Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

„Was Obama sagt und was er nicht sagt.“ Granma analysiert kritisch Obamas schwachen Auftritt in Kuba 2016, nimmt platten US-Agitprop auseinander. Washington vermindert Kalten Krieg gegen Kuba nicht. Deutscher gesteuerter Mainstream darf erwartungsgemaess kubanische Kritik an auffaelligen Schwachpunkten der Obama-Rede nicht nennen.

Präsident Obama ist ein guter Kommunikator. Das heißt, dass er versteht, Worte, Gesten, Blicke einzusetzen. Scheinbar improvisiert er, aber vor sich hat er einen „Teleprompter“, den das Publikum nicht sieht. Seine nachdenkliche Logik schließt Pausen ein, die die Tatsachen umgehen, minimisieren oder manipulieren. Das kubanische Volk hegt keine Hassgefühle gegen das Volk der Vereinigten Staaten und hört den Präsidenten an, der mit freundschaftlicher Bereitschaft die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen begünstigte. Dies bedeutet nicht, dass es die Sprünge nicht bemerkt. Vielleicht liegt in einem dieser Sätze, die nicht allzu sehr betont wurden, die erste Verwirrung: Wenn es auch stimmt, dass die Regierung der Vereinigten Staaten und Kubas Gegner waren und nicht deren Völker, so teilten doch letztere und ihr Volk während dieser Jahrzehnte der Konfrontation ähnliche Ideale und Ziele. Die Nachhaltigkeit dieser Revolution und die Unwirksamkeit einer Blockade, die ihren Bürgern enorme Schwierigkeiten im täglichen Leben beschert, wären nicht zu verstehen, ginge man nicht von dieser Voraussetzung aus. Die Legitimität jeder revolutionären Errungenschaft wäre nicht zu verstehen, würde man darüber hinaus die Geschichte der Beziehungen zwischen den beiden Ländern nicht kennen.

Präsident Obama führt diese Geschichte ein, indem er eine symbolische Anspielung an die Gewässer der Meeresenge von Florida macht, über die man von einer Seite zur anderen gelangt. Er spricht von den Leiden des „Exil“kubaners, (ein Begriff, der die Tatsache auslässt, dass dieser oft ohne jegliche Gefahr in Kuba Urlaub macht oder sogar, wie es Mode geworden ist, seine letzten Lebensjahre unter der Schutz des staatlichen kubanischen Gesundheitswesens verbringt), und der, wie es im offiziellen Diskurs seiner Regierung heißt, auf der Suche nach „Freiheit und Gelegenheiten“ ist. Dabei erklärt er aber nicht, ob er sich auf die Folterer, Mörder und Diebe der Batista-Armee bezieht, die in den ersten Monaten der Revolution in die Vereinigten Staaten flohen, auf die Kinder, die aufgrund einer lügnerischen Propaganda und eines verbrecherischen Programms mit dem Namen Peter Pan von ihren Eltern getrennt wurden, auf die Ärzte und Sportler, die unter dem Versprechen eines bequemeren materiellen Lebens und kräftiger Verträge dazu aufgehetzt wurden, von ihren Solidaritätsmissionen oder internationalen Events zu desertieren, oder auf die, die, müde von der Blockade oder davon, in einem würdigen, aber armen Land zu leben, auf Fährbooten in die sogenannte Erste Welt ziehen, geschützt von der Politik der trockenen Füße-nassen Füße und des Cuban Adjustment Acts, der die Entscheidung aller Emigranten politisiert.

Als er dem belgischen Volk sein tief empfundenes Beileid und seine Solidarität wegen der Terrorattentate kundtat, die in Brüssel mit einem bedauerlichen Ergebnis von mehr als 30 Toten geschehen sind, spürten wir Kubaner diese Wunde als eine eigene: in diesen Jahrzehnten der Hetzjagd verursachte der Terrorismus mit dessen Basis auf US-amerikanischem Territorium 3 478 Tote und 2 099 Behinderte. Einige dieser „im Exil Lebenden“, deren Leiden er, wie er sagt, versteht, haben in Kuba oder in den Vereinigten Staaten den Terrorismus ausgeübt oder üben ihn weiter aus. Posada Carriles, intellektueller Mitautor der Sprengung eines kubanischen Zivilflugzeugs im vollen Flug und Verantwortlicher für den Tod aller seiner Passagiere und Crew-Mitglieder, führt in Miami ein ruhiges Leben. Deshalb erschien es uns als unumgänglicher Akt der Gerechtigkeit, dass er die drei Kubaner freiließ, die noch in jenem Land gefangen gehalten wurden, weil sie den Terrorismus bekämpften, am gleichen Tag, als beide Präsidenten die Absicht ankündigten, die Beziehungen wieder aufzunehmen.

