Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

ZDF, Adveniat in Sao Paulo: Welcher Slum aus Sicherheitsgründen für den Gottesdienst nicht infragekam. Favela do Moinho. Wo bitte gehts hier zum Boom? Was auf dem staatlich gesponserten Weltsozialforum in Porto Alegre 2012 alles fehlt…“Wenn es ein Land gibt, in dem das Volk die Krise nicht erlebte, dann war es dieses hier!”(Lula)

Samstag, 28. Januar 2012 von Klaus Hart

Slum-Großfeuer: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/12/slum-sao-paulos-in-flammen-tv-video-uber-2000-favelas-in-der-megacity/

In den aus Pappe und Holzresten sowie anderen leicht brennbaren Materialien errichteten Elendsvierteln Sao Paulos brechen immer wieder Großfeuer aus, kommen zahlreiche Verelendete in den Flammen um. Dies gilt auch für die Innenstadt-Favela do Moinho, an deren Hütten und Baracken unglaublich dicht Züge vorbeifahren. Nach dem letzten Großbrand kampieren zahlreiche überlebende Slumbewohner auf dem Fußweg einer nahen Straße. Was diese Menschen zusätzlich auszustehen haben, wenn starke Tropengewitter toben, kann man sich leicht vorstellen.

„…das Land die globale Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 vergleichsweise unbeschadet überstanden hat.“  BDI 2011

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/05/04/lula-bekommt-500000-dollar-von-lg-fur-vortrag-in-sudkorea-laut-brasilianischen-landesmedien-uber-eine-million-dollar-damit-vier-monate-nach-ende-der-amtszeit-kassiert-laut-kalkulation-von-parte/

Leonardo Boff: “Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/03/bundesprasident-christian-wulff-dilma-rousseff-und-der-zugige-bau-des-neuen-atomkraftwerks-angra-3-bei-rio-de-janeiro-mit-deutscher-bundesburgschaft/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/15/deutscher-bundesausenminister-guido-westerwellefdp-2012-in-sao-paulo/

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Ausriß. Letztes Großfeuer in der Favela do Moinho.

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/28/brasilien-nach-acht-jahren-lula-regierungwarum-hat-sao-paulo-noch-2627-slums-fragt-die-wichtigste-qualitatszeitung-o-estado-de-sao-paulo/

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http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/27/brasiliens-bergbaukonzern-vale-das-video-anklicken-brasiliens-regierung-hat-de-facto-die-kontrolle-uber-den-grosten-eisenerzproduzenten-der-welt-laut-handelsblatt/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/28/brasiliens-ausenminister-patriota-zu-kuba-keine-dringlichkeitssituation-bei-menschenrechten-guantanamo-jedoch-besorgniserregend-prasidentin-rousseff-reist-nach-kuba-lage-in-libyen/

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/

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Fotos von Ende Januar 2012.  Lateinamerikas reichste Stadt Sao Paulo und die Überlebenden des Moinho-Großbrands.

Bischof Bernardino sagte in Sao Paulo den Kirchenmedien vor dem Adveniat-Gottesdienst, Brasiliens durchlebe derzeit eine enorme politische Krise. Brasilien sei zwar theoretisch eine Republik, doch die republikanischen Prinzipien würden mißachtet. In der Verfassung von 1988 heiße es, alle Brasilianer hätten die gleichen Rechte. “Doch in Wahrheit ist dies eine Lüge.” Es reiche aus, in die Slums zu gehen. “Wir müssen uns von der Diktatur der wirtschaftlichen Macht befreien – und von einer politischen Macht, die sich der wirtschaftlichen Macht unterwirft.”

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ZDF, Adveniat-Gottesdienst in Favela Cachoeirinha von Sao Paulo 2011. Brasiliens Kontraste. Fotoserie. Über 2600 Slums in der reichsten Stadt Lateinamerikas. Leben in der siebtgrößten Wirtschaftsnation, als „Gestaltungsmacht“, „Global Player“, modern, fortschrittlich, boomend gerühmt. Effiziente Auslandspropaganda, neoliberale Herzenskälte und Realität. Busfahrer gelyncht in Sao Paulo am Tag des Adveniat-Gottesdiensts.

Sonntag, 27. November 2011 von Klaus Hart

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http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1698492/

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1814946/

“Schönheit und Fäulnis”. Neue Zürcher Zeitung/NZZ – Klaus Hart:https://www.nzz.ch/schoenheit_und_faeulnis-1.700750

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/26/zdf-uber-adveniat-gottesdienst-in-favela-von-sao-paulo/

Aufschrei der Ausgeschlossenen 2012 – Fotoserie:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/07/brasilien-aufschrei-der-ausgeschlossenen-grito-dos-excluidos-2012-landesweite-protestaktion-am-nationalfeiertag7september-von-der-katholischen-kirche-organisiert-scharfe-kritik-an-de/

Lateinamerikas teure Lebensmittel – Preissteigerungen um 40 Prozent in den letzten vier Jahren – Gefahr für Hungerbekämpfung: http://exame.abril.com.br/economia/mundo/noticias/precos-dos-alimentos-na-america-latina-sobem-40-em-4-anos–2

Bischof Bernardino sagte in Sao Paulo den Kirchenmedien vor dem Adveniat-Gottesdienst, Brasiliens durchlebe derzeit eine enorme politische Krise. Brasilien sei zwar theoretisch eine Republik, doch die republikanischen Prinzipien würden mißachtet. In der Verfassung von 1988 heiße es, alle Brasilianer hätten die gleichen Rechte. “Doch in Wahrheit ist dies eine Lüge.” Es reiche aus, in die Slums zu gehen. “Wir müssen uns von der Diktatur der wirtschaftlichen Macht befreien – und von einer politischen Macht, die sich der wirtschaftlichen Macht unterwirft.”

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/17/adveniat-in-brasilien-wie-lebt-es-sich-in-der-reichsten-stadt-lateinamerikas-der-siebtgrosten-wirtschaftsnation-nach-acht-jahren-lula-regierung-adveniat-gottesdienst-in-der-favela-cachoeirinha-von/

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http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/26/zdf-und-adveniat-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-verschiedene-sichtweisen-der-gravierenden-menschenrechtslage-brasiliens-je-nach-wertvorstellungen-und-vorschriftenkatalog/

„Meinungsführer“ Leonardo Boff 2011:“Ratzinger wird als Feind der Armen in die Geschichte eingehen.“

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„Hätte jedes Land einen Präsidenten wie Lula, dann wäre unsere Welt ein besserer Ort. Er ist kein Politiker, er ist ein Staatsmann.“ Deutscher Leserbrief an die „Zeit“. 

