Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Eduardo Suplicy, Kongreßsenator von Lulas Arbeiterpartei, distanziert sich von Israel-kritischer Erklärung der Parteiführung:“Ich hätte eine solche Erklärung, mit diesen Formulierungen, nicht geschrieben!“ Grünen-Politiker und Ex-Stadtguerrilheiro Fernando Gabeira:“In Rio de Janeiro haben wir Probleme wie in Gaza, ein Slumviertel namens Gazastreifen!“

Brasilianische Intellektuelle, Künstler, Politiker und Menschenrechtsexperten haben an dem von Oscar Niemeyer entworfenenen Lateinamerika-Memorial in der Megacity Sao Paulo in einem symbolischen Akt zum friedlichen Zusammenleben von Moslems und Juden aufgerufen “ ob im Konfliktherd des Nahen Ostens oder in Brasilien selbst. Die Friedensdemonstration verfolgte zugleich den Zweck, sich von scharfen antiisraelischen Erklärungen Brasilias sowie der Regierungspartei von Staatschef Lula zu distanzieren. Diese Erklärungen, in denen Israel „Staatsterrorismus” und nazistische Praktiken vorgeworfen werden, hatten die jüdische Gemeinde Brasiliens, das Simon-Wiesenthal-Zentrum, aber auch die israelische Regierung zu heftigen Protesten veranlaßt.

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Eduardo Suplicy.

“Putin offers Russian refuge to European Jews facing anti-Semitism”. Russia Today, Jan. 2016. Jude Yosi Damari Ostern 2015 vor Berliner Gerichtsgebäude sadistisch totgeschlagen…http://www.hart-brasilientexte.de/2016/01/21/putin-offers-russian-refuge-to-european-jews-facing-anti-semitism-russia-today-jan-2016/

GESTAPO-Folter unter Brasiliens Diktator Getulio Vargas. Die Bundesrepublik Deutschland und Brasiliens Judenhasser Getulio Vargas – unter CDU-Adenauer mit der Sonderstufe des Großkreuzes des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt:http://www.hart-brasilientexte.de/2010/04/19/gestapo-folter-unter-brasiliens-diktator-getulio-vargas-trager-des-bundesverdienstkreuzes-der-fall-des-deutschen-harry-berger/

 Paulo Sergio Pinheiro, der den symbolischen Akt koordinierte, ist UNO-Berater und gehört zur Menschenrechtskommission der Organisation Amerikanischer Staaten.”Die regierende Arbeiterpartei”, so Pinheiro, „hätte in ihrer Erklärung zum Konflikt um Gaza sehr präzise formulieren müssen. Sie redete stattdessen von israelischem Staatsterrorismus, von Völkermord und von einem Vorgehen wie einst die Nazis. Eine solche Ausdrucksweise halte ich für oberflächlich und zudem für riskant. Das brasilianische Außenministerium redet völlig anders.”In Tel Aviv wurde kurz zuvor Außenminister Celso Amorim von seiner israelischen Amtskollegin Tzipi Livni auf die offiziellen Erklärungen aus Brasilia angesprochen und beteuerte, damit nichts zu tun zu haben. Überraschend schickte nun Brasiliens Außenamt mit Silvio Albuquerque sogar einen Vertreter im Ministerrang zum Lateinamerika-Memorial, um für Klarstellungen zu sorgen.”Wir fordern derzeit von beiden Konfliktparteien die Einhaltung der Menschenrechtskonventionen –  aber wir sind gegen die einseitige Verurteilung Israels und verhalten uns unparteilich.”

Mit besonderer Spannung wurde erwartet, wie sich Kongreßsenator Eduardo Suplicy, einer der angesehensten Politiker der regierenden Arbeiterpartei, positioniert:  Suplicy distanziert sich ausdrücklich von den antiisraelischen Äußerungen seiner Parteiführung  –  vielmehr müsse man versuchen, die Gründe beider Seiten für den Einsatz von soviel Gewalt zu verstehen.”Ich fühle mich dem Geist dieses Treffens hier verpflichtet  –  als Senator der Arbeiterpartei unterstütze ich alle Versuche, die zum Frieden führen können. Diese Erklärung meiner Parteiführung, noch dazu mit solchen Formulierungen, hätte ich nicht geschrieben. Manifestationen, die die Gemüter aufstacheln, sind nicht konstruktiv!”

