Der Präsident der Metro-Gewerkschaft Sao Paulos, Altino Prazeres, der sich an den Protestaktionen beteiligte, wurde von der Militärpolizei festgenommen. Brasilien besitzt keine Protestkultur wie in Argentinien oder Chile – die jüngsten Demonstrationen gleich in vier Millionenstädten, darunter gar die Besetzung eines Shopping Center an der Avenida Paulista, sind daher bemerkenswert.
Mehrere tausend Personen in Sao Paulo beteiligt, neue Proteste angekündigt.
„…se R$3 já é um roubo, imagina mais!“
Protestmotto: „Se a tarifa aumentar, Sao Paulo vai parar!“
Laut Landesmedien hatte der Regierungsgeheimdienst Agenten in die Protestaktionen der letzten Tage infiltriert und beschattet auch die Führer der Protestaktionen. „Agentes infiltrados em acoes populares convocados pela internet“. (O Globo)
Haddad weigert sich als zweiter Arbeiterpartei-Präfekt Sao Paulos, das u.a. von Umweltschützern seit Jahrzehnten geforderte Radwegenetz einzurichten. Zuvor hatte Präfektin Marta Suplicy, heute Kulturministerin Brasiliens, ein Radwegenetz verhindert.
Proteste auch in Millionenstädten Rio de Janeiro, Natal und Goiania, ebenfalls von Preiserhöhungen betroffen. In allen Städten war der Anteil von Studenten unter den Demonstranten hoch, hieß es in den Landesmedien.
In Sao Paulo, Stadt mit über 12 Millionen Einwohnern, mehr als 2600 Slums, gibt es an den Bushaltestellen – die Straßenbahn wurde abgeschafft – nicht einmal Fahrpläne, nur an einem Bruchteil der Haltestellen existieren zumindest rudimentäre Angaben zur Fahrtroute. Wann die Busse tatsächlich kommen, ist Glückssache, es kann bei manchen Linien bis zu zwei Stunden dauern. Die Metro ist nur sehr schwach ausgebaut, gleiches gilt für das S-Bahn-Netz. Stromausfälle im S-Bahn-Netz sind häufig. Wer täglich auf Bus und S-Bahn angewiesen ist, sieht dadurch seine Freizeit enorm reduziert – Anfahrtszeiten von mehr als zwei Stunden zur Arbeit, zur Ausbildungsstelle sind in Sao Paulo nicht selten. Offensichtlich ist die Begünstigung der Automobilindustrie, des Individualverkehrs – ein Radwegenetz wie in deutschen Städten existiert daher nicht. http://www.hart-brasilientexte.de/2013/03/11/brasilien-zeitgeist-sao-paulo-autofahrer-rammt-radfahrer-trennt-ihm-dabei-den-arm-ab-begeht-fahrerflucht-wirft-arm-in-flus/
Regelrecht bestraft sind durch einen derartigen öffentlichen Nahverkehr die Slumbewohner der Peripherie – angesichts der derzeitigen Teuerungswelle sind Fahrpreiserhöhungen für sie besonders schmerzhaft.
Die Demonstranten setzten die um diese Zeit an der Avenida Paulista gelagerten Müllsäcke in Brand.
Fotos, anklicken: http://g1.globo.com/sao-paulo/fotos/2013/06/foto-sao-paulo-tem-protesto-contra-aumento-do-onibus.html#F828175
Sao Paulos Bürgermeister Fernando Haddad 2013, Bildungsminister unter Lula.
Improvisiertes Mahnmal auf der Avenida Paulista in der City. Unweit davon befindet sich ein zweites Mahnmal, das an eine getötete Radfahrerin erinnert. Laut amtlicher Statistik kommt in Sao Paulo pro Woche ein Radfahrer bei einem Unfall um. Radfahrerproteste in Sao Paulo führten unterdessen bis zur Residenz des Bürgermeisters Haddad – auf Protestschildern stand: Mehr Liebe, weniger Motor” und “Fahrräder ja, Autos nein”.
