Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasilien, Geldfußball-WM 2014 – und der blamierte UNO-Generalsekretär Ban-Ki-Moon. Kein Wort bei WM-Eröffnung in Sao Paulo zu Brasiliens Rekord bei Morden an Homosexuellen, den anderen gravierenden Menschenrechtsverletzungen – doch zuvor Kritik an Rußlands Schwulenpolitik…Angela Merkel reist zur WM – Spiel Deutschland-Portugal in Salvador da Bahia.

http://www.t-online.de/sport/fussball/wm/id_69821346/un-chef-ban-ki-moon-zur-eroeffnung-der-wm-2014-eingetroffen.html

Einen Tag vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Sotschi hat Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon die Diskriminierung Homosexueller mit scharfen Worten verurteilt. Das ist auch eine Kritik an Russlands Präsident Putin.“ Der Spiegel

http://www.spiegel.de/panorama/ban-ki-moon-ruft-vor-sotschi-zur-unterstuetzung-homosexueller-auf-a-951832.html

http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/06/uno-generalsekretar-ban-ki-moon-blamiert-sich-mit-rusland-appell-wegen-homosexuellenfrage-ban-ki-moon-schwieg-bisher-zu-rekord-bei-morden-an-homosexuellen-brasiliens/

Der UNO-Generalsekretär Ban-Ki-Moon indessen ganz anders in Brasilien:  Obwohl das Tropenland weltweit der Staat mit den meisten Morden an Homosexuellen ist, schwieg Ban-Ki-Moon dazu während seiner offiziellen Visite anläßlich der WM-Eröffnung in Sao Paulo, saß beim Auftaktspiel neben FIFA-Chef Blatter und Staatschefin Dilma Rousseff. Laut Nachrichtenagenturen sonderte er lediglich Geschwätz ab:„Ich bin sehr aufgeregt, hier zu sein“, sagte Ban laut Mitteilung der Vereinten Nationen in New York. „Wie Milliarden Menschen auf der Welt liebe ich Fußball seit ich ein kleiner Junge bin. Diese gemeinsame Leidenschaft ist ein großartiger Beweis dafür, wie Sport die Menschen um gemeinsame Werte herum einen kann: Teamwork, Fairplay und gegenseitigen Respekt.“ Die Weltmeisterschaft sei eines der „größten Sport-Events der Welt“, auf dessen Start er seit langem hinfiebre.“

Der UN-Generalsekretär schwieg auch zu anderen gravierenden Menschenrechtsverletzungen in Brasilien, darunter systematische Folter, Todesschwadronen, Sklavenarbeit, Scheiterhaufenpraxis, Morde an systemkritischen Journalisten sowie Umweltschutzaktivisten etc. 

Einer Unterstützung der brasilianischen Menschenrechtsbewegung wich der UNO-Generalsekretär aus, vermied jegliche Positionierung. Dies spricht Bände über die tatsächlichen Wertvorstellungen von Ban-Ki-Moon.

http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/18/brasilien-land-der-fusball-wm-2014-ist-der-staat-mit-den-weltweit-meisten-morden-an-schwulen-laut-nationaler-homosexuellenbewegung-dennoch-redet-mitteleuropas-gesteuerter-mainstream-derzeit-nur-di/

 http://www.hart-brasilientexte.de/2008/04/10/2008-bereits-45-schwulen-morde-in-brasilienin-keinem-anderen-land-werden-mehr-homosexuelle-umgebracht-gefoltert-menschenrechtsaktivisten-prangern-erneut-momofobia-an/

„Brasilien hat eine Gewaltkultur – die häufigsten Opfer sind Schwarze“:  http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/30/brasilien-hat-eine-gewaltkultur-die-haufigsten-opfer-sind-schwarze-joaquim-barbosa-prasident-des-obersten-gerichts-in-london-2014-viel-lob-mitteleuropaischer-spitzenpolitiker-fur-das-brasili/

Die Slum-Diktatur – Reisewarnung: „Favelas nicht betreten“(Auswärtiges Amt): http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/13/carla-rocha-mutige-investigative-journalistin-recherchieren-unter-lebensgefahr-gesichter-brasiliens/

http://www.hart-brasilientexte.de/2014/06/13/brasilien-geldfusball-wm-2014-auftakt-in-sao-paulo-brazil-military-police-issued-%E2%80%9Cyellow-card%E2%80%9D-after-brutal-repression/

Angela Merkel zur WM:http://www.hart-brasilientexte.de/2014/06/12/deutsche-bundeskanzlerin-angela-merkel-am-15-und-16-juni-in-brasilien-gesprache-mit-staatschefin-dilma-rousseff-deutschen-wirtschaftsvertretern-in-brasilia-kein-treffen-mit-aktivisten-der-brasil/

“Gauck: Von Brasilien lernen”

Lebendiges Verbrennen von Obdachlosen in Sao Paulo: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/03/01/brasilien-lebendiges-verbrennen-von-obdachlosen-in-brasilianischen-stadten-wie-sao-paulo-in-landern-wie-deutschland-interessanterweise-vielen-garnicht-bekannt-deutschstammiger-kardinal-odilo-scher/

 http://www.hart-brasilientexte.de/2014/06/13/brasilien-geldfusball-wm2014-nach-dem-sieg-in-sao-paulo-neymar-obdachlose-crack/

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Ausriß. Scheiterhaufenopfer(Microondas), Januar 2013, Rio de Janeiro. 

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Ausriß, Angela Merkel und Joachim Gauck in der Scheiterhaufenstadt Rio de Janeiro:http://www.hart-brasilientexte.de/2017/01/10/bundespraesident-joachim-gauck-ard-agitprop-film-zeigt-ihn-bei-fussball-wm-in-brasilien-doch-unterschlaegt-gaucks-beredtes-schweigen-zu-gravierenden-menschenrechtsverletzungensystematische-folter/

Wie Barack Obama den Tropenstaat Brasilien bewertet: “Brasilien ist eine beispielhafte Demokratie. Dieses Land ist nicht länger das Land der Zukunft – die Menschen in Brasilien sollten wissen, daß die Zukunft gekommen ist, sie ist hier, jetzt”.

Scheiterhaufenpraxis:  http://www.deutschlandradiokultur.de/moderne-scheiterhaufen-aus-autoreifen.1013.de.html?dram:article_id=167263

“Gauck rügt Diskriminierung von Homosexuellen” – in Indien, laut Frankfurter Allgemeine Zeitung.

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Ausriß. “Mit der SPD bin ich schon seit den Zeiten verbunden, als ich Gewerkschaftsführer war.” Hochrangige SPD-Politiker wie Willy Brandt und Helmut Schmidt pflegten enge Beziehungen zur nazistisch-antisemitisch orientierten brasilianischen Folterdiktatur. 

-http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/01/brasilien-2014-50-jahre-nach-dem-militarputsch-von-1964-historiker-erinnern-an-sympathie-der-folterdiktatur-fur-lula-militardiktator-golbery-uber-lula-%E2%80%9Cder-mann-der-brasiliens-linke-vern/

”Hitler irrte zwar, hatte aber etwas, das ich an einem Manne bewundere – dieses Feuer, sich einzubringen, um etwas zu erreichen. Was ich bewundere, ist die Bereitschaft, die Kraft, die Hingabe.” Ist das Zitat von Lutz Bachmann, Björn Höcke oder von SPD-Idol Lula?

Merkel und die Brasilianisierung Deutschlands:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/08/18/brasilien-praesentiert-vor-merkel-ankunft-2015-sehr-anschaulich-sein-gewalt-gesellschaftsmodell-mord-und-ueberfallserien-in-rio-und-sao-paulo-feuergefechte-brennende-busse-chaos-und-panik-verschi/

Joachim Gauck:  http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/05/gauck-rugt-diskriminierung-von-homosexuellen-in-indien-laut-frankfurter-allgemeine-zeitung-in-brasilien-indessen-kein-wort-zu-mord-rekord-bei-homosexuellen/

”Der Horror von Rio de Janeiro”: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/03/19/brasilien-vor-fusball-wm-der-horror-von-rio-de-janeiro-militarpolizisten-schleifen-verwundete-slum-bewohnerin-zu-tode-noch-keine-reaktionen-aus-berlin-oder-washington/

“Gauck: Von Brasilien lernen”

Angela Merkel zur WM:http://www.hart-brasilientexte.de/2014/06/12/deutsche-bundeskanzlerin-angela-merkel-am-15-und-16-juni-in-brasilien-gesprache-mit-staatschefin-dilma-rousseff-deutschen-wirtschaftsvertretern-in-brasilia-kein-treffen-mit-aktivisten-der-brasil/

Sotschi und Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/05/06/fusball-wm-in-brasilien-2014-vor-sotschi-diskutieren-deutsche-medien-heftig-die-homosexuellen-politik-ruslands-doch-vor-der-fusball-wm-schweigen-dieselben-medien-zum-rekord-bei-morden-an-schwulen/

Regelmäßig Morde an Homosexuellen aus Europa

In Lateinamerikas größter Demokratie sind nach Angaben der angesehenen Homosexuellen-Organisation „Grupo Gay da Bahia” im Jahre 2007 gemäß unvollständigen Angaben mindestens 122 Homosexuelle und Transvestiten ermordet worden. Gegenüber 2006 bedeute dies eine Zunahme um 30 Prozent. Im Teilstaat Bahia sei die Gewalt gegen Schwule am höchsten, der Nordosten generell die für Homosexuelle gefährlichste brasilianische Region.