“Brasilien verabschiedet sich von der Armut”:  http://www.welt.de/wirtschaft/article112414503/Brasilien-verabschiedet-sich-von-der-Armut.html

Armutsgrenze in Brasilien:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/28/deutschlands-armutsgrenze-940-euro-monatseinkommen-in-brasilien-umgerechnet-rund-50-euro/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/04/21/lulas-crack-kinder-nach-sao-paulo-auch-in-rio-immer-mehr-cracolandias-eine-dosis-crack-umgerechnet-etwa-35-cents-crack-geschaft-stimuliert-kinderprostitution/

“Brasilien ist eine stabile Demokratie und respektiert die Menschenrechte.” Staatspräsidentin Dilma Rousseff bei der Stimmabgabe 2012 in Porto Alegre, laut Landesmedien.

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„Die Wirtschaftskrise hat Brasilien kaum gespürt“(WAZ) Kloakegraben – nur einige Schritte vom Platz des Adveniat-Gottesdienstes entfernt.  http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/15/staatschef-lula-erklart-rezession-und-krise-in-brasilien-fur-beendet-offizielle-daten-als-begrundung-grund-zum-feiern/

„…das Land die globale Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 vergleichsweise unbeschadet überstanden hat.“  BDI 2011

Kaum zu fassen – selbst der deutsche Kirchen-Mainstream verbreitete diese Bewertung: „Die Weltwirtschaftskrise hatte in Brasilien kaum Auswirkungen.“

„BILD.DE ERKLÄRT DAS WIRTSCHAFTS-WUNDERLAND.“

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/23/kein-anderes-aufstrebendes-land-balanciert-demokratie-und-breit-gestreuten-wohlstand-so-gut-aus-wie-brasilien-financial-times-deutschland/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/28/deutschlands-armutsgrenze-940-euro-monatseinkommen-in-brasilien-umgerechnet-rund-50-euro/

Laut der Getulio-Vargas-Stiftung vom Oktober 2009 hatte die Krise indessen von den sechs wichtigsten Wirtschaftszentren Brasiliens die Megacity Sao Paulo am stärksten getroffen – das Elend habe deutlich zugenommen, hieß es gemäß Landesmedien.

Deutsche Unternehmer erklärten im Website-Interview, daß 2009 als Krisenwirkung, „der Außenhandel Brasiliens total eingebrochen ist, sowohl Export als auch Import“.

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/15/deutscher-bundesausenminister-guido-westerwellefdp-2012-in-sao-paulo/

Auffällig, daß es nicht wenige ausländische und brasilianische Journalisten bewußt vermeiden, die sozialen Brennpunkte in den Slums aus der Nähe kennenzulernen. Selbst große Meinungsmacher Brasiliens äußern sich entsetzt, schockiert, wenn sie zum erstenmal im Leben die Realität einer Favela aus der Nähe sahen – gewöhnlich mit Body-Guards und TV-Gefolge an der Seite, nicht einmal in den gravierendsten Slums des Landes. Heute im marktgängigen Journalismus erbrachte Verdrängungsleistungen sind rundum beachtlich. Entsprechend gering sind die Chancen erfahrener Fotoreporter wie Barnabas Bosshart aus der Schweiz.

“Wenn es ein Land gibt, in dem das Volk die Krise nicht erlebte, dann war es dieses hier!”(Lula)

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/29/brasilien-leben-im-slum-favela-do-moinho-in-sao-paulos-innenstadt/

Ungezählte Behinderte hausen in den Slums: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/05/brasiliens-hohe-rate-von-behinderten-2391-prozent-der-bevolkerung-gegenuber-rund-1-prozent-in-hochentwickelten-landern-laut-studien/

Der soziale Aufstieg von Lula: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/05/04/lula-bekommt-500000-dollar-von-lg-fur-vortrag-in-sudkorea-laut-brasilianischen-landesmedien-uber-eine-million-dollar-damit-vier-monate-nach-ende-der-amtszeit-kassiert-laut-kalkulation-von-parte/

Wie in deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften die  Situation interpretiert wird:

”Das Leben in Brasilien ist leicht und unbeschwert. Probieren Sie es selbst.” Deutschsprachige Tourismuspropaganda.

Deutliches Wachstum bei Slums:
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/07/brasiliens-boom-und-die-slumhutten/

Obdachlosenverbrennung:  http://www.hart-brasilientexte.de/2011/05/25/obdachlose-in-sao-paulo-protestieren-gegen-lebendiges-verbrennen-von-strasenbewohnern-und-andere-gewalttaten-in-brasilien-viele-greueltaten-garnicht-amtlich-registriert-obdachlosenvertreibung-bea/

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ZDF über Adveniat-Gottesdienst in Favela von Sao Paulo. Verschiedene Sichtweisen über Brasiliens Realität. Deutschstämmiger Kardinal Odilo Scherer zu Sklavenarbeit und Niedrigstlöhnen. „Es wird immer noch sehr viel gefoltert.“ Gefangenenseelsorgerin Petra Pfaller.

Samstag, 26. November 2011 von Klaus Hart

http://gottesdienste.zdf.de/ZDFde/inhalt/11/0,1872,8383083,00.html

Fotoserie Gottesdienst: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/27/zdf-adveniat-gottesdienst-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-2011-brasiliens-kontraste-fotoserie/

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„Die Milliardärsstatistik zeigt, daß sich unter der Regierung von Präsident Lula an der grauenhaft ungerechten Einkommensverteilung, dem Begünstigen der ohnehin Privilegierten nichts geändert hat“, sagt Frei José Francisco, Leiter des Franziskaner-Sozialwerks von Sao Paulo im Website-Interview. „Die neue Präsidentin Dilma Rousseff fährt diesen Kurs weiter, tut nichts gegen Einkommenskonzentration in den Händen weniger – trotz soviel Hunger und Massenelend. Nur bei sozialer Ungleichheit ist Brasilien Weltspitze.“  

