Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasilien: Wagner Moura und José Padilha bei Debatte über „Tropa de Elite 2″ in Sao Paulo. „Ich votiere in der Stichwahl für keinen der beiden Kandidaten.“(Padilha) ”Die Politiker erkennen sich wieder. Es gibt keinen Politiker, der nicht auf Fotos an der Seite von Angehörigen paramilitärischer Milizen abgebildet ist.”

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Wagner Moura: „Todo mundo já teve vontade de dar um tapa num deputado safado.“

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/08/tropa-de-elite-2-noch-dokumentarischer-als-der-berlinale-gewinner-landeskunde-pur-uber-das-heutige-brasilien/

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/28/dilma-rousseff-und-lula-grose-siegeskundgebung-grande-comicio-da-vitoria-in-sao-paulo/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/08/15/brasilias-u-boot-geschaft-mit-paris-so-teuer-wie-zwei-jahre-anti-hunger-programmbolsa-familia-meldet-o-globo/

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Ausriß. “Mit der SPD bin ich schon seit den Zeiten verbunden, als ich Gewerkschaftsführer war.” Hochrangige SPD-Politiker wie Willy Brandt und Helmut Schmidt pflegten enge Beziehungen zur nazistisch-antisemitisch orientierten brasilianischen Folterdiktatur. 

-http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/01/brasilien-2014-50-jahre-nach-dem-militarputsch-von-1964-historiker-erinnern-an-sympathie-der-folterdiktatur-fur-lula-militardiktator-golbery-uber-lula-%E2%80%9Cder-mann-der-brasiliens-linke-vern/

”Hitler irrte zwar, hatte aber etwas, das ich an einem Manne bewundere – dieses Feuer, sich einzubringen, um etwas zu erreichen. Was ich bewundere, ist die Bereitschaft, die Kraft, die Hingabe.” Ist das Zitat von Lutz Bachmann, Björn Höcke oder von SPD-Idol Lula?

Merkel und die Brasilianisierung Deutschlands:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/08/18/brasilien-praesentiert-vor-merkel-ankunft-2015-sehr-anschaulich-sein-gewalt-gesellschaftsmodell-mord-und-ueberfallserien-in-rio-und-sao-paulo-feuergefechte-brennende-busse-chaos-und-panik-verschi/

“Mit Tropa de Elite 2 klagt Padilha die Politik und die Politiker an.” Kritiker Luiz Zanin Oricchio in “O Estado de Sao Paulo”.

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Regisseur José Padilha.

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/13/tropa-de-elite-2-die-realitat-ist-schlimmer-als-der-film-laut-regisseur-jose-padilha/

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/

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http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/13/blendende-brasilianische-filmkritiken-fur-tropa-de-elite-2-uber-lulas-brasilien-rekord-zuschauerzahl-bei-filmstart/

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http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/14/steinigen-im-iran-unter-ahmadinedschad-und-in-brasilien-unter-lula-lula-konnte-sich-uber-die-tatsache-beunruhigen-das-brasilien-zu-den-landern-gehort-in-denen-am-meisten-gelyncht-wird-jose/

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http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/12/folter-ohne-ende-tortura-sem-fim-brasiliens-soziologiezeitschrift-sociologia-uber-folter-unter-der-lula-regierung/

http://www.freitag.de/politik/1040-die-patin-des-lulismo?searchterm=Brasilien

Hintergrund:

Rio de Janeiro “ Stadt der modernen Scheiterhaufen
Sozialwissenschaftlerin Alba Zaluar „Microondas sind alltäglich”