Fußball-WM 2014 und Morde an Homosexuellen:  http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/18/brasilien-land-der-fusball-wm-2014-ist-der-staat-mit-den-weltweit-meisten-morden-an-schwulen-laut-nationaler-homosexuellenbewegung-dennoch-redet-mitteleuropas-gesteuerter-mainstream-derzeit-nur-di/

 http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/04/schweizer-homosexuellen-netzwerk-zu-mord-rekord-bei-schwulen-in-brasilien-alle-26-stunden-ein-mord-an-einem-lgbt/

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Ausriß: Zu Tode gesteinigter Homosexueller in Brasilien, laut Landesmedien. (Stands in Ihrem Lieblingsmedium?)

Fußball-WM 2014 und Morde an Homosexuellen:  http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/18/brasilien-land-der-fusball-wm-2014-ist-der-staat-mit-den-weltweit-meisten-morden-an-schwulen-laut-nationaler-homosexuellenbewegung-dennoch-redet-mitteleuropas-gesteuerter-mainstream-derzeit-nur-di/

Neue Morde und andere Gewalttaten gegen Homosexuelle 2014 – vor der Fußball-WM:  http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/04/brasilien-homosexueller-in-city-des-wm-spielorts-sao-paulo-totgeschlagen-weiterer-schwuler-beinahe-totgetreten-offentliche-diskussion-daruber-nur-in-brasilien-land-mit-weltweit-meisten-morden-an-s/

Ausriß:

sábado, 22 de junho de 2013

HOMOSSEXUAL MASSACRADO A TIROS NA BAHIA

 http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/04/brasilien-homosexueller-in-city-des-wm-spielorts-sao-paulo-totgeschlagen-weiterer-schwuler-beinahe-totgetreten-offentliche-diskussion-daruber-nur-in-brasilien-land-mit-weltweit-meisten-morden-an-s/

Ausriß, gesteinigter Hetersexueller, der von den Tätern für einen Homosexuellen gehalten wurde:

Jovem heterossexual é assassinado é mais uma vítima da homofobia no Brasil

Recentemente na cidade de Camaçari, dois irmãos gêmeos foram agredidos enquanto saiam de uma festa junina. Os irmãos foram confundidos com homossexuais, um deles agredido até a morte, com várias pedradas. Em entrevista a TV Bahia, o jovem falou sobre a perda do seu irmão: ”A gente foi agredido por chute, murro, soco. Aí eu perguntei o que foi. ‘É duas mulherzinhas’. Chamavam agente de ‘mulherzinhas’. Eu acho que é a homofobia que está surgindo no mundo aí, que homem não pode sair abraçado com outro homem, pai não pode abraçar um filho. Quero que a Justiça vá até o fim. Meu irmão era minha alma gêmea. Trabalhava junto, a gente saía, a gente se divertia junto. Foi uma perda muito grande. Éuma dor que eu nunca vou superar”.

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Ausriß. Transvestit in Bahia ermordet. “Epidemie des Hasses”. 

Brasiliens Landesmedien berichten regelmäßig in Wort und Bild über sadistische Haß-Verbrechen an Homosexuellen – auch in Deutschland sind die Fälle bei zuständigen Stellen, Politikern, NGO bestens bekannt – indessen haben diese offenkundig keinerlei Anlaß für Reaktionen gesehen. Dies läßt zahlreiche Rückschlüsse zu. 

Ausriß 2012: “Schwulen-Paar tot aufgefunden mit ausgestochenen Augen, Folterspuren”.

Casal gay é encontrado morto com olhos perfurados e dedos

Um casal gay foi encontrado morto em um canavial na cidade de Rio Largo, na Região Metropolitana de Maceió

 

 Casal gay é encontrado morto com olhos perfurados e dedos
Um casal homossexual que estava desaparecido havia 12 dias foi encontrado morto, com sinais de tortura, em um canavial no município de Rio Largo, região metropolitana de Maceió.

Segundo o Grupo Gay de Alagoas (GGA), os corpos do pai de santo Márcio Lira Silva e de seu companheiro, Eduardo, foram localizados na segunda-feira (9) com os dedos decepados, os olhos perfurados e em decomposição. Os dois viviam juntos havia 12 anos.

 http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/30/brasilien-hat-eine-gewaltkultur-die-haufigsten-opfer-sind-schwarze-joaquim-barbosa-prasident-des-obersten-gerichts-in-london-2014-viel-lob-mitteleuropaischer-spitzenpolitiker-fur-das-brasili/

 http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/30/brasiliens-gefangnisse-sind-die-holle-prasident-des-obersten-gerichts-von-brasilien-joaquim-barbosa-in-londonkings-college-uber-die-gravierenden-menschenrechtsverletzungen-in-den-haftanstalt/

“Haßverbrechen”:  http://www.hart-brasilientexte.de/2010/05/14/198-homosexuelle-2009-in-brasilien-ermordet-meldet-grupo-gay-da-bahia-laut-radioagencia-np-alarmierende-statistik-hohe-dunkelziffer-laut-marcelo-cerqueira-klage-bei-uno-und-oea-geplant/

Regelmäßig Morde an schwulen Ausländern in Brasilien:  http://www.hart-brasilientexte.de/2008/04/10/2008-bereits-45-schwulen-morde-in-brasilienin-keinem-anderen-land-werden-mehr-homosexuelle-umgebracht-gefoltert-menschenrechtsaktivisten-prangern-erneut-momofobia-an/#more-301

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Ausriß – auf Schwule spezialisiertes Todeskommando ermordet zwei Männer in Rio.

Was die Lebensfreude angeht, da sind die Brasilianer Weltmeister.”  http://www.morgenweb.de/region/schwetzinger-zeitung-hockenheimer-tageszeitung/oftersheim/weltmeister-in-sachen-lebensfreude-1.1384396

Brasilianische Homosexuelle als anerkannte Flüchtlinge in Ländern wie den USA:  http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/19/brasilianer-als-fluchtlinge-uber-1000-haben-fluchtlingsstatus-in-verschiedensten-landern-163-brasilianer-als-fluchtlinge-in-deutschland-laut-landesmedien/

Ausriß 2013, Schwuler brasilianischer Lehrer zu Tode gesteinigt:

professor homossexual apedrejado tocatins

Professor que havia assumido a homossexualidade recentemente é apedrejado até a morte (Foto: Dermival Pereira, Rede TO)

O presidente do Grupo Ipê Amarelo pela Livre Orientação Sexual, Henrique Ávila, afirmou que só este ano, foram três homicídios motivados por razões homofóbicas na capital tocantinense.

Ausriß, gesteinigter Homosexueller – bereits seit 2008 keinerlei Positionierung von einschlägigen Politschauspielern zum fehlenden Schutz für Schwule in Lateinamerikas größter Demokratie…

Em 3 de abril de 2008 o homossexual de nome Daniel, 35 anos foi morto a goles de tijolo em um terreno localizado próximo ao Residencial Divaldo Suruagy, no bairro do Farol em Alagoas.

Homosexuellen-Netzwerk der Schweiz:  http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/04/schweizer-homosexuellen-netzwerk-zu-mord-rekord-bei-schwulen-in-brasilien-alle-26-stunden-ein-mord-an-einem-lgbt/

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Beim derzeitigen Deutschlandjahr in Brasilien sind u.a. Menschenrechtsprobleme wie die Morde an Homosexuellen, aber auch die Bonner Zusammenarbeit mit der Militärdiktatur,  ausgeklammert.