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/21/katholisches-hilfswerk-adveniat-in-brasilien-land-der-vielen-milliardare-und-millionare-wie-es-kommt-das-in-deutschland-muhselig-spenden-fur-bedurftige-und-sozialprojekte-gesammelt-werden-obwohl-d/

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/12/06/der-alltag-brasilianischer-jugendlicher-unterscheidet-sich-gar-nicht-so-stark-von-dem-der-deutschen-schwabische-post-entspannt-und-fleisig-in-brasilien/

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http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/26/zdf-und-adveniat-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-verschiedene-sichtweisen-der-gravierenden-menschenrechtslage-brasiliens-je-nach-wertvorstellungen-und-vorschriftenkatalog/

http://www.adveniat.de/blog/?p=960

„Terror-Rap statt Samba“:

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/terror-rap-statt-samba/763272.html

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/12/folter-ohne-ende-tortura-sem-fim-brasiliens-soziologiezeitschrift-sociologia-uber-folter-unter-der-lula-regierung/

Wie in deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften die  Situation interpretiert wird:

”Das Leben in Brasilien ist leicht und unbeschwert. Probieren Sie es selbst.” Deutschsprachige Tourismuspropaganda. Was in Kommerz-Reiseführern fehlt…

Brasiliens brutale Sozialkontraste: “Lula ist nackt.”(Folha de Sao Paulo) Brasilianer ernähren sich schlecht. **

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ZDF und Adveniat in Favela Cachoeirinha von Sao Paulo 2011. Verschiedene Sichtweisen der gravierenden Menschenrechtslage Brasiliens, je nach Wertvorstellungen und Vorschriftenkatalog. Bischof Bernardino, Dominikaner Frei Betto, Menschenrechtspriester Julio Lancelotti, Slum-Padre Aecio Cordeiro da Silva. Über 30 Millionen Verelendete, Folter, Todesschwadronen, Scheiterhaufen, Sklavenarbeit. Brasiliens Massengräber, Lynchpraxis.

Samstag, 26. November 2011 von Klaus Hart

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/17/adveniat-in-brasilien-wie-lebt-es-sich-in-der-reichsten-stadt-lateinamerikas-der-siebtgrosten-wirtschaftsnation-nach-acht-jahren-lula-regierung-adveniat-gottesdienst-in-der-favela-cachoeirinha-von/

Bei den häufigen Tropengewittern dringen Schlamm und stinkende Kloake in die aus Holz-und Pappabfällen provisorisch zusammengezimmerten Katen, bei Hitze kommen die Fiebermücken, Scharen von großen braunen Kakerlaken – Ratten sind immer da. 

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/15/deutscher-bundesausenminister-guido-westerwellefdp-2012-in-sao-paulo/

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“Wenn es ein Land gibt, in dem das Volk die Krise nicht erlebte, dann war es dieses hier!”(Lula)

Armutsgrenze in Deutschland und Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/28/deutschlands-armutsgrenze-940-euro-monatseinkommen-in-brasilien-umgerechnet-rund-50-euro/

“Terror-Rap statt Samba”:

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/terror-rap-statt-samba/763272.html

Lateinamerikas teure Lebensmittel – Preissteigerungen um 40 Prozent in den letzten vier Jahren – Gefahr für Hungerbekämpfung: http://exame.abril.com.br/economia/mundo/noticias/precos-dos-alimentos-na-america-latina-sobem-40-em-4-anos–2

Erzbischof Zollitsch:“Ich erlebe allerdings auch die ganze Not in den Favelas und die großen Gegensätze zwischen Armut und Reichtum.“

Adveniat-Blog vor dem Gottesdienst:

http://www.adveniat.de/blog/?p=960

Fotoserie Gottesdienst: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/27/zdf-adveniat-gottesdienst-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-2011-brasiliens-kontraste-fotoserie/

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„Jeden Tag wird in Brasilien gefoltert.“ Ausriß 2011http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/12/folter-ohne-ende-tortura-sem-fim-brasiliens-soziologiezeitschrift-sociologia-uber-folter-unter-der-lula-regierung/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/14/nach-wie-vor-hemmungslose-aktionen-der-todesschwadronen-institutionalisierte-barbarei-lulas-menschenrechtsminister-paulo-vannuchi-raumt-gegen-ende-der-zweiten-amtszeit-erneut-fortbestehen-der-b/

Brasilien – strategischer Parner der deutschen Regierung.

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Das Blutbad in den Tagen vor dem Adveniat-Gottesdienst: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/22/brasiliens-alltagliche-blutbader-sechs-jugendliche-in-belem-mit-genickschus-polizeimunition-ermordet-todesschwadronen-in-der-grosten-demokratie-lateinamerikas/

Vor dem Hintergrund dieser Fakten erhält Brasilien vor dem Adveniat-Gottesdienst aus Deutschland sehr viel Lob, wird als modernes, fortschrittliches Boomland eingestuft. Auch der Regierungskurs wird ausdrücklich gewürdigt -was in kuriosem Gegensatz zu den Einschätzungen der brasilianischen Qualitätsmedien, der katholischen Kirche des größten katholischen Landes steht. 

”Das Leben in Brasilien ist leicht und unbeschwert. Probieren Sie es selbst.” Deutschsprachige Tourismuspropaganda. Was in Kommerz-Reiseführern fehlt…

http://www.bpb.de/publikationen/JU16H0,0,Vom_Umgang_mit_der_Diktaturvergangenheit.html

Auch für Cachoeirinhas gilt – man sieht nur, was man weiß. Bei Favela-Besuchen, Gesprächen mit den Bewohnern erschließt sich nur ein Teil der komplexen, widersprüchlichen Slumrealität. Padre Aecio Cordeiro da Silva dagegen kennt sie genau – er lebt hier und ist einer von Kardinal Scherers engsten Mitarbeitern. „Ich höre oft auch aus Deutschland – wozu noch Hilfe, die vielen Adveniat-Spenden, wo sich doch in den acht Jahren der Lula-Regierung alles in Brasilien so toll verbessert hat, es dem Land und seinen Menschen so gut geht, den Armen endlich einmal rundherum geholfen wurde? Ich antworte dann, geht mit offenen Augen durch Sao Paulo, schaut in die Favelas, in die überfüllten Gefängnisse! Dann begreift ihr, daß Brasilien von echten, signifikanten Verbesserungen noch sehr weit entfernt ist!“

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ZDF, Adveniat in Brasilien 2011: Wie lebt es sich in der reichsten Stadt Lateinamerikas, der siebtgrößten Wirtschaftsnation nach acht Jahren Lula-Regierung? ZDF-Adveniat-Gottesdienst in der Favela Cachoeirinha von Sao Paulo. Laut Befreiungstheologe Frei Betto, der Regierungsberater des Anti-Hunger-Programms war, leben derzeit noch über 30 Millionen Brasilianer in extremer Armut, also betroffen von Elend und Hunger. Mittelalterliche Lepra in Slums von Sao Paulo. Fotoserie.