Bei einer Podiumsdiskussion über den neuen Spielfilm” Tropa de Elite” hat die brasilianische Sozialwissenschaftlerin Alba Zaluar in Sao Paulo erklärt, daß es zu den alltäglichen gravierenden Menschenrechtsverletzungen in Rio de Janeiro gehöre, Menschen so wie in dem Streifen gezeigt, auf modernen Scheiterhaufen aus Autoreifen lebendig zu verbrennen. In der betreffenden Szene des Films, der in Deutschland erstmals auf der Berlinale zu sehen ist, wird dargestellt, wie ein sadistisches Banditenkommando weithin sichtbar hoch über Rio de Janeiro über einen Mann Autoreifen gestapelt hat, das Opfer dann mit Benzin übergießt und anzündet. „Derartige Vorgänge”, so Alba Zaluar vor einem größtenteils aus Universitätsstudenten bestehenden Publikum, „sind alltäglich “ ich habe indessen Berichte von weit grauenhafteren Untaten.” Danach würden in dem Armenviertel „Cidade de Deus” von Banditenkommandos sogar Menschen den Alligatoren lebendig zum Fraß vorgeworfen. „Der dortige Verbrecherboß befiehlt, mit Personen, die er nicht mag, so zu verfahren.” In den Slums, so Brasiliens führende Gewaltexpertin, „ist eine neue tyrannische Kultur feudalistisch-machistischer Werte inzwischen fest installiert “ alles hingenommen von den Autoritäten.”
Der Regisseur von „Tropa de Elite”, José Padilha, bezeichnete Alba Zaluar als wichtigsten Ideengeber für den brasilianischen Film „City of God”, der auch in Europa erfolgreich lief.
Eine schwarze Menschenrechtsanwältin kennt einen Zeugen, dem zufolge inmitten von Bailes Funk Jugendliche lebendig verbrannt wurden. Baile-Funk-Fans haben nach der Massendisco wiederholt Bettler verbrannt.
Bereits ab 1990 hatte in Rio de Janeiro das vielgelesene Boulevardblatt „A Noticia” regelmäßig auch Fotos von modernen Scheiterhaufen, den sogenannten „Microondas”(Mikrowelle) gedruckt. Auch eine auf dem Uni-Campus von Rio vergewaltigte und danach lebendig verbrannte 20-jährige Frau wurde in „A Noticia” als „Presunto”(Schinken) bezeichnet. Das Opfer wurde sexistisch-appellativ fotografiert und kannibalistisch mit zubereitetem Grillfleisch verglichen, im Bildtext mit Toastbrot. Der Beitrag war humorig gehalten.
Der renommierte Therapeut und Direktor des Instituts für Sozialmedizin an der Bundesuniversität von Rio, Jurandir Freire Costa, erklärte dazu, in Brasilien herrsche „ethisch-moralische Schizophrenie”. Arnaldo Jabor, Filmemacher und Brasiliens meistgelesener Kolumnist:”Auffallend ist die Katastrophe unserer wachsenden Unsensibilität angesichts des Horrors. Die Fakten rufen nach mehr als Mitleid. Der Überdruß angesichts von Katastrophen nimmt zu, die Seele wird zur Rhinozeros-Haut.” Der damalige Primas von Brasilien, Kardinal Lucas Moreira Neves, sprach von „Anstiftung zur Gewalt, Verblödung ganzer Bevölkerungsschichten, Vermischung von Gewalt und Pornographie.”
Die Scheiterhaufen betreffenden Fakten und Hintergründe sind mindestens seit den 80er Jahren in allen Details den für solche Tatsachen Zuständigen auch in den deutschsprachigen Ländern genau bekannt.

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/06/08/jurandir-freire-costa-therapeut-professor-an-der-staatsuniversitat-von-rio-de-janeirouerj-in-brasilien-herrscht-ethisch-moralische-schizophrenie/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/11/11/brasilia-50-und-das-massaker-an-bauarbeitern/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/05/brasilien-auf-uno-index-fur-menschliche-entwicklung-jetzt-platz-75-hinter-argentinien-chile-und-kuba/