Endbilanz für 2008: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/04/16/morde-an-schwulen-in-brasilien-starker-anstieg-jahresbericht-von-grupo-gay-da-bahia-brasilien-ist-schwulenfeindlichstes-land-der-welt-regelmasig-morde-an-homosexuellen-aus-europa/

Das Risiko für einen Schwulen, dort ermordet zu werden, sei 84 mal größer als im Süden und Südosten. Die Mehrheit der Ermordeten von 2007 war gemäß den Angaben zwischen 20 und 40 Jahren alt. 80 Prozent der Täter seien unbekannt. Brasilien liege bei Morden an Homosexuellen weltweit an der Spitze –  gefolgt von Mexiko mit 35 und den USA mit 25 Morden pro Jahr. Laut Grupo Gay da Bahia dürfte die tatsächliche Zahl der in Brasilien 2007 Ermordeten weit höher sein, da aus vier Teilstaaten jegliche Informationen fehlten. Da trotz der gravierenden Situation keinerlei Regierungsstatistiken existierten, sei man auf Angaben aus Zeitungen und dem Internet angewiesen. Die „Grupo Gay da Bahia” ist die älteste NGO zur Verteidigung der Homosexuellenrechte in Lateinamerika und fertigt seit 1980 Mordstatistiken an.2008 wurden danach bereits 45 Homosexuelle in Brasilien umgebracht. „Dieses Jahr ist das Ausmaß der Gewalt gegen Schwule besonders besorgniserregend”, erklärte Professor Luiz Mott, der die Daten erarbeitet. Besonders im Nordosten Brasiliens nähmen derartige Gewalttaten in den letzten Jahren zu. Der Teilstaat Pernambuco habe in den letzten Jahrzehnten bei Schwulen-Morden stets an der Spitze gelegen “ erstmals sei es nun Bahia, gefolgt von Pernambuco, Rio Grande do Norte und Alagoas. Im Nordosten ereigneten sich 60 Prozent der Morde, im Mittelwesten 17 Prozent, im Süden-Südosten 16 Prozent und im Norden 7 Prozent. Die Zahl der Schwulen und Lesben belaufe sich in Brasilien auf über zwanzig Millionen Personen(bei rd.185 Einwohnern Brasiliens), die Zahl der Transsexuellen und Transvestiten gemäß deren Vereinigungen auf 20000 bis 30000 Menschen. Der jüngste letztes Jahr ermordete Schwule sei 14 Jahre alt gewesen und lebte in Salvador da Bahia “ der älteste war ein homosexueller Mediziner von 70 Jahren. Schwule würden häufig erschossen und erstochen, jedoch auch totgefoltert, ertränkt, mit Flaschen erschlagen, geköpft und in Stücke gehackt, hieß es weiter.

Ähnlich wie in anderen Drittwelt-Kulturen, sind Homosexuelle in Brasilien häufig Opfer von Ehrenmorden.

In Brasilien werden regelmäßig Homosexuelle aus Europa ermordet. Jüngstes Opfer wurde im Nordostteilstaat Ceará ein 57-jähriger Franzose, der gemäß Pressemeldungen von einem Einheimischen, der sich mit ihm angefreundet hatte, erschlagen worden ist. Der verhaftete, geständige Täter hatte Geld und Wagen des Franzosen geraubt.

Die Menschenrechtslage unter der demokratischen Regierung von Staatschef Lula hat sich gemäß Expertenangaben stetig gravierend verschlechtert –  auch gemäß Kirchenangaben ist Brasilien weiterhin ein Folterstaat. Die gängige Praxis der Scheiterhaufen von Rio de Janeiro wurde erstmals auch in dem Berlinale-Sieger von 2008, „Tropa de Elite”, gezeigt. Das europäische Interesse an der Menschenrechtssituation ist indessen aus den bekannten Gründen sehr gering.

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/08/06/aids-in-brasilien-nicht-unter-kontrolle-gesundheitsministerum-weist-auf-deutlichen-anstieg-bei-jungen-homosexuellen/

Angela Merkel 2014 in Brasilien:  http://www.hart-brasilientexte.de/2014/06/12/deutsche-bundeskanzlerin-angela-merkel-am-15-und-16-juni-in-brasilien-gesprache-mit-staatschefin-dilma-rousseff-deutschen-wirtschaftsvertretern-in-brasilia-kein-treffen-mit-aktivisten-der-brasil/

 http://www.hart-brasilientexte.de/2014/06/13/brasilien-geldfusball-wm2014-nach-dem-sieg-in-sao-paulo-neymar-obdachlose-crack/

Keinerlei Solidarität aus Deutschland mit WM-Gegnern Brasiliens, die Menschenrechte einfordern…:

“Die stehen doch alle auf der Gegenseite”:  http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/01/brasiliens-systemkritikerproteste-2014-fehlende-solidaritat-aus-landern-wie-deutschland-die-stehen-doch-alle-auf-der-gegenseite-protestorganisatoren-im-januar-2014-in-sao-paulo-zu-sogenannten-m/

http://www.hart-brasilientexte.de/2014/04/05/fusball-wm-2014-und-deutsche-wirtschaftliche-interessen-warum-derzeit-anders-als-im-falle-von-sotschi-angesichts-der-gravierenden-menschenrechtslage-brasiliens-keine-boykott-diskussion-angestosen-w/

Brasilien – Daten, Statistiken:  http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/08/brasilien-kultur-und-gesellschaft-sammelbandtexte/

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/05/brasilien-%E2%80%93-kirche-und-gesellschaft-sammelbandtexte/

Das Buch zum Land – “Brasilien fürs Handgepäck”, Unionsverlag Zürich: http://www.unionsverlag.com/info/title.asp?title_id=2720

“Der Irak ist hier”:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/13/der-irak-ist-hier-menschenrechts-samba-von-jorge-aragao-aus-rio-de-janeiro-seit-jahren-hochaktuell-das-blutbad-vom-september-2012/

Neoliberaler Zeitgeist am Zuckerhut – der Waffen-Rap, anklicken(2013):http://www.youtube.com/watch?v=ZthNYozVwNM

  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/01/brasiliens-gewaltkultur-der-populare-waffenrap-zur-fusball-wm-in-sudafrika-der-diskotheken-hit/

Soziokulturelle Faktoren: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/12/brasilien-soziokulturelle-faktoren-wir-sind-nicht-herzlich-wir-sind-grausam-und-es-ist-gut-das-die-welt-sich-vor-uns-vorsieht-groste-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo-zur-gewaltkultur-dar/

“Identitätsmanagement – das neoliberale Selbst.” Frankfurter Allgemeine Zeitung. ” Längst herrscht der Zwang, Körper und Seele entsprechend den Anforderungen des Marktes zu gestalten.” Demokratiebegriff heute. Mit welchen extrem artifiziellen Figuren man heute im Berufsleben zwangsläufig konfrontiert ist(In Politik und Journaille besonders abstoßend) . **

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http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/ueberwachung/identitaetsmanagement-das-neoliberale-selbst-12574151.html

 Die Zersplitterung des neoliberalen Selbst beginnt in dem Moment, da eine handelnde Person erkennt, dass sie nicht bloß Studentin oder Angestellte ist – sondern zugleich ein Produkt, das verkauft werden muss; eine wandelnde Reklame; ein Verwalter des eigenen Lebenslaufs; und der Entrepreneur der eigenen Möglichkeiten. Er oder sie muss damit zurechtkommen, gleichzeitig Subjekt, Objekt und Zuschauer zu sein. Sie ist gleichzeitig das Geschäft, der Rohstoff, das Produkt und der Kunde des eigenen Lebens. Sie ist ein Haufen von Werten, die investiert, betreut, verwaltet und entwickelt werden wollen; sie ist zugleich aber auch eine Ansammlung von Risiken, die ausgelagert und minimiert werden müssen und gegen die man wetten kann. Sie ist beides, der Star und das entzückte Publikum der eigenen Vorstellung. Es geht hier nicht um Masken, die man mühelos ausprobieren könnte. Es geht um Rollen, die ständig verstärkt und reglementiert werden müssen. Foucault hat darauf hingewiesen, dass das neoliberale Selbst die Grenze zwischen Produktion und Konsum verwischt. Weiterhin gibt es keine vorgegebenen Hierarchien und festen Handlungsmuster, es gibt für jeden nur ein ständig wechselndes Rollenverzeichnis, das sich nach den Erfordernissen des Moments richtet. Den größtmöglichen Nutzen erwirtschaftet die handelnde Person, wenn sie sich als in jeder denkbaren Hinsicht absolut flexibel zeigt.(FAZ)

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Qualitätszeitung Folha de Sao Paulo über Journalistin Jutta Voigt, die Wochenzeitungen Sonntag und Freitag, den Mauerbau: http://www1.folha.uol.com.br/fsp/mais/fs0811200906.htm

 FOLHA – Em 1961 a sra. tinha 20 anos e estudava filosofia. Sentiu-se infeliz quando o muro começou a ser construído?