Massenentlassungen und immer mehr Obdachlose: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/04/27/brasilien-massenarbeitslosigkeit-und-immer-mehr-obdachlose-in-sao-paulo-2013/
Ausriß.
Amnesty International – “Human rights defenders in Brazil” – in Deutschland aus den bekannten Gründen so gut wie unbekannt:
Deutscher Bundespräsident Joachim Gauck 2013 in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/17/brasilien-historischer-besuch-des-deutschen-bundesprasidenten-joachim-gauck-im-tropenland-trotz-gravierender-menschenrechtslage-folter-todesschwadronen-gefangnis-horror-sklavenarbeit-etc-b/
„Aufschrei der Ausgeschlossenen“2012: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/07/brasilien-aufschrei-der-ausgeschlossenen-grito-dos-excluidos-2012-landesweite-protestaktion-am-nationalfeiertag7september-von-der-katholischen-kirche-organisiert-scharfe-kritik-an-de/
“Shortnews: Libyen: 100 tote Zivilisten durch Alliierte Luftschläge” (Nachrichtenschlagzeile)http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/01/at-least-40-civilians-killed-in-humanitarian-airstrikes-bishop-says-catholic-news-service-vatican-city/
„Der Apostolische Vikar in Tripolis, Bischof Giovanni Innocenzo Martinelli, hat die Angriffe der Alliierten auf Libyen scharf verurteilt.“ Radio Vatikan.
(Obama-Entschuldigung wegen Koran-Verbrennung – keine Entschuldigung wegen Zivilisten-Tötung von Libyen in Sicht…)
Franziskaner zum Libyen-Bombardement: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/01/morde-an-zivilisten-in-libyen-durch-bombardements-brasilianischer-franziskaner-jose-francisco-fordert-bestrafung-der-tater-und-auftraggeber-rasche-entschadigung-und-wiedergutmachung-fur-die-hinterbl/
Massen-Fluchtbewegungen durch Luftangriffe: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/05/brasiliens-medien-bestatigen-vatikanangaben-uber-starke-fluchtwelle-wegen-nato-bombardements-in-libyen/
Militäreinsatz-Abstimmung an der Copacabana: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/21/obama-und-der-libyen-einsatz-militarische-abstimmung-vom-marriott-hotel-an-der-copacana-aus-laut-landesmedien/
Brasiliens Qualitätsmedien berichteten, daß US-Politiker wie der Abgeordnete Eliot Engel scharfe Kritik an Lula wegen dessen Freundschaft mit Ahmadinedschad geäußert hätten – während Nachfolgerin Rousseff von der starken Annäherung an den Iran abweiche. „Dieses Bündnis hat uns sehr gestört. Es schien so, als tat Lula alles, um die USA zu beleidigen. Es gab viel Schlechtes in der Lula-Regierung – und jetzt können wir all dies hinter uns lassen.“(Eliot Engel) Lulas Chefministerin war indessen Dilma Rousseff, trug Lulas Kurs komplett mit. Engel äußerte die Hoffnung, daß Brasilia jetzt nordamerikanische Jagdbomber kauft, statt der mutmaßlich vereinbarten französischen.
Auf dem UNO-Index für menschliche Entwicklung von 2010 liegen die USA unter Barack Obama auf dem 4. Platz, Brasilien unter Lula weit abgeschlagen auf dem 73. Platz.
Wikileaks und die antiamerikanische Rhetorik: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/12/09/wikileaks-lula-und-die-leere-antiamerikanische-rhetorik-engste-freundschaftliche-beziehungen-zum-weisen-haus-doch-bitte-um-verstandnis-fur-spruche-gegen-die-usa-in-wahlkampfzeiten/
Ex-Diktaturparteichef José Sarney am Tisch mit Obama: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/20/ein-historischer-tag-in-brasilien-ordnet-obama-die-atacke-auf-libyen-an-rios-qualitatszeitung-o-globo/
Brasilianische Parteien, darunter Vertreter der PSTU, der Regierungspartei PT Lulas sowie der zum Regierungsbündnis gehörenden PDT hatten in Rios Zentrum eine Protestdemonstration veranstaltet, an deren Rande es zu den Auseinandersetzungen mit Polizeikräften kam, berichten Landesmedien.
