Laut Angaben von Menschenrechtsaktivisten sowie Geistlichen ereigneten sich an Rios Slumperipherie in den letzten Jahrzehnten immer wieder Massaker, die von den Autoritäten schlichtweg unter den Tisch gekehrt worden seien. Manche der Blutbäder hätten über 30 Opfer gefordert. http://www.hart-brasilientexte.de/2010/03/28/die-alltaglichen-blutbader-in-brasilien-diktatur-eines-sozialen-dualismus-ohne-losung-der-sich-immer-mehr-verscharft-jose-de-souza-martins-philosoph-lynchen-lynchjustiz/
Der Täter, Zeitungsausriß. http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/08/o-brasil-ficou-um-pouco-pior-ontem-andou-para-tras-qualitatszeitung-o-globo-zum-schul-massaker/
Fotoserie über Gewalt in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
Massengräber in Brasilien: http://das-blaettchen.de/2010/08/brasiliens-massengraeber-2172.html
Attentat auf Systemkritiker an der Copacabana: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/30/yoani-sanchez-systemkritische-bloggerin-in-kuba-kollege-ricardo-gama-in-brasilien-erlitt-jetzt-attentat-doch-offenbar-keinerlei-reaktion-des-auslands/
Rio-Film „City of God“: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/20/paulo-lins-gesichter-brasiliens/
Illegale Schußwaffen in Privathand in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/12/22/brasiliens-schuswaffen-in-privathand-476-prozent-illegal-laut-ngo-viva-rio-resultate-achtjahriger-sicherheitspolitik-der-lula-regierung/
http://das-blaettchen.de/2011/01/panzer-und-crack-3265.html
http://das-blaettchen.de/2011/04/obama-in-brasilien-4185.html
Barack Obama in Rio-Slum: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/20/barack-obama-in-rio-de-janeiros-favela-cidade-de-deus-bekannt-durch-spielfilm-city-of-god-favela-militarisch-besetzt-strengste-sicherheitsvorkehrungen-medien-und-politzirkus-erster-ordnung/
Berlinale-Film „Tropa de Elite 2″: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/08/tropa-de-elite-2-noch-dokumentarischer-als-der-berlinale-gewinner-landeskunde-pur-uber-das-heutige-brasilien/
Das Rio-Massaker von 2005 – über 30 Tote: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/01/todesschwadronen-in-rio-de-janeiro-das-massaker-von-2005-kampf-fur-bestrafung-der-beteiligten-militarpolizisten-und-fur-entschadigung-der-hinterbliebenen/
Hintergrund von 2005:
Brasiliens „Haiti“
Kirche prangert Massaker und Terror der Todesschwadronen von Rio de Janeiro an
„Die Slumperipherie von Rio war schon immer das Haiti Brasiliens“, sagt der aus dem Karibikstaat stammende Priester Pierre Toussaint Roy. „Unbeschreibliche Gewalt, Misere, das Volk von den Autoritäten im Stich gelassen, die Jugend ohne Perspektiven, Sozialindikatoren wie in Haiti.“ In seiner Diözese Nova Iguazu mordet eine mit Militärpolizisten durchsetzte Todesschwadron Ende März in einer einzigen Nacht dreißig unschuldige Menschen, darunter Frauen und Kinder. Es ist das größte Massaker in einer Rio-Region, die selbst die UNO bereits vor Jahren als gewaltgeprägteste der Erde definiert hatte. Priester Roy will deshalb mit seinen vielen Diözese-Mitstreitern jetzt nicht nur die Zivilgesellschaft des Tropenlandes mobilisieren, sondern auch die Menschen in Europa, in Deutschland aufrütteln, damit sich die furchtbare Lage ändert.