Kuba-Systemvergleich:

http://www.hart-brasilientexte.de/2016/05/03/kuba-2016-islamisierung-und-forcierte-installierung-des-organisierten-verbrechens-treiben-dem-islamisierungsfreien-nationalstaat-immer-mehr-touristen-zu-denen-frueher-weit-mehr-interessante-urlaubsz/

http://www.hart-brasilientexte.de/2016/03/22/obama-in-kuba-2016-tag-3-treffen-mit-regierungsgegner-rede-an-die-kubanische-nation/

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Der schwache Politschauspieler in Kuba und das Mitglied des Komitees zur Verteidigung der Revolution.

Peter Scholl-Latour: “Und da spielen die USA verrückt im Moment. Die führen den Kalten Krieg fort.”

Angeli-Karikatur in der auflagenstärksten brasilianischen Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” – Ausriß.

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Guantanamo. “Yes we can.”

Obama nach Kuba 2016:http://www.hart-brasilientexte.de/2016/02/19/america-will-always-stand-for-human-rights-around-the-world-friedensnobelpreistraeger-barack-obama-mit-kuriosem-offenbar-nicht-ironisch-gemeintem-twitter-eintrag-zu-kuba/

Kubaner lachen über Obama – welche Demokratie-Werte er in Kuba zu verkaufen suchte – zwielichtiger Milliardär als Präsidentschaftskandidat, der dank staatlich organisierter Massenverblödung und Entpolitisierung bei sehr vielen US-Bürgern(von denen manche als Touristen auch Kuba heimsuchen werden) sehr gut ankommt:

„Kerry schämt sich für Amerika

Der amerikanische Außenminister sorgt sich um den Ruf seines Landes. Angesichts der Popularität Donald Trumps werde er auf der ganzen Welt gefragt, was nur in Amerika gefahren sei: „Das ist beschämend.“ FAZ, März 2016

 

Ich erkenne jedoch an, dass er etwas weiter geht, als er anerkennt, dass „vor 1959 einige Bürger der Vereinigten Staaten der Meinung waren, dass Kuba etwas war, was ausgebeutet werden sollte, die Armut nicht bemerkten und die Korruption zuließen“, und hinzufügt, „ich kenne die Geschichte, aber ich werde nicht in ihr gefangen sein“. Daraufhin zitiert er ein Gedicht von José Martí, „ich pflege eine weiße Rose“ und erklärt: „als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika entbiete ich dem kubanischen Volk einen Gruß des Friedens“.

Das schätzen wir. Ich werde José Martí nicht zitieren, obwohl ich viele seiner vielen kritischen Beobachtungen und Warnungen hinsichtlich der „Demokratie“ der Vereinigten Staaten anführen könnte. Ich werde nur sagen, dass der Weg, den er für Kuba wollte, nicht dieser war.

„Warum jetzt?“, fragt Obama, und antwortet sich ganz natürlich: „Was die Vereinigten Staaten machten, hat nicht funktioniert“. Ach, es hat nicht funktioniert? Wäre es nicht besser, zu sagen, dass es unmoralisch war, dass es Leiden und sogar Todesopfer hervorrief? „Das Embargo verletzte die Kubaner, anstatt ihnen zu helfen“. Ja, es verletzte unsere Gefühle eines würdigen Volkes, aber es beeinträchtigte auch unsere Leben. Die Blockade ist ein Verbrechen. Hätte er, im Namen des von ihm vertretenen Staates, die Kubaner nicht um Vergebung bitten sollen? Der Ausdruck „es hat nicht funktioniert“ spielt, obwohl er es nicht auf direkte Weise ausdrückt, auf den heldenhaften Widerstand des kubanischen Volkes an, auf dessen Entscheidung, seine Unabhängigkeit und seine Souveränität zu erhalten, und auch auf den perversen Grund des Wandels: wenn es nicht funktionierte, muss etwas unternommen werden, das funktioniert (etwas, das sie zwingt oder dazu verleitet, das zu tun, was wir wollen). Mir scheint, dass sich in diesem Ausdruck der Sinn des Wandels verbirgt.