Donnerstag, 17. November 2011 von Klaus Hart

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Wie Barack Obama den Tropenstaat Brasilien bewertet: “Brasilien ist eine beispielhafte Demokratie. Dieses Land ist nicht länger das Land der Zukunft – die Menschen in Brasilien sollten wissen, daß die Zukunft gekommen ist, sie ist hier, jetzt”.

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/08/23/unesco-zeichnet-lula-in-paris-wegen-forderung-des-friedens-und-der-rechtsgleichheit-aus-preis-mit-150000-dollar-dotiert-jury-von-henry-kissinger-gefuhrt/

(Wo bitte gehts hier zum Boom?)Eine alleinstehende Mutter mit ihren sechs kleinen Kindern und ihrer Nichte in der Hütte – mit nur einem Raum. Die Frau bekommt das sogenannte Minimaleinkommen des Teilstaats sowie Alimente von zwei Vätern – hat damit monatlich für den Lebensunterhalt aller acht Personen umgerechnet 175 Euro zur Verfügung, etwa 22 Euro pro Kopf. Viele Grundnahrungsmittel, von Milch bis Käse, sind in Brasilien teurer als in Deutschland. Demokratiebegriff und Elend in Brasilien.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1698492/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/15/deutscher-bundesausenminister-guido-westerwellefdp-2012-in-sao-paulo/

“Wenn es ein Land gibt, in dem das Volk die Krise nicht erlebte, dann war es dieses hier!”(Lula)

Armutsgrenze in Deutschland und Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/28/deutschlands-armutsgrenze-940-euro-monatseinkommen-in-brasilien-umgerechnet-rund-50-euro/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/29/brasilien-leben-im-slum-favela-do-moinho-in-sao-paulos-innenstadt/

BRASILIEN

Gauck: Von Brasilien lernen

Brasilien bewegt den Bundespräsidenten: Während seines Besuchs zeigte sich Joachim Gauck beeindruckt von der Aufbruchstimmung im Land. Deutschland könne von dem Mut zu Veränderungen lernen. Regierungssender Deutsche Welle 2013

Gauck sieht Kolumbien und Brasilien “auf gutem Wege”/Deutschlandradio Kultur

Ungezählte Behinderte hausen in den Slums: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/05/brasiliens-hohe-rate-von-behinderten-2391-prozent-der-bevolkerung-gegenuber-rund-1-prozent-in-hochentwickelten-landern-laut-studien/

Lateinamerikas teure Lebensmittel – Preissteigerungen um 40 Prozent in den letzten vier Jahren – Gefahr für Hungerbekämpfung: http://exame.abril.com.br/economia/mundo/noticias/precos-dos-alimentos-na-america-latina-sobem-40-em-4-anos–2

Brasiliens Preisniveau – viele Produkte, darunter Lebensmittel wie Milch, Joghurt und Käse, sind deutlich teurer als in Ländern wie Deutschland, ganz zu schweigen von der Qualität.

Brasilianischer Camembert ist z.B. in Sao Paulo mehrfach teurer als in Deutschland, aber erheblich schlechter. Da er daher, ebenso wie viele andere Käsesorten weltbekannter Namen, so gut wie kaum gekauft wird, liegt er nur zu oft steinhart in den Regalen, wird schließlich auf die Halde gekarrt oder verbrannt – was just in einem Land mit gravierenden Hungerproblemen wie Brasilien massenhaft und täglich geschieht. Gleiches gilt für viele andere teure Lebensmittel, darunter importierten Frischlachs. Von Fachleuten wird das massenhafte Vernichten hochwertiger Lebensmittel als skandalös bezeichnet – angesichts des Hungers in den rasch wachsenden Slums.

Gemäß neuesten Statistiken war 2011 gerade in den Supermärkten von teils unverschämtenb Preissprüngen gekennzeichnet. Danach bezahlten Familien bis 81 Prozent mehr für Nahrungsmittel und 17 Prozent mehr für Dienstleistungen. Üblich ist, daß auf Lohnanhebungen sofort starke Preiserhöhungen folgen.

Der soziale Aufstieg von Lula: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/05/04/lula-bekommt-500000-dollar-von-lg-fur-vortrag-in-sudkorea-laut-brasilianischen-landesmedien-uber-eine-million-dollar-damit-vier-monate-nach-ende-der-amtszeit-kassiert-laut-kalkulation-von-parte/

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Fotoserie vom Adveniat-Gottesdienst: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/27/zdf-adveniat-gottesdienst-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-2011-brasiliens-kontraste-fotoserie/

„Säuberungen“ in Slums: 

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/05/brasilien-limpeza-sauberung-wie-der-begriff-in-vielen-slums-des-nordostens-in-millionenstadten-wie-fortaleza-gebraucht-wird/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/14/brasiliens-milliardare-die-x-formel-fur-reichtum-der-spiegel-hunger-misere-die-sicht-der-kirche-weil-brasiliens-superreiche-so-geizig-und-unsozial-sind-mussen-engagierte-spender-aus-mittele/

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http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/26/zdf-und-adveniat-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-verschiedene-sichtweisen-der-gravierenden-menschenrechtslage-brasiliens-je-nach-wertvorstellungen-und-vorschriftenkatalog/

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Slogan der Regierungspropaganda.

Laut Befreiungstheologe Frei Betto leben immer noch über 30 Millionen Brasilianer in extremer Armut, betroffen von Hunger und Elend, obwohl es sich bei Brasilien um die siebtgrößte Wirtschaftsnation handelt.  In deutschsprachigen Ländern wird indessen der Lula-Rousseff-Regierung häufig bescheinigt, Hunger und Elend sehr erfolgreich bekämpft zu haben.

