Gegen 12.00 Uhr begrüßt Landtagspräsident Christian Carius das Staatsoberhaupt und Frau Büdenbender auf einem Empfang mit einer Rede. In dieser verweist er unter anderem auf die Verfassung von Sachsen-Weimar-Eisenach von 1816, die als erste Verfassung in Deutschland erste Grundrechte garantierte.
Den Wortlaut der Rede gibt der Landtag in redaktionell überarbeiteter Fassung im Folgenden wieder. Es gilt das gesprochene Wort:
Dieser Brief, den aufmerksam zu lesen ausdrücklich empfohlen wird, zeugt von einer tiefen Betroffenheit. Nicht, weil der Absender persönlich aufgewühlt sein könnte angesichts der Tatsache, dass sein richtiger Rat bei den Offiziellen in Berlin leichtfertig beiseitegeschoben wurde und wird. Betroffen ist Heiner Flassbeck wie alle, die wie auch wir bei Steinmeier und anderen Berliner Führungspersonen immer und immer wieder versucht haben, eine Gasse zu schlagen für ein Stück ökonomischer und zugleich europäischer Vernunft. Ohne Erfolg. Albrecht Müller.
Es folgt gleich der Text des Offenen Briefes. Vorweg noch die Anmerkung, dass das dort zitierte Interview des künftigen Bundespräsidenten mit der Süddeutschen Zeitung auch auf einem anderen Feld bemerkenswerte Täuschungsmanöver absolviert, übliche Täuschungsmanöver: die Ukraine Krise beginnt mit der Annexion der Krim – das ist das Übliche, aber das Übliche wird von der Lüge nicht zur Wahrheit, nur weil es ständig wiederholt wird. Auf diesen Teil des Süddeutsche-Zeitung-Interviews mit dem künftigen Bundespräsidenten gehen wir bei passender nächster Gelegenheit ein.
Einige Tage vor Ihrer Wahl zum Bundespräsidenten möchte ich die Gelegenheit nutzen, einen Moment über Ihre Rolle in der bundesdeutschen Politik der vergangenen fünfzehn Jahre zu sprechen und zu fragen, auf welche Weise der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein Zeichen gegen den aufkommenden Nationalismus in Europa setzen kann.
Streit ohne das Gift der Lüge, wer würde da nicht zustimmen. Leider haben Sie nichts dazu gesagt, wie man die Lüge von der Wahrheit unterscheidet und wie man damit umgeht, wenn die Wahrheit einfach verschwiegen wird. Auch die sich aufdrängende Frage, nämlich ob all diejenigen, die nicht lügen, damit automatisch ehrlich sind, oder ob diejenigen, die unehrlich sind, immer gleich lügen, beantworten Sie leider nicht.
Lässt sich wirklich zeigen, dass die europäische Zusammenarbeit kein Nullsummenspiel ist? Nehmen wir als Beispiel ein einfaches politisches Problem, das überragende Bedeutung für die Zukunft Europas hat: Die Eurokrise. Es gibt viele Variationen der Erklärung dieser Krise, die ich nicht alle aufzählen will. Aber eine dieser Varianten zeigt, dass es mit dem Beginn der Europäischen Währungsunion sehr wohl ein bedeutendes Nullsummenspiel gab, ein Spiel, das Deutschland gewonnen hat.
In dieser Variante verbesserte Deutschland unmittelbar mit Beginn der Europäischen Währungsunion seine Wettbewerbsfähigkeit, indem die Politik (Rot-Grün und mit Ihrer tatkräftigen Mitwirkung) massiven Druck auf die Gewerkschaften ausübt. Die Lohnsteigerungen gehen deutlich zurück. Deutschland verstößt damit gegen das von allen Ländern vereinbarte Inflationsziel von knapp zwei Prozent, obwohl es das deutsche Ziel war, das alle Mitgliedsländer bereitwillig übernommen haben. Deutschland wertet in der Folge real ab, weil die Nachbarn diese deutsche Unterbewertungsstrategie nicht erwarten und nicht verstehen. Auch die für die Überwachung der Währungsunion geschaffenen Institutionen versagen.
Deutschland gelingt es mit Hilfe dieses Wettbewerbsvorsprungs, seine Exporte massiv zu erhöhen, einen gewaltigen Leistungsbilanzüberschuss zu erzielen und auf diesem Wege über die Jahre seine Arbeitslosigkeit deutlich zu reduzieren. Frankreich, das Land, das sich weit besser an das von der EZB vorgegebene Inflationsziel angepasst hat, hat mit dauernd steigender Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Sie kennen diese Analyse, denn Sie waren dabei, als ich vor einigen Jahren die Gelegenheit hatte, sie dem damaligen Parteivorsitzenden Gabriel vorzutragen.
Es geht um diese Erklärung der Eurokrise, aber es geht überhaupt nicht darum, ob meine Interpretation der Zusammenhänge richtig oder falsch ist. Es geht nur darum, ob die Unterscheidung von Wahrheit und Lüge nicht schleichend aufgehoben wird, wenn die Politik in Deutschland sich weigert, diese eine Erklärung der Krise überhaupt zu diskutierten? Die Frage ist, ob derjenige, der diese Analyse bewusst verschweigt, Lügner genannt werden sollte oder ob er bloß unehrlich ist. Darüber wird nämlich inzwischen in ganz Europa geredet. In den angelsächsischen Ländern gehört sie zum Standardverständnis der europäischen Krise, in Italien und Frankreich wissen immer mehr Menschen davon und sie erzeugt Wut oder gar Hass auf Deutschland. Die Europäische Kommission hat diese Erklärung inzwischen weitgehend akzeptiert und sie schlägt sich nieder in wachsender Kritik an den riesigen deutschen Überschüssen in der Leistungsbilanz.
In Deutschland aber wird dazu geschwiegen. Die Politik tut einfach so, als gebe es diese Erklärung nicht, die Medien erwähnen sie nur einmal kurz am Rande, wenn sie im Ausland hochkocht, um sie aber sofort für abwegig zu erklären. Doch das Schweigen dröhnt extrem laut, wenn man den Vorhang des kollektiven Leugnens kurz wegzieht.
Ein klassisches Beispiel hat dazu der scheidende Bundeswirtschaftsminister vergangene Woche geboten. Er hatte 25 Minuten Zeit, um im Bundestag den Jahreswirtschaftsbericht 2017 vorzustellen. Er lobte ausführlich die deutsche Leistung der letzten Legislaturperioden, die gute wirtschaftliche Lage in Deutschland war ihm viele Worte wert, die niedrige Arbeitslosigkeit, die hohe Beschäftigung. Die Lage der anderen Europäer wurde kaum einmal gestreift, der deutsche Leistungsbilanzüberschuss tauchte überhaupt nur in einem Satz auf, in dem es hieß, der Überschuss werde 2017 sinken, was die Europäische Kommission freuen dürfte (ein Hinweis darauf, dass die Kommission womöglich ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wegen der Überschüsse einleitet).
Der Hinweis auf die Kommission ist interessant, weil er zeigt, dass der Bundeswirtschaftsminister genau wusste, wie kritisch die deutschen Überschüsse inzwischen in Europa gesehen werden. Wenn er das aber genau weiß, warum redet er nicht darüber, sondern tut sogar so, als könne und müsse man die Kommission ignorieren und dann zur Tagesordnung übergehen? Ist das nicht der Punkt, an dem die Unterscheidung von Wahrheit und Lüge aufgehoben wird? Wenn ich genau weiß, dass mein Verhalten bei meinen Nachbarn auf scharfe Kritik stößt, und ich mich dennoch weigere, auch nur darüber zu reden, ist das Lüge oder Unehrlichkeit? Wenn ich gegen die gemeinsam gesetzten Regeln verstoße, die anderen aber andauernd auffordere, sich an die Regeln zu halten, was ist das: Chuzpe oder Unverschämtheit?
Wenn ich mächtig bin und mich weigere, über mein eigenes fragwürdiges Verhalten zu reden, was ist das dann? Bloßer Machtmissbrauch oder schon Erpressung der weniger Mächtigen durch den Mächtigen? Wenn ich zudem in der Öffentlichkeit dieses Problem leugne, um die Bürger nicht zu verwirren, was ist das dann: Irreführung der Öffentlichkeit, Unehrlichkeit oder Lüge? Wenn ich eine nationalistische Partei, die behauptet, die anderen Europäer seien Schuld an der Eurokrise und wir müssten für die Fehler der Nachbarn zahlen, nicht argumentativ stelle, indem ich auch deutsche Schuld einräume, was ist das dann: Feigheit, Dummheit oder Selbstbetrug?
Als Bundespräsident, sehr geehrter Frank-Walter Steinmeier, wollen Sie sicher der deutschen Jugend ein Vorbild geben und sie ermuntern, auch vor kritischen Fragen nicht zurückzuschrecken. Werden Sie die SPD auffordern, ihre europäische Verantwortung aufzuarbeiten und sich einer offenen Diskussion mit der deutschen Jugend über diese Frage zu stellen und das auch, um damit den rechten Parteien den nationalistischen Wind der Überheblichkeit aus den Segeln zu nehmen?
Als die Agenda 2010 10 Jahre alt wurde, haben Sie mit den anderen, die dafür verantwortlich waren, eine Party gefeiert und betont, wir gut es Deutschland doch wegen der Agenda-Politik geht. Sie haben damals vergessen zu sagen, dass es anderen wegen der Agenda-Politik schlecht geht. Dass beispielsweise Frankreich und Italien seit Beginn der Währungsunion per Saldo im Außenhandel verloren, Deutschland aber gewonnen hat, kann man nicht ernsthaft bestreiten, wenn man die Logik nicht außer Kraft setzt. Da war die „Partnerschaft“ eindeutig ein Nullsummenspiel. Sie aber schweigen dazu, obwohl genau deswegen die Zukunft Europas in Frage steht.
Als Außenminister haben sie selbst dann geschwiegen, als Ihr Kollege Schäuble Griechenland zu einer unsinnigen und, wie spätestens heute jeder wissen sollte, in ihren Folgen verheerenden Politik zwang. Werden Sie als Bundespräsident, jenseits der parteipolitischen Zwänge, ein Zeichen der Versöhnung setzen und sich beim französischen, beim italienischen und beim griechischen Volk dafür entschuldigen?
Sie sehen, sehr geehrter Herr Steinmeier, es ist eine komplizierte Sache mit der Lüge und mit der Wahrheit. Nichts ist einfach schwarz oder weiß, entscheidend sind immer die Grautöne. Einen Bundespräsidenten, der nur predigt, hatten wir gerade. Sie kommen mitten aus der Politik der vergangenen zwanzig Jahre, Sie haben große Verantwortung getragen. Sie können bewegen, was andere in dem Amt nicht bewegen konnten. Man wird Ihnen glauben, wenn Sie zugeben, dass Sie Anfang der 2000er Jahre nicht bedacht haben, welch verheerende Wirkung die allein für Deutschland ausgedachte Politik für Europa hatte. Sie könnten, indem sie ein Zeichen der Einsicht setzten, mit einem Schlag einem strauchelnden Europa neuen Halt geben und den rechten Feinden Europas im In- und Ausland ihr wichtigstes Argument nehmen.
Ich wünsche Ihnen in Ihrem neuen Amt viel Erfolg und verbleibe mit den besten Grüßen
Wenn man unsere Rolle so sieht, dann kann man die Lösung Steinmeier für eine gute Lösung halten. Einziger Haken könnten seine Ausfälle gegen Trump sein. Aber auch dieser wird schnell erkennen, was die USA und der Westen und die NATO an Steinmeier haben.
Den NachDenkSeiten-Lesern und -Leserinnen, die meine kritische Haltung gegenüber dem jetzigen Außenminister nicht richtig nachvollziehen können, kann ich nur empfehlen, genauer hinzuschauen. Ich habe das getan:
Er ist ein „würdiger“ Nachfolger des jetzigen Präsidenten Gauck. Der CDU/CSU schmeckt’s wie damals schon der rot-grüne Vorschlag „Gauck“. Wenn die Sozialdemokraten schon Personen für wichtige Ämter vorschlagen, die uns genehm sind, warum sollten wir uns dann dagegen bis zum bitteren Ende wehren – so denken die Oberen von CDU und CSU. Sie haben obendrein sicher auch noch ein Zugeständnis der SPD an anderer Stelle herausgeschlagen.
Wie man auf Unionsseite mit wirklichen Sozialdemokraten/innen umgeht, musste die frühere Juso-Vorsitzende Drohsel beim Versuch, zur Stadträtin in Steglitz-Zehlendorf gewählt zu werden, erleben:
„……Sie war 2009 mit 69 Prozent der Stimmen als Juso-Chefin wiedergewählt worden. Einen Erfolg hatten die Jusos auf dem SPD-Parteitag im November 2009 verbucht: Gegen die ursprüngliche Empfehlung der neuen Parteiführung unter Sigmar Gabriel forderte der Parteitag die Wiedereinführung der Vermögensteuer…….“
Vor wenigen Tagen erhielt ich eine Mail, die ich – weil sie so treffend formuliert ist – zum Einstieg zitieren möchte. Ein Leser und Förderer der NachDenkSeiten schreibt: „Die Nachdenkseiten sind meine tägliche Lektüre und ich bin dankbar für Ihr Engagement. Trotzdem fällt mir auf, dass Ihre Kritik sich ausschließlich gegen den Westen richtet. Wann haben Sie zuletzt einen kritischen Artikel über Russland veröffentlicht? Oder sehen Sie sich einfach als das Gegengewicht zur tendenziösen Berichtserstattung der deutschen Mainstream Medien? Ein bisschen mehr Balance für Ihre kritische Webseite würde Ihr Projekt glaubwürdiger machen und mehr Leser/Förderer für Sie gewinnen.“ – Richtig, wir erscheinen als einseitig, und diese vermeintliche Einseitigkeit belastet uns. Albrecht Müller.