Die Wahl von Rio de Janeiros klassischem Protest-Platz für die Obama-Sonntags-Rede wird allgemein als außerordentlich unglückliche Wahl angesehen.
Obama in Brasilia: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/19/barack-obama-trifft-in-brasilia-dilma-rousseff-start-der-offiziellen-verhandlungen-und-gesprache-des-polit-und-medienzirkus/
Segundo o cartunista Carlos Latuff, autor da charge que ilustra o panfleto que circulou no Centro, o “palco” escolhido para o discurso foi o pior possível.
“Trazer o presidente de uma nação que tem feito a guerra no Iraque, Afeganistão e Paquistão, para uma praça que foi palco de manifestações contra a ditadura no Brasil e pelas Diretas, é uma afronta sem precedentes”, diz. (O Dia)
„Auf welcher Seite liegen die Pre-Sal-Ölvorräte?“ Protest-Karikaturen von Carlos Latuff, derzeit in Brasilien im Umlauf.
„Quem vai morrer na Líbia não é o Kadafi, mas sim os trabalhadores daquele país, que será mais um sob o controle do EUA“, afirma o servidor público Gualberto Tinoco, coordenador da Central Sindical e Popular (CSP), que também é contra o envio das tropas de paz do Brasil ao Haiti, contra acordos comerciais entre Brasil e EUA e contra a visita a visita de Obama. (O Dia)
Geplante Schuh-Würfe auf Obama:
„Nós íamos calçar sapatos velhos e quando nos aproximássemos de Obama, íamos jogar os sapatos nele, todos ao mesmo tempo“, disse Wagner Vasconcellos, do Movimento pela Cultura e Riqueza doBrasil.“ (Landesmedien)
„Os travestis da Gloria ficaram aliviados com o cancelamento do discurso de Obama.“(O Globo)
Die US-Botschaft hat offiziell Berichte der Zeitung „O Globo“ bestätigt, daß Barack Obama nicht mehr wie geplant am Sonntag auf einer Bühne vor dem Opernhaus auf Rio de Janeiros Protest-Platz in Cinelandia zum Volk reden, sondern sich lediglich an ein kleines Publikum im Opernhaus wenden wird. Unterdessen haben die Techniker die Metallbühne vor dem Opernhaus wieder abgebaut. In einer offiziellen Note wurde der Rückzug ins Opernhaus unkonkret „mit einer Serie von Besorgnissen über die Realisierung der Veranstaltung im Freien“ begründet.
„Devido a uma série de preocupações sobre a realização do evento ao ar livre, decidimos que a melhor opção é realizar o discurso em um local fechado.“
Befreiungstheologe Frei Betto: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/08/21/a-green-light-for-torture-befreiungstheologe-frei-betto-uber-die-respektierung-der-menschenrechte-durch-hochgeschatzte-westliche-demokratien-wie-usa-und-brasilien/
„Between 1898 and 1994 the USA who pose as the champions of democracy and accuse other countries of not respecting human rights, overthrew 48 governments in Latin America, amongst which Brazil™s Joáo Goulart in 1964. (Do you know why there has never been a coup in the US? – because there is no American Embassy there).“
Frei Betto beim Website-Interview im Kloster von Sao Paulo.
