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Brasilien: Berufskiller auf Franziskaneranwalt Henry de Roziers angesetzt


„Systematische Folter” unter Lula

Auf den französischen Menschenrechtsanwalt und Franziskaner Henry de Roziers, der kirchliche Aktionen gegen Sklavenarbeit führt, sind nach Angaben der brasilianischen Polizei drei Berufskiller angesetzt worden. Wie die Landpastoral(CPT) der Bischofskonferenz weiter mitteilte, sollten diese Pistoleiros den im Amazonas-Teilstaate Parà tätigen Anwalt für umgerechnet etwa zehntausend Euro ermorden. Die Pastoral vermutet, daß die Killer von Großgrundbesitzern angeheuert wurden, denen die Arbeit des Franziskaners sehr unbequem sei.
Für die Ermordung der nordamerikanischen Urwaldmissionarin Dorothy Stang im Februar 2005, die ebenfalls der Landpastoral angehörte, war den Pistoleiros ein Kopfgeld in gleicher Höhe geboten worden.


Roziers, der seit mehreren Jahrzehnten in Parà lebt, hatte immer wieder Morddrohungen erhalten und war deshalb zeitweise unter Polizeischutz gestellt worden. Auch derzeit wird er ihm gewährt. Wie die Landpastoral weiter erklärte, sei es nicht damit getan, nur bei Fällen, die großes öffentliches Aufsehen erregten, den Betroffenen polizeilichen Schutz anzubieten. Effiziente Präventivmaßnahmen seien nötig. Seit 2006 würden immerhin mehr als hundert Personen, darunter der in Parà wirkende Bischof Erwin Kräutler aus Österreich, mit Mord bedroht. Zudem hätten seit 1971 in Parà 568 Morde nicht aufgeklärt werden können. Mehreren der 16 verurteilten Berufskiller sei die Flucht gelungen, auch in der Region von Anwalt Roziers. Das Ausmaß von Straflosigkeit sei erschreckend hoch.
Der Teilstaat Parà wird von Gouverneurin Ana Julia Carepa aus Staatschef Luis Inacio Lula da Silvas Arbeiterpartei(PT) regiert.
Parà macht in jüngster Zeit weltweit Schlagzeilen, weil auch in dieser Region die Praxis beibehalten wurde, tatverdächtige Frauen allein in überfüllte Männerzellen von Gefängnissen und Polizeiwachen zu sperren. Diese Frauen erleiden dadurch massenhafte Vergewaltigungen. Brasiliens Medien berichteten im November von drei Fällen dieser Art.
Die Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo” warf unterdessen in einem Kommentar mit dem Titel „Das Land der Käfige” PT-Gouverneurin Carepa vor, mit den Tätern aus dem Staatsapparat zu „paktieren”. Die Verantwortlichen würden nicht verhaftet, sondern lediglich bei vollem Gehalt zeitweise ihrer Funktionen entbunden. Das Blatt zitiert zudem Lulas Staatssekretär für Menschenrechtsfragen, Paulo Vanucci, der den UNO-Vorwurf „systematischer Folter” in Brasilien als falsch zurückgewiesen hatte. „Folter wird systematisch verübt”, betont die „Folha de Sao Paulo”. Der Fall einer jungen Frau, die in einer Zelle von Männern immer wieder vergewaltigt worden war, wird mit Vorgängen im „Alemanha nazista” verglichen. Lulas PT-Gouverneurin Carepa habe an ihrer Seite weitere 26 brasilianische Gouverneure, „die ebenfalls mit systematischer Folter paktieren”.
Der brasilianische Befreiungstheologe Frei Betto hatte während Lulas Amtszeit immer wieder die systematische Folter im Lande angeprangert:”Wir sind noch weit entfernt von den Normen der Zivilisation.”

Dieser Beitrag wurde am Montag, 11. Februar 2008 um 14:25 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen. Du hast die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen, oder einen Trackback von deinem Weblog zu senden.

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