Es gibt noch ein zusätzliches Problem an diesem effekthaschenden Angebot eines Friedensgrußes: der Cuban Adjunstment Act, die Politik der nassen Füße-trockenen Füße, die Politik des Anreizes zum Desertieren von Ärzten und Sportlern, und die Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade sind nach wie vor in Kraft. Von dem Territorium, dass seit einem Jahrhundert gegen unseren Willen in Guantánamo besetzt gehalten wird, fiel nicht ein Wort. Wo ist also der Olivenzweig? Wo die weiße Rose? Obama hat einen Weg eröffnet, der mit der Wiederaufnahme von Beziehungen beginnt und über viele exekutive Entscheidungen verläuft, bevor der Kongress daran geht, die Gesetze der Blockade aufzuheben. Auf diesem Weg kann er noch viel mehr tun.

„Ich bin hier her gekommen, um die letzten Ausläufer des kalten Krieges in Amerika zurück zu lassen“, erklärt er feierlich.

Akzeptiert er also das zivilisierte Zusammenleben, das Kuba vorschlägt, mit einem sozialistischen Staat 90 Meilen vor seinen Küsten? Wird er zulassen, dass Venezuela, Ecuador, Bolivien, Bra­silien und alle lateinamerikanischen Völker ohne Einmischung ihr Schicksal bestimmen? „Wir haben verschiedene Rollen in der Welt gespielt“, sagt er ehrlich, obwohl ich nicht glaube, dass er die vom Imperialismus eingenommene Rolle, den er trotz alledem vertritt, versteht oder akzeptiert. „Wir haben in verschiedenen Konflikten in der Hemisphäre auf verschiedenen Seiten gestanden“, fügt er hinzu. Es ist ein sensibles Thema, da die aufeinanderfolgenden Regierungen der Vereinigten Staaten Batista, So­moza, Trujillo, Pérez Jiménez, Stroessner, Hugo Bánzer, Pinochet, Videla usw. unterstützten. Und sie bekämpften Cárdenas, Arbenz, Torrijos, Velazco Alvarado, Salvador Allende, Chá­vez, Evo… „Wir haben verschiedene Wege eingeschlagen, um das Volk von Südafrika zu unterstützen, damit sie die Apartheid ausmerzten, aber Präsident Cas­tro und ich waren beide in Johannesburg und zollten dem Vermächtnis von Nelson Man­dela Tribut“, stellt er fest, und ich weiß nicht, welche Unterstützung er meint, weil die Regierung, die Mandela gefangen hielt, ein strategischer Verbündeter Washingtons war, obwohl er in jenen Jahren erst ein Kind war. Kuba zollte Mandela seinen Tribut mit dem Blut, das seine Männer und Frauen im afrikanischen Busch vergossen, als sie zusammen mit den angolanischen Kämpfern die Invasion Südafrikas zurückschlugen.

Präsident Obama weiß, dass das kubanische Volk die errungene Unabhängigkeit schätzt und verteidigt, deshalb wiederholt er dass „Die Vereinigten Staaten weder die Fähigkeit noch die Absicht haben, Veränderungen in Kuba aufzuzwingen, die Veränderungen hängen vom kubanischen Volk ab (…) wir wissen, dass jedes Land, jedes Volk sein eigenes Schicksal, sein eigenes Modell schmieden muss“. Die „neue Ära“ setze jedoch „ihre“ Veränderungen voraus … in Kuba. Zuerst zählt er die „Werte“ auf, die jegliches Land teilen müsse, und einige Maßnahmen, die insbesondere Kuba anwenden muss. Danach stellt er, nicht so versteckt, Bedingungen: „auch wenn wir morgen die Blockade aufheben, werden die Kubaner ihr Potenzial nicht erreichen, ohne hier in Kuba Änderungen vorzunehmen“. Er glaubt, den Willen der Jugend gewinnen zu können: „ich appelliere an die Jugend Kubas, die etwas Neues aufbauen, sich erheben muss“.

„Die Zukunft Kubas muss in den Händen des kubanischen Volkes liegen!“, als wäre es nicht seit 1959 so. Und er stellt fest: „ich weiß, dass das kubanische Volk die richtigen Entscheidungen treffen wird“. Das weiß ich auch. Der Unterschied besteht zweifellos in dem Kriterium der Richtigkeit oder des Nutzens, das wir aufstellen. Das Gesellschaftsmodell, das wir anstreben, ist nicht das des korrupten Miami, wie Obama mit ungewöhnlicher Arglosigkeit vorschlägt.

