Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Der Papst und die Kondome – fortdauernde Desinformation über katholische/vatikanische Praxis bei Aids-Prävention: Kirchliche Kondomverteilung seit 16 Jahren in Brasilien, dem größten katholischen Land. Unterstellte „Weltfremdheit“ der katholischen Kirche. „Weltfremde“ Medien? Forderung nach „Humanisierung der Sexualität“ wird offenbar nicht kapiert. Bewußt-fahrlässiger Risikosex, soziokulturelle Faktoren, Kondomeffizienz.

Montag, 22. November 2010 von Klaus Hart

Auffällig bis kurios ist, daß die Faktenlage ebenso wie die tatsächlichen Aussagen des Papstes in europäischen Medien kaum zur Kenntnis genommen werden, Desinformation weiter dominiert.

Anfang November 2010 weilte Bischof Eugenio Rixen, Präsident der brasilianischen Aids-Pastoral, im Vatikan, wobei der Papst ausdrücklich den Einsatz aller Pastoralmitarbeiter würdigte und ihnen den Segen erteilte. Auch dies wurde in Brasiliens Kirche als klares Signal aufgefaßt, daß der Papst mit der langjährigen Kondomverteilung einverstanden ist.

http://www.dw-world.de/dw/article/0,,6259125,00.html

Der deutschstämmige Kardinal Evaristo Arns in Sao Paulo hatte klargestellt, daß es sich beim Kondom um „das kleinere Übel“ handele, das bei der Aids-Prävention genutzt werden müsse. „Wenn beispielsweise in einer Beziehung zwischen Frau und Mann einer Aids hat, muß er sich schützen, um den anderen nicht anzustecken.“

http://www.katholische-kirche.de/2904.html

In deutschsprachigen Medien hieß es jetzt, der Papst erlaube Kondome – was angesichts der seit über 16 Jahren vom Vatikan gebilligten Kondomverteilungspraxis in Einrichtungen der katholischen Kirche Brasiliens stutzig macht. Kondomeinsatz zur Aidsprävention sei von der katholischen Kirche bislang strikt abgelehnt worden, hieß es weiter – ohne auf die kirchliche Verteilungspraxis beispielsweise im größten katholischen Land einzugehen.

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/10/cefran-weltweit-beispielhaftes-aids-projekt-der-franziskaner-in-sao-paulo-feiert-16-jahriges-bestehen-kondomverteilung-von-anfang-an/

cefrantagliariaidskranke.JPG

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/11/05/die-aids-epidemie-in-brasilien-ist-nicht-unter-kontrolle-analia-maria-de-paula-leiterin-der-bischoflichen-aids-pastoral-in-nordbrasilien-gesichter-brasiliens/

taz:“Papst erlaubt Kondome“.

Leitmedium „Die Zeit“ zum „Kondomverbot“ (siehe katholische/vatikanische Kondom-Praxis im größten katholischen Land): http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-11/kirche-katholizismus-papst-verhuetung

Sex in Brasilien – die “Serienkiller” – bewußtes und systematisches Anstecken anderer mit dem Aidsvirus. Soziokulturelles Phänomen seit Jahrzehnten in Brasilien bekannt – auch 2015 von Medien und Experten herausgestellt. **

Alljährlich analysieren Medien und Fachleute Brasiliens das Problem – weisen auf entsprechende polizeiliche Fahndungsmaßnahmen, die indessen weitgehend unwirksam sind. Nicht zufällig nimmt in Brasilien die Aids-Epidemie von Jahr zu Jahr zu, steigt die Zahl der Aids-Toten. Gemäß den neuesten Ermittlungen haben jene “Serienkiller” regelrechte Klubs gegründet, um andere anzustecken, darunter in Gay-Saunas und Homosexuellen-Treffpunkten des Landes. Zudem werden Tips, wie man andere infiziert, per Internet verbreitet, sogar mit Videos und Fotos. Schulferien und Karneval werden als besonders geeignete Zeiten genannt, um Jugendliche und junge Männer anzustecken. Qualitätsmedien nennen Fälle, in denen ganzen Familien bestens bekannt ist, daß ein Familienmitglied teils seit über einem Jahrzehnt kriminell den Aidsvirus auf andere überträgt. Wie es heißt, kennen auch viele heterosexuelle Ausländer Mitteleuropas, die in Brasilien leben, zwangsläufig nach einiger Zeit derartige Personen aus dem persönlichen Umfeld von Rio oder Sao Paulo, wissen von deren Handlungen, sehen die Folgen. Auch in der oberen, sehr gut betuchten Mittelschicht des Landes gebe es derartige Straftäter. Benutzte Spezialbegriffe der “Serienkiller” sind bareback, conversion-parties, bug-chasers, gift-givers. In manchen Homosexuellen-Treffpunkten würden pro Nacht mehrere Dutzend infiziert. In Sao Paulo habe die Zahl regelrechter Ansteckungs-Feste in den letzten fünf, sechs Jahren stark zugenommen. Zu den Motiven zählten Perversität, das Fehlen einer persönlichen Perspektive und von ethisch-moralischen Werten. Es gebe gar die Überzeugung, daß man selber nie angesteckt werde. In Brasilien, so ein US-Experte, sei eine neuartige Aids-Epidemie zu beobachten – was an der großen Zahl von Ansteckungen in der Homosexuellen-Szene zu erkennen sei. Unternehmen hätten seit langem erkannt, daß sich aus dem Gay-Publikum hoher Gewinn ziehen lasse.