VOIGT – Pelo contrário! Como muitos intelectuais e artistas, vibrei com a construção do muro. Hoje quase ninguém admite que fez isso naquele tempo.
Mas é verdade! Pensava que o muro afastaria os berlinenses ocidentais que vinham aqui, para trocar um marco ocidental por cinco orientais. Compravam tudo mais barato e iam até ao cabeleireiro daqui.
A propaganda [do regime alemão oriental] nos falava de enroladores e agiotas que entravam aqui para tirar proveito da fronteira aberta. Eu e meus colegas achávamos que somente sem essas interferências seria possível montar um socialismo de verdade. E achávamos que, cinco anos após a construção, ele seria dispensável.

“Heute haben wir eine Zivildiktatur”.

 Bischof Erwin Kräutler im Interview mit dem brasilianischen Nachrichtenmagazin “Epoca”, Juni 2012:

“Lula und Dilma Rousseff werden als Zerstörer Amazoniens in die Geschichte eingehen…Ich habe Lula zweimal getroffen…Jene Leute, die früher mit uns kämpften, auf unserer Seite waren, die selbe Sache verteidigten, verteidigen jetzt das Gegenteil…2009 war ein sehr freundschaftliches Treffen mit Lula – ich hoffte noch, er ließe sich überzeugen. Und schrieb sogar: Gottseidank, Lula hat verstanden…Doch es war Theater, politisches Spiel. Er hielt damals meinen Arm und sagte: Dom Erwin, wir werden dieses Projekt niemandem aufzwingen. Du kannst auf mich zählen…Ich dachte, gut – der Präsident würde nicht so reden, wenn es nicht die Wahrheit wäre… Nein, Lula würde mir nicht ins Gesicht lügen…In diesem Moment glaubte ich wirklich an den Dialog…”

Epoca-Frage: “Sie hatten tatsächlich an Lulas Dialog-Versprechen geglaubt?”

Kräutler:”Ich glaubte daran…Aber es gab nie einen Dialog…Was Lula da machte, war nur Show, um dem Bischof gefällig zu sein…Nach meinen Informationen sind 61 Wasserkraftwerke in Brasilien geplant, die meisten in Amazonien…Hier hat sich der Widerstand gegen Belo Monte mit der Arbeiterpartei identifiziert…Bis dann Lula sein Präsidentenamt antrat. Als wir entdeckten, daß Lula seine Position geändert hatte, sind wir aus allen Wolken gefallen. Mein Gott, wie ist das möglich? Und die Leute der Arbeiterpartei hier wechselten auch die Seite…Das alles war Verrat, ein gewaltiger Schlag. Es ist sehr hart, von Leuten verraten zu werden, denen du die Hand gereicht hattest. Man hatte mich gefragt, Bischof, wen werden sie wählen? Ich sagte, ich stimme für Lula…Später sagte dann das Volk: Jetzt schluckt der Bischof…Jetzt sagen sie: Der Bischof war sogar für diese Leute von der Arbeiterpartei. Und jetzt muß ich Kröten schlucken…Lula hat Amazonien nie verstanden…Und am Ende seiner Amtszeit fiel er ins Delirium, berauschte sich an Ziffern, Statistiken…Heute haben wir eine Zivildiktatur…Wenn die Regierung sich verfassungswidrig verhält, leben wir erneut in einer Diktatur…Ich mag eine Frau als Präsidentin, aber ich dachte, als Frau wäre sie sensibler gegenüber unserer Lage…Man kann soviel protestieren wie man will. Sie verhindert jeglichen Dialog schon im Ansatz.  Belo Monte ist kein Thema für eine Diskussion. Sie ist sehr hart, unnachgiebig, akzeptiert keine abweichende Meinung…Die Geschichte Amazoniens, Brasiliens und der Erde wird bald Lula und Dilma sehr genau als skrupellose Zerstörerverurteilen – als Verursacher von Einwirkungen, die unumkehrbar das Klima des Planeten veränderten…”

Brasilien – Daten, Statistiken:  http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/

Brasiliens Schwulenszene boomt – doch fast täglich werden Homosexuelle ermordet/Hintergrundtext
Die Schwulenpolitik des Tropenlandes bleibt weiter höchst widersprüchlich: Zwar startete die Lula-Regierung eine Kampagne gegen Homosexuellen-Feindlichkeit, doch werden nach wie vor selbst laut Amnesty International so viele Gays ermordet wie in keinem anderen Land. In Großstädten wie Sao Paulo und Rio de Janeiro geht die Hatz auf Homosexuelle ungehindert weiter.