Zunächst sei eingestanden, dass es wirklich sinnvoll wäre, gelegentlich kritische Artikel über Russland zu veröffentlichen. So wäre es sogar interessant, die Menschenrechtslage und die Frage nach der so oft beschworenen Freiheit im Vergleich von USA und Russland zu untersuchen und abzuhandeln. Aber zunächst im Folgenden ein Versuch zur Erklärung der Einseitigkeit. (Wenn ich dabei von „wir“ schreibe, dann sind die NachDenkSeiten gemeint, ohne alle daran Mitwirkenden auf die folgenden Argumente verpflichten zu können und zu wollen):
Ich war gerade an unserem zeitungskiosk; was ich da sah verschlug mir den atem !!
Die zeit ziert ein grosses putinplakat mit dem sich ausdehnenden russischen grossreich !!!
Und wie das (dritter weltkrieg?) verhindert werden kann; das gleiche beim stern spiegel bild usw…
Wir sind noch nie so belogen worden wie heute; wenn sich etwas ausdehnt, dann das amerikanische imperium romanum !!
Helmut schmitt als mitherausgeber sollte sich für diese russenhetze schämen.
George orwell ist da ..frieden ist krieg
Und die eigene gebietsausdehnung ist die der anderen !!
Wir steuern mit vollen schritten auf einen von uns verschuldeten krieg !!
Und putin kann tun und machen was er will, er ist der lügner der neue hitler usw…unglaublich wie dieser bis vor kurzem noch hofierte politiker denunziert wird !!
Und niemand hält unsere dummen, von den usa belogenen oder sogar erpressten politiker auf !!!!!!
Ich bin verängstigt und verzweifelt aufgrund dieser offensichtlichen lügen !!!
Schönes friedliches wochende
Ihr M.K.
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22. Mai 2014 um 18:27 Uhr | Verantwortlich: Albrecht Müller/ Nachdenkseiten
Kann man Steinmeier trauen?
Veröffentlicht in: Aktuelles, Außen- und Sicherheitspolitik, einzelne Politiker, Wahlen
Ist Steinmeier der Vermittler in der Ukraine und im Konflikt mit Russland, als der er erscheint? Wie ist er gesellschaftspolitisch einzuordnen? Der pure Neoliberale? Oder wenigstens ein bisschen vom früherem sozialdemokratischen Geist geprägt? Diese Fragen stellen sich angesichts der Macht und des Einflusses des deutschen Außenministers. Ich will versuchen, sachlich abzuwägen, und möchte anregen, dass Sie diese Fragen im Blick behalten, wenn Sie weiter verfolgen, was Steinmeier tut und sagt. Ich persönlich komme leider zum Schluss: Man kann ihm nicht trauen. Warum? Von Albrecht Müller
Positiv
zunächst einmal: Der kräftezehrende Einsatz für Vermittlung im Konflikt in der Ukraine. Steinmeiers Reisediplomatie kostet Kraft und ist manchmal sogar riskant. Bewundernswert.
Warum trotzdem Zweifel an Steinmeiers Lauterkeit nahe liegen. Symptome:
- Steinmeier verhandelt zusammen mit dem polnischen und französischen Außenminister mit dem damaligen ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch, mit Klitschko und Vertretern das Maidan. Die Vereinbarung hält gerade mal eine Nacht. – Steinmeier musste wissen, dass die Vereinbarung nicht hält, weil nicht alle Kräfte des Maidan dazu stehen. Er hat hinterher auch nicht auf Einhaltung dessen gepocht, was verabredet war und was die plurale Weiterentwicklung in der Ukraine erhalten sollte. Steinmeier hat nicht widersprochen, als die Schuld am Bruch der Vereinbarung in den westlichen Medien und von der westlichen Politik wesentlich dem flüchtenden Präsidenten zugeschrieben wurde. Er sei abgehauen, hieß es. Mein Eindruck: Steinmeier kannte das Prozedere. Er kannte die Vorbereitungsarbeiten für die von den USA propagierte Machtübernahme durch den jetzigen Ministerpräsidenten Arsenij Jazenjuk. Er kannte den Einfluss des US-Vizepräsidenten Biden. Steinmeier spielte die Rolle des Vermittlers und damit eine Figur auf dem Schachbrett – eben viel weniger eigenständiger Akteur als eingesetzte Figur.
- Das wird jetzt wieder bestätigt durch die Begründung für Steinmeiers Vermittlungsaktivitäten zwischen der Regierung in Kiew, den Separatisten im Osten und Russland. Auffallend oft und wiederkehrend wird als Begründung von ihm genannt: Hauptsache sei es, die Wahlen am 25. Mai durchzuführen, damit dann eine legitimierte Regierung in der Ukraine zu Stande kommt. Genau darauf werden sich dann die USA und ihre Vertreter in Kiew berufen. Damit wird vergessen gemacht, dass die jetzige Regierung und auch der jetzige Präsident keine verfassungsgemäße Legitimation haben. Nicht der Ausgleich der verschiedenen Richtungen und Gruppen in der Ukraine ist das Ziel sondern der Durchbruch für die Kräfte des so genannten Westens.
- Steinmeier hat vor kurzem den Oligarchen Armatow getroffen. Dieser hat jetzt seine 300.000 Arbeiter und Angestellten gegen die Separatisten mobil gemacht.
- Steinmeier hat nie die Grundsatzfrage angesprochen, ob es nach den Erfolgen der Entspannungspolitik im Jahre 1990 sinnvoll sein könnte, mit einer neuen Konfrontation zwischen Russland und dem so genannten Westen zu beginnen. Wenn er die neue Konfrontation nicht gemocht hätte, dann hätte er als Außenminister schon in der früheren großen Koalition von 2005-2009 und auch jetzt wieder dagegen angehen müssen. Die Absichten der USA unter der Präsidentschaft von George W. Bush und der rechts konservativen Kreise in den USA in Zeiten der Regierung Obama konnten ihm nicht verborgen bleiben. Er hätte zum Wortführer des Widerstands gegen diese neue Konfrontation und dem Versuch der Destabilisierung Russlands werden müssen.
- Steinmeier gehört zum Drei-Gespann jener deutschen Politiker die im Zusammenhang mit der Sicherheitskonferenz in München Ende Januar/Anfang Februar 2014 auf größere internationale Verantwortung, was im konkreten Fall größere militärische Verantwortung heißt, eingeschworen wurden. Außer ihm noch Bundespräsident Gauck und Verteidigungsministerin von der Leyen.
- Steinmeier hat keinerlei Sinn dafür, dass Menschen ihm misstrauen und seine Vermittlungsaktionen für aufgesetzt halten und ihn deshalb einen Kriegstreiber nennen. Er fühlt sich getroffen durch das Misstrauen und wirkt an vorderster Front an der Diskreditierung der Montagsdemonstrationen mit. Er schreit die Zweifler nieder, vermutlich weil sie ihn durchschauen. Siehe dazu das berühmt berüchtigte Video vom vergangenen Montag. Eine große Mehrheit von Medien spendet ihm Applaus für diesen Auftritt.
Misstrauen wegen Steinmeiers gesellschaftspolitischen Positionen – dafür nur zwei Belege:
- Steinmeiers ausgesprochen fragwürdige Einstellung zu „Lohnnebenkosten“. Er hat offensichtlich nie verstanden, dass dies Äquivalente für die soziale Sicherheit der arbeitenden Menschen sind oder macht sich die Strategie der neoliberalen Bewegung zu eigen, die angeblich hohen Lohnnebenkosten zu beklagen, sie abzusenken und damit die Sozialstaatlichkeit der Erosion preiszugeben. Im Kanzleramtpapier vom Dezember 2002, damals war Steinmeier Chef des Bundeskanzleramtes und damit auch verantwortlich für dieses Papier, wird der Glaube an die erlösende Wirkung von Reformen, die die Lohnnebenkosten verringern, geradezu klassisch wiedergegeben:
„Wie schädlich steigende Lohnnebenkosten sind, zeigt die Entwicklung seit der Wiedervereinigung: 1990 betrugen die Beitragssätze zur Sozialversicherung noch 35,5%. Bis 1998 waren sie auf den historischen Höchstwert von 42% gestiegen. Im gleichen Zeitraum ist die Arbeitslosigkeit von 2,6 Mio. auf 4,28 Mio. Arbeitslose im Jahresdurchschnitt gestiegen. Die Zahl der Erwerbstätigen ging von 38,5 Mio. auf 37,2 Mio. in 1997 zurück.
Deswegen … ist eine der Kernstrategien der Bundesregierung die auf eine Absenkung der Lohnebenkosten abzielende Modernisierung der sozialen Sicherungssysteme.“
So ist es dann gekommen. Die Agenda 2010 ist auch Steinmeiers Werk. Die Grundlage war ein wahrlich einfältiges Verständnis von den Ursachen der Arbeitslosigkeit und der Bedeutung der Lohnnebenkosten, nämlich der Beiträge für die Sozialversicherungen.
- Ein noch besseres Zeugnis der gesellschaftspolitischen Grundeinstellung von Steinmeier war seine Rede vor dem Arbeitgeberverband im November 2013. Wir haben damals in den NachDenkSeiten sowohl seine Rede als Video wiedergegeben, als auch schriftlich die wichtigsten Passagen ins Netz gestellt. Siehe hier und hier. Wer Steinmeier durchschauen will, sollte sich mit diesen Dokumenten beschäftigen.
Es gibt noch einige andere Ereignisse, die erkennen lassen, dass Steinmeier kein unabhängiger Sozialdemokrat ist, sondern eher ein gesteuerter Fremdkörper. Dies muss nicht schon immer so gewesen sein. Es kann die Folge seiner siebenjährigen Tätigkeit als Koordinator der Geheimdienste sein.
Auffälligkeiten:
- Steinmeier wurde 2005 und dann wieder 2013 Bundesaußenminister, ohne dass es darüber in der SPD eine dem Amt angemessene Diskussion gab.
- Steinmeier wurde 2009 ohne Diskussion wieder zum Fraktionsvorsitzenden nominiert und gewählt, obwohl er mit 23 % für die SPD diese auf einen historischen Tiefstand gebracht hat.
- Der Wahlabend nach der Bundestagswahl 2009 war auffallend geprägt von einem Sturm des Applauses – für die Niederlage. Mir schien es damals und bis heute so, dass hier Claqeure organisiert waren, um das politische Fortkommen dieses damals gescheiterten Kanzlerkandidaten abzusichern.
Steinmeier war und ist nicht der Beauftragte der sozialdemokratischen Mitgliedschaft, sondern arbeitet auf anderer Rechnung. Dies ist meine Vermutung. Ich bin gerne bereit, diese Vermutung zu korrigieren, wenn ich des Besseren belehrt werde. Wenn Sie Dokumente und Ereignisse finden, die meine Vermutungen bestätigen, dann würde uns und unsere Leser dies selbstverständlicherweise auch interessieren.
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2. Dezember 2013 um 11:15 Uhr | Verantwortlich: Albrecht Müller
Nachtrag zur Steinmeier-Rede vor dem Arbeitgeberverband BDA: hier für NDS-Leser die wichtigen Redeteile in schriftlicher Form
Veröffentlicht in: “Lohnnebenkosten”, Neoliberalismus und Monetarismus, SPD, Wahlen
Am 27.11. hatten die NachDenkSeiten auf ein Video mit der Rede Steinmeiers hingewiesen. Damit Sie und die angesprochenen Gewerkschafter und Sozialdemokraten im Vorfeld der Abstimmung über den Koalitionsvertrag besser mit diesem empörenden Text arbeiten können, ist er jetzt in Schriftform gebracht. Siehe unten. – So wie Steinmeier kann man nur reden, wenn man fremdbestimmt ist. Wenn man auch nur noch ein bisschen sozialdemokratische Würde empfindet, dann geht das nicht. „Fremdbestimmt“ kann erstens meinen, dass die Gruppe Steinmeier, Müntefering, Steinbrück und einige mehr so sehr von der Weisheit neoliberalen Denkens überzeugt sind oder überzeugt worden sind, dass sie jede Sensibilität für das Empfinden von Menschen, die die Opfer dieser Ideologie sind, verloren haben. „Fremdbestimmt“ kann aber zweitens auch heißen, dass die Personalentscheidungen deutscher Parteien und deren inhaltliche Positionen von außerhalb mitbestimmt werden. Albrecht Müller.
Bevor kritische Leserinnen und Leser gleich den Vorwurf „Verschwörungstheoretiker“ erheben, sollten sie bedenken, dass sie auch die Aktivitäten der NSA nicht für möglich hielten und die Nutzung unseres Landes für allerlei kriegerischer Aktivitäten und die starke Einschränkung der Souveränität unseres Landes auch nicht.