Blamierte Berlinale-Kritiker

Bisher hatten Brasiliens Filmschaffende, Intellektuelle und Feuilletonisten Respekt und Hochachtung gegenüber deutscher, europäischer Kulturkritik. Das scheint vorbei zu sein. Auf erste ablehnende Kommentare zum Wettbewerbsstreifen Tropa de Elite, der argumentativ schwach, unintelligent und ohne Tiefgang sei, hatte man noch verwundert bis verständnisvoll reagiert. Doch als der Film den Urso de Ouro erhielt, die meisten Berlinale-Kritiker aber auf ihren kuriosen Negativ-Wertungen beharrten, regnete es fast nur noch Ironie und Spott. Da man von dieser Zunft falsch interpretiert worden sei, kontern Regisseur Josè Padilha und Hauptdarsteller Wagner Moura, handele es sich um eine besonders wertvolle Anerkennung durch die Jury um Constantin Costa-Gavras. Kritik, die Tropa de Elite gar als faschistisch klassifiziert, sei besonders stupide, meint Padilha. Wer seinen Film derart verreiße, solle doch mal beim großen Costa-Gavras anrufen und nachfragen, ob der ihn auch für »fascista« halte. Fernando Meirelles, Regisseur von City of God, stufte die vor politischer Korrektheit triefenden Berlinale-Stimmen als »tolo« “ dumm, töricht, stumpfsinnig “ ein. In Berlin wird die Brutalität der Eliteeinheit herausgestellt, während brasilianische Cineasten wie Arnaldo Jabor auf die »Barbarei« der Verbrecher weisen, von denen das Tropenland dominiert werde. »Schmutzige Politik« paralysiere Brasilien, das Volk habe »Hunger nach Gerechtigkeit« und sei deshalb von dem Film begeistert. In Berlin sieht man in Elitetruppe-Kommandant Capitao Nascimento, gespielt von Wagner Moura, ein ekelhaftes, kaltblütiges Monster “ in Brasilien ist er Held und Identifikationsfigur mit Widersprüchen in einer extrem widersprüchlichen Realität. Bezeichnend ist, daß eine Schlüsselszene aus Tropa de Elite “ das Verbrennen eines lebenden Menschen auf einem modernen Scheiterhaufen aus Autoreifen “ von den Filmkritikern fast ausnahmslos unterschlagen wurde. Unterdessen wurden sogar ein renommierter TV-Journalist und viele Bürgerrechtler Opfer dieser archaischen Hinrichtungs-»Methode«. Jener zynisch »Microondas«, Mikrowelle, genannte Scheiterhaufen ist Beleg und Symbol für den brutalen Terror der neofeudalen Slum-Diktatoren gegen Millionen von Verelendeten, für gravierende Menschenrechtsverletzungen an den Peripherien der brasilianischen Städte. Die Berlinale-Kritik verniedlicht, spricht immer nur von Drogenhändlern, Drogenbossen, Drogenbanden. Da mochte mancher Leser denken, es handele sich in Rio de Janeiro um jene eher harmlose Art von Dealern, die man inzwischen auch in Deutschland kennt. Hier geht es indessen um kriegsmäßig selbst mit NATO-Bazookas, schweren Luftabwehr-MGs und Granaten ausgerüstete Kommandos des organisierten Verbrechens, die durch Auftragsmorde, Attentate, massenhafte Geiselnahmen, illegalen Waffenhandel, Banküberfälle, Fracht- und Autoraub, bewaffnete Attacken auf ganze Wohnblocks und eben auch Drogenhandel gigantische Profite machen.

Wer immer noch nicht verstehen will, sollte sich einfach einmal derartige Szenen in Berlin, Hamburg oder München vorstellen. Scheiterhaufen beispielsweise im Prenzlauer Berg, an der Alster oder im Englischen Garten. Denn auch in Rio oder Sáo Paulo lodern die »Microondas« gar nicht weit entfernt von City und Mittelschichtsvierteln. Und wer jetzt noch Zweifel hat, woher Elitetruppe-Kommandant Wagner Moura einen Teil seiner täglichen Motivation nimmt, sollte sich einmal vorstellen, daß in Deutschland täglich Polizisten bei heimtückischen Attentaten der Verbrechersyndikate liquidiert und selbst in der Freizeit unerbittlich verfolgt würden. Am Tage nach der Berlinale-Preisverleihung traf es alleine in Rio de Janeiro drei Beamte. Einer davon bewachte ein Krankenhaus. Immer wieder werden auf simple, nur mit Revolvern ausgerüstete Streifenpolizisten Handgranaten geworfen, Polizeiwagen und deren Insassen mit MG-Garben durchsiebt. Zeitungen drucken Fotos von zu Fleischfetzen zerschossenen Beamten.