Sogar in Strandvierteln der Mittel-und Oberschicht, wie Ipanema und Leblon, lauern Gruppen von bis zu fünfzehn jungen Männern den Schwulen an ihren Treffpunkten auf, schlagen sie brutal zusammen, bewerfen sie mit Steinen, traktieren sie mit Stöcken und Eisenstangen. Beim letzten Karneval häuften sich solche Übergriffe derart, daß Homosexuelle in Rio dem Volksfest fast ausnahmslos fernblieben. Denn die Polizei unternimmt gewöhnlich nichts. Gemäß einer neuen UNESCO-Studie erklären sehr viele Jugendliche geradezu mit Stolz, gegen Homosexuelle zu sein – und auch der neue Staatschef Luis Inacio Lula da Silva ist dafür bekannt, sie mit den üblichen machistischen Schimpfwörtern zu verspotten.
“Bei Morden an Schwulen liegt Brasilien weiterhin an der Spitze“, sagt in der nordostbrasilianischen Millionenstadt Salvador da Bahia der schwarze Schwulenaktivist Oseas, „durchschnittlich jeden zweiten Tag wird einer umgebracht, keine andere Minderheit wird so abgewertet, so diskriminiert. Wir leben noch in einer heterosexistischen Gesellschaft, Änderungen sind nur auf sehr lange Frist vorstellbar.“
Im Teilstaat Bahia, mehr als doppelt so groß wie Deutschland, stellen die dunkelhäutigen Sklavennachfahren über achtzig Prozent der Bevölkerung – schwer zu übersehen, daß gerade hier, wie im gesamten Nordosten, der Machismus sehr ausgeprägt ist. Oseas schmerzt, eben auch von Schwarzen sehr schlecht behandelt zu werden: “Ich bin Negro und Gay – für die schwarzen Heteros verrate ich meine eigene Rasse, werde als Bedrohung des Männlichkeitsideals angesehen – in Bahia ist es für Schwule sehr schwierig.“ Nach außen vermittle Brasilien den Eindruck, tolerant und sexuell freizügig zu sein. Doch das sei eine Lüge.
Die brasilianische Homosexuellenbewegung stützt sich bei ihrer Mordstatistik auf Presseveröffentlichungen. Doch die wirkliche Zahl der Tötungen, so heißt es, sei vermutlich sogar dreimal so hoch, da viele Verbrechen als gewöhnliche Morde registriert würden, viele Untaten überhaupt nicht. Zu den Opfern zählten jedes Jahr auch Europäer, darunter Deutsche.
–politisches Asyl für brasilianische Schwule—
Brasilianische Homosexuelle haben die letzten Jahre sogar politisches Asyl in Australien, Kanada und in den USA erhalten. Amnesty International nennt die Situation paradox, da die brasilianische Lesben-und Schwulenbewegung andererseits zunehmend selbstbewußter an die Öffentlichkeit trete, jedes Jahr in Sao Paulo eine der weltweit größten Christopher-Street-Day-Paraden veranstalte.
Milton Cunha ist in Rio de Janeiro Psychologe, Kolumnist, moderiert im brasilianischen Kultur-und Bildungskanal TV Educativa wöchentlich zwei populäre Sendungen, gehört ebenfalls zum Movimento Gay. Den offiziellen Erklärungen Brasilias gegen die Diskriminierung sexueller Minderheiten begegnet er mit unverhohlener Skepsis: “Werden Homosexuelle ermordet, gibt es keine Ermittlungen, hat die Polizei keinerlei Willen, die Täter zu fassen. Und sollten wir uns ins Kriminellenmilieu begeben, um auf eigene Faust zu ermitteln, würde man uns umbringen. Und so bleibt alles nur bei schönen Worten, geschehen weiterhin furchtbare Dinge, bleibt alles beim Alten. Ich sehe in diesem Land sehr viel Widersprüchliches, eine tägliche Kollision zwischen Ultraarchaischem und Ultramodernem, bin aber als Brasilianer darüber nicht einmal mehr erschrocken, habe wie jedermann zwangsläufig gelernt, damit zu leben.“
Nicht zufällig liegt Kuba auf dem UNO-Index für menschliche Entwicklung auf dem 52. Platz, mit Deutschland, den USA, Argentinien, Chile und Uruguay in der Gruppe jener Staaten mit hohem Entwicklungsgrad – Brasilien, gezeichnet auch von Folter, Todesschwadronen und sogar Sklavenarbeit, jedoch nur auf dem 72. Platz, unter den Ländern mit mittlerem Entwicklungsgrad.
Auf der traditionell besonders buntschillernden, täuschenden Erscheinungsebene gibt es offenbar kaum Grund zur Kritik, Brasilien wird immer mehr zu einem bevorzugten Urlaubsziel für Homosexuelle, gilt als das größte bisexuelle Land der Welt. Troca-troca, erwähnt sogar in einem berühmten Samba von Chico Buarque, ist homosexueller Verkehr, gewöhnlich die erste geschlechtliche Erfahrung der heranwachsenden Jungen; so gut wie jeder weiß, wie es geht. Fußballstar Pelè wurde von einer Zeitschrift gefragt, wie sein „erstes Mal“ war. Er antwortete freimütig:“Mit einem Schwulen – unser ganzes Team hat ihn penetriert, damals in Bauru.“ Viele bleiben dabei, sagen Frau oder Freundin nichts davon, benutzen später gar Straßen-Transvestiten, „Travestis“, die für einen beträchtlichen Teil der einheimischen Männer seit vielen Jahrzehnten zur sexuellen Kultur einfach dazugehören. Über achttausend Travestis gibts allein in Rio, etwa ebensoviele in Sao Paulo, weit weniger in Salvador da Bahia, werden von Ausländern oft zunächst für besonders aufreizende Frauen gehalten, reproduzieren indessen das machistische Mann-Frau-Schema bis zum Exzeß. Die einschlägigen Experten nennen den brasilianischen Mann eminent bisexuell, der die Sexualität genitalisiert, auf den Penis reduziert, als ob andere Ausdrucksformen nicht existieren. Lebten zwei Männer ihr Schwulsein aus, sehe sich der Aktive nicht als „Bicha“, das sei der Passive, der deshalb auch noch verachtet werde. Lateinamerikas Kultur stuft häufig den aktiven Bisexuellen als dollen Macho ein; in Kolumbien wird er regelrecht glorifiziert, tolerieren Frauen seinen Verkehr mit Schwulen, in Brasilien nicht. „Mit einem anderen Mann Sex zu machen, zugeben, daß man dann eben schwul ist – das ist schmerzhaft“, sagt der renommierte Sexualwissenschaftler Marcos Ribeiro.“Mit einem Travesti hat man weniger Konflikte – der ist eine Frau mit Penis, und das ist komfortabler für die Psyche.“
Tausende brasilianische Travestis bieten sich inzwischen am Bois du Bologne in Paris oder in Rom, selbst in Deutschland feil.
Die katholische Kirche des Tropenlandes akzeptiert Homosexuelle – die rasch wachsenden Sektenkirchen wollen sie „umdrehen“ von ihrer Sünde „befreien, reinigen“, ganz nach US-Vorbild: Pedro Santana steht jahrelang als Strich-Transvestit auf dem Uni-Campus von Sao Paulo, aufreizend, täschchenschwenkend, mit Silikonbusen, bekannt als „Sandra Le Baron“, hat Dozenten und Studenten als Kunden. Pedro ließ sich „behandeln“, ist heute Pastor, predigt in der Kirche „Wunder Jesu“ mitten in der trubeligen City, ist verheiratet, hat drei Kinder, nennt sich „geheilt“ verurteilt Homosexualismo als „Dämonenwerk“. Fast in jeder Ausgabe stellt die auflagenstarke Sektenzeitung „Folha Universal „“konvertierte“ Gays vor, ruft die Schwulenszene auf, deren Beispiel zu folgen. Mit minimalstem Erfolg. Schließlich stehen selbst in Brasilia sogar Regierungsangestellte und Politiker auf Travestis.
Doch gar nicht gut für deren Ruf – immer wieder überfallen welche gar in Gruppen sogar ausländische Touristen an der Copacabana.
Kein Zweifel, auch schwule Österreicher und Deutsche mögen Brasilien, beschreiben es als „Paradies“, empfinden vor allem Rio de Janeiro kommunikativer, heißer als jeden vergleichbaren Ort des Erdballs. „Bichas“ kennt jeder brasilianische Hetero selbst in der Provinz persönlich, hat fast jeder reichlich im Bekanntenkreis, von Bisexuellen ganz zu schweigen. Stundenhotels nur für Gays sowie Partneragenturen haben Konjunktur – regelmäßig sah ich, wie alternative Frauen ganz offiziell einen schwulen Carioca ehelichten, dies mit ihm in einem Copacabana-Restaurant groß feierten – damit er künftig völlig legal bei seinem deutschen, österreichischen Partner wohnen kann. Aus Miami importierte Gay-Classics verkaufen sich erstmals in Rio und Sao Paulo ebensogut wie Homo-Literatur und die erst Mitte der Neunziger gegründete Schwulen-Illustrierte „Sui Generis“, für Leute mit Niveau – und Geld. Editor Nelson Feitosa erläutert:“Gays verdienen normalerweise gut, haben ihr ganzes Einkommen zum Konsumieren, da sie ja weder für eine Ehefrau noch für die Privatschule der Kinder zahlen müssen. Tun sich zwei Schwule zusammen, ist das für sie finanziell noch vorteilhafter.“ Feitosas Sicht verrät einiges, denn er bezieht sich nur auf Schwule der Mittel-und Oberschicht, die in der achtgrößten Wirtschaftsnation gerade rund zwanzig Prozent der Bevölkerung ausmacht, ihre Kids tatsächlich fast ausschließlich in Privatschulen schickt, während für den Rest der über einhundertachtzig Millionen Brasilianer nur die katastrophal schlechte öffentliche Schule bleibt. Besserbetuchte Gays haben natürlich mehr von der boomenden Schwulenszene, die aus der Unterschicht trifft dagegen die Kehrseite weit brutaler.