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Nach der ZDF-Übertragung äußerten vor Ort katholische Menschenrechtsaktivisten sowie Priester Sao Paulos auch Kritik an dem Adveniat-Gottesdienst. Vermißt wurden u.a. klare, kritische Worte zur konkreten Lage in der Favela Cachoeirinha, zum derzeitigen Regierungskurs Brasiliens sowie zu den gravierenden Menschenrechtsverletzungen im heutigen Brasilien, darunter systematischer Folter, Todesschwadronen, Sklavenarbeit und andere Formen struktureller Gewalt, von denen die brasilianischen Slums betroffen seien.

Viele Schlüsselbegriffe zur brasilianischen Realität hätten gefehlt, zudem Fakten zur krassen sozialen Ungleichheit in Brasilien, den politisch Verantwortlichen. “Der Ausbau einer Stadtautobahn wird die Favela Cachoeirinha schwer treffen, das Leben der Bewohner weiter verschlechtern. Das hätte man ebenso ansprechen können wie die Rolle von überbordender Gewalt und der sich epidemisch ausbreitenden harten Drogen, darunter Crack.” Erwartet wurde zudem, daß die deutsche Delegation sich gemeinsam mit Kardinal Scherer  beispielsweise nach dem Gottesdienst in die engen Gassen des Slums just zu den erbärmlichsten Hütten und Katen begibt, um den direkten, hautnahen Kontakt zu den von Elend Betroffenen zu suchen. Dazu sei es indessen nicht gekommen – auch ein vorgesehener gemeinsamer Morgenkaffee mit den Slumbewohnern, direkt nach dem Gottesdienst, sei wenige Tage zuvor überraschend abgeblasen worden. All dies weise auf Berührungsprobleme mit der Slumrealität.

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Aktivisten der katholischen Basisgemeinde von Cachoeirinha. “Das ist gegen die Menschenwürde, so viele Leute in diesem Schlamm, diesem Moder hausen zu lassen. So viele Familien, mit vielen Kindern, leben hier nur in einem einzigen Hüttenraum, vor der Türöffnung hängt ein Lappen – so ist das. Die Mafia der Drogengangster ist hier sehr stark, die beobachten alles und jeden hier, das ist furchtbar. Wer jemanden aus dem Drogenmilieu, aus der Sucht rausholen will – also jemanden, der für deren Profit sorgt, da werden die böse, da wird man gnadenlos verfolgt. Die Polizei kommt und geht wieder – aber die Banditenkommandos bleiben, terrorisieren, zwingen den Bewohnern das Gesetz des Schweigens auf. Wer sich nicht unterwirft, weiß, was ihn erwartet. 2014 ist die Fußball-WM, da will man Brasilien als Land der Ersten Welt erscheinen lassen – aber hier an der Peripherie ist es nach wie vor triste. Die meist kinderreichen Familien haben monatlich nur so um die 200, 220 Real maximal. Doch im Ausland wird verbreitet, alles toll, alles gut in Brasilien. Wir merken, es ist schwierig, Menschen von außerhalb für diese Situation zu sensibilisieren, die das hier nicht kennen, es sich nicht vorstellen können. Wir haben unsere christlichen Kriterien, und wir haben Ausdauer – das macht den Unterschied. Denn entweder ist man Christ – oder ist mans nicht, halbe-halbe geht nicht.”

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/09/adveniat-aktionseroffnung-in-armenviertel-von-sao-paulo-favela-cachoeirinha-zdf-live-ubertragung-gottesdienst-zelebriert-von-kardinal-odilo-scherer-erzbischof-von-sao-paulo-dem-vorsitzenden/

Hintergrund – das Elendsviertel neben dem Gottesdienst-Platz:
Weihnachten im Slum – Christus in Brasilien

 

Kobras, Ratten, Gewalt und viel Überlebensmut

 

„Bei diesem Leben hier brauchen wir Hoffnung auf Gottes Beistand“, sagt die tiefreligiöse Cleide de Souza Nascimento in ihrer Elendskate – und wünscht sich nur eins:“Weihnachten darf es nicht schütten – sonst sind wir geliefert.“ Direkt vor der Bretterhütte schwillt bei starken Tropengewittern der barbarisch stinkende Kloakebach an – ebenso übelriechendes Abwasser dringt dann von hinten in die Kate herein und fließt wasserfallartig von der Eingangsluke, da, wo die Dreißigjährige steht, den Grabenhang hinunter, trifft sich mit der Kloake. „Abwasser läuft sogar aufs Bett – mein kleinster Sohn hat chronische Asthma, für den ist das hier besonders schlecht.“

Modrig-feucht ist es auch bei Sonne in der fensterlosen Kate –  vier alte, zerschlissene Matratzen für die sechs Bewohner, ein Herd mit blauem Kochgasbehälter, das bißchen Kleidung baumelt an Wandhaken. „Weihnachten gibts keine Geschenke, nichts, dafür reicht das Geld nicht, ein bißchen Weihnachtsschmuck ist auch nicht drin. Heiligabend wärs für uns alle zu eng in der Kate – wir machens wie die Nachbarn, treffen uns oben auf der Gasse, da ist mehr Platz.“

 

Als noch unter Staatschef Lula die Regierung 2003 das Anti-Hunger-Programm startet, kämpft und streitet Cleide solange mit der Staatsbürokratie, bis sie die sogenannte „Bolsa Familia“ endlich für ihre vier Kinder kriegt – 198 Real monatlich, macht umgerechnet rund 21 Euro pro Kind. Der Liter pasteurisierte Frischmilch kostet in Sao Paulo umgerechnet einen Euro dreißig, auch andere Grundnahrungsmittel sind in Brasilien, dem Niedrigstlohnland, auffällig teurer als im Hochlohnland Deutschland.

 

Was geben Sie so vor Weihnachten aus?

 

Brasilien zählt längst nicht mehr zu den Billigpreisländern, merken selbst deutsche Touristen verärgert an der Copacabana.

 

Cleide macht Gelegenheitsarbeit, Tagelöhnerei, wäscht bei Mittelschichtsfamilien, putzt denen die Wohnung:“Mein Mann ist behindert, taub – der macht manchmal den Einweiser auf Parkplätzen.“ So werden es dann wenigstens 31 Euro pro Kopf, für  jeden der sechs monatlich – der Fahrschein für den Bus raus aus der Favela kostet über einen Euro.  42 Prozent aller Empfänger von Bolsa Familia seien nach wie vor verelendet, melden die Landesmedien. Der Slum von Cleide zeigt es anschaulich.