„Das Volk muss nicht als Opponent der Vereinigten Staaten oder andersherum definiert werden“, sagt er und benutzt ein Vokabular, das unserer politischen Bildung fremd ist. Wir sind keine Opponenten der Vereinigten Staaten , wir sind Brüder ihrer rechtschaffenen, einfachen und schöpferischen Leute und reichen ihrer Regierung die Hand, sofern diese bereit ist, den von Kuba gewählten Weg zu achten, der soviel Blut und Opfer gekostet hat. „Wir lieben die Heimat von Lincoln so sehr, wie wir die Heimat von Cutting fürchten“, urteilte José Martí. Das ist das Rätsel: welcher von beiden reicht uns die Hand?

 

Mehr als tausend Personen waren als breit gefächerte Vertretung der kubanischen Gesellschaft bei der Rede Obamas anwesend. Foto: Jorge Legañoa Alonso

Als Präsident Barack Obama am Dienstag die Kubaner aufforderte „die Vergangenheit zu vergessen“ und in die Zukunft zu blicken, tat er dies vom gleichen Ort aus, von dem auch im Jahr 1928 der letzte US-Präsident sprach, der Kuba besuchte.

„Heute ist Kuba souverän, sein Volk ist unabhängig, frei, glücklich, friedlich und erfreut sich einer eigenen Regierung“, sagte Calvin Coolidge im damaligen Nationaltheater und heutigen Gran Teatro de La Habana Alicia Alonso.

Das war der Ritterschlag, auf den Präsident Machado gewartet hatte, um schließlich eine der blutigsten Diktaturen der Region zu errichten.

Der Schweigsame Präsident, wie er genannt wurde, wollte die Insel als Beispiel für den wirtschaftlichen und sozialen Erfolg anführen, der jenen beschieden ist, die den Anweisungen Washingtons Folge leisten. Die US-Marines überzeugten zur gleichen Zeit die Soldaten Sandinos in Nicaragua und die Patrioten in der Dominikanischen Republik mit anderen Maßnahmen.

„Ich kenne die Geschichte, aber ich werde mich nicht von ihr gefangennehmen lassen“, sagte Obama gestern.

Aber in diesem Zeitraum machte bereits der Antiimperialismus von Julio Antonio Mella, Rubén Martínez Villena und Antonio Guiteras, Erben der Führer der Unabhängigkeit wie José Martí, den Weg frei für 1959, für die als Reaktion auf die US- Herrschaft radikalste Revolution unseres Kontinents. Mehr als ein halbes Jahrhundert an Widerstand musste vergehen, bis ein anderer Präsident der Vereinigten Staaten beschloss, Kuba zu betreten, dieses Mal mit der Absicht „die letzten Überreste des Kalten Krieges hinter sich zu lassen“.

Über tausend Personen als breitest gefächerte Vertretung der kubanischen Gesellschaft verfolgten aufmerksam jedes Wort der Rede des Präsidenten.

„Wir haben die Rede mit Respekt gehört, aber wir stimmen mit einigen ihrer Aspekte nicht überein. Wir können die Geschichte, unsere Toten, die Auswirkungen der Blockade so viele Jahre lang nicht vergessen“, sagte der Vertreter des nach dem Sturz der Machado Diktatur gegründeten kubanischen Gewerkschaftsdachverbands Ernesto Freyre Casañas.

„Ich hätte gerne etwas mehr an Entschuldigungen für die Intervention, die Aggression, die Angriffe gegen die Souveränität Kubas und gegen das Volk in den 60er Jahren gehört“, sagte der Ko-Autor des Buches „Verdeckte Diplomatie mit Kuba“ Peter Kornbluh. „Aber es ist wohl politisch schwierig für einen Präsidenten zu sagen, dass er etwas bedauert.“

„In der Rede sind sehr viel von Hoffnungen und guten Absichten enthalten, aber das hat wenig mit der historischen Realität der Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten zu tun“, sagte Jesús Arboleya, der die Beziehungen zwischen beiden Ländern studiert.