Fachleute des brasilianischen Gesundheitsministeriums betonten, der deutliche Anstieg der Aidsrate unter jungen Männern habe damit zu tun, daß erneut allgemein verbreitet sei, in einer Nacht drei, vier verschiedene Sexpartner zu haben. 2013 lag danach die Zahl der Aidstoten in Brasilien bei offiziell 12431 – indessen gilt die Dunkelziffer als sehr hoch. 

Frauen verschiedenster Altersgruppen in Brasilien kommentieren permanent, daß Aids und Homosexualität zu den Gründen zählten, weshalb es immer schwieriger werde, einen Partner zu finden. 

Anders als in Deutschland, begegnet man HIV-Infizierten in Brasilien tagtäglich auf der Straße, sieht ihnen die Krankheit an. Das “Serienkiller”-Problem ist in Brasilien seit Jahrzehnten ein großes Thema – da politisch sehr unkorrekt, unterlassen europäische Medien gewöhnlich eine Berichterstattung, da es u.a. die sehr begrenzte Schutzwirkung von Kondomen beweist. 

Als Vorsichtsmaßnahme wird genannt, beim homosexuellen Geschlechtsverkehr stets eigene Kondome zu benutzen – oder andernfalls genau zu kontrollieren, ob das Kondom des anderen womöglich mit Löchern versehen ist. Andere mit dem Aids-Virus bewußt anzustecken, wird als Verbrechen definiert, das jeder Betroffene anzeigen solle. Die Gefängnisstrafe für die Täter liegt, wie es heißt, bei bis zu vier Jahren. 

Hochrisiko-Lebensweisen garantieren der Pharma-Industrie wachsende Gewinne – zumal Krankenkassenbeiträge weiterhin nicht differenziert werden, gesund Lebende genausoviel einzahlen wie ungesund Lebende(Deutschland).

http://g1.globo.com/fantastico/noticia/2015/03/novas-vitimas-contam-como-foram-contaminadas-de-proposito-pelo-hiv.html

Aids-Pastoralleiter Claudio Monteiro neben Kondom-Poster: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/06/11/claudio-monteiro-soziologe-leiter-der-bischoflichen-aids-pastoral-in-sao-paulo-gesichter-brasiliens-die-aids-epidemie-in-brasilien-hat-ein-kritisches-stadium-erreicht-die-zahl-der-jahrlich-neu/

Zu den kuriosen Tatbeständen in Brasilien zählt, daß selbst ein als sehr versiert und gut informiert geltender Mediziner wie Drauzio Varella, der noch dazu in Sao Paulo wohnt, noch 2013 gegen die katholische Kirche des Landes wettert, weil sie gegen Kondome sei. Drauzio Varella in einem Zeitschrifteninterview: „In einer Welt, in der es Aids gibt, werden sie sagen, daß man keine Kondome verwenden soll? Das ist ein Verbrechen.“ Varella wirft, so komisch es klingt, der katholischen Kirche in der Kondomfrage auch noch Autoritarismus vor.  Man mag kaum glauben, daß der Mediziner nicht mitbekommen haben soll, daß die katholische Kirche Brasiliens seit fast zwei Jahrzehnten im Lande an jedermann gratis Kondome verteilt. 

Odilo Scherer – der Kardinal und die komplexen Herausforderungen: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/11/07/odilo-scherer-deutschstammiger-kardinal-von-sao-paulo/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/10/22/viele-aids-infizierte-brasilien-stecken-aus-rache-und-wutgefuhlen-heraus-sowie-aus-bosartigkeit-ganz-bewust-andere-menschen-mit-dem-hiv-virus-an-patienten-des-franziskaner-aids-projekts-in-sao-pa/

Brasilianische Indianer, Aids, Kondome: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/11/24/rund-40-prozent-der-brasilianischen-aids-falle-im-teilstaat-sao-paulo-laut-soziologe-claudio-monteiro-leiter-der-bischoflichen-aidspastoral-von-sao-paulo/

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