 

Wird es in der Weihnachtszeit ein bißchen besser, gibts da spendenfreudige Leute? „Gottseidank kriegen wir von der  Kirche stets Pakete mit Grundnahrungsmitteln – da sind Reis, Bohnen, Zucker, Speiseöl dabei – Kleidung wird auch verteilt!“

 

Brasilien ist die siebtgrößte Wirtschaftsnation, Sao Paulo die reichste Stadt ganz Lateinamerikas – läßt sich wenigstens mal ein Sozialarbeiter in dieser Favela Cachoeirinha blicken, aus der am ersten Advent vom ZDF der Adveniat-Gottesdienst übertragen wurde? Cleide verneint:“Hier kommt nie mal einer von der Präfektur, vom Staat vorbei – man muß unheimlich bei den Behörden hinterher sein, um Bolsa Familia zu kriegen. Wer von den vielen Halb-und Voll-Analphabeten hier das nicht weiß, geht leer aus. Sechs Monate haben sie mir die Bolsa Familia unter einem Vorwand gesperrt – das war für uns grauenhaft. So viele haben eigentlich ein Anrecht, kriegen aber keinen Centavo.“ Übertreibt sie da nicht ein bißchen?    

 

 Zahlreiche Katen kleben wie die von Cleide in dem Kloakegraben, die Eingänge wirken wie dunkle Löcher – auch wegen der Sicherheit, um nicht beklaut zu werden, gibts keine anderen Öffnungen, in die Tageslicht fallen könnte. Starken Hautausschlag, viel Grind und Bläschen am Mund bemerkt man bei vielen Slumbewohnern – Tuberkulose und sogar Lepra finden beste Ausbreitungsbedingungen. Hier holt man sich rasch Elendskrankheiten, sagen Slumpriester, weil das Immunsystem der Bewohner  stark geschwächt ist.

 

Cleide haust seit 14 Jahren in dieser Hütte – nur einen Steinwurf entfernt hat Cleyton dos Santos, 22,  für seine Frau Erica und die zwei kleinen Kinder eine Holzkate direkt an einen breiten Abwasserbach gebaut. „Die Kinder bitten uns, Lichter, ein bißchen Weihnachtsschmuck an die Wand zu hängen – aber das ist unmöglich, wir haben tagtäglich so viel Dringenderes im Kopf! Jetzt, im Hochsommer, regnets alle paar Tage heftig, tritt der Bach über die Ufer, trägt stinkenden Schlamm in die Gasse, waten wir notgedrungen drin herum. Hier gibt es massenweise Ratten, die Krankheiten übertragen, müssen wir besonders wegen der Kinder aufpassen.“ Cleyton, entsetzlich mager, ist arbeitslos – Erica kriegt als Reinemachfrau  maximal 550 Real im Monat – das macht für alle vier umgerechnet höchstens 57 Euro pro Kopf – Weihnachtsgeschenke, Weihnachtsschmaus am Heiligabend? Fehlanzeige. „Wir setzen uns zu den Hüttennachbarn auf die Gasse – jeder gibt was für einen Teller mit Essen. Ich habe gehört, die Regierung erzählt draußen in der Welt, daß es den Brasilianern jetzt viel besser geht und allen geholfen wird. Das ist gelogen – man läßt uns hier im Slum total im Stich!“

 

Rosilene, 33, Cleytons Nachbarin, wird just um Weihnachten herum niederkommen – es ist das siebte Kind. „Weihnachten“, lacht sie bitter-ironisch, „Gott im Himmel, was soll ich da schon machen? Ich hocke in der Kate wie immer, hoffe auf die Hilfe der Nachbarn. Ich kriege ja vom Staat garnichts, nur ein bißchen Geld von den Vätern meiner Kinder. Wenns mal 200 Real im Monat werden, bin ich direkt zufrieden…“

 

200 Real – umgerechnet  rund 12 Euro monatlich für jedes der sechs Kinder, für Rosilene – wie soll das gehen, bei den Preisen? „Mein ältester Sohn kann schon ein bißchen arbeiten, der organisiert uns immer mal was zu essen, sorgt für ein bißchen Reis und Milch, das Kochgas – meine Nachbarn sind zwar wunderbar, aber die haben ja selber nichts. Ich schlage mich irgendwie durch – ja – ich lebe noch!“

 

Pedro, der Gelegenheitsarbeiter, kam mit seiner Frau, den fünf Kindern zu spät – weil nirgendwo noch eine Hütte hingepaßt hätte, baut er sie mitten in den Abwässerbach – ausgerechnet am Eingang mündet ein Kloakegraben hinein, vergrößert den Gestank noch mehr. „Letzte Weihnachten haben wir die Kate eingeweiht – feiern jetzt einjähriges Überleben. Das Abwasser steigt bei Gewitterregen nicht zu uns hoch – aber Ratten, sogar weiße, und Kobras klettern nachts hinein – wir müssen unheimlich auf der Hut sein. Denn das Dumme ist – Hauskatzen helfen nicht, die hauen vor den Rattenhorden ab. Egal, wir haben uns dran gewöhnt. Ich beklage mich nicht – grade vor Weihnachten gibts für mich mehr Jobs, schaufle ich mal Erde weg, repariere, streiche, schleppe was. Aber Heiligabend sind wir alle in der Kate, feiern Christi Geburt. Die Leute im Slum beten sehr viel – bitten Gott um spirituelle Kraft, um Hilfe in dieser Misere. Der Mann da neben Dir – den kenne ich – das ist doch der Padre, der jetzt vor Weihnachten die Lebensmittelpakete und das Spielzeug verteilt!“

 

Pedro meint Slumpfarrer Bernardo Daly, einen Iren, der mit seiner Schar hochengagierter kirchlicher Menschenrechtsaktivisten trotz bescheidenster Mittel weit schlimmeres Elend und krassesten Hunger verhindert – und die Räumung des Slums, die Vertreibung der Favelados durch die Polizei. Todesschwadronen, Drogenbanditen-und Polizeigewalt, dazu immer wieder Hüttenbrände, bei denen Kleinkinder verkohlen  – Daly muß als Seelsorger tagtäglich mit Situationen fertigwerden, Dinge verkraften, die das Vorstellungsvermögen der meisten Deutschen übersteigt.