Mir war nach der Bundestagswahl von 2009 schon aufgefallen, mit welcher unglaublichen Selbstverständlichkeit und Schnelligkeit der damalige Spitzenkandidat und Wahlverlierer Steinmeier, der die SPD auf jämmerliche 23 % herunter gebracht hatte, prompt zum Fraktionsvorsitzenden gemacht wurde. Vorher war die Niederlage am Wahlabend im Willy-Brandt-Haus von arrangierten Claqueuren in dunklen Anzügen in einen Wahlsieg umgeklatscht worden.
Jetzt, 2013, wurde Steinmeier wieder zum Fraktionsvorsitzenden gewählt und hat nach bisherigen Meldungen gute Aussichten, wieder Außenminister zu werden.
Also, ich schließe nichts aus.
Jene, die diesen Motor der Agenda 2010 und der Öffnung der Bundeswehr für Auslandseinsätze jetzt zweimal zum Fraktionsvorsitzenden gewählt haben und damit die für eine Demokratie notwendige Sanktionsmöglichkeit außer acht ließen, sind besonders herzlich eingeladen, die Rede Steinmeiers vor den Arbeitgebern auch in schriftlicher Form zur Kenntnis zu nehmen.
Hier also der Auszug aus der Rede des SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier auf dem Arbeitgebertag am 19.11.2013 ab 17. Minute:
“… wir sind auch Dank einer mutigen Reformpolitik, die in diesem Lande stattgefunden hat, ganz gut aufgestellt – auch im Wettbewerb mit den anderen. Wir haben jetzt fünf Wachstumsjahre in Folge. Wir haben Rekordniveaus bei Beschäftigung, bei Exporten und bei Staatseinnahmen. Das ist alles wahr. Und ich weiß, daß die meisten hier im Saal trotz der anstrengenden, gefährlichen, risikobehafteten Umsteuerungsarbeit, die wir damals zu machen hatten, ihre Zuneigung zur Sozialdemokratie immer noch unterkühlt handhaben. Und ich sage deshalb, gerade weil Ilse Aigner so stolz darauf ist, dass die CDU/CSU keine Steuererhöhungen haben will, sondern die Steuersätze beibehalten will, ihre Erwartungen waren der ursprünglich mal etwas anders. Sie (die Arbeitgeber, d. Verf.) haben ja sogar auf Steuersenkungen gewartet. Deshalb sage ich jetzt ohne Larmoyanz, und die Entscheidungen liegen ja zehn Jahre hinter uns, wenn Sie sich in gerechter Weise zurückerinnern, dann hat es aber die entscheidenden Steuersenkungen und zwar in einem Volumen von mehr als 60 Milliarden Euro unter einer sozialdemokratischen Regierung gegeben:
- Mit der Senkung des Spitzensteuersatzes,
- mit der Senkung des Eingangssteuersatzes,
- mit der Senkung der Unternehmenssteuern.
Sie haben bis dahin Ihre Kapitalzinsen nach dem Einkommensteuergesetz bezahlt, und seit der Zeit nur noch für die Hälfte ungefähr versteuert nach dem Abgeltungssteuergesetz.
Das war damals immerhin sozialdemokratische Steuerpolitik und ich finde bis heute ist das nicht so ganz schlecht. (Beifall)
Ich habe mir das selbst noch einmal in Erinnerung gerufen, weil (…) ich den Eindruck hatte, Sie fühlen sich alle bei dem Unionsteil einer möglichen Großen Koalition besser aufgehoben als beim sozialdemokratischen Teil einer Großen Koalition. Deswegen erinnere ich natürlich nicht nur an die Steuerpolitik, für die wir Verantwortung getragen haben, sondern ich sage mal dabei, daß auch die Reform der Arbeitsverwaltung, die Flexibilisierung der Arbeitszeiten, die Aufhebung der Spaltung am Arbeitsmarkt, die Halbierung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung – auch das waren Entscheidungen, die wir damals getroffen und durchgesetzt haben, mit denen wir miteinander – nicht Sie alleine – unter ökonomischen Gesichtspunkten ganz gut leben – miteinander. Und deshalb sage ich Ihnen auch entgegen manchem Verdacht, von dem ich auch in Zeitungen dieser Tage lese: Nachdem wir das alles durchgerungen haben, uns haben beschimpfen lassen, auch Wahlen verloren haben dafür, müssen Sie sich jetzt nicht vorstellen, dass wir das, was ökonomischen Erfolg in dieser Republik begründet hat, nachträglich auf irrsinnige Weise in Frage stellen, sondern wir wissen, was das für Mühe gekostet hat, dieses Land aus mancher Unbeweglichkeit zu befreien. Und deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, dass die Rückabwicklung sinnvoll und gut wäre.
Ich will Ihnen nur sagen, wenn man an der einen oder anderen Stelle trotzdem … versucht etwas zu korrigieren, was im Blick auf die letzten zehn Jahre trotz Reform aus dem Ruder gelaufen ist, etwa bei der Leiharbeit oder bei der Entwicklung der Aufstockerei für den Niedrigstlöhner, wenn man das versucht zu korrigieren, dann sollte das auch in Ihrem Interesse, im Interesse von Arbeitgebern, liegen, weil eigentlich doch keiner ein Interesse daran haben kann – wie ich unterstelle mal, Sie auch nicht – dass Zustimmung und Akzeptanz zur Marktwirtschaft aufgrund solcher Fehlentwicklungen, die wir einfach laufen lassen, dass Akzeptanz der Marktwirtschaft auf diese Weise erodiert.“
Zum wiedergegebenen Text der Steinmeier Rede noch einige Anmerkungen.
- Zunächst: Wir haben die Rede auch deshalb verschriftet, damit Sie diesen Text in Ihr Archiv übernehmen können, falls Sie öfter in Diskussionen gefordert sind.
- Steinmeier rühmt sich der Steuersenkungen bei Unternehmen, er rühmt sich sogar der Abgeltungssteuer, was alles zusammen zum einen zu einer extrem ungerechten weiteren Umverteilung der Nettoeinkommen geführt hat und andererseits zur weiteren Verarmung des Staates.
- Eine Steuersenkung zu Gunsten der Spekulanten hat er nicht einmal erwähnt: die Steuerbefreiung der Gewinne beim Verkauf von Unternehmen und Unternehmensteilen. Die anti-sozialdemokratische Bilanz der Regierung Schröder ist also noch länger, als von Steinmeier erwähnt. Diese Steuerbefreiung gibt es übrigens immer noch, obwohl es ein Riesenskandal ist.
- Steinmeier hat keine Ahnung von der gefährlichen Fehlentwicklung im Euroraum. Andernfalls würde er sich der Erfolge beim Export nicht rühmen. Ein Mann mit einer solch geringen Sensibiltät für unser Partner in der Eurozone wird möglicherweise Außenminister.
- Er mogelt auch im Kleingedruckten, er spricht von „fünf Wachstumsjahren in Folge“. In den letzten fünf Jahren waren das gerade mal 0,66 % reales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im Schnitt der Jahre von 2009 bis 2013: 0,66% p.a. = „Wachstumsjahre“!!!
- Und er rühmt sich der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, der Halbierung der Beiträge und damit der Reduzierung der sozialen Sicherheit
- Das Schlimmste aber ist die Anbiederung bei den Arbeitgebern und ihrem Verband. Da ist nichts von sozialdemokratischer Restwürde. Alles verscherbelt. Diese sozialdemokratischen Führungspersonen sind offenbar fremdbestimmt. Anders kann man sich eine solche Rede nicht erklären. Da ist nichts an Würde, kein Selbstbewusstsein.
Steinmeier war allerdings immer schon so. Er hat schon im Kanzleramtspapier vom Dezember 2003 über die zu hohen Lohnnebenkosten geklagt und einen engen Zusammenhang zwischen Erhöhung der Lohnnebenkosten und der Erhöhung der Arbeitslosigkeit konstruiert. (In meinem Buch „Die Reformlüge“ von 2004 habe ich das schon ausführlich analysiert.) Das war sowohl Klippschulökonomie als auch ein Zeugnis der Abwesenheit jeden Wissens um die Bedeutung der sozialen Sicherheit und der dafür notwendigen Beiträge. Beiträge/Abzüge sind keine Lohnnebenkosten, sondern Beiträge zur solidarischen Sicherung vor den Risiken des Lebens. Das lernt man normalerweise, wenn man sich bei seiner politischen Sozialisation auch nur in halbwegs aufgeklärten Kreisen bewegt.
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16. Oktober 2009 um 15:46 Uhr | Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Nun auch die Frankfurter Rundschau und die Tagesschau als Plattform für Steinmeier
Veröffentlicht in: Medien und Medienanalyse, SPD, Strategien der Meinungsmache
Zuerst die Welt, dann Bild, dann der Spiegel jetzt die Frankfurter Rundschau und die Tagesschau als Stichwortgeber für die Agenda-Hardliner der SPD. Kaum ein anderer als Steinmeier, Müntefering und Steinbrück kommt in den Medien vor. Glauben Sie immer noch an Zufall? Wolfgang Lieb/Kai Ruhsert
Es ist gewiss kein Zufall: Es ist die in den letzten Jahren zu beobachtende Beeinflussung der Meinungsbildung innerhalb der SPD von außen – Fremdbestimmung eben. Und diejenigen, die in der SPD nur noch ihr vorausgegangenes Handeln rechtfertigen und „stolz“ (Steinmeier) darauf sind, auf das, was sie angeblich geleistet haben und diejenigen, die Sozialdemokraten auf den Stand von 1893 (also drei Jahre nach Bismarcks Sozialistengesetz) gebracht haben, dienen als Handlanger für diese Fremdbestimmung.
Dabei sind die Interviews mit den nur noch zäh an ihrem Kurs festhaltenden Betonköpfen der SPD durchweg journalistische Armutszeugnisse, sie enthalten nicht den geringsten Neuigkeitswert, sondern nur Wiederholungen der immer gleichen Behauptungen.
Wir sind auf diese Ausreden schon vielfach eingegangen und könnten uns gleichfalls nur wiederholen. Aber wir wollen keine Papageien sein.
Deshalb nur noch ein paar Beispiele dafür, wie da Meinung gemacht werden soll:
Steinmeier wiederholt immer wieder die Behauptung „Wir haben in alle Richtungen verloren, aber eindeutig mehr zur Union und FDP als nach links. Darum finde ich es nicht plausibel, dass eine Öffnung nach Links mit Hurra die SPD jetzt aus der Krise führen würde.“
Auch wenn man einmal davon absieht, dass (vielleicht) 1,4 Millionen Wähler von der SPD zur CDU und FDP gewandert sind, weil sie vermutlich bei der Alternative zwischen Kopie und Original lieber gleich das Original wählten, so soll doch mit dieser dazu noch äußerst zweifelhaften „Wählerwanderung“ davon abgelenkt werden, dass die Sozialdemokraten 2.130.000 an die Nichtwähler verloren habenund darüber hinaus noch 1.110.000 an die Linke.
Steinmeier sollte sich an die eigene Nase fassen, wenn er sagt, dass das „alles nicht zusammenpasst“. Er sagt z.B.: „Die Menschen leben länger, bekommen länger Rente, und weniger Junge zahlen in die Rentenkasse ein. Das ist Mathematik und die schlichte Wahrheit.“ Damit will er die Rentenkürzungen und die Rente mit 67 verteidigen.
Aber es ist eben nur die halbe Wahrheit und die kann bekanntlich eine Lüge sein. Was er nämlich unterschlägt, ist die Tatsache, dass die Rentenkasse eben nicht nur von der demografischen Entwicklung, sonder viel stärker von der Erwerbstätigenquote, von der Produktivität, von der wirtschaftlichen Entwicklung und damit von der Größe des „Kuchens“ abhängig ist, den es in 30 oder 40 Jahren zu verteilen gibt. Solche viel einflussreicheren Variablen mit in die Rentenrechnung mit einzubeziehen, das wäre Mathematik. Aber diese etwas differenziertere Mathematik beherrscht Steinmeier offenbar nicht oder er ignoriert sie einfach.
„Wir haben die Arbeitslosigkeit gesenkt, die Sozialkassen gefüllt, den Bundeshaushalt in Ordnung gebracht“, behauptet Steinmeier, obwohl der gegenwärtige Anstieg der Arbeitslosigkeit, die Löcher in den Sozialkassen und der dramatische Anstieg der Neuverschuldung in schlagend widerlegt. Nicht seine „Reformen“ haben das möglich gemacht, sondern die konjunkturelle Situation. Und Konjunkturpolitik kam in den Reformen nicht vor. Weil die Agenda Wirtschaft sozusagen vom Schwanz aufgezäumt hat. Wie sollten denn durch eine bessere Vermittlung und durch ökonomischen Druck auf Arbeitslose zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden? Jedenfalls keine Arbeitsplätze, die einen fairen Lohn bringen.
Und wieder einmal soll nicht etwa Steinmeier sondern Lafontaine für den Niedergang der SPD verantwortlich sein: „Er hat jetzt zum dritten Mal dazu beigetragen, dass Peter Müller Ministerpräsident wird.“ Dass die SPD bei der Landtagswahl am 30. August 2009 im Saarland trotz einer relativ hohen Wahlbeteiligung absolut weniger Stimmen bekommen hat als 2004 und um über sechs Prozent abgesackt ist, übersteigt wohl die Rechenküste unseres Mathematikers.