Der Kongreßabgeordnete Fernando Gabeira von den brasilianischen Grünen, der zur Diktaturzeit ein Stadtguerrilheiro war und im Westberliner Exil lebte, zog sogar einen Vergleich zur Zuckerhutmetropole. ”In meiner Heimatstadt haben wir Probleme wie in Gaza, gibt es sogar eine ganze Slumregion, die wegen der vielen gewaltsamen Konflikte, der vielen verirrten Kugeln im Volksmund ´Gazastreifen´heißt. In Rio de Janeiro diskutieren wir darüber, was mit Bevölkerungsteilen geschehen soll, die unter der Herrschaft bewaffneter Gruppen stehen und deren Geiseln sind. Als Bürgermeisterkandidat habe ich mich letztes Jahr dafür ausgesprochen, diese bewaffneten Gruppen zu attackieren. Im Gazastreifen indessen wurde die Hamas von der Bevölkerung gewählt und schießt permanent Raketen auf Israel ab  –  das ist eine wichtige Frage. Wer von den Raketen getroffen wird, ist der Hamas egal. Indessen dürfte es nicht möglich sein, die Hamas militärisch zu schlagen.” Gabeira, der den Kongreßkommissionen für internationale Beziehungen sowie für nationale Verteidigung angehört, plädierte dafür, daß Brasilien in den derzeitigen Vermittlungsbemühungen seine realen Handlungsmöglichkeiten beachtet. „Brasilien sollte nicht den großen Protagonisten spielen, sondern Bescheidenheit üben.“ Der Gaza-Krieg hat bisher über 1000 Menschenleben gefordert – in Brasilien werden monatlich über 4800 Menschen getötet.

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Fernando Gabeira http://pt.wikipedia.org/wiki/Fernando_Gabeira

Die Universitätsprofessorin Marilene Chaui, die dem israelischen Spinoza-Institut angehört, wandte sich gegen theologische Konzeptionen der Politik. Problematisch sei, wenn Politik als göttliche Offenbarung definiert werde, da sich hinter solchen Konzeptionen wirtschaftliche und soziale Interessen versteckten. Der Rechtsexperte Fabio Konder Comparato sagte:”Ich bin ein großer Bewunderer der jüdischen Kultur, doch ich bin empört, daß der Staat Israel derzeit die biblische Ethik mit Füßen tritt. Leider läßt sich die jüdische Gemeinde Brasiliens derzeit bei ihren Bekundungen zugunsten Israels von nationalistischem Geist leiten. Im Falle des Gazastreifens kann es für Terrorismus keinerlei religiöse Rechtfertigung geben  –  das gilt für beide Seiten. Israel hat bereits auf derartige religiöse Rechtfertigungen verzichtet, doch die arabische Seite bezieht sich nach wie vor auf den Koran.” In der Botschaft des Friedenstreffens vom Lateinamerika-Memorial werden Israel und die Hamas aufgefordert, jegliche Militäraktionen sofort zu stoppen. Die Zivilbevölkerung von Gaza dürfe nicht länger Ziel von Vergeltungsmaßnahmen Israels wegen der Hamas-Attacken sein –  und die israelische Zivilbevölkerung nicht länger mit Hamas-Raketen beschossen werden. 

UNO-Berater Paulo Sergio Pinheiro hatte sich bereits vor einigen Jahren sehr kritisch über den damaligen Arbeitsminister und jetzigen Chef von Lulas Arbeiterpartei, Ricardo Berzoini, geäußert: http://www.dradio.de/dlr/sendungen/fazit/337614/ 

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Paulo Sergio Pinheiro

Comissao Teotonio Vilela – Dokument zum Treffen am Lateinamerika-Memorial: http://www.ctvdh.org/portal

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/01/13/brasilianer-in-israel-protestieren-gegen-position-der-lula-regierung-und-der-regierungspartei-pt-zu-israelischen-militaraktionenstaatsterrorismus-praktiken-der-nazistischen-wehrmacht/#more-1598

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/01/12/schwerer-fehler-irans-prasident-ahmadinejad-nach-brasilien-einzuladen-der-den-holocaust-leugnet-und-die-vernichtung-israels-predigt-roberto-abdenur-fruherer-botschafter-brasiliens-in-deutschla/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/01/11/viva-hamas-der-kampf-von-hamas-ist-gerecht-brasiliens-regierungspartei-von-lula-protestiert-mit-parteien-und-sozialbewegungen-in-sao-paulo-gegen-israels-militaraktionen-gleichsetzung-von-israe/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/01/11/demo-gegen-israels-militaraktionen-avenida-paulista-sao-paulo-volkermorder-nazis-nein-zum-nazi-zionismus/

