Potsdam/Berlin – Nun ist es also amtlich: Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass der mosambikanische Vertragsarbeiter Manuel Diogo 1986 von Neonazis ermordet wurde. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass es sich um ein Verbrechen handelt, das von der Staatssicherheit vertuscht wurde.

Länger als acht Monate prüfte die Staatsanwaltschaft Potsdam den mehr als 30 Jahre zurückliegenden Fall und erklärte nun gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, „intensive Prüfungen der Todesermittlungsakten aus dem Jahr 1986 und der beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen vorhandenen Dokumente“ hätten keinen Anhaltspunkt für ein Tötungsdelikt oder Manipulationen ergeben.

 

Damit bestätigte die Justizbehörde die investigativen Recherchen der Berliner Zeitung, die am 30. September 2020 erstmals veröffentlicht wurden und derzeit in einem Podcast erzählt werden: Nicht die Unfalltheorie der DDR-Behörden aus dem Jahr 1986 ist erfunden, sondern die Mordtheorie, die für eine staatsanwaltliche Prüfung des Falles 34 Jahre später sorgte.

Der Mosambikaner Manuel Diogo gehörte zu einer Gruppe von 25 Männern, die aufgrund eines Regierungsabkommens zwischen der DDR und der Volksrepublik Mosambik im Oktober 1981 in die DDR kamen und im Sägewerk Jeber-Bergfrieden, Sachsen-Anhalt, arbeiteten. Fünf Jahre später, in der Nacht nach dem Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko-Stadt, das Diogo mit Freunden in einer Kneipe in Dessau gesehen hatte, wurde seine Leiche auf einem Gleis in Brandenburg gefunden. Für die DDR-Ermittler stand fest: Es war ein Unfall. Manuel Diogo verpasste den Ausstieg, sprang auf freier Strecke aus dem Zug, um zu seinem Wohnheim zurückzulaufen und wurde dabei von einem entgegenkommenden Güterzug erfasst.  

Die Akten zum Fall sind umfangreich, Hinweise auf Manipulationen gibt es nicht, wie nun auch die Staatsanwaltschaft Potsdam bestätigt. Trotzdem kam 30 Jahre später eine ganz andere Version in die Welt: Manuel Diogo hätte den Tag nicht in Dessau verbracht, sondern in Berlin. Auf dem Heimweg hätte ihn eine Bande Neonazis zusammengeschlagen, an Händen und Füßen gefesselt und mit dem Kopf nach unten aus dem Zug hängen lassen, bis er elendig starb. Die Staatssicherheit habe alles vertuscht. Die Täter seien nie bestraft worden.

Der ehemalige mosambikanische Vertragsarbeiter Ibraimo Alberto verbreitete 2014 die Mordtheorie in seiner Autobiografie „Ich wollte leben wie die Götter“ (KiWi-Verlag). Etwa zur gleichen Zeit behauptete auch der westdeutsche Historiker Harry Waibel, die Staatssicherheit habe den Mord verschwiegen, weil rassistische Verbrechen nicht zur DDR-Staatsdoktrin gepasst hätten. Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender MDR verbreitete die Mordtheorie in mehreren Dokumentationen, stellte die Neonazi-Szene im Zug mit Laiendarstellern nach, ein Fernsehteam flog nach Mosambik, um vor laufender Kamera der alten Mutter von Manuel Diogo die Nachricht vom Neonazi-Mord zu überbringen.

Deutschlandweit berühmt wurde der Fall durch den Krimibestseller von Max Annas. In „Morduntersuchungskommission“ beschreibt Annas, wie ein ostdeutscher Kommissar aus einem rassistischen Verbrechen einen Unfall machen soll. Das Buch, Manuel Diogo gewidmet, wurde vom Rowohlt-Verlag als „der erste große Kriminalroman, der in der DDR spielt“ beworben, von den deutschen Feuilletons als „wahre Geschichte“ hochgelobt und mit zwei Literaturpreisen ausgezeichnet. 

Der ostdeutsche Historiker Ulrich van der Heyden, Autor mehrerer Mosambik-Bücher, wies immer wieder darauf hin, bei der Mordtheorie handele es sich um „Fake-News“, sprach sogar von einem „Fälschungsskandal à la Relotius“. Er schrieb deutsche Verlagshäuser an, machte auf Fehler in der Berichterstattung aufmerksam, legte Beschwerde beim Rundfunkrat und bei der MDR-Intendantin ein. Das Ergebnis: eine Unterlassungserklärung für van der Heyden. 

Historiker Ulrich van der Heyden spricht von einem Fälschungsskandal à la Relotius.
 

Als vor einem Jahr die Nachricht vom grausamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA um die Welt ging, erreichte der Fall Diogo schließlich die deutsche Politik und die Justiz. Die Brandenburger Linkenpolitikerin Andrea Johlige forderte in einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung, die wahren Todesumstände endlich ans Licht zu bringen. Am 30. Juni 2020, genau 34 Jahre nach dem Tod von Manuel Diogo, gab die Staatsanwaltschaft Potsdam bekannt zu prüfen, ob ein Anfangsverdacht vorliegt. Ein Kriminalkommissar wurde beauftragt, die DDR-Akten zu prüfen und noch lebende Zeugen zu befragen.