Und natürlich beschönigt er wieder einmal den einmaligen Coup des Spitzenkandidaten, sich eine halbe Stunde nach der größten Niederlage zum Fraktionsvorsitzenden auszurufen: „Es wäre natürlich die einfachste Lösung gewesen, nach einer so bitteren Niederlage aus der Verantwortung zu fliehen.“
Geplant war das von Müntefering und Steinmeier noch ganz anders: Steinmeier sollte sich zwei Tage nach der Wahl zunächst zum Fraktionsvorsitzenden wählen lassen und mit diesem (Wahl-) Amt im Rücken den Anspruch auch auf den Parteivorsitz anmelden.
Da hat ihm aber eine kleine Gruppe von unsortierten Opponenten in einer ziemlich spontanen Aktion die Suppe versalzen.
Was ihm nun aber als SPD-Vorsitzenden versagt blieb, macht er jetzt eben als Fraktionsvorsitzender: Er verkündet, wo es mit der SPD lang gehen soll.
Eigentlich müssten ihm die Delegierten auf dem Bundesparteitag der SPD Mitte November in Dresden schon aus Gründen der demokratischen Kultur das Misstrauen aussprechen.
Mit Schröder, Steinmeier, Müntefering, Clement und Steinbrück hat die „Sozial“-„demokratische“ Partei Deutschlands ihr „soziales“ Markenzeichen verloren, jetzt ist sie drauf und dran sich auch noch ihre „demokratische“ Kultur rauben zu lassen. Vom guten Namen SPD stimmte dann nur noch der Buchstabe D.
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9. Oktober 2009 um 9:42 Uhr | Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Steinmeier als Handlanger der Springer-Presse
Veröffentlicht in: Das kritische Tagebuch, DIE LINKE, SPD, Strategien der Meinungsmache
Gestern analysierte Albrecht Müller die Fremdbestimmung der SPD mit Hilfe der Springer Medien und belegte das etwa u.a. mit dem ersten Namensartikel Steinmeiers nach der Wahl in Springers Welt. Noch am gleichen Tag konnte sich Springers Bild-Zeitung mit dem „ersten Interview nach dem SPD-Wahl-Wahl-Debakel“ rühmen. Die Schlagzeile ist bezeichnend: „Jetzt spricht Steinmeier“. Wolfgang Lieb
Steinmeier weiß, was er tut
Üblicherweise benutzt dieses rechte Kampf- und Hetzblatt die Formel „Jetzt spricht…“ dann, wenn es jemand – etwa einer betrogenen Ehefrau oder Verona Poth – über die es negative Schlagzeilen gegeben hat, eine Plattform zur Rechtfertigung oder zu einem Gegenangriff bieten will. Die Bild-Zeitung also als Sprachrohr für Steinmeiers Retourkutsche gegen das in dieser Woche abgelaufenen Personalrevirement in der SPD-Parteiführung und zugleich als Paukenschlag gegen Stimmen innerhalb der SPD, die nach der historisch zu nennenden Niederlage eine „Erneuerung“ der Strategie und der politischen Ausrichtung der Sozialdemokratie anmahnen.
Man darf Steinmeier nicht unterstellen, dass er nicht wüsste, dass die Springer-Zeitungen die Haupttrommler der konservativen Medientruppe für den anpasserischen Rechtskurs der SPD darstellen. Steinmeier wusste ziemlich genau, warum er für seine ersten Verlautbarungen als Vorsitzender der neuen SPD-Bundestagsfraktion die Welt und Bild nutzte. Dort stehen die stärksten Meinungs-Bataillone für seinen politischen Kurs. (Daran ändern auch sporadisch eingestreute Gastbeiträge wie der von Michael Müller, nichts.) Erwartungsgemäß wurde das Bild-Interview auch den ganzen Tag über alle Nachrichtensendungen transportiert und wir auch von vielen einschlägigen Zeitungen aufgegriffen.
Dabei hat Steinmeier keine Silbe gesagt, die von dem abweicht, was er schon immer gesagt hat.
Er hat Hartz IV verteidigt, die Rente mit 67 und er hat sich wieder einmal von der Linkspartei abgegrenzt. Er stehe damit „keineswegs“ auf verlorenem Posten, sagt er: „Und ich rate allen, jetzt nicht die Schlachten des Jahres 2003 noch einmal zu schlagen. Die Bilanz unserer elf Jahre in der Regierung ist gut. Es gibt keinen Grund, sich dafür zu verstecken.“ Und er hat die undifferenzierte und dümmliche Polemik gegen die Linkspartei zum hundertsten Mal wiederholt: „Deutschland raus aus der Nato und der anti-europäische Kurs der Linkspartei – das ist mit der SPD nicht zu machen.“
(Dümmlich schon deshalb, weil die Linke ja nicht raus aus der Nato fordert, sondern deren Ersetzung durch ein kollektives Sicherheitssystem unter Beteiligung Russlands [PDF – 317 KB] und weil sie nicht etwa europafeindlich ist, sondern – anders als der von ihr abgelehnte Lissabon Vertrag – „für eine soziale, demokratische und friedliche Europäische Union“ eintritt. Aber weil es Steinmeier um „Totschlagargumente“ geht, muss er die Ebene einer sachlichen Auseinandersetzung wieder einmal verlassen.)
Steinmeier bedient sich der Springer-Presse, um sein totales Scheitern zu verteidigen und er macht sich gleichzeitig zum Handlanger eines konservativen Medienmainstreams, der Schwarz-gelb an die Regierung gebracht hat und wesentlich dazu beigetragen hat, die SPD auf ihr schlechtestes Nachkriegsergebnis absacken zu lassen.
Steinmeier kennt natürlich die Kampagnen der Springer-Presse gegen die SPD und damit – wenn auch nicht direkt auf seine Person bezogen – gegen ihn, als „Kandidaten“. Dass er sich auch nach der Niederlage immer noch vor deren Karren spannen lässt, kann einen rationalen Grund nur darin haben, dass er seine (politischen) Felle davon schwimmen sieht. Und dass er diese Gefahr sogar als so groß ansieht, dass er ausgesprochene Feinde der SPD (von politischem Gegner kann man bei der Bild-Zeitung nun wirklich nicht mehr sprechen) als seine Bündnispartner sucht, um einen Kurswechsel innerhalb der Sozialdemokratie mit allen Mitteln zu verhindern. Womit Steinmeier in Präsidium und Vorstand der SPD offenbar nicht mehr durchgedrungen ist, das holt er jetzt vor einem Millionenpublikum nach – ohne dass ihm jemand aus seiner Partei direkt entgegnen könnte: „Jetzt spricht Steinmeier“
Wenn Gabriel oder die (gar nicht so) neue Führungsmannschaft die SPD wirklich „erneuern“ wollten, müssten sie eigentlich Steinmeier zurückpfeifen. Aber das können sie gar nicht mehr, weil Steinmeier als SPD-Fraktionsvorsitzender schon gewählt ist und sich daran – auf absehbare Zeit – auch nichts mehr ändern lässt. Und Steinmeier nutzt seine neue Funktion schamlos aus.
Was will Steinmeier damit erreichen?
Er will damit demonstrieren, hier stehe ich als neuer Fraktionsführer mit der SPD-Bundestagsfraktion als „Kraftzentrum“ im Rücken und dort steht ihr von SPD-Parteiführung, die ihr viel reden könnt, aber nichts zu sagen habt. Die praktische, alltägliche Politik der SPD bestimme ich, Steinmeier!
Steinmeiers betonhartes Festhalten am Agenda-Kurs und an der Ausgrenzung der Linken, sind ein eindeutiges Signal an den SPD-Bundesparteitag Mitte November in Dresden. Die Delegierten sollen wissen, wenn ihr etwas anderes beschließen solltet, als das, was ich als Fraktionsvorsitzender vorgebe, dann spaltet ihr die SPD. Es ist genau die von Schröder übernommene Erpressungsstrategie gegenüber der Partei.
Der einzige Unterschied ist, dass Steinmeier nicht mehr Regierungschef sondern „nur“ noch Fraktionsvorsitzender ist. Steinmeier und Müntefering wussten am Wahlabend ziemlich genau, warum sie in einem Atemzug mit dem Eingeständnis der Niederlage unter dem Applaus der Claqueure Steinmeier als den künftigen Fraktionsvorsitzenden bestimmten. Der künftige SPD-Vorsitzende Gabriel ist zwar nicht mehr wie unter Schröder in die Kabinetts- aber jetzt in die Fraktionsdisziplin eingebunden.
Die Springer-Presse weiß, was sie will
Dass die Springer-Presse und andere Medien, die Albrecht Müller als Beleg für die Fremdbestimmung der SPD als Beispiele angeführt hat, politisch daran interessiert sind, dass die SPD auf ihrem Kurs der Anbiederung an die Union (beschönigend heißt das „die Mitte“) bleibt, versteht sich von selbst. Sie wollen nicht, dass der neuen von ihnen herbei geschriebenen „bürgerlichen Regierung“ zu viel Wind aus der Opposition entgegenweht. Wie sagte doch Merkel zu Steinmeier in der Kanzlerrunde am Wahlabend so schnippisch: Sie müssen aufpassen, dass sie in der Opposition nicht dem widersprechen, was sie in der Regierung vertreten haben.
Die Konservativen wissen ziemlich genau, was Schwarz-gelb an Zumutungen bringen wird.
Fast die gesamte Medienlandschaft hat ja in Sachen SPD offenbar nur zwei Fragen: Erstens, öffnet sich die Partei nach links und zweitens, bricht sie ihr Tabu gegenüber der Linkspartei. Das schüren von Ängsten in der Bevölkerung gegen alles was „links“ erscheinen könnte, das ist eben die uralte Methode der Konservativen, im Kampf um die Macht. Die Verweigerung einer kritischen Aufarbeitung der Wahlniederlage der SPD, das Ausklammern einer inhaltlichen Debatte über ein politische Alternative zu Schwarz-gelb in den Medien hat ja seine Gründe:
- Der Teil der Medien, die die neue Regierung gewollt hat, muss, um der eigenen Glaubwürdigkeit willen, Merkel und Westerwelle nun auch nach der Wahl unterstützen. Wer Partei ergriffen hat, kann nun nicht einfach die Partei wechseln.
- Schon die Verteufelung der Linkspartei und der massive Druck auf die SPD, eine Kontaktsperre zu dieser Partei aufrecht zu erhalten, war ja der Sorge der Konservativen geschuldet, es könne wieder eine „linke“ Mehrheit im Bundestag geben und irgendwann könnte es sich die SPD anders überlegen und eine solche Machtoption für eine andere Politik auch wahrnehmen. Jetzt nach der Wahl ist die Angst der konservativen Meinungsmacher nicht geringer geworden, sie müssen nämlich befürchten, dass die von ihnen „verführten“ Wählerinnen und Wähler schon ziemlich bald erkennen, dass sie verraten oder verschaukelt worden sind. Es gilt deshalb, diejenigen, die gegen die neue Regierung opponieren oder gar zum Widerstand in der Bevölkerung aufrufen könnten, zu schwächen oder wenigstens zu verhindern, dass die Opposition an einem Strang zieht.
Die Welt hat ihre Angst vor einem Kurswechsel der SPD in schöner Offenheit ausgesprochen:
Trotz ihrer Wahlniederlage und dem mageren Ergebnis von 23 Prozent geht die SPD vielleicht sogar einer rosigen Zukunft entgegen. Zwei Gründe sprechen dafür: erstens die allgemeinen Mehrheitsverhältnisse, zweitens die Bündnisoptionen. Die SPD ist die einzige Partei im Bundestag, die mit allen anderen dort vertretenen Parteien Koalitionen schließen kann: mit der ‘Linken’ genauso wie mit den Freien Demokraten, mit der Union genauso wie mit den Grünen. Die Vielfalt der Optionen wird sie über kurz oder lang nutzen – zum Leidwesen von CDU und CSU.
Diese „allgemeinen Mehrheitsverhältnisse“ und diese „Bündnisoptionen“ gilt es, mit aller Macht zu verhindern – und dazu bietet sich Steinmeier als Handlanger an.
Was könnte aber die Motivation von Steinmeier sein, dass er dazu die Hand bietet?
Die banale Erklärung ist, dass er als der „Consigliere“, also als Leiter des Stabs hinter seinem Boss Gerhard Schröder, die Agenda-Politik eingefädelt hat und nun – und sei es nur zur Rettung auch des eigenen Bildes in der Geschichte – sich daran festklammern muss.
Als tiefgründigere Erklärung für die Fortsetzung der Zerstörung der eigenen Partei bietet sich mir nur an, dass Steinmeier diese Partei immer nur genutzt hat, um sich mit ihrer Hilfe in Ämter hieven zu lassen. Die SPD hat sozusagen seine persönliche Aufsteigermentalität befriedigt.
Es gehört zur Tragik von Schröder wie von Steinmeier, dass sie es – aus „kleinen Verhältnissen“ kommend – mittels ihrer Partei geschafft haben, ganz nach oben zu kommen. Dort angekommen, haben sie ihre Herkunft vergessen und sich „denen da oben“ zugehörig gefüllt. Dennoch haben sie sich weiter als „Aufsteiger“ verhalten und sich den Machteliten gefällig zeigen wollen, um ihre Zugehörigkeit zu beweisen. Das ist für mich eine Erklärung dafür, dass Schröder und Steinmeier politisch umgesetzt haben, was etwa ein gestandener Konservativer wie Helmut Kohl nie gewagt hätte.