–intellektueller Schwulen-Führer Luis Mott aus Bahia—
Salvador de Bahias Bürgermeister schaut vom Schreibtisch auf die pittoresken Hafenkais, an denen Jahrhunderte zuvor portugiesische Segelschiffe mit verbannten Homosexuellen anlegten. Die Grupo Gay de Bahia(GGB) ist die älteste und rührigste Schwulenvereinigung nicht nur Brasiliens, sondern ganz Lateinamerikas. GGB-Präsident Luiz Mott, Uni-Dozent, machte seinen Anthropologie-Doktor an der Sorbonne, ist intellektueller Kopf der brasilianischen Homos, nennt sofort auch die Schattenseiten:“Schwule siehst du überall, weit mehr als in den anderen Latino-Staaten, viele sind Stars auch im Karneval – andererseits werden Homos und Bisexuelle serienweise ermordet, unsere Statistik ist sehr unvollständig.“
Leider wahr – in Brasilien werden ungezählte Gewaltopfer gar nicht registriert – und sei es, um die Bilanzen zu schönen. Mott ist Weißer – Nachfahren afrikanischer Sklaven gründeten 1995 ihre eigene „Grupo Gay Negro da Bahia“, gingen prompt mit einem Afrikaner hart ins Gericht: Als ihnen zu Ohren kam, daß ausgerechnet Zimbabwes Präsident Robert Mugabe Schwule als „niedere Tiere, schlimmer als Hunde und Schweine“ deklariert habe, Festnahmen verfügte, protestierten sie mit Erklärungen rund um den Erdball und an Mugabe selbst. Uni-Prof Mott, der fünf Jahre verheiratet war und zwei erwachsene Töchter hat, macht zu schaffen, daß immer mehr Gays und Lesben Opfer des in Brasiliens Nordosten besonders eingewurzelten Machismus werden, die „Homofobia“ zunimmt, organisierte Neonazis in Sao Paulo gezielt Schwule zusammenschlagen und sogar ermorden. Was selbst in Österreich Politiker protestieren läßt. Noch vor wenigen Jahren drucke eine große Zeitung Bahias regelmäßig folgende Anzeige:“Halte Salvador sauber – töte jeden Tag einen Homo!“Die Mörder, oft Strichjungen mit Raubabsichten, argumentieren vor Gericht, sich lediglich verteidigt zu haben – der Schwule habe sie zwingen wollen, beim Analverkehr den passiven Teil zu spielen. „Das reicht fast ausnahmslos zum Freispruch“, beklagt Mott, „ein Viertel der Täter sind Polizisten.“ Angegriffene gehen nicht zur Polizei, „weil wir auf den Wachen stets als Schuldige, nicht Opfer behandelt werden, mit Demütigungen rechnen müssen.“ Mott, politisch hyperaktiv, gibt erst in Bahia, dann in Belo Horizonte, Recife, Curitiba einen „Überlebensführer“, das „Manual de Sobrevivencia Homosexual“ heraus. Bei Attacken und Provokationen auf der Straße, empfiehlt er, ja nicht ängstlich klein beizugeben, sondern den Angreifer zunächst anzuschreien, ihn danach, sofern die eigenen körperlichen Kräfte ausreichen, ebenfalls zu attackieren, erst zu fliehen, wenn keine andere Wahl bleibt. Inzwischen lernen Gay-Gruppen geschlossen Kampfsportarten. „In Brasilien sind mindestens vierzehn Todesschwadronen hinter Homosexuellen her, jedes Jahr trifft es auch Europäer, darunter Deutsche!“
In Bahias archaischem Nachbarteilstaat Alagoas gibt sich ein Abgeordneter im Radio als bisexuell zu erkennen – sofort danach wird er entführt, gefoltert, kastriert, der Kopf mit den ausgestochenen Augen und abgeschnittenen Ohren wird in einen Fluß geworfen. Von London aus prangert Amnesty-International-Expertin Fiona Macaulay seit Jahren die hohen Mordraten an:“Die Straffreiheit erschreckt ebenso wie das Ausmaß der Gewalt. Viele Fälle werden gar nicht untersucht, die Regierung bleibt untätig.“
1997 erschießt ein 26-jähriger Ex-Soldat in der Nordost-Stadt Santo Antonio de Potengi an einem einzigen Tage nach detailliertem Plan fünfzehn Männer, die angeblich ausgestreut hatten, er sei homosexuell. Der verheiratete Macho wollte in der von Blutrache geprägten Region seine Ehre „wiederherstellen“, wurde indessen vor dem Begehen weiterer zehn Morde von einem Polizisten zur Strecke gebracht. Der Fall erregte keineswegs größeres Aufsehen, zeigte indessen laut Joao Trevisan, auch in Deutschland und Österreich verlegter Schriftsteller, wie groß das Vorurteil gegen Homosexuelle im scheinbar liberalen Brasilien noch ist.
–Studie über Schwulen-Feindlichkeit— Homosexuelle und Aids–
Eine seriöse Untersuchung spricht Bände: Sechsunddreißig Prozent der Brasilianer würden einem Schwulen selbst dann keine Arbeit geben, wenn er der bestqualifizierte Bewerber wäre; jeder Fünfte würde sich von einem homosexuellen Kollegen bewußt fernhalten, sechsundfünfzig Prozent würden ihr Verhalten ändern. Rund die Hälfte stimmte unter keinen Umständen für einen homosexuellen Kandidaten und wechselte auch sofort zu einem anderen Arzt, falls die homosexuelle Präferenz des bisherigen entdeckt würde. Neunundsiebzig Prozent, im Nordosten sogar siebenundachtzig Prozent, würden nicht akzeptieren, wenn ihr Sohn mit einem Schwulen ausginge. Über sechzig Prozent geben den Gays die Schuld an der weltweiten Aids-Ausbreitung. Scheinheiliger, widersprüchlicher gehts nimmer – von „typisch brasilianischer Doppelmoral“ reden dann auch die Travestis, ihre Hauptkunden sind schließlich verheiratete Familienväter, die gewöhnlich „Camisinhas“ ablehnen. Deshalb stieg die Aidsrate in scheinbar heterosexuellen Partnerschaften so stark an, wie Brasiliens Experten überrascht feststellten. Sieben von zehn Frauen mit Aids werden von ihren Männern angesteckt, gehören keineswegs zu einer Risikogruppe, sechsundsiebzig Prozent sind Mütter, weit über der Hälfte aller betroffenen Frauen geht erst ein Licht auf, nachdem der Ehepartner deutliche Krankheitssymptome zeigt. „Die meisten dieser Männer infizierten sich bei homosexuellem Verkehr“, betont David Uip aus Sao Paulo, einer von Brasiliens führenden Aids-Forschern. Zweitausend wird bekannt, daß auch unter den Schwulen San Franciscos die Immunschwächekrankheit wieder stark zunimmt. Laut Kollege Caio Rosenthal hat HIV unter den Armen Brasiliens das gleiche Profil wie in Afrika und einigen Karibikstaaten, treffe besonders schwerwiegend die Frau:“Sie ist Zielscheibe des Mannes, der fremdgeht, Drogen nimmt, bisexuell ist.“ Erfahren die Frauen das HIV-Testergebnis, kriegen sie höllische Wut, und Lust, den Partner auf irgendeine Weise für den Vertrauensbruch zu bestrafen. „Vor lauter Haß habe ich auf ihn eingeschlagen, danach zweimal Selbstmordversuche unternommen“, sagt Jaqueline Normandia in Belo Horizonte. Die Männer unternehmen gewöhnlich alles, damit niemand etwas erfährt, haben Angst, die Freunde könnten denken, man sei schwul. Brasiliens Frauen tun das Gegenteil, informieren Familien , Verwandte, sagen den eigenen Kindern die ganze Wahrheit, nennen den Schuldigen. Verlassen ihn jedoch bis zu seinem Tode, trotz abgrundtiefen Hasses, meist nicht, pflegen ihn bis zuletzt. „Jetzt ist er tot“, klagt eine Dreißigjährige aus Rio,“ich möchte mich verlieben, habe soviel Lust, mit jemandem zu schlafen – aber wer will eine Frau mit Aids, und sovielen Kindern?“ Valeria Piassa Polizzi, aus einer Unternehmerfamilie Sao Paulos, infiziert sich beim allerersten Mal, mit fünfzehn, veröffentlicht mit sechsundzwanzig ihre Autobiographie, spricht Tabus offen an:“Hier in Brasilien gibt es so viel Scheinheiligkeit. Da Homosexualität nicht akzeptiert wird, existiert eine Unmenge von Bisexuellen. . Beim Heiraten denken die Leute, ewige Treue sei inbegriffen. Nur geht der Mann mit anderen fremd, und die Frau auch. Und beide tun so, als wäre alles okay.“
In Rio lebt ein Manager, dessen Partner an Aids stirbt – er ist zwar sicher, HIV-positiv zu sein, vermeidet jedoch den Test, zu dem ihm Freunde, auch Heteros überreden wollen. Lieber schläft er weiter mit neuen Partnern ungeschützt, verdrängt das Risiko nach Kräften.