Hintergrund zu Fernando Gabeiras Gaza-Rio-Vergleich:

Banditendiktatur in Slums immer grausamer(2008)

Angesichts der ausufernden Gewaltkriminalität hat Brasiliens Staatschef Lula zum wiederholten Male energische Gegenmaßnahmen versprochen. Mit Milliardenaufwand sollen danach der Polizeiapparat ausgebaut und 160 Gefängnisse errichtet werden. Im Unterschied zu den deutschen Medien haben jene in Brasilien über Lulas Ankündigungen nur kurz oder gar nicht berichtet, da nach früheren „Maßnahmenpaketen” dieser Art in Wahrheit die Ausgaben für öffentliche Sicherheit teils drastisch gekürzt oder vorgesehene Haushaltsmittel gar nicht freigegeben worden waren. In großer Aufmachung betont die Landespresse dagegen, daß seit Lulas Amtsantritt von 2003 ausgerechnet die ärmsten Brasilianer weiterhin am stärksten dem Terror der Banditenmilizen ausgesetzt seien. Allein in Rio de Janeiro, so die auflagenstarke Qualitätszeitung „O Globo”, sind 1, 5 Millionen Slumbewohner der „Diktatur des Verbrechens” unterworfen und nahezu sämtlicher Menschenrechte beraubt. Es handele sich um eine „kolumbianische” Tragödie.„Wir haben daher in diesem Land noch keinen demokratischen Rechtsstaat”, analysiert die renommierte Anthropologin und Kolumnistin Alba Zaluar. Gemäß den neuesten Studien ist allein in Rio, mit rund ebensoviel Einwohnern wie Kuba, die Zahl der Verschwundenen bis heute mindestens 54-mal höher als während des 21-jährigen Militärregimes. Wie damals sei unter der vom organisierten Verbrechen sowie von paramilitärischen Milizen errichteten Slum-Diktatur das Foltern von mißliebigen Bewohnern üblich. Zwecks Einschüchterung würden Menschen in aller Öffentlichkeit lebendig verbrannt oder in Stücke gehackt, die Opfer in geheimen Friedhöfen verscharrt. „Das Verschwindenlassen und die Folter sind häufig, Gewalt trifft heute viel mehr Menschen als unter der Militärdiktatur”, betont die Universitätsprofessorin Cecilia Coimbra, Präsidentin der Menschenrechtsorganisation „Nie mehr Folter”(Tortura nunca mais). Toleriert von den Autoritäten, hat das organisierte Verbrechen im Parallelstaat der Slums seit Jahrzehnten auch Sondergerichte installiert, die meist drakonische Strafen verhängen. Dazu zählen das Handabhacken ebenso wie der Scheiterhaufen aus Autoreifen. Ungezählte Familien werden zudem aus ihren Slumkaten vertrieben. Die Banditenkommandos agieren zudem als Zensoren, verbieten Musiktexte und Bands, kontrollieren die gesamte Kulturproduktion, hören Telefongespräche ab, legen Sprachregelungen und Kleidervorschriften fest. Wer sich den Normen nicht fügt, muß zumeist mit Folter oder Tod rechnen.„All diese Grausamkeiten entsprechen der Realität”, erklärte jetzt Rio de Janeiros Gouverneur Sergio Cabral. „Die Parallelmacht agiert mit aller Rohheit.”Auch Brasiliens katholische Kirche ist vom Banditenterror direkt betroffen. Der deutschstämmige Kardinal Eusebio Scheid in Rio de Janeiro hat die Verbrecherdiktatur häufig verurteilt. Immer wieder werden Geistliche ermordet, dringen Gangster mit NATO-MGs und Handgranaten in Slumkirchen ein, erzwingen sogar den Stopp von Sozialprojekten. Menschenrechtsaktivisten kritisierten, daß manche sogar vom Ausland finanzierte Nichtregierungsorganisationen mit dem organisierten Verbrechen kooperieren. Zudem wird an einen bezeichnenden Vorfall erinnert. So hatten Staatschef Lulas Kulturminister Gilberto Gil und der damalige Arbeitsminister Ricardo Berzoini, heute Chef der Arbeiterpartei, vor rund zwei Jahren laut Presseberichten einen Rio-Slum besucht und dafür die Genehmigung der Banditenbosse eingeholt. Der renommierte brasilianische UNO-Berater und Experte für Gewaltfragen, Sergio Pinheiro: ”All dies ist ein Skandal “ geschähe derartiges in Berlin, Paris oder London, würde das im Parlament debattiert, würde die Regierung stürzen.”Polizeiattacken gegen die Verbrecherhochburgen haben bislang nur die Wirkung von Nadelstichen. Zudem gelten nicht wenige Beamte als korrupt und brutal, werden immer wieder moderne Feuerwaffen an die Gangstermilizen verkauft. In den Millionenstädten sterben tagtäglich niedrig bezahlte Polizisten durch Attentate oder Racheakte.Im Stadtpark von Sao Paulo trauern die ambulanten Fahrradmechaniker derzeit um ihren Kollegen, einen Detektiv und Familienvater. Er flickte dort in der Freizeit für ein Trinkgeld Schläuche, reparierte Gangschaltungen, besserte damit sein mageres Gehalt auf. „Vier Kugeln in den Hinterkopf, sonntagmorgens “ so geht das hier zu.” In Brasilien werden jährlich über 50000 Menschen ermordet, nicht einmal fünf Prozent der Täter ermittelt.Pressefreiheit und Slumdiktatur
Journalisten arbeiten unter hohem Lebensrisiko
Die Herrschaft des organisierten Verbrechens über erhebliche Teile der brasilianischen Städte schränkt die Pressefreiheit, die Recherchemöglichkeiten der Journalisten des Tropenlandes deutlich ein. Falls sie die Aktivitäten der Banditenkommandos im Parallelstaat der Slums konkret kritisieren, drohen zudem Racheakte.
Vergangene Woche wurde auf den brasilianischen Journalisten Amaury Ribeiro ein Attentat verübt. In Tageszeitungen hatte er eine Artikelserie über den Terror des organisierten Verbrechens veröffentlicht, erhielt deshalb Morddrohungen, wagte sich aber dennoch erneut in die Slumperipherie der Hauptstadt Brasilia. Dort feuerte ein junger Mann auf den Journalisten “ glücklicherweise konnte Ribeiro rasch in ein Hospital gebracht werden und überlebte den Anschlag. Fälle dieser Art sind in Brasilien nichts Neues. 2002 recherchierte der bekannte Fernsehreporter Tim Lopes allein in einem Slum von Rio de Janeiro, wurde von einem Banditenkommando entdeckt, bestialisch gefoltert und auf einem Scheiterhaufen aus Autoreifen verbrannt. Carla Rocha, eine Kollegin von Tim Lopes, zählt zu den wichtigsten investigativen Journalistinnen des Landes.
”In diesen Slumregionen gelten weder Gesetz noch Verfassung, nur das Diktat bewaffneter Gruppen. Der Staat ist nicht präsent und läßt zu, daß dort Verbrecherorganisationen, Gangsterbosse, paramilitärische Milizen die Regeln gewaltsam bestimmen. Man hält dort die Menschen isoliert, in einer eng begrenzten Welt, diese Slumbewohner sind als Staatsbürger anulliert. Und dies dient den übelsten, schlechtesten, reaktionärsten Teilen unserer Elite, die keinen sozialen Fortschritt, keine Veränderungen wollen. Wer sich den Normen der Verbrecherorganisationen widersetzt, wird sogar mit dem Tode bestraft, lebendig verbrannt. Folter ist gängige Praxis “ alles eine mittelalterliche Barbarei.”
In dem neuen brasilianischen Spielfilm „Tropa de Elite”, der auf der nächsten Berlinale gezeigt wird, ist in einer Szene die von Carla Rocha genannte „Microondas”, Mikrowelle der Banditenkommandos zu sehen: Über das Opfer werden an einer gut sichtbaren Stelle hoch über Rio Autoreifen gestapelt und dann mit Benzin angezündet.
Rio-Funk, HipHop aus den Slums, der derzeit auch in Deutschland popularisiert wird, ist laut Carla Rocha keineswegs eine eigenständige Musik unabhängiger, frei arbeitender Komponisten.