So galt für Schröder und Steinmeier in der Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik vor allem die Unternehmerlogik. Man hatte es geschafft, mit den „Großen“ der Wirtschaft „am Tisch“ zu sitzen und man implementierte deren (einzel-)unternehmerische Interessen, als „alternativlose“ und „objektiv notwendige“ Politik. Genauso war für Wolfgang Clement und ist noch heute für den Seeheimer Kreis, jeder, der Unternehmern widerspricht, gleich ein Gegner der Wirtschaft. Die SPD konnte so nie ein eigenständiges wirtschaftspolitisches Konzept entwickeln und schon gar nicht konnte damit in Deutschland makroökonomisches Denken Platz greifen. In ihrer kleinen (ökonomischen) Welt, sei es nur darum gegangen durch Lohn- und Sozialdumping den deutschen Unternehmen ein für alle Mal absolute Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, schreibt Heiner Flassbeck zu Recht.
Es geht nicht um die SPD sondern um die Demokratie
Man könnte nun resignierend sagen: Lass Steinmeier an seiner Agenda festhalten und lass ihn mit Hilfe und als Handlanger des konservativen Lagers die SPD weiter auf seinen Kurs zwingen. Die Sozialdemokraten erledigen sich ja damit von selbst.
Aber das wäre zu kurz und nur parteipolitisch gedacht und würde gerade das, worum es eigentlich gehen muss, nämlich eine andere Politik für die große Mehrheit der Menschen zu ermöglichen, ausblenden.
Es könnte sogar gut sein, dass die SPD von den zu erwartenden harten Einschnitten der „bürgerlichen Koalition“ wieder profitiert und das könnte sogar Steinmeier ohne sein Zutun zu gute kommen.
Dann träfe das wieder ein, was Flassbeck für eine Gefährdung der Demokratie hält:
Mit der Übernahme der herrschenden ökonomischen Lehre, die nichts anderes als simple Unternehmenslogik bietet, bringt sich die Sozialdemokratie um jede Chance und jede Perspektive. Wenn sie regiert, verliert sie ihre Anhänger und Mitglieder, weil die Ergebnisse wirtschaftlich und sozial katastrophal sind. Wenn sie opponiert, hat sie wirtschaftspolitisch keine Alternative zu bieten, muss also auf der Scheitern der Konservativen warten, um denn nach der Regierungsübernahme wieder selbst zu scheitern. Das Ergebnis solchen wechselseitigen Scheiterns gefährdet die Demokratie.
(Heiner Flassbeck, Gescheitert. Warum die Politik vor der Wirtschaft kapituliert. S.21)
Nicht nur im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung, sondern vor allem auch im Interesse der Demokratie ist eine Alternative zur bevorstehenden Regierungspolitik dringend notwendig.
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16. Juni 2009 um 9:22 Uhr | Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Frank-Walter Steinmeiers Mythomanie
Veröffentlicht in: SPD, Strategien der Meinungsmache, Wahlen
Wie nach jeder der verlorenen Wahlen, lassen sich die Delegierten auf dem außerordentlichen SPD-Bundesparteitag in die Traumwelt vom nächsten Wahlsieg entrücken.
Der Parteitag erinnerte stark an die Wahlkonvente der amerikanischen Parteien, wo die Delegierten die Rolle einer Fan-Gemeinde einnehmen und jubelnd ihre Pappschilder schwenken. Da redet Steinmeier seine zurückliegende Politik schön und tut so, als müssten die Wählerinnen und Wähler nur noch davon überzeugt werden, dass sie sich bisher ständig geirrt hätten. Da wird die nächste Wahl als Richtungsentscheidung hochgespielt und gleichzeitig verkündet, dass man die Richtung gar nicht ändern will, sondern in die „Mitte“ strebt. Der Euphorie der Delegierten über eine einzige Rede dürfte bald die Ernüchterung folgen, wenn es darum geht die Wählerinnen und Wähler anzusprechen. Selbst die konservative Presse jubelt über Steinmeier, ob aus Mitleid oder aus der Gewissheit heraus, dass diese SPD keine Gefahr mehr für das „Weiter-so“ der kommenden Regierung darstellt. Wolfgang Lieb
Damit kein Missverständnis aufkommt: Ich verstehe es nur zu gut, dass eine Partei vor einer Wahl zusammensteht und dass sie sich in Siegesstimmung versetzen möchte, aber wenn man so tut, als könne eine einzige Rede alles Zurückliegende vergessen machen und als könne eine gute Rhetorik Vertrauen in die Zukunft schaffen, dann grenzt das an Realitätsverlust.
Partei als Fußballverein
Steinmeier: Der letzte Sonntag war kein guter Tag für uns! Das war Mist! Mich ärgert es wie Euch!
Aber heute ist ein neuer Sonntag. Heute sind wir hier, um auf die nächste Wegstrecke nach vorn zu blicken. Orientierung zeigen, Kräfte bündeln. Vor allen Dingen aber, um Grund zu legen für einen fulminanten Wahlkampf. Gemeinsam mit Euch, liebe Genossinnen und Genossen.
Europawahl ist das eine, Bundestagswahl ist was anderes. Nichts ist entschieden für den 27. September.
Wie ein Fußballtrainer einer Zweitliga-Mannschaft nach einer katastrophalen Niederlage gegen ein Erstliga-Team versuchte Steinmeier seiner Mannschaft Hoffnung auf einen unmöglich erscheinenden Sieg im Rückspiel einzureden. Er sprach nicht von seinen eigenen taktischen und strategischen Fehlern bei den bisherigen Niederlagen und schon gar nicht darüber, ob das spielerische Potential seiner Mannschaft ausreicht, dem Gegner beim nächsten Aufeinandertreffen Paroli bieten zu können.
Offenbar scheinen die Motivationskünste im fensterlosen Saal gewirkt zu haben, die Delegierten brachen wie die unerschütterlichen Fans eines Absteigers in Begeisterungsstürme aus, hielten ihre Jubelschilder in die Höhe und sangen abschließend das Vereinslied.
Die SPD übte mal wieder das, was sie seit Jahren am besten kann, nämlich Disziplin und Gefolgschaftstreue. Es gab kein kritisches Wort zum „einstimmig“ verabschiedeten „Regierungsprogramm“ , es herrscht „Ruhe in der Notgemeinschaft SPD“.
Steinmeier: Ein Signal der Geschlossenheit, ein Signal der Entschlossenheit, ein Signal des Aufbruchs. Das ist unsere Botschaft für den heutigen Tag.
Egal wie der (politische) Tabellenstand auch sein mag, egal wie viel Spiele hintereinander verloren wurde, egal ob das letzte Spiel geradezu katastrophal verloren wurde, das spielt alles keine Rolle: Wir werden es schaffen. Es ging wie in einer Fußballkabine ausschließlich darum, Mut zu machen, so als könnten Worte Flügel verleihen.
Der Kandidat als Mythomane
Steinmeier: Alles, was Deutschland in den letzten Jahren vorangebracht hat, alles was dieses Land vor der Krise gestärkt und in der Krise zusammengehalten hat, kam von uns.
Einen solchen Satz kann eigentlich nur jemand sagen, der sich seine eigene Traumwelt aufgebaut hat.
Da ist also die SPD auf „Investitionen in Bildung… gekommen“, obwohl die Bildungsausgaben in den letzten Jahren zurückgegangen sind. Da hat die SPD das „Schulstarterpaket vorgeschlagen und umgesetzt“, ohne dass dazu gesagt wird, wer eigentlich dafür verantwortlich war, dass es die Hartz IV-Familien gibt, die für ihre Kinder keine Schulbücher und Stifte mehr bezahlen können. Da hat die SPD die „Umweltprämie für Autos erfunden“, obwohl das eine Erfindung der Automobillobby war, mit der auch noch die umweltschädlichsten Spritfresser gefördert wurden. Da hat also die SPD „die Begrenzung der Managergehälter…durchgesetzt“, man fragt sich nur wo? Da hat die SPD „die Investoren für Opel…gesucht und gebracht“, gerade so als hätte Steinmeier Magma und der russischen Sperbank aufgetrieben und als hätten diese mit ihren gerade mal 100 Millionen Investitionszusagen Opel schon gerettet.
In der Medizin bezeichnet man ein eine derartige systematische Tendenz zum maßlos übertreibenden Fabulieren, wo es dem Betroffenen nicht mehr möglich ist, zwischen seinen realen Erlebnissen und seinen imaginären Vorstellungen zu unterscheiden, mit dem Krankheitsbild Mythomanie. Also einer narzistischen Persönlichkeitsstörung, die ein mangelndes Selbstwertgefühl gepaart mit einen übertriebenen Geltungsdrang verbindet.
Der Wähler muss sich geirrt haben
Steinmeier: Ohne uns sähe das Land heute anders aus. Leute, wenn wir das nicht sagen, sagt das keiner. Sagt es laut, sagt es täglich, sagt es überall. Sagt es mit Stolz. Dann werden wir auch andere überzeugen.
Gerade weil das Land heute anders aussieht und weil man das vor allem den Sozialdemokraten anlastet, haben die die Mitglieder geradezu fluchtartig die SPD verlassen und haben die Wählerinnen und Wähler die einstmalige Volkspartei abgestraft. Die Euphorie der Delegierten auf dem Parteitag dürfte rasch in Depression umkippen, wenn sie diese Botschaft „mit Stolz“ in „die Wohngebiete und Einkaufszonen, zu den Straßen- und Kinderfesten, zum Seniorennachmittag, vor die Betriebstore und in die Vereine, auf dem Arbeitsplatz oder im Bekanntenkreis“ zitieren.
Die SPD scheint offenbar die einzige Partei zu sein, die ihre Wähler davon überzeugen will, dass sie sich irren.
Steinmeier: Gerd, weil ich Dich hier sitzen sehe, ich werde seit September immer wieder gefragt, ob die SPD nicht jetzt eine andere Politik macht als mit Schröder. Natürlich wollen die hören, dass wir abschwören, der Reform von Arbeitsmarkt und Wirtschaft, die wir durchgekämpft haben; ja, auch mit viel schmerzhaftem Streit in den eigenen Reihen.
Steinmeier tut gerade so als habe Gerhard Schröder nicht die letzte Wahl verloren, er tut gerade so als hätte seine Politik nicht dazu beigetragen, dass die SPD in den Ländern und Kommunen eine Wahl nach der anderen verloren hat und eine Woche vor diesem Parteitag auf einem historischen Tiefpunkt angekommen ist.
Die Union braucht kein Programm, sie hat die SPD
Steinmeier: Die Union, die hat bis heute kein Programm. Nicht einmal einen Entwurf. Und das zeigt, wofür die Union und ihre Vorsitzenden stehen. Ihr Motto lautet: Abwarten, Abgucken, Draufsetzen.
Steinmeier scheint nicht zu erkennen, dass die Union gar kein Programm mehr braucht, solange sie solche Sozialdemokraten hat, die für das, was die Politik in den letzten Jahren für die Mehrheit der Menschen gebracht hat, die Verantwortung übernimmt und darauf auch noch stolz ist.
Steinmeier hat nicht begriffen, dass „Abwarten, Abgucken, Draufsetzen“ das Erfolgsrezept der CDU-Vorsitzenden und Kanzlerin ist. Ja, die CDU konnte „abwarten“, bis Schröder die Hartz-Gesetze durchgezogen, die gesetzliche Rente ruiniert und das Vertrauen in das Vertrauen in die Arbeitslosenversicherung zerstört hat. Sie konnte die Agenda-Politik „abgucken“ und dann noch einen „draufsetzen“, ohne dass die negativen Folgen für die Menschen der Union angelastet wurden. Die CDU konnte sich nach Gelb und nach Grün offen halten, während die SPD das Kanonenfutter für die Konservativen zur Abwehr eines politischen Kurswechsels und einer Politik links von der Mitte abgab.
Die Mitte als Richtung
Angesichts von elf Jahren sozialdemokratischer Regierungs(mit)verantwortung, zuletzt unter einer CDU-Kanzlerin will Steinmeier den Delegierten und den Wählerinnen und Wählern die Bundestagswahl zur „Richtungswahl“ erklären.
Steinmeier: Bei Richtungswahlen geht es um Richtungsfragen und Richtungsthemen…
Ich habe den Opelanern in die Augen geschaut. Ich habe ihre Angst gesehen, ihre Hoffnung. Ich sage niemandem in Not: „Du bist nicht systemrelevant.“ Keiner von uns würde das tun. Das ist der Unterschied zur Union!
Hatte sich aber nicht die Kanzlerin bei Opel dafür feiern lassen, dass sie ihren Insolvenzminister in die Schranken gewiesen hat?
Steinmeier: Das ist der Unterschied zwischen mir und diesen Leuten: dass ich mich noch empöre! Mir macht das was aus! Ich nehme die Sorgen der Menschen ernst. Und ich weiß genau, worum es geht.
Ein empörter Steinmeier, ein Kanzlerkandidat, der Empathie zeigt, das hätte man sich schon lange gewünscht, statt diplomatischer oder bürokratischer Worthülsen und emotionsloser Betroffenheitsrhetorik. Doch auch auf diesem Feld dürfte er der zur „Mutter der Nation“ hochstilisierten Merkel kaum das Wasser reichen können.