DIE NEUE STRATEGIE

Seit dem 17. Dezember 2014 versuchen Kuba und die Vereinigten Staaten mit dem Willen der Präsidenten Barack Obama und Raúl Castro ein neues Kapitel in den bilateralen Beziehungen zu eröffnen.

Das Mitglied der Kubanischen Interreligiösen Plattform, Enrique Alemán, hat seine Zweifel was die Interpretation Washingtons zu seiner „neuen Politik“ Kuba gegenüber angeht. „Ist das eine ehrliche Strategie, eine ehrlich gemeinte Annäherung an unser Volk?“, fragt er sich.

Obama sagte gestern, dass die Vereinigten Staaten nicht der Feind Kubas sein möchten und auch nicht die Absicht hätten, dessen wirtschaftliches und politisches System zu ändern.

„Ich pflanze die weiße Rose“, zitierte der Präsident das bekannte Gedicht von Martí und er sagte, er entbiete dem kubanischen Volk einen „Friedensgruß“.

Der Professor für Internationale Beziehungen, Leyde Rodríguez Hernández, stellte bei Obama eine Nachlässigkeit oder eine Unwissenheit fest, was das Denken Martís angeht. „Er lebte in den Vereinigten Staaten und hob deren Werte hervor, aber er äußerte heftige Kritik an der entstehenden Demokratie, die bereits damals eine kommende Plutokratie, eine Regierung der Reichen, von den Reichen und für die Reichen erahnen ließ. Und diese Tendenz hat sich bis zum XXI. Jahrhundert immer weiter verschärft.“

EINE VERALTETE LAST

Von Havanna aus forderte er erneut den Kongress seines Landes auf, die Blockade gegen Kuba aufzuheben, die er als eine „veraltete Last über dem kubanischen Volk“ bezeichnete.

Das Publikum reagierte darauf mit Beifall und erhob sich von seinen Plätzen, darunter auch sowohl die demokratischen als auch die republikanischen Kongressabgeordneten, die ihren Präsidenten auf dieser Reise begleiteten.

Der Abgeordnete der Demokratischen Partei aus Massachusetts, James Mc­Go­vern, der die Sache des kubanischen Volkes seit Jahren verteidigt, sagte Granma gegenüber, beiden Präsidenten gebühre Lob, für das was erreicht wurde, aber „jetzt ist der Kongress an der Reihe, seinen Teil dazu beizutragen und das Embargo (die Blockade) aufzuheben muss“.

Der republikanische Senator Jeff Flake, der zusammen mit dem Demokraten Patrick Leahy eine Gesetzesvorlage zur Reisefreiheit nach Kuba vorantreibt, sagte, dass über die von der Regierung angekündigten Änderungen bei den Regulationen hinaus, der Kongress dieses Verbot nun völlig aufheben müsse.

Der republikanische Abgeordnete von Minnesota Tom Emmer ist der Auffassung, dass die Rede des Präsidenten dazu beitrage, dass sich eine breite Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten des Themas bewusst werde, was dabei helfen werde, mit dem einige Elemente der Blockade aufhebenden Gesetzwentwurf, den er zusammen mit der demokratischen Abgeordneten aus Florida Kathy Castor erarbeitet hat, voranzukommen.

CHANCEN, DIE SICH AUTFTUN

Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit waren ein Thema, das der Präsident der Vereinigten Staaten aufgriff, der den „Dienst von Tausenden von kubanischen Ärzten, für die Armen und die, die leiden“, hervorhob.

Der Direktor des Nationalen Rats der Wissenschaftlichen Gesundheitsgesellschaften, Pedro Luis Véliz Martínez, sagte, dass der Austausch auf diesem Gebiet nicht auf Katastrophen oder Epidemien, wie im Fall des Kampfes gegen Ebola in Afrika beschränkt sein dürfe. „Zusammenarbeit bedeutet auch, dass man den kubanischen Internationalisten respektiert und nicht die Desertierung des medizinischen Personals in Drittländern provoziert, was der Bildung der menschlichen Ressourcen unseres Volkes Schaden zufügt.“

Er erwähnte auch die Möglichkeit, dass sich der Markt der Vereinigten Staaten für den Verkauf von kubanischen Produkten öffnen könne. „Wir haben mit großer Anstrengung und Opferbereitschaft vieles erreicht. Wir können diese überhebliche Sichtweise nicht akzeptieren, denn wir haben auf dem Gebiet bereits bewiesen, was wir wert sind“.

