Greenpeace-Aktivisten auf der Avenida Paulista in Sao Paulo klären über die von Chevron verursachten Ölverseuchungen entlang der Atlantikküste auf, werben um Unterstützung entsprechender Proteste. Die Ölverseuchung der Küste, darunter vieler früher idyllischer Badestrände mit kristallklarem Wasser, war in Brasilien allgemein erwartet worden, als Staatschef Lula eine verstärkte Ölförderung von PETROBRAS, unter Einbeziehung ausländischer Ölgesellschaften, angekündigt hatte.
Grün-Auto vor Opernhaus Sao Paulos.
Doppelseitige Regierungspropaganda in Zeitungen für das neue Atomkraftwerk “Angra 3″ bei Rio de Janeiro:
“Energia para novos tempos”. (Energie für neue Zeiten)
“Brasilien war noch nie so stark. Es ist eine neue Zeit. Eine Zeit von Wachstum und Entwicklung.”
In Mitteleuropa wird die Rousseff-Regierung angesichts ihrer Menschenrechts-und Umweltpolitik, darunter der Megastaudamm-Projekte in Amazonien und des Baus von weiteren Atomkraftwerken, gewöhnlich als progressiv und erfolgreich gelobt.
Tags: Brasiliens Ölförder-Unfälle, Petrobras-Ölunfälle
Rund drei Monate nach dem Ölunfall an einer von Chevron und dem brasilianischen Ölkonzern Petrobras gemeinsam betriebenen Bohrstelle tritt dort weiterhin Öl aus, wurde das Problem immer noch nicht gelöst.
Wie es hieß, bekam Chevron von der Bundesjustiz Recht, weil das entsprechende Gutachten der staatlichen Umweltbehörde IBAMA überstürzt erstellt worden war. In Brasilien werden gemäß Statistik nur relativ selten Bußgelder für Umweltvergehen auch tatsächlich entrichtet. Auch der brasilianische Ölkonzern PETROBRAS trägt als Teilhaber Mitschuld an der neuesten Ölkatastrophe.
Kurz vor Weihnachten 2011 sind aus einer PETROBRAS-Ölplattform nahe der Ilha Grande bei Rio de Janeiro größere Mengen Öl ausgelaufen und haben Strände verschmutzt. Der Vorfall wird als weiterer Hinweis auf die Risiken bevorstehender Pre-Sal-Tiefseebohrungen vor Touristengebieten betrachtet.
Wie die brasilianischen Qualitätsmedien weiter berichten, stammen die Angaben von der zuständigen staatlichen Umweltbehörde IBAMA selbst. 2010, im letzten Jahr der Lula-Rousseff-Regierung, seien sogar nur 0,2 Prozent der verhängten Bußgelder auch tatsächlich entrichtet worden. Der größte Teil der Strafen betreffe Verbrechen gegen die Vegetation, also Abholzungen, Brandrodungen und illegaler Holzverkauf, hieß es.
Brasiliens Qualitätsmedien weisen darauf hin, daß das Auslaufen von Öl ins Meer in Brasilien üblicher ist als man denkt – wer nicht zu den größten Deppen gehört, hat das seit Jahrzehnten an den Stränden des Tropenlandes längst bemerkt. Wie es hieß, habe der staatlich gelenkte Ölkonzern Petrobras allein 2010 wieder deutlich mehr Ölverschmutzungen angerichtet und deshalb zahlreiche Bußgeldstrafen erhalten. Die ins Meer geflossene Ölmenge sei doppelt so hoch wie bei der jüngsten Katastrophe in einem Fördergebiet, in dem Chevron und Petrobras gemeinsam, als Konsortium, aktiv seien. Wie in Brasilien laut Studien üblich, erfährt die Öffentlichkeit ohnehin nur von einem Bruchteil der Umweltkatastrophen, würden entsprechende Statistiken geschönt.
An einem der schönsten Strände Rio de Janeiros, Recreio, wurde jetzt eine Ölschicht entdeckt, die laut Medien die Badegäste erschreckte. Rios Umweltsekretär Carlos Minc gab die Schuld den in der Region zunehmend genutzten Jet-Skis, die an immer mehr einstmals schönen Stränden Brasiliens für Dreck, Verölung, Streß, Lärm und tödliche Unfälle sorgen.
„Brasiliens staatliche Öl-Agentur Agencia Nacional de Petroleu gab 2011 für die Kontrolle der Ölförderung soviel aus wie Petrobras für die Kaffeemaschinen im Unternehmen.“ Qualitätszeitung O Globo
„Ein Land der Lüge“ – O Globo zu den jüngsten Korruptionsskandalen der Rousseff-Regierung.
„Je mehr jene Zynischen, die uns regieren oder repräsentieren, nach Lust und Laune und ohne Verlegenheit lügen, umso schlechter ist die Qualität ihrer Lügen.“
Aus Mitteleuropa hat die Rousseff-Regierung bereits zum Beginn der Amtszeit sehr viel Lob wegen des Regierungsstils, der Regierungskompetenz erhalten.
Erst über zwei Wochen nach der neuesten Ölkatastrophe vor der brasilianischen Küste wurde von den zuständigen Regierungsstellen eingeräumt, daß der staatlich dominierte Ölkonzern Petrobras gemeinsam mit dem US-Ölkonzern Chevron in dem Fördergebiet tätig ist. An dem Konsortium hält Chevron 51,7 Prozent, Petrobras 30 Prozent – der Rest entfällt auf japanische Unternehmen. Wie es hieß, müsse daher auch Petrobras entsprechend der Beteiligung nunmehr Bußgeld zahlen. Petrobras erklärte bereits, sämtliche entstandenen Kosten würden unter den Teilhabern diskutiert und dann entsprechend beglichen. Petrobras hatte 2000 in der Bucht von Rio eine Ölkatastrophe verursacht – 1,3 Millionen Liter Öl liefen aus, Petrobras zahlte nur ein Bußgeld und legte gegen die übrigen Bußgelder erfolgreich Berufung ein, laut Landesmedien.
„Petrobras suchte den angerichteten Schaden kleinzureden und versteckte Informationen über die Katastrophe.“(Brasiliens Justizbehörden, laut Landesmedien)
Daß immer wieder Öl in kleineren Mengen an Touristenstrände Brasiliens schwappt, man dann als Badegast tief in das unter einen dünnen Sandschicht verborgene Petroleum tritt, gehört bereits seit langem zur Normalität.
Öko-Protest in Sao Paulo.
Laut Landesmedien hat der US-Förderkonzern Chevron die Lage noch nicht im Griff, läuft aus einem Bohrloch weiter Öl aus, hat sich die Ölpest rasch auf über 163 Quadratkilometer verdoppelt. Wie üblich, verneint der Ölkonzern jegliche Gefahr für Wale und andere Meerestiere. Wie es hieß, zeigt die neueste Ölkatastrophe die Risiken der Pre-Sal-Förderung.
Was heute in Bonn läuft:
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/