„HipHop und Funk sind heute die typische Musik der Slums von Rio, es gibt viele Gruppen, Bands. Doch die gesamte kulturelle Produktion der Ghettos wird heute vom organisierten Verbrechen kontrolliert, zensiert. Dies geht soweit, daß DJs, HipHop-Formationen eines Slums auf keinen Fall die Namen eines anderen Slums nennen dürfen, weil dort eine rivalisierende Gangsterorganisation herrscht. Es ist verboten, in eine Band Mitglieder aus gegnerischen Slums aufzunehmen. Und natürlich darf in Musiktiteln nur die Polizei kritisiert werden, nie das organisierte Verbrechen. Andernfalls würden die Musiker mit dem Tode bestraft. Um die Kontrolle über den Informationsfluß des Slums zu halten, hören die Banditenkommandos sogar die Telefongespräche der Bewohner ab, überwachen selbst den Austausch von E-Mails.Gangsterkommandos befehlen, daß Kleidung bestimmter Marken, aus bestimmten Geschäften nicht getragen werden darf. Die NGOs in Slums müssen sich ebenfalls dem Normendiktat unterwerfen. ”
Jetzt hat Carla Rocha gemeinsam mit ihren Kollegen Dimmi Amora, Fabio Vasconcelos und Sergio Ramalho zum wiederholten Male in einer großen Artikelserie der Qualitätszeitung „O Globo” die Herrschaftsmethoden der Slumdiktatoren ausführlich dokumentiert. Die Serie trägt den Titel „Os Brasileiros que ainda vivem na Ditadura”, Brasilianer, die noch in der Diktatur leben. Didaktisch werden stets jene wichtigen Verfassungsparagraphen und Gesetze Brasiliens genannt, die für Millionen von Landesbewohnern nicht gelten. Berichtet wird über die Sondergerichte, die drakonischen Strafen und die Scheiterhaufen, über Vertreibungen, Ausgangssperren und Zensur. Und belegt wird auch, daß Gewalt heute viel mehr Menschen trifft als unter der Militärdiktatur, daß die Zahl der Verschwundenen viel höher ist als in den 21 Diktaturjahren. Wer über all das schreibt, so die Journalistin Carla Rocha, erleidet ein hohes Lebensrisiko.
”Wir müssen sehr aufpassen, denn Tim Lopes wurde ja in einem solchen Slum von Rio ermordet. Seitdem gehen wir nicht mehr in die Ghettos hinein. Da wir gegen die Interessen der Verbrecherbanden handeln, sind wir vom Tode bedroht, müssen ständig bestimmte Sicherheitsregeln einhalten. Nicht anders als die Polizeibeamten oder Richter und Staatsanwälte.”
Entsprechend schwierig war es für Carla Rocha und ihre Kollegen, handfeste Informationen, Fakten aus den rund 800 Slums von Rio de Janeiro zu bekommen.
”Wir wußten, daß es sehr leicht sein würde, kritische Stellungnahmen über Polizeieinsätze zu bekommen. Doch wir wollten ja alle Aspekte der Unterdrückung in den Slums zeigen, die Aktivitäten der Banditenkommandos, der paramilitärischen Milizen. Indessen hat die Menschenrechtskomission des Stadtparlaments von Rio seit zehn Jahren noch nie eine Anzeige gegen das organisierte Verbrechen erhalten. Nur die Polizei wird dort gelegentlich angeklagt “ was stets von den Verbrechersyndikaten unterstützt wird, die ja ein Interesse an solchen Anzeigen haben. Für uns Journalisten schafft das eine komplizierte Situation. Wir haben in unserer Artikelserie über den Präsidenten einer Assoziation von Slumbewohnern berichtet “ er wurde jetzt ermordet.”
Carla Rocha ist bedrückt, daß auch die neuesten genau dokumentierten Menschenrechtsverletzungen wiederum typischerweise im Ausland, also auch in Ländern wie Deutschland, keinerlei Echo fanden. Aus den bekannten Gründen.
”In Rio de Janeiro ist es unmöglich, all diese Vorgänge, diese Tatbestände nicht wahrzunehmen. Daher finde ich es traurig, daß es dafür kein internationales Interesse, keinerlei internationalen Druck gibt. Denn Druck aus dem Ausland ist am wichtigsten, damit sich an der Lage in den Ghettos etwas ändert. Unglücklicherweise wird wohl bis dahin noch sehr viel Zeit vergehen, werden bis dahin noch sehr viele Menschen getötet. Im Ausland denken eben noch viele, Brasilien sei das Land des Samba, des Fußball und der fröhlichen, sonnengebräunten Leute. Wir hatten erwartet, daß unsere Artikelserie größere Reaktionen, Empörung auslöst “ aber das ist leider nicht passiert.”

