Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Massaker an Grenze zu Paraguay – 15 Ermordete. Problem Waffen-und Drogenhandel.

http://g1.globo.com/Noticias/Brasil/0,,MUL769330-5598,00-QUINZE+HOMENS+SAO+MORTOS+EM+CHACINA+NO+PARANA.html

http://g1.globo.com/Noticias/Brasil/0,,MUL769666-5598,00-POLICIA+IDENTIFICA+AUTORES+DE+CHACINA+NO+PARANA.html

Hintergrund:

Brasiliens organisiertes Verbrechen nutzt unbewachte Grenzen für Waffen-und Rauschgifthandel

Brasilianische Sicherheitsexperten nennen es eine Tragödie, daß der Staat dem Machtzuwachs der Verbrechersyndikate nahezu tatenlos zusehe sowie den massiven Waffen-und Rauschgifthandel über die Grenzen nicht unterbinde. Vor allem in den Regionen nahe Paraguay und Uruguay habe das organisierte Verbrechen die Oberhand.Eine Landgrenze von immerhin rund 16800 Kilometern trennt Brasilien, 24-mal größer als Deutschland, von zehn lateinamerikanischen Staaten. Doch an den meisten Stellen ist der Grenzverlauf kaum oder gar nicht ersichtlich, wechseln selbst hochbeladene LKW und Tankwagen über Schotterstraßen und Feldwege völlig unkontrolliert die Seite. Besonders grotesk ist die Situation an Brücken über Grenzflüsse. Oben kontrollieren Beamte die Taschen und Rucksäcke von Touristen, doch nur hundert Meter entfernt fahren immer wieder Pferdewagen und Boote mit Schmuggelgut durchs flache Wasser von einem Land ins andere.  Exzellente Bedingungen für Brasiliens größte Verbrechersyndikate “ das Rote Kommando und das Erste Kommando der Hauptstadt/PCC, die allein in den wichtigsten Wirtschaftszentren Sao Paulo und Rio de Janeiro monatlich über dreißig Tonnen Kokain verkaufen. Eduardo Nunomora aus Sao Paulo hat zahlreiche Studien über das organisierte Verbrechen verfaßt. Die Lage im südbrasilianischen  Ponta Porà, das direkt an die Stadt Pedro Juan Caballero in Paraguay grenzt, nennt der Experte symptomatisch.  ”Der zuständige brasilianische Bundesrichter sagte mir jetzt, wer die großen vor Ort agierenden Gangster sind, von den Polizeichefs beider Seiten erfuhr ich sogar die  Adressen. Man zeigte mir, wo die Schmuggelwaffen, die Drogen verpackt werden, wo die illegalen Transportflüge abgehen “ und sogar, wo der lokale Boß des Verbrechersyndikats PCC wohnt. Dieser wiederum hat mir im Gespräch ganz offen erklärt, wie die kriminellen Strukturen funktionieren. Der PCC im fernen Sao Paulo bestellt bei ihm die gewünschten Maschinengewehre, Pistolen und Drogen, und er besorgt alles, schaltet Waffenläden in Paraguay, dazu Wechselstuben, Flughäfen, Werkstätten ein. Er schafft also Waffen nach Brasilien, mit denen dann hier Menschen ermordet werden. Alle in dieser Region kennen das Schema, Politiker und Unternehmer der beiden Städte sind verwickelt. Die Autoritäten geben zu, nichts dagegen zu tun.”Unlängst wird in Paraguay der brasilianische Gangsterboß Marcelinho Niteroi dabei ertappt, als er ein regelrechtes Waffenarsenal für den Transport nach Rio de Janeiro vorbereitet. Brasiliens Bundespolizei verhört Niteroi in der Grenzstadt Ponta Porà “ und läßt ihn überraschend frei. Denn in Brasilien, so der Sicherheitsexperte Eduardo Nunomora, lag ja gegen den Gangsterboß formell nichts vor.  ”Dabei hatte Paraguay immerhin mitgeteilt, daß Niteroi in ein Verbrechen, nämlich den Schmuggel schwerer Waffen verwickelt ist, die man beschlagnahmte. Ich habe den zuständigen Richter gefragt, warum man solche  Verbrecher in den beiden Grenzstädten nicht dingfest macht. Er sagte, man habe dafür keine rechtliche Handhabe. In unserem System ist also eine ganze Menge faul.”Nahe Ponta Pora sind sechshundert brasilianische Soldaten stationiert, die jedoch in der Kaserne bleiben, nicht zur Grenzkontrolle, nicht zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens genutzt werden. Immerhin neunzig Prozent der Brasilianer wollen laut neuesten Umfragen den Einsatz des Militärs gegen die Gangstersyndikate.  „Viele der über 50000 Morde jährlich geschehen an unseren Slumperipherien. All dies ist eine Tragödie. Seit den Terroranschlägen des PCC in Sao Paulo wird in der Öffentlichkeit stark über die Lage an den Grenzen diskutiert. Doch die staatlichen Autoritäten haben keinerlei politischen Willen, all diese Probleme zu lösen. Das stimmt mich hoffnungslos. Wir sind Geiseln des organisierten Verbrechens. Ich kann nur hoffen, daß die Gangster mich wegen meiner Nachforschungen nicht umbringen.”

Dieser Beitrag wurde am Montag, 22. September 2008 um 23:57 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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