Die von der Lula-Regierung stark gewürdigte Kapitalerhöhung, heißt es, sei lediglich ausreichend, um den seit Jahresbeginn erlittenen Wertverlust an der Börse von Sao Paulo(Bovespa) auszugleichen. So habe u.a. der Megainvestor George Soros sämtliche Petrobras-Aktien abgestoßen, die er zu seinen wichtigsten Anlagen zählte.
Die Kapitalerhöhung sei für Petrobras nicht ausreichend, um die nötigen Pre-Sal-Investitionen zu tätigen.
Kritisiert werden zudem Tricks, um die Finanzsituation der Regierung zu „schönen und zu verschleiern“. „Capitalizacao da Petrobras ajudará contas do governo.“
http://www.estadao.com.br/estadaodehoje/20100928/not_imp616255,0.php
Folha-Ausriß.
„Brasilien auf der Überholspur“: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,719406,00.html
2. Teil: Petrobras als Musterbeispiel für den neuen Staatskapitalismus
Petrobras ist ein Musterbeispiel für den neuen Staatskapitalismus. „Andere haben die Börse nur als Vorwand benutzt, um Staatsunternehmen zu verkaufen“, verkündet Lula. „Wir stärken hier unsere Petrobras.“ Die Regierung hält an ihrer Kontrollmehrheit der Stimmrechte fest und steigert ihren Kapitalanteil mit der Transaktion von einem Drittel auf mehr als 40 Prozent. Denn den Großteil der neuen Aktien im Wert von 42,5 Milliarden Dollar nimmt sie selbst ab, im Tausch für Förderrechte an fünf Milliarden Fass Öl in den neuen Feldern der Tiefsee.
Diese Rechte dürften bares Geld wert sein, schließlich reißen sich private Wettbewerber in Versteigerungen anderer Lizenzen darum, neben Petrobras auch einen Teil des lukrativen Geschäfts abzubekommen. Doch wie viel genau, wird sich erst in vielen Jahren herausstellen. Schließlich müssen die Förderanlagen erst noch hergestellt werden. Probebohrungen in der Pré-sal-Schicht deuten zwar auf eine hohe Erfolgsquote und gute Qualität hin, aber Gewissheit, dass der Schatz katastrophenfrei an die Oberfläche kommen kann, gibt es noch nicht.
Deshalb tobte vor der Kapitalerhöhung ein Streit um die Bewertung dieser Ressourcen. Petrobras-Chef Gabrielli war dabei hin- und hergerissen zwischen dem Interesse des staatlichen Großaktionärs, mit einer großzügigen Bewertung die Kontrolle zu erhalten, und dem Bedarf des Konzerns an Bargeld, das nur die privaten Investoren liefern. Der Investitionsplan des Unternehmens sieht Ausgaben von 224 Milliarden Dollar bis 2014 vor. Und neue Schulden konnte Petrobras vor dem Börsendeal nicht mehr aufnehmen, ohne sein Kreditrating zu gefährden.
Lula lässt den Börsenwert ausdiskutieren
Abermals hat Lula gezeigt, dass seine Politik das Primat gegenüber der Börse hat. Wie die „Folha de São Paulo“ berichtet, wurde der Wert der vom Staat gewährten Lizenzen und damit der größte Posten der Rekordkapitalerhöhung einfach ausdiskutiert. Zwar hatten beide Seiten renommierte US-Energieberatungsunternehmen engagiert, um den Wert der Lizenzen objektiv zu schätzen. Doch die Ergebnisse lagen weit auseinander. DeGolyer & MacNaughton kamen für Petrobras auf fünf bis sechs Dollar je Fass. Gaffney, Cline & Associates peilten für die staatliche Ölbehörde zehn bis zwölf Dollar an.
Man einigte sich auf genau 8,51 Dollar – mit dem Ergebnis, dass der staatliche Einfluss auf Petrobras steigt, ohne dass die Regierung den zweistelligen Milliardenbetrag aus dem Haushalt aufbringen muss. In einigen Jahren soll die Transaktion überprüft werden, wobei die Regierung darauf setzt, dass sie dann eher noch Geld von Petrobras zurückfordern kann, weil die Ölquellen reichlich sprudeln.
„Wir denken, dass alles über sechs Dollar je Fass die Anleger enttäuschen würde“, hatte Analystin Lilianna Yang von der Schweizer UBS zuvor gewarnt. Doch so intransparent der Handel auch gelaufen sein mag, den Kurs drückte er nicht mehr. Die meisten Analysten gehen eher davon aus, dass die Petrobras-Aktie deutliches Aufwärtspotenzial hat. Auch die Kapitalerhöhung war klar überzeichnet. Bei dem neuen Boom wollen alle dabei sein. Zitat Manager-Magazin
Bildzeitung: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/29/brasilien-boomt-wirtschafts-sensation-am-zuckerhut-bildzeitung/
„Logistikkosten des Agrobusiness stiegen zwischen 2003 und 2009 um durchschnittlich 147 Prozent – schlechte Straßen und begrenzter Bahn-und Wassertransport erhöhen Transportkosten und senken Wettbewerbsfähigkeit“, laut Landesmedien.
„Saldo em manufaturas é o pior desde 1997.“
–Die sich auf viele Fakten gründende Bewertung von Arnaldo Jabor hatte vorhersehbar wegen geltender Zensurvorschriften in den deutschen Mainstreammedien keinerlei Chance der Veröffentlichung – dafür wurde flächendeckend Rousseff-Lob und Hudel geschaltet. Wer sich als Medienfunktionär daran beteiligte, konnte enorm viel Geld verdienen, wer keine Rousseff-Propagandatexte schreiben wollte, wurde nicht selten abgeschaltet, erhielt keine Aufträge mehr.
« Wen man nicht wählen soll – in Brasilien kursieren interessante Listen über belastete Kandidaten. Mensalao, Dolares na Cueca… – Marina Silva, grüne Präsidentschaftskandidatin Brasiliens, kritisiert Methoden zur Einschüchterung der Medien. Schärfere Kritik an Mitbewerbern Dilma Rousseff und José Serra. „Marina acirra criticas e acusa Lula e Serra de intimidar midia.“(O Globo) Grünenkandidatin mit verbesserten Umfragewerten. »
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