„There comes the Fourth Fleet“: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/08/08/ther-comes-the-fourth-fleet-befreiungstheologe-frei-betto/
Barack Obama 2011 in Brasilia am Tisch mit José Sarney, einst Chef der Folterdiktatorenpartei ARENA des von den USA unterstützten Militärregimes. (Michelle Obama unterhält sich mit Sarney)
Brasiliens größte Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ erinnert am Sonntag des Obama-Besuchs in einer politischen Analyse an die praktische Unterstützung der USA für den Militärputsch – durch Entsendung von Kriegsschiffen:“Ou quando mandou uma frota para auxiliar os golpistas de 1964, just in case.“
Hintergrund:
„CIA spionierte Brasiliens Kirche aus, fördert Sekten”
Bischofskonferenz analysiert freigegebene Geheimdokumente
Nach Informationen der Qualitätszeitung „O Globo“ sowie TV Globo in Rio de Janeiro hat Barack Obama die für Sonntag angekündigte Rede auf Rios Protest-Platz in Cinelandia abgesagt. Wie es hieß, wolle er jetzt lediglich vor kleinerem Publikum im Opernhaus von Rio sprechen. Gründe für die Rede-Absage wurden danach offiziell nicht genannt. Von Brasiliens Sozialbewegungen, die Obama zur „persona non grata“ erklärten, waren bereits für den Freitag in Cinelandia Anti-Obama-Proteste angekündigt worden.
Aufregung um Treffen des Rio-Präfekten mit Doppelgänger von Osama bin Laden: http://odia.terra.com.br/portal/rio/obamanorio/html/2011/3/brincadeira_polemica_antes_de_obama_chegar_151549.html
Laut amtlichen Regierungsangaben erhalten den „Salario Minimo“ von umgerechnet etwa 248 Euro brutto 29,1 Millionen registriert oder unregistriert Beschäftigte sowie 18,6 Millionen Empfänger von Leistungen der staatlichen Sozialversicherung, darunter Rentner. Zwei von drei Rentnern bekommen das „Salario Minimo“. Ein beträchtlicher Teil gerade der unregistriert, ohne Arbeitsvertrag und rechtliche Absicherung Beschäftigten, hat indessen deutlich geringere Einkünfte – in einem Land mit inzwischen teils deutlich höheren Preisen gerade bei Grundnahrungsmitteln als beispielsweise in Deutschland – und in einer Phase schmerzhafter Preisanstiege.Entsprechend heftig waren am Tage der Abstimmung die Proteste der Gewerkschaften im Nationalkongreß. Die Landesmedien bezeichneten als rares Phänomen der brasilianischen Politik, daß die Gewerkschafter sogar Rechtsparteien applaudierten, die Anträge für einen höheren Mindestlohn gestellt hatten. Bekannte Gewerkschaftsführer wie Vicentinho, inzwischen Abgeordneter von Lulas Arbeiterpartei PT, wurden indessen ausgepfiffen und ausgebuht. Das Abgeordnetenhaus hat 513 Sitze – 388 gehören zu den Parteien des Bündnisses der Regierung von Präsidentin Dilma Rousseff. Damit war der Abstimmungssieg für die Regierungsvorlage sicher, die nun noch – ebenso unproblematisch – den Kongreßsenat passieren wird. In Anspielung an die Vorgänge auf dem Tahrir-Platz in Kairo sagte Gewerkschaftsverbandspräsident Paulo Pereira da Silva zu den Chancen für Anträge zugunsten eines höheren Mindestlohns:“Um zu gewinnen, müßten die Menschen 18 Tage auf dem Platz schlafen.“ Bei Protesten in Brasilia wurde am Abstimmungstag eine große Dilma-Rousseff-Puppe mit der Wortspiel-Aufschrift „DIL-MÁ“ getragen – „má“ bedeutet im Portugiesischen „schlecht“. Zugleich wurde an vorangegangene enorme Diätenerhöhungen der Kongreßpolitker sowie an das Einkommen Lulas erinnert. Laut Landesmedien lehnte Lula jetzt ab, in einem Unternehmen einen Vortrag für ein Honorar von 100000 US-Dollar zu halten. Wie es hieß, würde er nur für 200000 US-Dollar akzeptieren.Zeitungsausriß.
Die Landesmedien kritisieren, daß inzwischen sogar der Preis für den berühmten „Acarajé“ von Bahia von ohnehin hohen 2.50 auf neuerdings 4.50 Real – und weit mehr – geklettert ist.
Müllsammler in Sao Paulo – kein Mindestlohn in Sicht.
“ Um brasileiro ganha cinco milhões de salários mínimos(von Website des Bischofs Cristiano Jakob Krapf, Jequie, Bahia) (more…)