Die Annahme, daß effiziente Kampagnen zur Aidsprävention erwünschte Verhaltensänderungen bewirken und die Ansteckungsraten erheblich senken würden, hat sich erwartungsgemäß, ebenso wie in Afrika, auch im Drittweltland Brasilien weitgehend als falsch erwiesen. Neue Studien zeigen, daß zahllose Männer und Frauen trotz der bestens bekannten Risiken weiterhin extrem fahrlässig handeln – ein als Serial Killer beschriebener Typus legt es sogar bewußt darauf an, andere mit dem HIV-Virus zu infizieren, „aus Rache und Empörung“. Maria Ines de Carvalho leitet in Rio die Betreuungsklinik der Erzdiözese für Aids-Kranke, nennt ein übliches Argument:“Jemand übertrug den Virus auf mich und sagte mir nichts. Warum soll ich jetzt solidarisch mit den anderen sein? Warum soll ich mit Sex aufhören, wo ich doch sowieso sterben muß?“ Einige, so die Direktorin,“ haben das typische Verhalten eines Serial Killers. Das ist zwar kriminell, aber in Brasilien schwerlich zu beweisen.“ Infizierte Mädchen vom Straßenstrich würden für die Arbeit in Nobel-Nachtclubs aufgepeppt – „gutbetuchte Brasilianer, besonders aber ausländische Touristen verzichten auf Präservative, weil sie meinen, mit einer Frau aus der Mittelschicht zu schlafen, die auf Hygiene und Gesundheit achtet.“ In den total überfüllten Gefängnissen hat einer von sechs Insassen Aids – Padre Geraldo Mauzeroll von der Gefangenenseelsorge Sao Paulos beschreibt mir, was mit jenen passiert, die wegen Vergewaltigung, bewiesen oder nicht, eingeliefert und in eine Massenzelle gesteckt werden. Ritualhaft werden sie von zwanzig und mehr Männern penetriert. „Das ist Gesetz in den Kerkern, so verbreitet sich Aids sehr schnell.“ Renato Russo, schwuler Rockstar, erinnert sich an die wilden Siebziger:“In einer Nacht hatte man mit dreißig Typen Verkehr, sehr eigenartig. Aber heute passen alle, die ich kenne, auf. Ohne Camisinha gehe ich nicht aus dem Haus.“ Sein großer schwuler legendärer Rock-Kollege Cazuza, nach dem in Rio ein Platz benannt ist, starb an Aids, Russo dann schließlich auch. US-Anthropologe Richard Parker forscht seit 1982 in Rio, die in den USA und Europa übliche Differenzierung zwischen Homos und Heteros, meint er, funktioniert in Brasilien nicht. „Hier pflegt man eine Vielzahl sexueller Praktiken, ohne sich deshalb einer bestimmten Kategorie zuzuordnen.“ Der Gipfel sei eigentlich Sex mit Travestis:“Selbst wenn der Kunde den passiven Part spielt, hält er sich nicht für homosexuell, hat den Eindruck, mit einer Frau zu schlafen.“ Transvestiten, Hits im Karneval, in der Kultur-und Unterhaltungsbranche, gehören zu Brasiliens Alltag, werden dennoch auch serienweise ermordet, regelmäßig, wie in Rio und Sao Paulo geschehen, aus vorbeifahrenden Autos mit Maschinenpistolen erschossen. 1998 läuft Bischof Mauro Morelli abends von seiner Kirche an der Rio-Peripherie zu Fuß nach Hause – nur Meter vor ihm liquidiert ein Unbekannter mit zehn Pistolenschüssen einen Strich-Travesti, verwundet einen zweiten schwer, geht weg, wird nie gefaßt. Morelli, der Anti-Hunger-Kampagnen initierte, Todesschwadronen, Polizeiterror, die Herrschaft des organisierten Verbrechens über die Slumbewohner auch im Ausland anprangerte, sucht erneut die Öffentlichkeit aufzurütteln:“Wir sind Gefangene in einem ungerechten, schlimmen Land – ich bin es müde, an den Straßenrändern Leichen zu sehen. Häufig hallen Schüsse neben der Kathedrale, doch auch neben jedem beliebigen Wohnhaus. Die Gewalt ist Resultat der krassen sozialen Ungerechtigkeit, der Konzentration von Reichtum und Misere, auch noch als Fortschritt verkauft.“ Morellis Appelle verhallen wie stets, Gewalt und Doppelmoral herrschen weiter. Wie bei den Streitkräften: In Rio wird ein hochdekorierter Oberstleutnant eines Elite-Regiments, verheiratet, drei Töchter, bei drastischem Sex im eigenen Auto mit einem Dreißigjährigen erwischt – und gefeuert; im Dienst piesackte er systematisch schwule Soldaten. Jeder Rekrut weiß, daß das eigentlich strikt Verbotene absolute Kasernen-und Flottennormalität ist. Gemäß einer Statistik des Oberkommandos liegt die Aids-Rate dort um das fünffache höher als in der Bevölkerung außerhalb der Militärquartiere. Die alljährlich für Radio und TV neu komponierten Anti-Aids-Songs der Regierungskampagnen klingen deshalb sehr anders als in Mitteleuropa:“Wenn du Drogen, Sauereien, Troca-troca magst, bist du dran – dann kriegt dich Aids!“
–Gay-Selbstkritik—
Auch Brasiliens Schwulenszene hält nichts von politischer Korrektheit, übt regelmäßig harte Gay-Selbstkritik, geißelt Risikosex. „Unsere Gesellschaft ist scheinheilig und lügnerisch“, sagt der Schwulenaktivist und Literat Silverio Trevisan, dessen Roman „Ana in Venedig“ über die Familie Mann sich im ganzen deutschsprachigen Raum gut verkauft. Und geißelt den eigenen Haufen:“Viele kämpfen nur für das Recht, Gymnastik-Akademien und Nachtbars zu frequentieren, kontinuierlich Sex zu haben. Soll das schon alles sein? So entstehen Feier-Ghettos und man ist dazu verurteilt, schnelle Resultate zu suchen.Wie sich die Leute in der Gay-Szene kennenlernen, ist doch wie im Fleischerladen – man sucht jemanden nicht etwa aus, weil er intelligent, interessant und sensibel ist, sondern nur, weil man ihn köstlich, appetitlich findet.“ Thomas-Mann-Experte Trevisan spricht von einem Narzissmus, der schlicht“zum Kotzen“sei:“Alles natürliche Konsequenz der kapitalistischen Gesellschaft – „Wert hat nur die Erscheinung.“ In seiner Sui-Generis-Kolumne konstatiert Trevisan „eine Annäherung an die alten machistischen Werte, jetzt festgemacht an maskulinen Signalen. In bestimmten Homo-Anzeigen dreht sich alles mehr um den Schwanz als um die Person.“Und dann wird seine Argumentation vollends schmerzhaft:“Erschreckend, daß nach Jahrzehnten der „Selbstbefreiung“weiterhin zwischen den Schwulen chronische emotionale Instabilität fortexistiert – ebenso wie die Tendenz zur Grausamkeit in den Beziehungen, zum schmutzigen Spiel mit Lügen, Fremdgehen und jeder Art von Gefühlsmanipulierung. Die Konsequenzen reichen von schlimmer Einsamkeit bis zu Selbstmorden. Leider wird uns nur gelegentlich bewußt, zu welcher Wildnis des Sadismus das homosexuelle Universum unserer Tage wurde. Trotz scheinbarer Enthemmung unsereres Erotismo anal leben wir mit denselben Makeln wie damals, als man uns als Sodomiten verurteilte.“
Bichas und Heteros in Brasilien amüsiert, daß ausgerechnet der auch in Deutschland und Österreich tourende Star der Musica Popular Brasileira, Caetano Veloso, nicht mehr zu seinen jedermann bekannten, zuvor recht offen deklarierten Neigungen steht. Der Sänger und Komponist legte sich ausgerechnet mit der New York Times an, die, von Aktivist Luiz Mott aus Bahia korrekt informiert, Gilberto Gils und Velosos „Bisexualidade Tropicalista“ erwähnt hatte. Er beschimpfte öffentlich den NYT-Korrespondenten als Kanaille, der das Unverständnis über Brasilien nur noch steigern wolle. Vergeblich, die ganze brasilianische Nation kicherte. Veloso hatte, wie ein Nachrichtenmagazin betonte, in den 70er Jahren seine sexuelle Option schließlich in alle vier Winde hinausposaunt.
–Morde an Homosexuellen in Jamaika–exrtrem schwulenfeindliche Reggae-Texte–
Laut brasilianischen Presseberichten ist das in Deutschland seit Jahrzehnten absurd sozialromantisch verklärte, von aggressivem Machismus geprägte Jamaika inzwischen zum homosexuellenfeindlichsten Land des Erdballs geworden. Dort sei die Mordrate an Schwulen am höchsten, gehörten Gewaltakte jeder Art zum Alltag. Gays und Lesben würden auf offener Straße häufig von Menschenmengen attackiert, u.a. mit Steinen beworfen, sogar verstümmelt und gelyncht. Genannt wird der Fall eines Vaters, der die Homosexualität seines Sohnes entdeckte und ihn daraufhin zum Lynchen freigab. Derartiges sei keineswegs ein Einzelfall. Menschenrechtler sehen in schwulenfeindlichen Reaggae-Texten den Hauptgrund für die Zunahme der Gewalttaten. Zitiert wird der sehr populäre Buju Banton, der in seinen Reggaes betont, daß man Homosexuelle mit Säure verätzen sollte – wie man es mit alten Autoreifen tue. „Elephant Man“, ein anderer populärer Reggae-Musiker, wird mit diesem Songtext zitiert:“Zwei Männer im Bett sind zwei Sodomiten, die man töten sollte“.
Alles keineswegs neue Phänomene in den sehr vielen extrem machistischen Ländern der Erde – indessen aus Gründen scheinheiliger politischer Korrektheit nur zu oft von deutschen Medien unterschlagen.
Der Jamaika-Experte Noe Noack schreibt dazu: „Batty Boys oder Chi Chi Men werden Homosexuelle in Jamaika genannt. Wie keine andere Personengruppe provozieren Schwule in Jamaica Aggressivität. Eine repräsentative Umfrage im Herbst 2003 ergab: 95 Prozent der jamaikanischen Bevölkerung sind gegen eine Aufhebung des gesetzlichen Verbots von homosexuellen Beziehungen.