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/marktundmedien/761337/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/08/03/brasiliens-armee-und-die-slum-diktatur-rio-streitkrafte-lassen-drei-jugendliche-durch-banditenkommando-foltern-und-ermorden/

Brasilien – das Gewalt-Gesellschaftsmodell und die wichtige Rolle der Slums/Favelas. Hintergrundtexte:http://www.hart-brasilientexte.de/2017/01/01/brasilien-das-gewalt-gesellschaftsmodell-und-die-wichtige-rolle-der-slumsfavelas-hintergrundtexte-warum-brasilien-strategischer-partner-der-merkel-gabriel-regierung-ist-von-der-deutschen-regieru/

Wirtschaft in Brasilien – Hintergrundtexte:

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/deutsche-firmen-und-wirtschaftskriminalitat-in-brasilien1/


Lula – Hintergrundtexte:http://www.hart-brasilientexte.de/2016/07/30/brasilien-2016-lula-von-westlichen-regierungen-eu-westlichem-mainstreamlula-superstar-jahrelang-bejubelt-wird-vor-gericht-gestelltpetrobras-affaere-die-ur/

Brasilien und Drogen – Hintergrundtexte:http://www.hart-brasilientexte.de/2017/01/18/aus-brasilien-nichts-neues-2017-drogensuechtige-die-in-grosser-zahl-crack-konsumieren-blockieren-in-der-city-von-sao-paulo-immer-wieder-sogar-strassenkreuzungen-vertreibt-die-polizei-diese-crack-h/

Kirche in Brasilien – Hintergrundtexte:http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/05/brasilien-%E2%80%93-kirche-und-gesellschaft-sammelbandtexte/

Juden in Brasilien, Lateinamerika – Hintergrundtexte:http://www.hart-brasilientexte.de/2008/11/05/juden-in-brasilien-hintergrundtexte-der-letzten-jahre-mit-dem-arsch-zum-publikum/

Österreichs katholischer Priester Günther Zgubic – unter den besten Kennern Brasiliens. Hintergrundtexte:http://www.hart-brasilientexte.de/2016/12/27/oesterreichs-katholischer-priester-guenther-zgubic-unter-den-besten-kennern-brasiliens/

Gefängnisse in Brasilien – Hintergrundtexte:http://www.hart-brasilientexte.de/2017/01/02/aus-brasilien-nichts-neues-gefaengnis-rebellion-zu-jahresbeginn-2017-mit-offiziell-60-toten-in-amazonas-millionenstadt-manaus-schauplatz-vieler-aehnlicher-gewaltausbrueche-warum-brasilien-strateg/#more-86916

Brasilien – Kultur, Mentalität, soziokulturelle Faktoren. Hintergrundtexte:http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/08/brasilien-kultur-und-gesellschaft-sammelbandtexte/

Brasilien und Karneval – Hintergrundtexte, Fotoserien:http://www.hart-brasilientexte.de/2016/02/11/rio-de-janeiro-karneval-2016-die-siegerparade-der-sambaschulen-die-unausrottbaren-klischees-des-deutschsprachigen-mainstreams-dominiert-im-rio-karneval-tatsaechlich-samba/

Indianer in Brasilien – Hintergrundtexte:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/25/indianer-lateinamerikas-moegen-politisch-unkorrekt-coca-cola-diabetes-rate-etc-entsprechend-hoch/

Obdachlose, Straßenbewohner in Brasilien – Hintergrundtexte:http://www.hart-brasilientexte.de/2016/02/12/mensch-und-muell-2016-die-verelendete-sklavennachfahrin-von-sao-paulo-muelltueten-muellsaecke-als-einzige-kleidung-vergebliches-betteln-um-ein-paar-muenzen-keinerlei-zeichen-von-solidaritaet-mi/

Brasilien und Medien-Manipulation:http://www.hart-brasilientexte.de/2016/09/02/brasilien-2016-amtsenthebung-von-staatspraesidentin-dilma-rousseff-und-fortdauernde-manipulative-berichterstattung-des-europaeischen-mainstreams-ueber-die-situation-im-us-hinterhof-brasilien-rechts/

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 14. Januar 2009 um 19:27 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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