Steinmeier: Zweite Richtungsfrage: Es geht um nachhaltige Industriepolitik, die gestaltet, statt ordnungspolitische Lehrbuchweisheiten. Volkswirtschaften wie die deutsche können nicht überleben, wenn wir uns nur gegenseitig die Haare schneiden. Wir brauchen Dienstleistungen. Wir brauchen sogar mehr Dienstleistungen. Ja. Aber in Großbritannien kann man gerade sehen, wohin das führt, wenn man allein auf Dienstleistungen und den Finanzsektor setzt.
Richtig erkannt, aber hätte es nicht zur Glaubwürdigkeit beigetragen, wenn er hinzugefügt hätte, dass man da aus Erfahrung klug geworden ist. Hat denn nicht bis vor einem Jahr der von Steinmeier in seiner Rede so hochgelobte Finanzminister Steinbrück verkündet: Was gut für den Finanzsektor ist, ist auch gut fürs Land. Und galt für ihn der Anteil des Finanzsektors am BIP in Großbritannien nicht bis vor kurzem noch als Zielgröße.
Steinmeier nennt noch drei weitere Richtungsfragen:
- Es geht um soziale Gerechtigkeit oder marktradikale Ideologie.
- Es geht um die Entscheidung, ob Deutschland eine sichere, erneuerbare Energiezukunft haben soll oder ob die Energiewende rückgängig gemacht wird.
- Es geht um Teilhabe und Chancen für viele statt Privilegien für wenige.
Das wären durchaus Richtungsentscheidungen in unserem Land, doch um die von Steinmeier erkannte „Richtung der Mehrheit in unserem Land“ einzuschlagen bedürfte es eines Richtungswechsels der SPD selbst. Doch für Steinmeier ist und bleibt die politische Himmelsrichtung seiner Partei die „neue Mitte“ und eben nicht die linke Volkspartei, wie das noch im Hamburger Grundsatzprogramm entschieden wurde.
„Frank-Walter Steinmeier hat gestern an seinem Kurs keinen Zweifel gelassen, und dennoch ist es ihm gelungen, die verunsicherte Partei aufzurütteln… Steinmeier hat die SPD wieder stärker in der Mitte positioniert“, schreibt konservative „Die Welt“ geradezu erleichtert, denn sie weiß, dass die Mitte längst von der Union besetzt ist und für die SPD am Wahltag nicht mehr viel Platz in der Mitte übrig bleiben wird.
Siehe dazu auch das Interview mit Franz Müntefering im DLF
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13. Juli 2007 um 22:26 Uhr | Verantwortlich: Albrecht Müller
Spiegel-Interview Steinmeier – ein lehrreiches Material zum Studium der laufenden und geplanten Meinungsmache.
Veröffentlicht in: einzelne Politiker, Kampagnen / Tarnworte / Neusprech, Strategien der Meinungsmache
Dieses Interview enthält gleich mehrere der absehbaren Linien der neoliberalen Meinungsmache und bestätigt auch einige der gängigen Methoden der Meinungsbeeinflussung. Wir bringen Auszüge, kommentieren und fassen vorweg zusammen. Albrecht Müller.
Steinmeier ist möglicherweise der Kanzlerkandidat der SPD. In jedem Fall wird er stellvertretender Vorsitzender und damit noch einflussreicher als bisher. Er war in der Vergangenheit wesentlich am Aufstieg Gerhard Schröders und an der Formulierung der Agenda 2010 und der anderen Reformen beteiligt.
In den Auszügen des unten folgenden Interviews wird sichtbar, dass ihn keinerlei Zweifel an der Richtigkeit dieser Politik plagen. Die eigene Propaganda wird bei ihm sichtbar schon zur wahrgenommenen Realität. Er nimmt die Realität der Folgen dieser Reform für unzählige Menschen nicht wahr, jedenfalls tut er so, als wüsste er nicht darum. Er formuliert fast schon bewundernswert affirmativ. Er strickt an mehreren Legenden.
Noch eine Anmerkung zu den Methoden. Es sind die üblichen Methoden einer wirkungsvollen Propaganda:
- Es wird maßlos übertrieben. (Wirtschaftswunder, Wucht der Globalisierung, …)
- Die Hauptbotschaften werden in Variation wiederholt.
- Angriff ist die beste Verteidigung (auf Besitzstandswahrer zum Beispiel),
- affirmativ (z. B. kein Zweifel an der Richtigkeit der Bomben im Kosovo Krieg).
- Der Psychotrick: Um eine Botschaft A (z. B.: die Reformpolitik war erfolgreich) zu vermitteln, wird die Botschaft B (die SPD hat sich für unser Land geopfert) formuliert. Wenn sich die SPD geopfert hat, wer zweifelt dann noch am Erfolg.
Die wichtigsten Botschaften, die Steinmeier uns vermitteln will und die mit Sicherheit in den nächsten Monaten penetrant wiederholt und von anderen ebenfalls verbreitet werden:
- Die Reformpolitik war nötig wegen der Globalisierung.
- Alles ist neu. Die Globalisierung ist ein neues Phänomen. Steinmeier spricht von der „Wucht“ der Globalisierung.
- Die Reformen mussten gegen den Willen des Wahlvolkes durchgesetzt werden. Die Bereitschaft der Menschen war nicht genügend entwickelt. Aber die SPD hat sich geopfert und unserem Land einen großen Dienst erwiesen.
- Die SPD war mutig und kraftvoll. (Mut und Kraft – diese Worte kommen häufig vor) Die SPD kann stolz sein.
- Die Umfrage-Schwäche der SPD ist nicht die Folge einer falschen Politik, sondern einer unzureichenden Verkaufe. Wir mussten handeln. Wir hatten keine Zeit für Überzeugungsarbeit.
- Mit etwas Abstand werden die Menschen das begreifen.
- Die Reformen waren nötig, um die sozialen Sicherungssysteme zu erhalten.
- Wir haben einen Boom. Ein Wirtschaftswunder.
- Er ist den Reformen zu verdanken.
- Die Linke verspricht den Weg zurück ins Paradies. Mit populistischen Parolen zurück ins Nirwana. Dieses Paradies gibt es nicht mehr.
- Die Linke predigt Isolationismus und den Rückzug Deutschlands auf eine Insel der Seligen.
- Koalitionen mit der Linken nicht im Bund wegen der Haltung der Linken zur Sicherheitspolitik und zum westlichen Bündnis, in Berlin schon. Keine prinzipielle Frage.
Und jetzt Auszüge aus dem Interview im Spiegel vom 9.7. – mit Kurzkommentaren in Klammern und in kursiver Schrift:
SPIEGEL-GESPRÄCH *
„Die SPD kann stolz sein“
Außenminister Frank-Walter Steinmeier, 51, über seine künftige Rolle als stellvertretender SPD-Vorsitzender, den richtigen Umgang mit der Linken und den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr
SPIEGEL: Herr Außenminister, SPD-Fraktionschef Peter Struck sagt, er sehne sich nach der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder zurück. Geht es Ihnen auch so?
Steinmeier: Natürlich war mir die Zeit mit Gerhard Schröder lieber. Wir haben den Kanzler gestellt, die größte Fraktion im Bundestag und auch noch die Mehrheit der Mitglieder im Kabinett.
SPIEGEL: Als Kanzleramtschef haben Sie damals maßgeblich eine Reformpolitik mitformuliert, die die SPD 180 000 Mitglieder gekostet hat. Qualifiziert Sie das für den Posten des Parteivize, den Sie anstreben?
Steinmeier: Ich stehe zu Schröders Reformpolitik seit 2003. Die Wucht der Globalisierung hatte uns überrascht, aber dann haben wir kraftvoll und entschieden reagiert. (Hier fällt auf: keinerlei Begründung für diese Übertreibung. Was ist denn 1999 passiert? Bei der Wahl 19 98 war Steinmeier und Schröder noch nicht von der Wucht getroffen. Komisch, innerhalb eines Jahres nach Regierungsantritt hatte sich die Welt verändert. – Interessant ist hier wie immer bei der Legendenbildung über die Reformen: es wird unterschlagen, dass Kohl schon seit 1982 Reformen machte und die SPD mit Schröder ein Jahr nach der Wahl unter Bruch der Wahlversprechen auf diesen Kurs eingeschwenkt ist. Da gab es in der Zwischenzeit nichts Neues, schon gar keine Wucht.) Deutschland auf einen neuen Kurs zu bringen war für uns kein Selbstzweck. Wir wollten erhalten, was uns Sozialdemokraten wichtig ist, zum Beispiel die sozialen Sicherungssysteme. (Die Chuzpe ist bewundernswert: die Regierung Schröder hat das Vertrauen in die Altersversorgung und in die Arbeitslosenversicherung zerstört.) Wir ahnten aber, dass die Bereitschaft der Menschen zu einer solchen Reformpolitik nicht genügend entwickelt war. Trotzdem musste gehandelt werden. Dafür haben wir bei vielen Landtagswahlen und bei der Bundestagswahl 2005 einen hohen Preis gezahlt. Aber mit etwas Abstand wird anerkannt, welchen Dienst die SPD unserem Land in diesem Jahrzehnt erwiesen hat.
SPIEGEL: Ist das Schröders und auch Ihr Aufschwung?
Steinmeier: Für mich persönlich wäre das zu viel der Ehre. Aber der Begriff Aufschwung scheint mir unzureichend für das, was wir gerade erleben. Ich würde es das dritte deutsche Wirtschaftswunder (ein Aufschwung, der bei der Mehrheit der Menschen nur wenig spürbar ist, wird zum Wirtschaftswunder hochstilisiert)nennen.
SPIEGEL: Wie bescheiden. Könnten Sie das bitte erläutern?
Steinmeier: (Das folgende zeugt von einem beachtlich schiefen Bild der Wirtschaftsgeschichte unseres Landes:) Das erste Wirtschaftswunder fand beim Wiederaufbau nach 1945 (das stimmt) statt, das zweite nach der Wiedervereinigung, allerdings von Helmut Kohl finanziert auf Pump. (Wie denn das? Erstens kam man bei der Wiedervereinigung an höheren Schulden nun wirklich nicht vorbei. Wichtiger noch: das Wirtschaftswunder dauerte gerade mal zwei Jahre. 19 92 schon ging es abwärts. Seitdem haben wir eine der längsten Stagnationen mit einem durchschnittlichen Wachstum von 1,2% bis 2005. Steinmeier verschweigt natürlich, dass die Regierung Schröder den kleinen Zwischen-Aufschwung von 1997 bis 2000 zusammen mit der Bundesbank abgebrochen hat, sinnigerweise mit der Folge wiederum massiv steigender Schuldenzuwächse.) Dieses dritte basiert auf unserem breitangelegten Reformprozess, der Deutschlands Antwort auf die Globalisierung markiert (Donnerwetter. Dieses Selbstbewusstsein möchte man haben. Natürlich wie immer kein Wort zu den Wirkungszusammenhängen zwischen Reformen und der wirtschaftlichen Belebung. Sind die Riester-Rente oder die Steuerbefreiung der Heuschrecken oder Hartz IV und die gescheiterten Hartz I bis III die Ursachen für das Wirtschaftswunder? Der Mann hat keine Ahnung von wirtschaftlichen Zusammenhänge, aber er überspielt die Ahnungslosigkeit prächtig) – natürlich flankiert von einer guten Weltkonjunktur. Wir haben eine Million Arbeitsplätze mehr dank der Agendapolitik; vor allem aber sind viele unsichere Jobs wieder sicherer geworden. (Diese Behauptung ist dreist. Denn die von der Regierung Schröder betriebene Förderung der Minijobs hat die sozialversicherungspflichtigen Jobs von 30 Millionen im Jahre 1990 auf etwas über 26 Millionen im Jahr 2005 sinken lassen) Und nur wer einen sicheren Arbeitsplatz hat, kann zu Recht wieder höhere Löhne fordern.
SPIEGEL: Komisch, dass Ihre Partei gar nicht stolz darauf zu sein scheint.
Steinmeier: Genau dafür werbe ich ja. Wir hatten den Mut und die Kraft, eine Politik durchzusetzen, die nicht auf den nächsten Wahltag ausgerichtet war. Darauf kann die SPD bis heute stolz sein.
SPIEGEL: Beschreiben Sie doch einmal aus Ihrer Sicht den Zustand der SPD. Was ist das heute für eine Partei?
Steinmeier: Die SPD ist drei großen Zielen verpflichtet. Sie ist die Partei des Friedens, der Arbeit und des sozialen Zusammenhalts. Dabei sind wir in der Lage, in der Regierung das Machbare vom Wünschbaren zu unterscheiden. Wir grenzen uns von denjenigen ab, die mit populistischen Parolen den Weg ins politische Nirwana wdh weisen.
SPIEGEL: Die Agenda 2010, die Schröder im März 2003 vorstellte, war für Ihre Partei eine Zäsur. Haben Sie genug getan, die Partei bei diesem Prozess mitzunehmen?
Steinmeier: Ich gebe zu, dass vieles als Reform von oben begriffen wurde. Die Agenda (eingeführtes Motiv: Die Politik war gut, nur schlecht verkauft.) ist nicht organisch von unten gewachsen.
SPIEGEL: Auch in den folgenden Jahren haben Sie die SPD und Teile der Öffentlichkeit nicht ausreichend überzeugen können.