Beim Thema Schwule, schlägt Dancehall-Reggae in nackte Teufelsaustreibung um. Warum? Und warum müssen einzelne Reggaekünstler wie Shabba Ranks, Bujub Banton , Beenie Man als Sündenböcke für eine Gesellschaft herhalten, für die Schwulenfeindlichkeit allgemeiner Konsens ist. Dancehall-Reggae und seine Lyrics sind Ausdruck dieses gesellschaftlichen Konsenses. Schwulenfeindliche Äußerungen werden nicht als radikal wahrgenommen, sondern eher als Ausdruck religiöser Rechtschaffenheit.
“Sodom and Gomorrah inna Babylon/It’s a big disgrace on the human race/Man a live wid man/Woman a live wid beast/God vex! God vex!”
King Sounds &The Israelites
“All Batty Men fi dead!”
Beenie Man hält nix von Batty Men, von Schwulen. Bis vor zwei Jahren War Mister Moses Davis der ungekrönte König der Dancehall, viermal hintereinander wurde er in Jamaika zum DJ des Jahres gewählt, dann gab es einen leichten Karriereknick und um aus der Talsohle wieder rauszukommen, hat Beenie Man sein Repertoire an schwulenfeindlichen Songs deutlich erweitert.
Beenie Man trat in Köln auf. Beim „Summerjam“, einem der größtem Reggae Dancehall Festivals in Europa. Wie immer haben seine Fans begeistert die Texte mitgesungen, die sie nur manchmal verstehen, aber oft auch nicht. Denn da würde es doch den einen oder anderen Dancehall-Fan etwas gruseln, wenn er wüsste, dass er gerade dazu aufruft, den Schwulen die Köpfe einzuschlagen.
Dass die jamaikanische Dancehall-Reggae-Szene traditionell und unverblümt schwulenfeindlich ist, das ist längst bekannt. Die meisten hat es aber bisher nicht weiter interessiert. Jetzt haben die Beenie-Man-Fans plötzlich richtig Angst bekommen, auf diversen Internet-Foren kann man das nachlesen.
Beenie Man wurde nämlich vor zwei Wochen am Londoner Flughafen von Scotland-Yard-Beamten empfangen. Die unterhielten sich ausführlich mit ihm über seine schwulenfeindlichen Texte und forderten ihn nachdrücklich auf, solche Texte in England nicht zu singen. Das Beenie-Man-Konzert in London wurde vom Veranstalter kurzfristig abgesagt.
Das war das allererste Mal, dass ein Reggae-Star wegen seiner Texte hochoffizielle Probleme bekommen hat: Es kommt anscheinend Bewegung in eine Geschichte, die lange totgeschwiegen wurde. Sicher auch, weil sich „Amnesty International“ seit einiger Zeit vehement gegen die Schwulenfeindlichkeit auf Jamaica einsetzt.
In London abgesagt in Köln Headliner beim „Summerjam“-Reggaefestival.Am 9. Juli spielen T.O.K: A Touch of Class, Jamaikas beliebteste BoygroupIm Münchner Backstage. Ihren größten Hit feierten T.O.K. vor zwei Jahren mit der schwulenfeindlichen Single „Chi Chi Man“, in der sie dazu auforderten alle Schwulen, alle „Chi Chi Men“ zu verbrennen.
“Rat-tat-tat,every Chi Chi Man dem haffi get flat/Chi chi Man fi dead an’ dat’s a fact!”
T.O.K.
David Rodigan der weiße Reggae-Selector, Reggae-Botschafter und BBC-Radio-Moderator verfolgt seit über 25Jahren die Diskussionen um schwulenfeindliche Texte im Reggae. Der 52-jährige, der mit einer Jamaikanerin verheiratet ist, pendelt ständig zwischen London, Jamaika und den USA.
David Rodigan: „Schwulenfeindliche Texte sind in jüngster Zeit schon fast zu einer Obsession in der Dancehall-Reggae-Kultur geworden. Mich ermüdet es, immer und immer wieder Reggae-DJ’s zu hören, die ihr Publikum auffordern: Hebt die Hand , wenn ihr wie ich glaubt ,Schwule gehören zum Teufel gejagt.“
Aber diese Haltung ist halt Teil der jamaikanischen Kultur. In der islamischen Welt gibt es ja beispielsweise auch einige heftige Ansichten, was Frauen anziehen dürfen und was nicht, dass das Gesicht zu verhüllen ist. Und im Vergleich zu Europa ist die Kultur Jamaikas und der Westindies auch ganz anders.Jetzt kannst Du Dich aufs hohe Ross setzten und sagen, dass ist nicht zu akzeptieren. Aber um bestimmte Verhaltensmuster zu verstehen , musst Du erst einmal das Wesen dieser Kultur kennenlernen. Die schwulenfeindliche Haltung vieler Jamaikaner hat damit zu tun, dass sie ihnen in jungen Jahren eingetrichtert wird.“
Die jamaikanische Kultur soll also Schuld an den schwulenfeindlichen Texten sein. Wir haben Dr. Carolyn Cooper, Professorin für Cultural Studies an der „University of the West Indies“, Kingston, Jamaica gefragt.
Dr. Carolyn Cooper: „Die jamaikanischen DJ’s müssen begreifen, dass sie ihre schwulenfeindliche Haltung, die sie als Teil ihrer Kultur und von der Gesellschaft als akzeptiert begreifen, nicht exportieren können. Die Dancehall-DJs stecken in einem Dilemma: In Jamaika feiern sie gerade mit dieser Haltung große Erfolge, weil sie damit religiös-ideologische Werte vertreten. International funktioniert das natürlich nicht. In Zeiten der Globalisierung bleibt heute keine kontroverse Äußerung mehr verborgen. Die DJ’s, die im Ausland auftreten, müssen sich bewusst machen in welchem Zusammenhang ihre Kultur vermarktet und begünstigt wird.“
Was sind die Wurzeln der Schwulenfeindlichkeit in der jamaikanischen Kultur?“
Dr. Carolyn Cooper: „Dazu möchte ich einen neuen Begriff einführen, den Begriff der „Heterophobie“, die Angst vor der Differenz, vor dem Andersartigen , vor dem, was von der gesellschaftlichen Norm abweicht.
Diese Angst ist in Jamaika sehr ausgeprägt. Das hat damit zu tun, dass wir Jamaikaner auf sehr fundamentalistische Weise, mit der Bibel und dem alten Testament aufwachsen. Was da drin steht, wird wortwörtlich genommen und ist für viele Jamaikaner Gesetz. Und demnach gelten gewisse Sexualpraktiken und Homosexualität als verabscheuungswürdig. Eine Haltung, die in vielen westafrikanischen Gesellschaften verbreitet ist, woher unsere Vorfahren kamen.
Aber die jamaikanische Gesellschaft ist im Umbruch und Homosexuelle werden von vielen als Tatsache akzeptiert. Es gibt überproportional viele Homosexuelle in gehobenen Positionen. Die wagen es allerdings noch nicht, sich zu outen, obwohl sie es meiner Meinung nach könnten. Es gibt einerseits den gesellschaftlichen Konsens, dass Homosexualität abzulehnen ist. Diese Schwulenfeindlichkeit existiert aber ganz abstrakt, während Schwule und Lesben im Alltag als Tatsache zur Kenntnis genommen werden und ihnen auch niemand das Recht zu leben abspricht. Aber genau da beginnt das Problem mit den schwulenfeindlichen Texten von Dancehall-Reggae-DJs wie Beenie Man.
Die Menschen in Großbritannien, die ihn angegriffen haben, haben keine Ahnung von der jamaikanischen- und der Dancehall-Kultur. Beenie Man bringt mit diesen Texten zum Ausdruck , dass Homosexualität seiner Kultur fremd ist.
Ich weiß , ich bewege mich auf rutschigem Boden, aber ich sage: Auch wenn die Texte noch so brutal und hasserfüllt scheinen und zur Gewalt gegen Homosexuelle auffordern, so sind sie doch nur metaphorisch gemeint.
Die meisten Homosexuellen , die in Jamaika ermordet wurden, sind von Homosexuellen, von ihren Liebhabern ermordet worden, das ist eine Tatsache. Es gibt so gut wie keine Angriffe auf Schwule und Lesben in Jamaika. Unser Hauptproblem ist, dass wir allgemein in einer sehr gewalttätigen und brutalen Gesellschaft leben. Die Ursachen dafür liegen aber in der Sklavenzeit, als Europäer Westafrikaner brutal versklavt und nach Jamaika gebracht haben.
Unsere Gesellschaft ist mit brutalsten Mitteln errichtet worden. Es ist ein Wunder, dass wir uns überhaupt so human entwickelt haben, schließlich wurde uns das alte Testament mit seiner Feuer-und-Schwert-Metaphorik ja eins zu eins eingebläut.
Es ist kein Wunder, dass Texte der DJs und Sänger dies transportieren. Aber die jamaikanische Kultur und speziell die Dancehall-Kultur ist sehr komplex und manchmal auch paradox. So sind einige Manager von Dancehall-DJs schwul. Und es ist nicht ungewöhnlich, daß Schwule bei Reggae-Veranstaltungen zu schwulenfeindlichen Stücken singen und tanzen. Sie argumentieren damit, dass sie durch die Texte der DJs wenigstens, wenn auch negativ Beachtung finden und so gesellschaftlich nicht marginalisiert werden.“

Dieser Beitrag wurde am Samstag, 14. Juni 2014 um 00:53 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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