Zahlreiche Brasilianer fordern weiterhin u.a. in Leserzuschriften, daß Staatspräsident Lula offiziell seine Kritik an der Schweiz im Falle Paula Oliveira zurücknimmt. Lula hatte u.a. erklärt, seine Regierung werde die Attacke auf die Brasilianerin nicht akzeptieren, dazu nicht schweigen. Ein Präsidentensprecher hatte danach betont, Lula werde sich formell bei der Schweiz entschuldigen, falls Paula Oliveira nicht attackiert worden sei. Indessen bleibt die entsprechende Lula-Stellungnahme nach wie vor aus. Auf den Straßen, doch auch in einer Flut von Leserkommentaren in Qualitätsmedien äußern sich Brasilianer weiterhin stark verärgert über die Affäre. Die Farse der Brasilianerin in der Schweiz, ist zu lesen, diene all jenen als Warnung, die dächten, Brasilianer im Ausland seien stets über jeglichen Verdacht erhabene Bürger und arme Opfer von Intoleranz und von Vorurteilen der Regierungen autoritärer Tendenz. „Ein weiteres Mal haben wir der Welt das Gesicht unseres Landes und unseres Volkes gezeigt – als Gauner, Lügner und Gemeine, Schamlose, Hinterhältige.“
 Brasiliens größte Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ schreibt unter der Überschrift „Lektionen eines kollektiven Schiffbruchs“, daß die nationalen Medien diesen erlitten hätten. „Niemand entkam dem Debakel.“ Der Autor stellt klar:“Ich gebe meinen Fehler zu. Ich glaube, das ist der erste und unerläßliche Schritt für jenen, der sich ernsthaft korrigieren und bessern will.“ Vor jeglicher notwendigen Nachprüfung von Angaben habe auch die „Folha de Sao Paulo“, noch dazu aus zweiter Hand, vom Vater, eine Version als komplett unumstößlich und korrekt übernommen. Damit sei ermöglicht worden, daß Kommentatoren daraus scharfe Schlußfolgerungen über Autoritäten, Kultur und Volk eines anderen Landes zogen. Der Artikelautor von „Folha de Sao Paulo“ erinnert daran, daß es möglich war, jener Geschicht von Anfang an zu mißtrauen – und erinnert an die Zuschrift der auf dieser Website ausführlich zitierten Kommunikationswissenschaftlerin Sylvia Moretzsohn, welche u.a. bereits vor jenem Geständnis-Freitag auf die merkwürdige Symmetrie der eingeritzten Buchstaben verwiesen habe. Sylvia Moretzsohn wurde bisher in keinem einzigen wichtigen Medium Brasiliens zu dem Fall zitiert.
Kritisiert wird ferner, daß Staatschef Lula die berühmte Karnevalsparade von Rio de Janeiro zu einem Propagandaauftritt nutzte. Erinnert wird von den Medien daran, daß just dieses Defilee der besten Sambaschulen seit Jahren von einem berüchtigten Folteroffizier des Militärregimes, Capitao Guimaraes, gesteuert und gemanagt wird. Dies spreche Bände – die allgemeine Qualität sei danach.
Wer ist der Ex-Folteroffizier Capitao Guimaraes? http://oglobo.globo.com/carnaval2009/pais/mat/2009/02/21/capitao-guimaraes-um-patrono-invisivel-no-comando-do-carnaval-754532981.asp
http://www.direitos.org.br/index.php?option=com_content&task=view&id=3074&Itemid=2
Auffällig ist, daß in sehr vielen deutschsprachigen Veröffentlichungen über den Karneval in Rio dieser sehr bezeichnende Fakt schlichtweg unterschlagen wird – aus den bekannten Gründen. Einfach mal nachschauen. In deutschen Radiosendern berichtete man lobend über Capitao Guimaraes, interviewte ihn ohne Hinweis auf seine Vergangenheit.
Brasiliens wichtigste Anti-Folter-Organisation „Tortura nunca mais“ über von Capitao Guimaraes geleitete Folter-Lehrvorführungen für jeweils über hundert ausgewählte Offiziere.
http://www.torturanuncamais-rj.org.br/denuncias.asp?Coddenuncia=71&ecg
http://www.torturanuncamais-rj.org.br/MDDetalhes.asp?CodMortosDesaparecidos=169
Zwei Diktaturgegner berichten später:“Die Zuschauer gaben üble Foltertips, überhäuften uns mit Spott und Hohn, lachten unglaublich viel. Eletroschocks, Aufhängen mit dem Kopf nach unten, mit Eisen die Finger immer mehr zusammenquetschen, besonders schmerzhafte Schläge auf bestimmte Körperteile – nichts fehlte. Und Capitao Guimaraes doziert, wie man an der Haltung des Kopfes ablesen kann, daß das Opfer fast am Ende seiner Widerstandskraft ist, auf welche Reaktionen und Symptome zu achten ist. Vor Elektroschocks unbedingt den Körper mit Wasser übergießen , um bessere Leitfähigkeit des Stroms und damit höhere Effizienz zu garantieren. Wir fühlten uns wie Tiere. „
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/11/04/tropa-de-elite-elite-squad-trailer-englisch/
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