Nach Informationen der Berliner Zeitung wurden unter anderem der Lokführer Markward Michel befragt, der damals die Leiche Manuel Diogos auf den Gleisen fand, aber auch der Historiker Harry Waibel sowie der ehemalige Vertragsarbeiter und Buchautor Ibraimo Alberto. Der hatte im Sommer ein Interview mit der Berliner Zeitung abgelehnt, aber, mit den Widersprüchen konfrontiert, Erinnerungslücken eingeräumt.

Nach der Mitteilung der Staatsanwaltschaft Potsdam wächst der Druck auf diejenigen, die die falsche Mordtheorie verbreitet haben, sich zu erklären. Bisher beriefen sie sich gegenüber der Berliner Zeitung stets auf die noch laufenden Prüfungen der Staatsanwaltschaft. Vom Verlag Kiepenheuer & Witsch hieß es zunächst, Ibraimo Albertos Lektor sei bereits im Ruhestand und in seiner Datscha in Russland „gerade schwer erreichbar“. Später teilten der ehemalige KiWi-Verleger Helge Malchow und die heutige Verlegerin Kerstin Gleba mit: „Wir werden bei Neuauflagen die entsprechenden Passagen verändern, sofern sich die Zweifel an der Mordthese als berechtigt herausstellen.“

Krimiautor Max Annas ließ per Mail verlauten: Sein Buch sei ein Roman und auch als solcher markiert. Er schreibe Fiktion, da er True Crime – „gerade sehr en vogue“ – nicht interessant finde. Der Roman sei Manuel Diogo gewidmet, weil sich um dessen Fall seit langem eine exemplarische Diskussion drehe zwischen „DDR-Funktionären“ und „AktivistInnen“.

Der MDR stellte sich bisher vor die Autoren der Beiträge zum Fall Diogo, Tom Fugmann und Christian Bergmann. Auf die erste Anfrage um eine Stellungnahme zu den Recherchen vom September 2020 gab es nur schriftliche Antworten, davon durfte eine einzige zitiert werden. Diese bezieht sich auf ein Interview mit dem ehemaligen mosambikanischen Botschafter in der DDR, Julio Braga, in dem Braga sagt: DDR-Offizielle hätten ihn über den Mord informiert. Sieht man sich die Interviewszene an, stellt man allerdings fest, dass Braga nicht ein einziges Mal den Namen „Manuel Diogo“ nennt und die Details zu einem ganz anderen, wahren Mordfall ein Jahr später passen. Der mosambikanische Lehrling Carlos Conceicao wurde am 19. September 1987 in Staßfurt getötet, der Täter zu fünf Jahren Freiheitsentzug verurteilt.

Auf die Fragen, ob es Beweise dafür gebe, dass sich Braga im Interview zum Fall Diogo äußere und nicht zu einem anderen Fall und ob der MDR den Rohschnitt des Botschafter-Interviews zur Verfügung stellen könnte, gibt es keine Antworten. Stattdessen wirft die MDR-Pressestelle der Berliner Zeitung vor, „tendenziös und voreingenommen“ zu sein und weist „vorsorglich“ darauf hin, „dass wir uns gegen jegliche Falschbehauptungen und ehrenrührige Behauptungen zur Wehr setzen werden, ggf. auch juristisch“.

Ralf Straßburg, der damals in der DDR beim Staatssekretariat für Arbeit und Löhne für den Einsatz der mosambikanischen Vertragsarbeiter zuständig war, sagt: „Es stimmt einfach nicht, dass wir irgendjemandem erklärt hätten, dass Manuel Diogo aus dem Zug gestoßen wurde.“ Es sei immer von einem Unfall die Rede gewesen. Zitat Berliner Zeitung

Mosambikaner Ibraimo Alberto – wie ihn die SPD unterstützt, sich an dessen Falschinformationen nicht stört…Weiter warten auf die Positionierung von Bundespräsident Steinmeier/SPD. Die systematische Geschichtsfälschung über die DDR:http://www.hart-brasilientexte.de/2021/03/27/mosambikaner-ibraimo-alberto-wie-ihn-die-spd-unterstuetzt-sich-an-dessen-falschinformationen-nicht-stoert/

“Lügen und Halbwahrheiten über Gräueltaten in der DDR”:

 DiogoLeserbriefe1

 Ausriß Berliner Zeitung.

TACoronaGehirnwäsche20

Ausriß.

“Bitte waschen Sie Ihre Hände. tagesschau. Ihr Gehirn waschen wir.”

Die juristische Begründung der Staatsanwaltschaft Potsdam von 2021 zum Fall Manuel Diogo hat westdeutsche Versuche zum Scheitern gebracht, mit Hilfe einer Unzahl von Akteuren verschiedenster gesellschaftlicher Bereiche die DDR als Land zu definieren, in der Ausländer von Neonazis ermordet wurden. http://www.hart-brasilientexte.de/2021/04/13/max-annas-morduntersuchungskommission-unter-thueringens-linke-ministerpraesident-bodo-ramelow-und-seinem-linke-kulturminister-benjamin-immanuel-hoff-gehoert-der-annas-krimi-zur-politischen-bi/

BuchenwaldKZHitlerrede16

Mann aus Westdeutschland(Schleswig-Holstein) spielt vor KZ-Gedenkstätte Buchenwald in Ostdeutschland(Thüringen) Hitlerrede und Wehrmachtsmusik ab. Was vor 1990 undenkbar war – erst nach der Übernahme durch “Nazistan”…Ausriß Mopo, 11.10.2016

Was es in der DDR nicht gab – und warum.

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