Steinmeier: Reformdruck trifft meistens rasch auf Gegendruck. Da werden Besitzstände verteidigt. (Angriff mit gelerntem Denkmodell. Nicht der Versuch einer beispielhaften Begründung. Kein Bezug zur Realität.) Sicherlich wäre es günstiger gewesen, wir hätten uns mehr Zeit für einen geduldigen gesellschaftlichen Überzeugungsprozess genommen. (Botschaft B für A: zu wenig Zeit genommen insinuiert die Richtigkeit der eingeschlagenen Linie) Aber wir hatten diese Zeit nicht, wir mussten handeln. Die heutigen Ergebnisse zeigen (Affirmativ: richtiger Weg, Erfolg. Das wird einfach wiederholt behauptet, bis es sitzt), dass der Weg richtig war. (…) Nur mit genügend Selbstbewusstsein werden wir auch andere überzeugen können.
SPIEGEL: Danach sieht es derzeit nicht aus. Fast die Hälfte der SPD-Anhänger favorisiert die zentralen Forderungen der Linken, vom Abzug aus Afghanistan über die Rücknahme der Rente mit 67 bis zum Stopp von Hartz IV. Sind die Positionen der Parteiführung zu weit rechts für Ihre Kernwählerschaft?
Steinmeier: Das ist keine Frage von rechts oder links, sondern von richtig oder falsch. Oskar Lafontaine verspricht den Weg zurück ins Paradies der siebziger oder achtziger Jahre. Damals gab es die 35-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich, und bei leichten Rückenbeschwerden fand man einen Arzt, der einem die Papiere für die Frührente klarmachte. Internationale Krisen bekämpfte man mit Solidaritätsbekundungen, oder die Regierung schrieb den USA einen dicken Scheck aus. Dieses Paradies gibt es nicht mehr (Alles ist neu), und deshalb kann ich vor Lafontaines Versprechungen nur warnen. Er verspricht Milch und Honig, aber am Ende würde es doch nur Wasser und Brot geben. (Hier ist interessant, wieder einmal zu sehen, wie die heute führenden Sozialdemokraten mit der Vergangenheit ihrer eigenen Partei umgehen: Statt die früheren gesellschaftspolitischen Errungenschaften zu loben, werden sie schlecht gemacht. Statt frühere Außen- und sicherheitspolitische Taten und Erfolge zu rühmen, macht sich der heutige Außenminister und Sozialdemokrat darüber lustig. Weder die Entspannungspolitik der ersten Stunde noch die deutschen Anstöße zur KSZE waren Scheckbuchpolitik und auch nicht nur Solidaritätsbekundungen. Wie hier wichtige Erfolge verspielt und verschenkt werden, ist schon bemerkenswert.)
(…)
SPIEGEL: Welche Bedingungen müsste die Linke erfüllen, um für die SPD bündnisfähig zu sein?
Steinmeier: Das ist keine prinzipielle Frage mehr. In Berlin gibt es ja schon die rot-rote Koalition unter Führung von Klaus Wowereit. Entscheidend ist doch die Frage nach dem Bund. Als Außenminister erlebe ich hautnah im Bundestag, dass die Linken der internationalen Verantwortung Deutschlands nicht gerecht würden. Es geht um die Haltung zum westlichen Bündnis und die Solidarität, die daraus erwächst. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Kooperationen mit der Linken auf Bundesebene möglich
sein sollen.
SPIEGEL: Im Wahlkampf 1998 verlangten die Grünen einen Benzinpreis von fünf Mark pro Liter und das Ende von Auslandseinsätzen, trotzdem haben Sie mit ihnen koaliert. Warum geht so etwas nicht auch mit den Linken?
Steinmeier: Als die Grünen 1998 in die Regierung kamen, gab es im Grunde genommen so gut wie keine Erfahrungen mit Auslandseinsätzen.
SPIEGEL: Wie bitte? Drei Jahre schon stand die Bundeswehr damals in Bosnien, und die Grünen waren dagegen.
Steinmeier: Joschka Fischer und die Grünen haben rasch gelernt, wie wir in der Kosovo-Krise 1999 erlebt haben. Davon sind die Linken meilenweit entfernt, vor allem wegen ihrer beinahe nationalistischen Verengung.
SPIEGEL: Was meinen Sie damit?
Steinmeier: Eigentlich berufen sich linke Parteien gern auf die Tradition des Internationalismus. Diese Linke aber predigt den Isolationismus und den Rückzug Deutschlands auf eine Insel der Seligen.
SPIEGEL: Die Erfahrung mit den Grünen lehrt doch, dass der Realitätssinn einer Partei nach Regierungseintritt dramatisch schnell wachsen kann. Warum sollte das bei den Linken nicht auch passieren?
Steinmeier: Eine Bundesregierung ist keine Lehrwerkstatt. Da braucht es klare Perspektiven und klare Bekenntnisse. Diese waren 1998 von den Grünen zu erhalten. (Natürlich kein Wort dazu, dass der noch nicht gewählte Bundeskanzler Schröder und der noch nicht ernannte Bundesaußenminister Joschka Fischer im Oktober 1998 vom damaligen US Präsidenten Clinton bei einem Antrittsbesuch in Washington auf den Auslandseinsatz mit Bomben im Kosovo „eingestimmt“ worden sind.) Nichts spricht dafür, dass das mit der Linkspartei heute der Fall wäre.
(…)
Und so weiter.
* Mit den Redakteuren Georg Mascolo, Horand Knaup und Ralf Beste im Berliner Reichstag.
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(Warum die Ramelow-LINKE die Steinmeier SPD so mag…)
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Merkel-Regierung und Dank an Taliban-Terroristen:
“Martenstein zu Afghanistan
Wenn Taliban in Deutschland Asyl bekommen
Auch wer in Afghanistan für die Taliban gekämpft hat, kann in Deutschland auf Asylschutz hoffen. Unser Autor findet das ein bisschen beunruhigend.” Tagesspiegel
http://www.hart-brasilientexte.de/2015/02/04/islam-und-nazismus-adolf-hitler-empfaengt-den-grossmufti-von-jerusalem-anklicken/
:http://www.hart-brasilientexte.de/2014/11/19/judenhasser-feiern-attentat-auf-synagoge-in-jerusalem-2014-politisch-korrekter-deutscher-mainstream-verschweigt-das-stets-auch-in-deutschland-derartige-attentate-gros-gefeiert-werden-autoritaten-e/
“Doch hinter Kritik am Staat Israel verbirgt sich häufig Judenhass.” DER SPIEGEL 2017
2017
Auch wer in Afghanistan für die Taliban gekämpft hat, kann in Deutschland auf Asylschutz hoffen. Unser Autor findet das ein bisschen beunruhigend.” Tagesspiegel 2017
Offenbar gibt es in der Bundesrepublik eine neue, wachsende Gruppe von Einwanderern, es sind die Talibankrieger. Als ich das gelesen habe, dachte ich zuerst, es handele sich um Fake News aus der rechtsextremen Ecke. Aber es hat in Zeitungen gestanden, die als seriös gelten, unter anderem der „FAZ“.
Wenn in Afghanistan die Regierungstruppen einen Taliban beim Kampfeinsatz erwischen, dann droht dieser Person Folter. Auch Todesurteile gegen Talibankrieger kommen vor, 2016 waren es sechs, laut UN. Unter Berufung auf diese Tatsache geben afghanische Asylbewerber offenbar nicht selten an, dass sie für die Taliban gekämpft haben und deswegen Schutz brauchen. Einzelfälle sind das nicht. Es handele sich bereits um eine vierstellige Zahl, berichtet die „Welt“ unter Berufung auf das Bundesamt für Migration…
Ist diese Zuwanderung eine Bereicherung?
Ich fand das zuerst ein bisschen beunruhigend. Die obersten Ziele der Taliban sind ja die Errichtung eines islamistischen Staates, in dem es nicht so locker zugeht wie in Saudi-Arabien, und die Liquidierung von Ungläubigen. Sie haben – aus ihrer Sicht völlig verständlich – deshalb auch schon eine ganze Menge Bundeswehrsoldaten erschossen. Große Freunde von Frauenrechten scheinen die Taliban nicht zu sein, wobei sie mit Homosexuellen und Juden sogar noch unfreundlicher umspringen, die erschießen sie sofort, Hunde übrigens auch. Als Ungläubiger, Weintrinker und Hundehalter bin ich nicht sicher, ob diese Zuwanderung für mich eine Bereicherung darstellt. Andererseits, wenn man hier wirklich von den Taliban verfolgt wird, könnte man natürlich seinerseits einen Asylantrag in Schweden stellen, mit guten Chancen, vermute ich…Zitat Tagesspiegel
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http://www.hart-brasilientexte.de/2017/04/06/nato-stellvertreterkrieg-gegen-syrien-und-giftgas-2017/
http://www.hart-brasilientexte.de/2017/04/05/nato-stellvertreterkrieg-gegen-syrien-das-syrische-volk-die-faktenlage-parallelen-zur-ukraine/
“Unser Staat tut alles, um seinen Bürgern Sicherheit in Freiheit zu gewährleisten.” Merkel-Silvesteransprache 2016 – Wahrheit oder Fake News?
http://www.hart-brasilientexte.de/2016/09/22/us-airstrikes-on-syrian-troops-were-intentional-lasted-nearly-1-hour-assad-to-ap-russia-today-2016-nato-kriegsverbrechen-in-syrien-darunter-die-unterstuetzung-isla/
http://www.hart-brasilientexte.de/2016/09/18/nato-krieg-gegen-syrien-2016-und-die-berlin-wahlen-russland-weist-den-usa-weiteres-kriegsverbrechen-in-syrien-nach-islamischer-staat-konnte-in-syrien-nur-dank-nachschub-ueber-den-nato-staat-tuerk/
http://www.hart-brasilientexte.de/2016/09/10/die-ziele-des-voelkerrechtswidrigen-nato-krieges-gegen-den-irak-saeuberung-der-region-von-christen-als-eine-von-den-usa-gefuehrte-allianz-2003-in-den-irak-einmarschierte-lebten-noch-mehr-als-ein/
http://www.hart-brasilientexte.de/2016/11/21/angela-merkel-was-auftraggebenden-machteliten-westdeutschlands-sowie-der-nato-an-ihr-gefaellt/
Viele Menschen, die mit dem Boot aus Afrika nach Europa kommen, erhalten hier keinen Flüchtlingsstatus. In Italien wurden von 181.436 Migranten bislang nur 4.808 als tatsächliche Flüchtlinge anerkannt.
DER SPIEGEL: “Mekka Deutschland. Die stille Islamisierung”. Wer die Deutschen 2007 auf das Thema brachte…”Haben wir schon die Scharia?” Spiegel-Überschrift 2007. “Jahrzehntelang planierten deutsche Richter islamischen Fundamentalisten geradezu den Weg in die Parallelgesellschaft.” DER SPIEGEL – Vorkämpfer von Pegida und AfD?(Ironie)
»Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind.
Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.«
Türkischer Ministerpräsident Tayyip Erdogan
Illustrierte DER SPIEGEL aus der Merkel-Stadt Hamburg 2007:
Ausriß – DER SPIEGEL als “rechtes Verschwörungsblatt”?
“Haben wir schon die Scharia?”:http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990541.html
“Allzu viele Urteile spielten bereits Islam-Fundamentalisten in die Hände…Doch als die Anwältin der Frau, Barbara Becker-Rojczyk, die Ehe noch vor Ablauf des gesetzlich vorgeschriebenen Trennungsjahres scheiden lassen wollte, schaltete Richterin D. auf stur. “Eine unzumutbare Härte”, die eine sofortige Auflösung der Ehe nötig mache, liege “nicht vor”. Die Frau habe vielmehr damit “rechnen” müssen, dass ihr in einem islamisch geprägten Land aufgewachsener Mann sein religiös verbrieftes “Züchtigungsrecht” auch ausübe…In einer dienstlichen Erklärung legte die Richterin in Sachen Islam noch einmal nach: In Sure 4 Vers 34 enthalte der Koran “neben dem Züchtigungsrecht des Mannes gegenüber der ungehorsamen Ehefrau auch die Feststellung zur Überlegenheit des Mannes gegenüber der Frau”…
Nicht zuletzt deshalb müsse man der Frankfurter Richterin “fast dankbar sein, dass sie sich klar auf den Koran bezogen hat”, meint die Berliner Familienanwältin und prominente Frauenrechtlerin Seyran Ates: “Sie hat nur auf die Spitze getrieben, was unterschwellig vor Gericht oft da ist.” Richter würden – aus falsch verstandener Toleranz – die Wertvorstellungen muslimischer Subkulturen mildernd berücksichtigen und so der stillen Islamisierung in der muslimischen Parallelwelt Vorschub leisten. Damit plagt sich Anwältin Ates in ihren Prozessen oft herum. “In Frankfurt”, so Ates, “wurde zum ersten Mal ausgesprochen, was viele denken.”