Nicolay Casano ist der lebende Beweis für das, was erreicht werden könnte. Dieser Student aus New York, der neben Dutzenden seiner Kommilitonen sitzt, studiert im zweiten Jahr Medizin und er spricht von dem „ganz großen Herzen“ das die Kubaner haben. Obwohl die Blockade weiterhin besteht, hatte er die Möglichkeit in Kuba zu studieren und er versichert, dass er anschließend plane, in seine Gemeinde zurückzukehren, um dort ein anderes Konzept der Patientenfürsorge umzusetzen, das nicht auf Geld basiert.

UNSER EIGENES MODELL

„Die Zukunft Kubas muss in den Händen des kubanischen Volkes liegen!“, mit diesen und anderen Worten sprach sich Obama für eine Wirklichkeit aus, die viele bereits jetzt zu schätzen wissen.

Der Liedermacher Raúl Torres sagt, dass Obama verschiedene positive Elemente der kubanischen Realität hervorhob, aber verleugnete, dass diese Ergebnis der Revolution sind.

„Wir sind Jugendliche mit Empowerment, die die Gelegenheit haben in diesem Land zu tun, was wir möchten. Außerdem haben wir noch etwas so Wichtiges wie eine gesicherte Bildung und Gesundheitsversorgung“, sagte der Autor von „Candil de Nieve“ und „el Regreso del Amigo“.

„In den Vereinigten Staaten haben wir ein deutliches Beispiel von dem, was das kubanische Volk machen kann und das nennt sich Miami“, sagte Obama an einer anderen Stelle seiner Rede.

Professor Leyde Rodríguez sagte Granma gegenüber, dass die Veränderungen, die im Land vor sich gehen, nicht dazu da sind „irgendein politisches Modell zu kopieren“.

Professor Luis René Fernández vom Zentrum für Studien über die Hemisspäre und die Vereinigten Staaten der Universität Havanna sagt, dass die Veränderungen, die das Land erlebe, von dem Ziel geleitet werden, einen gedeihlichen und nachhaltigen Sozialismus aufzubauen, der von einem Projekt von Nation ausgeht, das von den großen patriotischen Politikern und Denkern unseren Landes inspiriert ist.

Er vericherte, dass die Perfektionierung auf sozioökonomischem Gebiet begonnen habe, was aber nicht bedeute, dass es andere Bereiche wie das sozio-politische System gebe, die nicht auch perfektioniert werden müssten. Er zitierte in diesem Zusammenhang was Präsident Raúl Castro kürzlich vor der Presse über Menschenrechte und Demokratie gesagt hatte. „Niemand weiß genau, wie dieser Sozialismus sein wird, aber er muss passend für uns sein, kubanisch sein“.

Das im Jahr 2014 veröffentlichte Buch von Peter Kornbluh gipfelt in einer Reihe von Empfehlungen zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Washington und Havanna.

Auf Bitte dieser Tageszeitung war er damit einverstanden, in einem einzigen Gedanken zusammenzufassen, was geschehen muss, wenn man auf diesem Weg voranschreiten möchte: „Die Vereinigten Staaten müssen Kuba mit Respekt behandeln, als ein unabhängiges Land und wenn man seine Souveränität respektiert, kann man nicht die Zukunft vorschreiben oder der Regierung und dem Volk sagen, was sie machen sollen.“

Photo: Yaimí Ravelo

Dass uns bitte jemand daran erinnere! 57 Jahre sind vergangen und ich war gerade geboren worden. Präsident Obama war noch nicht geboren. Was genau war der Punkt, an dem es zum Bruch zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten kam? Warum hat kaum ein Jahr nach Beginn der Revolution, im Dezember 1960, die Regierung der Vereinigten Staaten die Zuckerquote abgeschafft, die jedes Jahr dem Hauptexportprodukt Kubas vorbehalten war. Etwa, weil die Menschenrechte verletzt wurden? Wohl kaum. Die Revolution hatte eine Diktatur gestürzt, die diese verletzte, ohne Strafen befürchten zu müssen, die Jugendliche auf der Straße ermordete. Jene korrupte Armee von Mördern bekämpfte mit Waffen aus den USA die Aufständischen in den Bergen im Osten des Landes. Warum, wenn sie nicht mit Batista gebrochen hatten, haben sie mit der kurz zuvor entstandenen revolutionären Regierung gebrochen? Ah, die imperiale Doktrin der nationalen Sicherheit! Die Grenzen des Landes enden nicht da, wo sie enden, sie dehnen sich aus bis zu den Ölbohrtürmen im Mittleren Osten oder in Venezuela, bis zu jedem Ort, an dem die transnationalen Konzerne operieren oder zu operieren beabsichtigen. Man hat einer Semikolonie, die aufbegehrte, eine Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade auferlegt, die ganz sicher ihre transnationalen wirtschaftlichen Interessen beeinträchtigte.

