Nach den veröffentlichten offiziellen Darstellungen der Polizei über den Vorfall haben Brasiliens Medien und Politiker erwartungsgemäß eine Welle der Empörung gegen die Protestbewegung, vor allem den Black bloc, in Gang gesetzt. Auf Webseiten der Protestbewegung wird der Tod des Kameramanns beklagt – gleichzeitig an die Tausenden von unschuldigen Slumbewohnern erinnert, die durch Militärpolizisten getötet worden seien.
Auffälligerweise werden bisher keinerlei Film-oder Fotoaufnahmen vom Agieren der Militärpolizei just zum Zeitpunkt der Verletzung des Kameramanns veröffentlicht. Der Kameramann filmte intensiv die Polizeiaktionen – indessen wurde das Fotomaterial bisher nicht ausgewertet. Journalisten des Landes haben wiederholt beklagt, daß sie bei Protestaktionen von der Militärpolizei gezielt unter Feuer genommen worden sind. Ein Reporter von Globo News sah den Vorgang aus der Nähe und hatte zunächst Polizeiangaben zurückgewiesen, die Bombe stamme von den Demonstranten.
Ein Experte hatte betont, daß die schweren Kopfverletzungen des Kameramanns nicht von einem Feuerwerkskörper stammen können.
Hipóteses
O perito acrescentou ainda que o rojão não tem capacidade de afundar o crânio do cinegrafista. “A explosão principal pode ter feito ele perder a consciência. Ele pode ter batido a cabeça na câmera ou no chão causando assim o afundamento do crânio por causa da altura da queda”, contou.(O Globo)
Unterdessen kam es zu neuen Straßenprotesten gegen Fahrpreiserhöhungen in Rio.
Sao Paulo und Rio de Janeiro werden zudem Anfang 2014 von einer Welle krimineller Gewalt heimgesucht.
In Forteleza wollen Kriminelle einen 51-Jährigen lebendig verbrennen – in letzter Minute gerettet, schwere Brandwunden: http://g1.globo.com/ceara/noticia/2014/02/video-mostra-homens-ateando-fogo-em-comerciante-em-fortaleza.html
„Hinrichtung“ von Straßenräuber in Rio: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/06/brasiliens-gewaltkultur-junger-dunkelhautiger-strasenrauber-wird-in-rio-de-janeiro-von-dunkelhautigem-auf-offener-strase-mit-drei-schussen-hingerichtet-anklicken/
Reisewarnungen für Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/11/brasilien-reisewarnungen-vor-der-fusball-wm-2014-von-favela-besuchen-wird-dringend-abgeraten/
Die Europäische Union macht ihre Beziehungen zu Brasilien nicht von der gravierenden Menschenrechtslage abhängig – bei entsprechenden Verhandlungen blieb jegliche Kritik Brüssels an systematischer Folter, Todesschwadronen, Verfolgung und Ermordung von Menschenrechtsaktivisten und systemkritischen Journalisten etc. aus. Die spricht Bände, da die Europäische Union bei bestimmten anderen Staaten die Menschenrechtslage als ausschlaggebend betrachtet.
tags: brasilien-systemkritikerproteste 2014
Vitor Araujo, Januar 2014, Mitglied einer Verhandlungskommission, die der Polizeiführung des Teilstaats von Sao Paulo den Protest gegen jüngstes brutales Vorgehen der Militärpolizei überbringt. Zur Kommission gehört auch Menschenrechtspriester Julio Lancelotti. http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/31/brasiliens-systemkritikerproteste-2014-gegen-die-fusball-wm-menschenrechtspriester-julio-lancelotti-nach-verhandlungen-mit-der-militarpolizei-fuhrung-des-teilstaats-sao-paulo-der-staat-weis-nicht/
Am brasilianischen Nationalfeiertag, dem 7. September, raubte dem Studenten eine Tränengasbombe der Militärpolizei ein Auge. “Der Polizist, der die Bombe abfeuerte, freute sich über den Treffer”, so Araujo.
http://vejasp.abril.com.br/materia/manifestante-fica-cego-de-um-olho-apos-protestos
O estudante Vitor Araújo passará por cirurgia, mas ficará cego. Ele fazia a cobertura do ato quando foi atingido no olho olho direito por estilhaços de uma bomba lançada pela
polícia. Foto: Mídia Ninja
Wie üblich, haben sich deutsche Politschauspieler aus dem bekannten Gründen bisher nicht zu derartigen Fällen geäußert, auch nicht zu den jüngsten Schüssen auf einen Demonstranten in Sao Paulo, der schwer verwundet wurde.
Protestorganisator Vitor Araujo neben Padre Julio Lancelotti.
“Die stehen doch alle auf der Gegenseite”:
Mitteleuropäische Politschauspieler und die Menschenrechte in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/30/homosexualitat-sotschi-und-brasilien-mitteleuropaische-politschauspieler-schweigen-nach-wie-vor-zu-mord-rekord-an-homosexuellen-im-land-der-fusball-wm-2014/
Brasiliens Protestwelle begann nicht erst 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/03/brasiliens-protestwelle-begann-nicht-erst-im-juni-2013-die-systemkritikerproteste-von-2008-in-vitoria/
Brasilien – Daten, Statistiken: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/08/brasilien-kultur-und-gesellschaft-sammelbandtexte/
Das Buch zum Land – “Brasilien fürs Handgepäck”, Unionsverlag Zürich: http://www.unionsverlag.com/info/title.asp?title_id=2720
« Brasilien – die Initiationsriten der Universitäten und Hochschulen 2014. Der Trote. Viele Betroffene machen gute Miene zum bösen Spiel, rächen sich nächstes Jahr bei den Erstsemestern. Studentin erleidet Verbrennungen bei Trote in Santos. – Der Energiewende-Bluff: „Reservekraftwerke werden Milliarden verschlingen.“ Wirtschaftswoche 2014 »
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