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Brasilianischer Staatsanwalt: Amazonasvernichtung mit Sklavenarbeit vorangetrieben

Der brasilianische Staatsanwalt Ubiratan Cazetta hat langjährige Vorwürfe der katholischen Bischofskonferenz(CNBB) bestätigt, wonach bei der Zerstörung Amazoniens massiv Sklavenarbeiter eingesetzt würden. Cazetta sagte , überall dort, wo das Agrobusiness seine Anbau-und Weideflächen zügig erweitere, seien Sklavenarbeiter anzutreffen.

Sie müßten stets die gefährlichsten und schwersten Tätigkeiten verrichten, vor allem den Urwald roden. Tiefe Misere treibe Menschen in die Sklavenarbeit, unmenschliche Bedingungen würden hingenommen. Auffällig häufig würden von einer Polizei-Sondereinheit befreite Männer später erneut versklavt. Laut Staatsanwalt Cazetta sind in Amazonien alle „klassischen“ Formen von Sklavenarbeit anzutreffen, auch von grausamer Behandlung. Er nannte den Fall eines 30-jährigen Mannes, der sich über ausbleibenden Lohn und schlechtes Essen beschwert habe. Daraufhin habe ihm der Farmboß zu Jahresbeginn mit glühenden Eisen etwa sechzig Brandmale im Gesicht und an anderen Körperteilen zugefügt. Cazetta verwies besonders auf den Teilstaat Parà von der mehrfachen Größe Deutschlands, der von einer Gouverneurin aus Staatschef Lulas Arbeiterpartei regiert wird. In Parà liegt das Bistum des von Mord bedrohten Bischofs Erwin Kräutler aus Österreich. 2005 war die nordamerikanische Urwaldmissionarin Dorothy Stang im Auftrage von Holzfirmen und Großgrundbesitzern in diesem Bistum erschossen worden.

Roberto Malvezzi, Umweltexperte der Bischofskonferenz, hatte bereits vor Jahren gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) erklärt, daß immer mehr Regenwälder Brasiliens für noch mehr Zuckerrohrplantagen abgeholzt würden. Hinter moderner Fassade versteckeckten Großfirmen „nur zu oft Sklavenarbeit“. Brasilianischer Zucker und Ethanol-Treibstoff sind laut Kirchenangaben vor allem deshalb so billig, weil sie teils durch Sozialdumping, Sklaven-und Kinderarbeit erzeugt würden. Malvezzi befindet sich gegenwärtig auf einer Vortragsreise durch Deutschland und Österreich.

Wie Staatsanwalt Cazetta weiter hervorhob, sei Sklavenarbeit keineswegs nur für relativ unterentwickelte Landesregionen typisch. Nach seinen Angaben existiert sie auch in der Wirtschaftsmetropole Sao Paulo, Lateinamerikas reichster Stadt, und betreffe vorrangig illegale Einwanderer aus Bolivien.

Nach Angaben der katholischen Migrantenseelsorge Sao Paulos handelt es sich um über hunderttausend Frauen und Männer in  etwa dreitausend illegalen Textilfabriken. Unter sklavenähnlichen Bedingungen schufteten diese Bolivianer dort zwölf bis achtzehn Stunden täglich, ohne Arbeitsvertrag.

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 29. Februar 2008 um 14:53 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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