 

Der Padre wirkt erstaunlich ruhig und besonnen – doch manchmal macht er seiner Empörung Luft. Wie an der Kate von Elise, die direkt am Kloakegraben haust. „Ich kriege 134 Real Bolsa Familia, weil die ältere meiner beiden Töchter geistig behindert ist, ständig meine Betreuung braucht – mehr Geld haben wir nicht im Monat.“ 134 Real – also umgerechnet rund 18 Euro für jede der drei. Padre Daly ist geschockt:“Das ist doch unmöglich. Wer so lebt, muß manchmal das eigentlich Unmögliche tun, weil es keinen anderen Ausweg gibt…“ Der Geistliche läßt offen, was er konkret meint – nicht nötig.

 

„Jetzt, vor Weihnachten, kämpfe ich dafür, daß mehr Nahrungsmittelspenden in den Slum gelangen – auch zu denen, die garnicht wissen können, wo es Ausgabestellen gibt, also Alte, Behinderte, Kranke“, sagt  Eliane Takeko, 46, engste Mitstreiterin von Padre Doty, zudem Präsidentin der Bewohnerassoziation. “Ein bißchen  mehr Spielzeug für die Kinder – das müßte doch drin sein, auch dafür streite ich mich mit der Präfektur herum. Die Lage im Slum macht mich traurig und wütend  – Brasilien ist doch soooo reich – die Mittel sind da! Wir von der katholischen Kirche akzeptieren nicht diese grauenhafte Logik, daß es Arme, Verelendete nun mal gibt und immer geben wird. In den über 2600 Slums von São Paulo gibts viele sogenannte Kirchen, die nichts fürs Soziale tun. Wir legen uns mit denen `oben` an.“

 

Dieses Jahr ist der Slum noch voller, noch dichter bewohnt als letzte Weihnachten, meint Eliane Takeko. „Manche Slums werden  von der Polizei geräumt und zerstört, vor der Fußball-WM werden Obdachlose aus der City vertrieben – die kommen notgedrungen zu uns an die Peripherie. Deswegen wird es immer enger in den Hütten.“ Aber warum gibt es dann keine Massenproteste der Slumbewohner? „Die Menschen haben Angst“, sagt Padre Doty. „Nicht wenige hatten sich engagiert, haben resigniert aufgegeben. Zudem ist das Bildungsniveau in Brasilien entsetzlich niedrig – Leute ohne Bildung, Analphabeten wissen garnicht, wie man das macht – sich organisieren, auf die Straße gehen, Bürgerrechte durchsetzen. Die kennen ihre Rechte já garnicht.“

 

Eliane Takeko stimmt zu: „Es liegt auch am Hunger – wer sich nur schlecht ernährt, in solchen Katen haust, kann nicht richtig denken, ist schnell kaputt, noch dazu bei Tropenhitze. Und wer zu oft den Mund aufmacht, fliegt raus, kriegt nicht mal eine Tagelöhnerarbeit.  Auch ich muß aufpassen.“

 

Selbst in ihrer engen Kate gibts keinen Weihnachtsschmuck – denn auch sie schlägt sich mit Gelegenheitsarbeit durch, wie die Tochter. „Wir beide kommen auf höchstens 500 Real im Monat – das muß für alle sechs in der Kate reichen. Mein Mann ist behindert, hatte einen Unfall. Da heißt es, irrsinnig sparen.“  Maximal umgerechnet 200 Euro monatlich, für sechs Leute – wie macht sie das?

 

Körperlich und geistig Behinderte – auffällig, wie viele in den Slums hausen. Laut Studien sind es 23, 91 Prozent der brasilianischen Bevölkerung, gegenüber rund einem Prozent in hochentwickelten Staaten wie Deutschland. Immer wieder geschieht, daß geistig behinderte Mädchen und Frauen der Favelas vergewaltigt werden.

 

Über 30 Millionen Brasilianer leben laut Kirchenangaben noch in extremer Armut. Nimmt man jedoch die offizielle Regierungseinstufung, zählen Eliane Takeko und ihre Familie nicht mehr dazu, liegen oberhalb der amtlich allen Ernstes auf umgerechnet etwa 29 Euro angesetzten Pro-Kopf-Grenze, sind nur noch „arm“ –  Rosilene mit den sechs Kindern und Elise aber liegen darunter…

 

Haben alle in gewisser Weise sogar „Glück“, Weihnachten im Slum einer reichen Wirtschaftsmetropole wie Sao Paulo zu feiern? Denn Brasiliens grauenhafteste Elendsviertel liegen nicht hier, sondern in den kraß unterentwickelten Regionen des Nordens und Nordostens.

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„Jeden Tag wird in Brasilien gefoltert.“ Ausriß 2011

“Brasilien ist eine Industriemacht, die achtgrößte Wirtschaftsnation der Welt, modern und fortschrittlich.”

„Progressive Regierung“.

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Großmutter, Enkelin mit Lebensgefährte, eine Freundin, zwei kleine Kinder – alle sechs in einem Raum, bald kommt noch ein Baby dazu. Die Großmutter bekommt eine Rente von umgerechnet etwa 225 Euro – die anderen Erwachsenen sind arbeitslos, suchen nach jeder Art von Arbeit. 

” Ein beträchtlicher Teil der Brasilianer, vor allem jene in den Slums, wird wie Wegwerf-Bevölkerung behandelt. ”(Tim Cahill, Amnesty International)

Deutliches Wachstum bei Slums:
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/07/brasiliens-boom-und-die-slumhutten/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/21/elitenkandidat-lula-erfullt-erwartungenjeden-tag-164-neue-millionare-der-zuwachs-an-superreichen-ist-atemberaubend-handelsblatt/

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Immer wieder brachen auch in Cachoeirinha Brände aus, griff das Feuer rasch auf viele aus leicht brennbarem Material errichtete Baracken über,  verbrannten auch Kinder lebendig. Im Winter Sao Paulos nähern sich die Temperaturen in den Favelas dem Nullpunkt, zünden die Verelendeten in ihren Katen nicht selten auf der festgestampften Erde Feuer an, um sich zu wärmen – eine der Brandursachen. Bei starken tropischen Wolkenbrüchen des Sommers laufen Wasser, Schlamm und Kloake in die Katen hinein, herrscht starker Modergeruch, Ursache vieler Krankheiten, darunter Tuberkulose. 

