halbnackten Frauen angepriesen – die Massenmedien nutzen die Übersteigerung des Sex, der Pornographie zur Verkaufsförderung. Ich glaube, wir sind derzeit in einer Phase des Pansexualismus – die Geschichte bewegt sich in eine Richtung wie vor Christus, im römischen Imperium. Wir sehen eine Umkehrung der Werte.”
Bischof Castanho bemerkt viel Pharisäertum, Scheinheiligkeit, Zynismus. Einerseits fördert die Gesellschaft diesen überdrehten Sex-und Pornographie-Kult – oder verhält sich zumindest passiv – beklagt dann aber lautstark den Zerfall der Verhaltensnormen, die Zerstörung der Familien, zunehmende auch sexuelle Gewalt gegen Mädchen, Frauen, dazu verfrühte Sexualität, ausufernde Kinderprostitution.
“Überall sieht man die Resultate – im Leben des Einzelnen und der Ehen, der Familien – und selbst im Leben der Kirche.”
Überall die Ersatzbefriedigung von Ersatzbedürfnissen – Bischof Castanho macht besonders das Fernsehen für die Situation, den Wertewandel verantwortlich.
“Unser TV ist technologisch hochmodern – aber was die Wertevermittlung betrifft, das denkbar schlechteste. Anders als in Europa sieht hier in Brasilien ein aufgewecktes Kind vorm Schlafengehen, zur besten Sendezeit Dinge, für die es psychisch noch nicht vorbereitet ist, noch ohne ohne kritisches Bewußtsein.”
Gelingt es Brasiliens Kirche, in irgendeiner Weise gegenzusteuern? Schließlich gibt es anders als in Deutschland sehr viele katholische Radiosender, katholisches Fernsehen.
“Wir wollen Orientierung geben, jungen Menschen, aber auch den Ehepaaren – uns geht es um den Respekt vor dem eigenen Körper – und gerade um die Aufwertung der menschlichen Sexualität. Doch in einem solchen gesellschaftlichen Ambiente ist das sehr, sehr schwierig. Denn ein einziges abendliches Kapitel einer Fernsehserie von TV Globo, dem quotenstärksten Privatsender Brasiliens, macht nicht selten unsere jahrelange Bildungsarbeit etwa mit Jugendlichen zunichte, anulliert alles. Bildung zu vermitteln, ist heute weit schwieriger als vor fünfzig, hundert Jahren. Und eine so erotisierte, so geprägte Gesellschaft fördert letztlich eben Vergewaltigungen, Pädophilie.”
« Weltsozialforum 2010 in Porto Alegre, 25.-29.Januar. „Der Mehrheit der Brasilianer werden deren Rechte verweigert.“ Paulo Sergio Pinheiro, Menschenrechtsexperte. Chico Whitaker, Träger des Alternativen Nobelpreises. Lula-Regierung und Lepra. „fortschrittliche Schwellenländer wie Brasilien“. ThyssenKrupp in Rio de Janeiro. José Zapatero, EU-Ratspräsident. – Bildhauer Abelardo da Hora, MASP Sao Paulo. Gesichter Brasiliens. »
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