Die Marburger Islamexpertin Ursula Spuler-Stegemann sieht dies ähnlich: “Haben wir schon die Scharia hier?”, fragt sie. Der Fall zeige, “dass hier Dinge aus dem Ruder laufen”…Die Debatte, die Richterin Christa D. nun erneut angestoßen hat, scheint die Deutschen wie in Fieberschüben heimzusuchen. Sie berührt die Frage, wie viel Anpassung der Rechtsstaat von Einwanderern verlangen darf oder muss. Akzeptieren die Deutschen die manchmal altertümlichen Vorstellungen anderer Kulturkreise? Gestatten sie also Gruppen, nicht nur neben der Bevölkerung in einer Parallelgesellschaft zu leben – sondern auch in einem anderen Zeitalter und mit einer ganz anderen Geschwindigkeit? Ist die Republik nicht verpflichtet, auch die Menschen, die der Gesellschaft fremd sind, mitzunehmen, wenigstens schon mal bis in die Gegenwart?…Allzu lange wurden ihnen keine großen Integrationsbemühungen abverlangt. Jahrzehntelang planierten deutsche Richter islamischen Fundamentalisten geradezu den Weg in die Parallelgesellschaft. Der Strategie islamischer Verbände, vor Gericht vermeintlich religiöse Freiräume zu erstreiten, hatten sie wenig entgegenzusetzen. Obwohl – so Johannes Kandel, Leiter des Referats Interkultureller Dialog in der Politischen Akademie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung – den Juristen klar sein musste, dass die “gruppenrechtliche Privilegierung gegen das Gleichheitsgebot der säkularen Rechtsordnung gerichtet ist”…
Der Kultur-Clash im Nachbarland lenkte auch in der Bundesrepublik den Blick auf Verhältnisse, die viele bis dahin gern mit dem Schlagwort “kulturelle Vielfalt” schöngeredet hatten: auf die schleichende Islamisierung in Randgebieten der Gesellschaft, auf Parallelwelten mitten in deutschen Städten. Und ironischerweise passierte all das noch bis vor wenigen Jahren mit tatkräftiger Unterstützung des Rechtsstaats und seiner Diener.
In vielen kleinen Urteilen kamen deutsche Richter, oft mit gutem Grund, den Muslimen im Land entgegen…
Auch in puncto Moscheebau haben Muslime deutsche Gerichte oft auf ihrer Seite. Nachbarn hätten es “grundsätzlich hinzunehmen”, dass sie vor Sonnenaufgang
geweckt werden, entschied das Bundesverwaltungsgericht schon 1992…Als eklatanter Sündenfall auf dem Weg zur rechtlichen Absicherung islamischer Parallelwelten gilt Experten ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus dem Jahr 1993. Die Richter entschieden, eine 13-jährige Türkin sei vom Sport- und Schwimmunterricht zu befreien, wenn dieser nicht streng nach Geschlechtern getrennt angeboten werde. Die Familie des Mädchens hatte argumentiert, das Kopftuch könne ja verrutschen…
Wie eine Meldung aus Absurdistan klingt auch, was das Bundessozialministerium im Sommer 2004 deutschen Krankenkassen ins Stammbuch schrieb: “Polygame Ehen sind anzuerkennen, wenn sie dem Heimatrecht der in Betracht kommenden Personen entsprechen.”
Im Klartext: Muslimische Paschas, in deren Herkunftsland die Vielweiberei – wie in Marokko, Algerien oder Saudi-Arabien – legal ist, konnten in begründeten Ausnahmefällen ihre Zweitgattin bei einer gesetzlichen Krankenversicherung beitragsfrei mitversichern…
Äußert sich der strenge Glaube der Eltern bei den Mädchen als extreme Form der Sittsamkeit, so schlägt er bei muslimischen Jungen oft als Rabaukentum durch. Paul Reiter, 47, Englisch- und Französischlehrer an einer Bochumer Gesamtschule, erlebt die Folgen der selbstgewählten aggressiven Ausgrenzung immer wieder im Klassenzimmer. Er kenne etliche “Schulversager mit Goldkettchen”, die durch antiamerikanische, antijüdische und sexistische
Sprüche auffielen. Sie redeten deutsche Frauen regelmäßig als “Nutten” an. Lehrerinnen versuchten, in manchen Klassen im Unterricht “einfach nur zu überleben”. Zitat DER SPIEGEL
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Welche stockreaktionären deutschen Rechtsparteien die Entwicklung vorantrieben, ist allgemein bekannt.
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Die Bürger werden eines Tages nicht nur die Worte und Taten der Politiker zu bereuen haben, sondern auch das furchtbare Schweigen der Mehrheit.
Bertolt Brecht (1898 – 1956)
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GroKo in Sachsen:
http://www.hart-brasilientexte.de/2017/12/12/sachsen-2017-die-schwesterparteien-cdu-und-spd-ihre-groko-die-politischen-witzfiguren-staerkste-politische-kraft-in-sachsen-die-pegida-afd/
Im Münchner Bertelsmann-Verlag veröffentlichte Jürgen Roth im Jahre 2000 ein gut recherchiertes Sachbuch mit dem Titel „Schmutzige Hände – Wie die westlichen Staaten mit der Drogenmafia kooperieren“. Im Pressetext wird auf „Verbrecher mit Parteibuch und Diplomatenpaß“ verwiesen, und daß die organisierte Kriminalität mit höchsten Regierungsstellen kooperiere: “Sie sind unangreifbar, mächtig und einflußreich, sie erpressen Regierungen, die sich wiederum ihrer bedienen – die auswechselbaren Protagonisten weltweit vernetzter krimineller Imperien. Wer wagt überhaupt einen Gedanken daran zu verschwenden, daß politische Entscheidungsträger demokratischer Staatengemeinschaften und mächtige westliche Konzerne genau das fördern, was sie vorgeben, mit aller Härte und Entschlossenheit zu bekämpfen? Sie scheinen – ob bewußt oder unbewußt, sei einmal dahingestellt – offensichtlich mit jenen anscheinend finsteren Kräften zu paktieren, die sie in aller Öffentlichkeit verdammen. Schlimmer noch: Sie gehen enge Allianzen mit mächtigen internationalen Verbrechern ein, ermöglichen ihnen die Anhäufung immenser Reichtümer, verschaffen ihnen Prestige in den staatlichen Institutionen….Warum werden Drogenkartelle und kriminelle Syndikate zur politischen Manövriermasse westlicher demokratischer Regierungen?…Weil in den letzten Jahren kriminelle Strukturen hofiert wurden, konnten sich diese Strukturen in unserem demokratischen System einnisten – insbesondere auch deshalb, weil sich kaum noch Widerstand gegen sie regt. Insofern ist das verbale und publizistische Trommelfeuer um den zu führenden Kampf gegen mafiose Strukturen und das organisierte Verbrechen in Wirklichkeit nicht mehr als eine Verhöhnung derjenigen, die bis heute davon überzeugt waren, genau diesen Kampf im Interesse einer intakten demokratischen Gesellschaft führen zu müssen. Aber die daran glaubten, sterben langsam aus. Sie resignieren. Und lassen sich ohne Gegenwehr die Hände binden, wenn ihre Ermittlungen in die Spitzen der Gesellschaft führen sollten.“
Deutschlands Machteliten zeigten nach dem Anschluß der DDR an die Bundesrepublik überdeutlich, mit welcher kriminellen Energie sie weiterhin vorzugehen bereit sind. Die flächendeckende vorsätzliche Wirtschaftsvernichtung und deren soziale Folgen wurden bereits ausreichend untersucht. Indessen wurde auch ein vergleichsweise kriminalitätsfreies Gebiet absichtlich dem organisierten Verbrechen geöffnet, was die Verbrechens – bzw. Gewaltrate geradezu sprunghaft ansteigen ließ. Westdeutsche machen sich gewöhnlich keinen Begriff, welche einschneidenden, einschränkenden Verhaltensänderungen bei den Ostdeutschen damit einhergingen: Angst vor Gewalttaten, Einschüchterung, Individualismus, hohes Mißtrauen gegenüber Mitmenschen, Selbstbewaffnung. Offener Verkauf lateinamerikanischen Kokains in Straßenbahnen von Halle, Schießereien zwischen Verbrecherbanden auf Bahnsteigen Leipzigs – Resultat jener hofierten kriminellen Strukturen,die nicht nur Jürgen Roth ausführlich analysiert hat.
Jürgen Roth: Wie die westlichen Staaten mit der Drogenmafia kooperieren. Bertelsmann-Verlag.
http://blauerbote.com/2017/12/24/fake-news-spiegel-faelscht-russische-attacken-auf-nato-staaten/
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Vatikan und Aleppo 2016, die NATO-Niederlage in Ost-Aleppo: “Wie viele Christen, die im Westteil von Aleppo unter Kontrolle der syrischen Armee ausgehalten haben, sieht der Bischof in den aufständischen Rebellen aus dem Ostteil Terroristen.” Radio Vatikan, Dez. 2016, zur Befreiung Ost-Aleppos. Was deutsche Staatsmedien nicht vermelden dürfen – sogar die Vatikan-Sicht(Papst Franziskus)fällt unter die scharfe Zensur…Ein Fall für den deutschen Presserat?
“Der Ostteil wird von den Terroristen und der Westteil von der Regierung kontrolliert.” Die Sicht des Vatikans unter Papst Franziskus bereits im Oktober 2016 – auffällig entgegengesetzt der Sicht von Merkel, Steinmeier,NATO etc…
…Der Bischof spricht von Terroristen, wenn er die Gegner des Regimes Assad meint, das ist ein Unterschied zu den Medienmeldungen in Europa. „Sie im Westen sprechen immer von Rebellen, aber für uns sind sie, weil wir hier im Ostteil wegen ihrer Angriffe sterben, Terroristen. Jeden Tag haben wir mindestens zehn Beerdigungen.“ Radio Vatikan
Die NATO-Niederlage von Ost-Aleppo:
Aus dem Ostteil sind in den letzten Tagen Tausende von Menschen in den von der Regierung kontrollierten Teil Aleppos geflohen. „Die Regierung hat schon seit vier Monaten Auffangorte vorbereitet, an die auch humanitäre Hilfen gelangen können. Ich glaube allerdings, dass das nicht reicht – man hat nicht mit so viel Menschen gerechnet. Allerdings sind einige der Flüchtlinge aus Aleppo-Ost jetzt nach dem Einzug der Armee dort in ihre Wohnungen zurückgekehrt.“ Radio Vatikan
…Joseph Tobji ist maronitischer Bischof von Aleppo, der in diesen Monaten am meisten umkämpften und leidenden Stadt. „Die Menschen leben mit dem Tod“, berichtet er aus seinem Bistum. „Man weiß nie, wann und ob man von einer Bombe oder einer Kugel getroffen wird.“ Und dann zieht er einen Vergleich mit der Geschichte Deutschlands: „Aleppo ist in zwei Teile geteilt, es ist leider wie ein neues Berlin. Der Ostteil wird von den Terroristen und der Westteil von der Regierung kontrolliert. Die meisten Menschen, etwa eineinhalb Millionen, leben im Westteil, auch die meisten von uns Christen… Radio Vatikan, Okt. 2016
…Dabei sei es dann nicht mehr wichtig, ob sie sich Daesh, IS oder Nusra nennen würden, Namen gäbe es Tausende, aber alle hätten dieselbe Ideologie. „Das ist ein extremer Fanatismus, der alles andere ablehnt und ein Reich errichten will, den ‚Islamischen Staat’, ein Kalifat: Wir oder nichts, das ist die Devise. Die meisten der Muslime hier in Syrien akzeptieren diese Ideologie nicht, weder die Sunniten noch die Schiiten. Das kommt von außen.“ Deswegen sei es auch möglich, interreligiös für den Frieden zu arbeiten. Da wachse unter den Trümmern etwas: „Wir Bischöfe treffen Imame und Muftis und setzen uns gemeinsam für den Frieden ein und für das Wohlergehen der Leute. Auch sie lehnen die Ideologie ab. Ab und zu wird zu einem Treffen von Jugendlichen oder einer Pfarrei ein Scheich dazugeladen, oder wir gehen zu ihnen. Wir kennen uns gegenseitig.“
…Syrien ist im Visier der großen Mächte, wie eine Torte zum Aufteilen. Dieser Krieg dient auch den wirtschaftlichen Interessen des Westens.“
Welche deutschen Medien die Sicht des Vatikans zu Aleppo bewußt gemäß Zensurbestimmungen verschweigen, hat man per Google-Suche rasch herausgefunden.
Teilen die ARD-Sender, SPIEGEL, FOCUS, FAZ, Süddeutsche Zeitung, BILD etc. mit, daß in Berichten des Vatikans unter Papst Franziskus die sogenannten Rebellen von Ost-Aleppo als Terroristen bezeichnet werden?
“Heute ist es Aleppo, morgen Idlib. Diese noch von Regierungsgegnern gehaltene syrische Provinz wird garantiert als nächstes gnadenlos bombardiert.” Tagesschau, Dez. 2016
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Deckt, entschuldigt die Merkel-GroKo massiv Judenhasser, also Rechtsradikale? Judenhaß – Grundbaustein der Nazi-Ideologie – dennoch starke Erhöhung der Zahl aktiver Judenhasser in Deutschland durch die GroKo, entsprechend starke Zunahme des Antisemitismus. Besonders auffällig – Merkel, Steinmeier, Seehofer etc. drücken sich vor einer politischen Klassifizierung des neuen Judenhasser-Spektrums – ist es nun linksextrem, rechtsextrem, links, rechts, gehört es gar zur politischen Mitte? Fragen über Fragen…In der jüngsten Bundestagsdebatte schwiegen GroKo-Politiker zu dieser Problematik, was Bände spricht. “Bad people”:http://www.hart-brasilientexte.de/2018/09/14/deckt-entschuldigt-die-merkel-groko-massiv-judenhasser-also-rechtsradikale-judenhass-grundbaustein-der-nazi-ideologie-dennoch-starke-erhoehung-der-zahl-aktiver-judenhasser-in-deutschland-durch/
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