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/06/elendsviertel-von-sao-paulo-in-flammen-diesmal-favela-agua-espraiada-video-anklicken-uber-2000-slums-in-reichster-stadt-lateinamerikas/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/17/brasiliens-bischof-flavio-giovenale-neuer-caritas-prasident-des-landes-hochgeachtet-wegen-kampf-fur-menschenrechte/

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ZDF, „Adveniat-Aktionseröffnung in Armenviertel von Sao Paulo“. Favela Cachoeirinha – ZDF-Live-Übertragung; Gottesdienst zelebriert von Kardinal Odilo Scherer, Erzbischof von São Paulo, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, Vorsitzender der Bischöflichen Kommission Adveniat.

Mittwoch, 09. November 2011 von Klaus Hart

http://www.adveniat.de/presse/pressemitteilungen/aktuelle-mitteilungen/presse-artikel-detail/article/adveniat-aktionseroeffnung-in-armenviertel-von-sao-paulo/1.html

ZDF überträgt Adveniat-Gottesdienst aus Favela Cachoeirinha:

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/26/zdf-und-adveniat-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-verschiedene-sichtweisen-der-gravierenden-menschenrechtslage-brasiliens-je-nach-wertvorstellungen-und-vorschriftenkatalog/

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http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/17/adveniat-in-brasilien-wie-lebt-es-sich-in-der-reichsten-stadt-lateinamerikas-der-siebtgrosten-wirtschaftsnation-nach-acht-jahren-lula-regierung-adveniat-gottesdienst-in-der-favela-cachoeirinha-von/

Brasiliens katholische Kirche, die den Adveniat-Gottesdienst am 27. November in einer Favela Sao Paulos vorbereitet, ist beeindruckt über die Propagandahörigkeit deutscher Journalisten. “Immer wieder werden wir gefragt: Wenn Brasilien so gut dasteht, es dem Land so gut geht, es wegen Lula heute so entwickelt ist – warum dann noch überhaupt diese internationale Hilfe wie von Adveniat, diese Bitten um Spenden?” Für Brasiliens katholische Kirche erscheint unverständlich, daß im angeblich so aufgeklärten, gut informierten Deutschland ein so  niedriger Informationsstand selbst bei Journalisten über die Lage in dem Tropenland existiert. Kirchliche Angaben über Massenelend und das fortdauernde Hungerproblem, die rasch wachsenden Slums,  werden offenbar garnicht mehr zur Kenntnis genommen.

“Brasilien ist eine Industriemacht, die achtgrößte Wirtschaftsnation der Welt, modern und fortschrittlich.”

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/05/06/ghetto-sondergerichte-verhangen-auch-in-sao-paulo-todesurteile-funf-junge-manner-exekutiert/

Laut Befreiungstheologe Frei Betto, der Regierungsberater des Anti-Hunger-Programms war, leben derzeit noch über 30 Millionen Brasilianer in extremer Armut, also betroffen von Elend und Hunger.

” Ein beträchtlicher Teil der Brasilianer, vor allem jene in den Slums, wird wie Wegwerf-Bevölkerung behandelt. ”(Tim Cahill, Amnesty International)

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/05/10/slum-in-sao-paulo-auch-wegen-der-meist-grauenhaften-hygienischen-verhaltnisse-haben-lepra-tbc-denguefieber-etc-in-den-brasilianischen-elendsvierteln-gute-ausbreitungsbedingungen-in-sao-paulo-jahr/

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„Jeden Tag wird in Brasilien gefoltert.“ Ausriß 2011Brasiliens katholische Kirche stellt in diesen Tagen angesichts der nach wie vor grauenhaften Lage der Elends-und Armenviertel klar, daß es unter der Regierung des inzwischen laut Landesmedien zum Dollar-Millionär aufgestiegenen Lula entgegen der Regierungspropaganda keineswegs zu einer signifikanten Verbesserung der sozialen Situation gekommen sei. Davon sei man noch weit entfernt. Die Lage in den Slums, in den entsetzlichen Gefängnisse, in die man zuallererst Arme pferche, spreche Bände, betonen Menschenrechtspriester im Website-Interview. “Brasilia, die Teilstaatsregierungen, deren Politiker wollen große, teure Bauten, wie beispielsweise ein Fußballstadion für die WM, eine Stadtautobahn, weil die privaten Baufirmen dann deren Wahlkampagnen finanzieren.” 

Franziskaner in Sao Paulo:

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/25/franziskaner-sao-paulos-verteilen-weihnachten-nahrungsmittel-an-tausende-von-armen-und-verelendeten/

“Nicht ohne Grund hat etwa der frühere US-Präsident Ronald Reagan in Südamerika die Sekten gefördert, weil sie individualisierend und systemstabilisierend wirken.” Franziskaner Paulo Suess in Publik-Forum

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/terror-rap-statt-samba/763272.html

http://www.bpb.de/publikationen/JU16H0,0,Vom_Umgang_mit_der_Diktaturvergangenheit.html

http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/bedrueckung_und_verlegenheit_in_der_lula-regierung_1.2001065.html

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Brasilien – Aufschrei der Ausgeschlossenen 2011, “Grito dos Excluidos”. Fotoserie. Proteste gegen Hunger, Elend, Folter, Willkür, Staatskorruption, Menschenrechtsverletzungen aller Art. Obdachlosenverbrennung in Sao Paulo. Rund 130 Millionen Katholiken in Brasilien – etwa 25 Millionen Katholiken in Deutschland. **

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/05/scheiterhaufen-in-sao-paulo-mindestens-15-menschen-in-der-megacity-seit-jahresbeginn-lebendig-verbrannt-laut-landesmedien-fogo-para-matar-rivais/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/rio-film-tropa-de-elite-2-fur-oscar-nominiertbester-auslandischer-streifen-stadtepartnerschaft-koln-rio-de-janeiro-trailer-anklicken/

Brasiliens katholische Kirche und die Libyen-Intervention:

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/01/morde-an-zivilisten-in-libyen-durch-bombardements-brasilianischer-franziskaner-jose-francisco-fordert-bestrafung-der-tater-und-auftraggeber-rasche-entschadigung-und-wiedergutmachung-fur-die-hinterbl/

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    NEU: Fotoserie Gesichter Brasiliens

    Fotostrecken Wasserfälle Iguacu und Karneval 2008

    23' K23

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