Rio hat übrigens etwa die gleiche Einwohnerzahl wie ganz Kuba.

»Es ist notwendig, endlich einmal das Denken und Fühlen der Polizisten im permanent lebensgefährlichen Einsatz zu verstehen«, meint Regisseur Josè Padilha. Interessant, daß er damit bei den Berlinale-Kritikern größtenteils auf taube Ohren stieß, nicht aber bei der Jury um Costa-Gavras. In Brasilien weiß jeder, daß zweifelhafte NGO, die teilweise sogar Gelder aus der Ersten Welt abfassen, in Slums fragwürdigste »Sozialprojekte« betreiben und dabei mit Gangstersyndikaten und Politikern gemeinsame Sache machen und am Drogengeschäft kräftig mitverdienen. Seit langem ist zudem bekannt, daß sich Politiker und deren Anhang mittels solcher Slum-NGO und »Sozialprojekte«, in denen Unmengen öffentlicher Mittel versickern, bereichern. Padilha zeigt dies im Film exemplarisch und deckt die widerliche Scheinheiligkeit betuchter Mittelschichtsstudenten auf, die lediglich so tun, als rühre sie das Leid der Slumkinder. Doch siehe da –  in Berlinale-Kritiken werden daraus von Idealen beseelte, junge Progressive, die neben der Uni noch wahre Sozialarbeit machen wollen und sich nur deshalb, weil™s nun mal nicht anders geht, halt mit den Banditen gutstellen müssen. Blamabel zudem, daß im Gegensatz zu Costa-Gavras die politische Brisanz des Streifens auch für Länder der Ersten Welt nicht erkannt wurde: Wo das organisierte Verbrechen herrscht und Ausgangssperren verhängt, immer mehr No-Go-Areas entstehen, wird von den lokalen Despoten Protestpotential erstickt, wie Regisseur Padilhas intellektueller Berater Luiz Eduardo Soares betont, einer der renommiertesten brasilianischen Sozialwissenschaftler. Josè Murilo de Carvalho, Mitglied der brasilianischen Dichterakademie und in Rio Tür an Tür mit Olga-Benario-Tochter Anita Prestes Uni-Geschichtsprofessor, sagt es noch deutlicher: »Die Existenz des organisierten Verbrechens in den Slums blockiert die Politisierung der Bewohner, hält sie ruhig, verhindert eine Rebellion, Protestaktionen jeder Art. Auch wenn es absurd klingt: Die Gangsterkommandos dienen damit der Aufrechterhaltung von politischer Stabilität im Lande –  und das ist nicht wenigen Autoritäten sehr recht. Ohne Zweifel gehört zum strategischen Kalkül auch der jetzigen Regierung, daß es wegen der so hilfreichen Gangsterkommandos keine soziale Explosion geben wird –  und das ist natürlich reiner Zynismus.« Falls die Lage in den Slums doch einmal außer Kontrolle gerät, so Luiz Eduardo Soares, würde der Staat die Armee oder Sondereinheiten der Polizei in Marsch setzen. Eine davon ist jene Tropa de Elite von Rio de Janeiro. Deren Beamten ist ihre widersprüchliche Funktion durchaus bewußt.

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Ausriß, Rio-Lokalzeitung, Scheiterhaufen-Opfer, 7.11.2012.   http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 14. Oktober 2010 um 05:16 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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