Fast jeden Tag steht er deshalb mit Diözesanbischof Luciano Bergamim an Kundgebungsmikrophonen, führt mit ihm Protestdemonstrationen an. „Die Regierung muß hier endlich für soziale Gerechtigkeit, Arbeitsplätze, Bildung sorgen, die Straflosigkeit beenden – oder die Gewalt hört nie auf.“ Padre Roy, der das Menschenrechtszentrum der Diözese sowie die Brasilien-Sektion der größten interamerikanischen Bürgerrechtsvereinigung (PIDHDD) leitet, hat natürlich eine klare Position zu den Vorgängen in seiner Heimat:“ Was jetzt in Haiti geschieht, ist eine von den USA angezettelte Invasion, und wie immer bei solchen US-Invasionen mit den üblichen negativen Resultaten.“ Er geißelt den Egoismus der brasilianischen Autoritäten:“ Denen sind ihre persönlichen Absichten, politischen Projekte wichtiger als die Nöte, Bedürfnisse des Volkes.“
Leider gelinge es Rios Bevölkerung nicht, sich dagegen zu artikulieren. Selbst in Zeitungskarikaturen werden Staatschef Lula, Rios Gouverneurin Rosinha Mateus sowie Stadtpräfekt Cesar Maia als die eigentlichen Schuldigen des jüngsten Massakers angeprangert. Die Lula-Regierung kürzte auch dieses Jahr für öffentliche Sicherheit vorgesehene Mittel drastisch – um fast sechzig Prozent. Nicht zuletzt deshalb werden im Teilstaate Rio gemäß Expertenstudien sage und schreibe neunundneunzig Prozent aller Morde nicht aufgeklärt. Die zahlreichen Todesschwadronen, die Killermilizen der Verbrechersyndikate kommen daher fast nie hinter Gitter. Die meisten Blutbäder bleiben von den Autoritäten, den Medien völlig unbeachtet. In der Nacht des Massakers wurden außer den dreißig Toten weitere elf Leichen ins gerichtsmedizinische Institut gebracht. Von denen nahm niemand Notiz, auch die Presse nicht – es handelte sich schließlich nur um die sogenannten „Cadàveres de Rotina“, die Routine-Kadaver. So viele werden täglich eingeliefert, nichts besonderes also. Zwei Frauen, die beim jüngsten Blutbad mehrere Söhne verloren:“ Auch wir werden jetzt bedroht, eingeschüchtert – die Leute schweigen hier aus Angst um ihr Leben.“ Frühere unregistrierte Massaker, sogar während der letzten Fußballweltmeisterschaft, hätten weit mehr als dreißig Opfer gefordert.
Chico Alencar, einer der wenigen progressiven Abgeordneten in der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Lulas:“ Natürlich ist die Regierung mitschuldig an dem Massaker. Die Arbeiterpartei legte ein exzellentes Programm für öffentliche Sicherheit vor – nur wird es eben nicht realisiert.“ Die katholische Menschenrechtsaktivistin Regineia de Assis trägt das T-Shirt der diesjährigen kirchlichen Brüderlichkeitskampagne – ganz hochaktuell dem Kampf gegen die komplexen Ursachen der ausufernden Gewalt gewidmet. „Die Todesschwadronen dienen mächtigen, reichen, egoistischen Gruppen – mit solchen Untaten will man die Bevölkerung terrorisieren, einschüchtern, soziales Engagement verhindern. Wir werden verfolgt, als subversiv angesehen, weil wir uns wie Jesus Christus für die Armen einsetzen!“ Nicht neu in dieser Diözese: Bischof Bergamims Vorgänger Adriano Hipolito wird zur Diktaturzeit als „Roter“ diffamiert, 1976 von einem Kommando der Geheimpolizei überwältigt, entführt, geschlagen. Völlig entkleidet und mit roter Farbe beschmiert, wirft man den Bischof in den Staub einer abgelegenen Straße. „Vermögende, einflußreiche Leute unterstützen das Klima des Terrors, ziehen daraus Vorteile, sind auf der Seite des Bösen“. Bischof Bergamim appelliert auch an alle Menschen guten Willens in Deutschland:“Wir möchten, daß sie Druck machen, Staatschef Lula und seinem Justizminister Protestbriefe, Protestmails schicken – Solidarität wäre für uns so wichtig!“
Zeitungstitelblatt in Rio de Janeiro – Ausriß.
« Brasiliens renommierter Therapeut Jorge Forbes:“Wir leben in einer Zeit der Feigheit.“ Hochachtung für Frau Sao Paulos, die Killerpolizisten anzeigte. Schulmassaker in Rio de Janeiro. Heikle soziokulturelle Fragen. Bono Vox von U2 bei Dilma Rousseff… – Schulmassaker in Rio und die Hintergründe: Brasiliens Analysten hinterfragen umkomplizierten Kauf illegaler Waffen – in Land mit weltweit meisten Toten durch Schußwaffen. Großteil unbestrafter Mörder ist Bewohnern persönlich bekannt. Sicherheitspolitik unter Lula und Rousseff. Barack Obama in Rio-Slum. „Tropa de Elite 2″. »
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