Unser Präsident hat der Regierung der Vereinigten Staaten ein zivilisiertes Zusammenleben vorgeschlagen, das die Unterschiede akzeptiert und respektiert. Aber daran zweifle ich, wenn Präsident Obama davon spricht, dass die Blockade nicht die erhofften Ergebnisse erzielt hat und dass er deswegen beschlossen hat, die Strategie (nicht das Ziel) zu ändern. Wird unter diesen Umständen ein zivilisiertes Zusammenleben möglich sein? Wollen sie das wirklich? Ist es nicht vielmehr so, dass der Vielparteienstaat, den sie fordern und die Entwicklung des Privateigentums, das sie wünschen, nicht so sehr mit der Charta der Menschenrechte verknüpft ist, sondern eher mit den zehn Geboten einer erträumten wirtschaftlichen und politischen Rückeroberung?

Ich glaube, dass der Besuch von Obama ein positiver Schritt ist. Er ist ein charismatischer Mann. Mit seinem Lächeln, seiner natürlichen Intelligenz erobert er Herzen. Wir, d.h. die Kubaner der letzten Jahrzehnte, kennen andere Typen von politischen Führern. In jener Gesellschaft muss der Kandidat für ein politisches Amt ein begehrenswertes Produkt für den potenziellen Konsumenten sein: Er muss muss mit den jeweils aktuellen Humoristen lachen und, wenn möglich, mit ihnen tanzen können. Die Wähler-Konsumenten werden berücksichtigen – davon geht man aus – ob er sympathisch ist und selbstsicher wirkt. Sein Regierungsprogramm wird zwei oder drei Punkte aufnehmen, die sich bei dem Sektor, den er vertritt, großer Nachfrage erfreuen und er wird an der bestehenden Ordnung festhalten. Ich bin dankbar, dass er kommt und meine Gefühle zu begreifen versucht. Aber die Kubaner haben studiert und das ist zu etwas gut: Die Maßnahmen, die er unternommen hat, um die Blockade zu destrukturieren, umgehen so weit wie möglich die Mitarbeit des Staates. Es ist aber ebendieser Staat, der die Gesundheit und die kostenlose Bildung für alle Kubaner absichert und für die soziale Sicherheit von Kindern, Alten und Menschen mit Behinderung sorgt. Obamas Plan ist, und darauf besteht er, den Erfolg der sogenannten „Unternehmer“ zu stimulieren, der kleinen und mittleren Eigentümer. Er glaubt, dass diese den Weg zum kubanischen Kapitalismus öffnen. Der kubanische Kapitalismus wäre natürlich nicht sehr kubanisch. Und hier ist der Pferdefuß: Wenn nämlich die Transnationalen zurückkehren und sich wie zuvor das Land aneignen, würden die kleinen und mittleren Eigentümer zur Seite gefegt. Das Paradoxe ist, dass die kubanischen Arbeiter auf eigene Rechnung nur erfolgreich sind, solange sie in einer sozialistischen Gesellschaft leben.

Trotz dieser unbehaglichen Grübeleien fühlte ich mich gut, als er sagte: „Das Schicksal Kubas wird nicht von den Vereinigten Staaten und auch von sonst keinem anderen Land entschieden, die Zukunft Kubas – es ist souverän und hat alles Recht darauf, den Stolz zu haben, den es hat – wird von den Kubanern und sonst niemandem entschieden.“

Wird er verstehen, was es für uns in Bezug auf nationale Souveränität bedeutet, dass sie seit über hundert Jahren illegal unser Territorium in Guantanamo besetzen?

Wenn es so sein soll, dass unsere Völker gemeinsam in Freiheit ihre Vorstellungen beisteuern, nehmen wir die Herausforderung an. Auch wir haben Dinge beizutragen und Kriterien zu verteidigen. Das beiderseitige Interesse, gemeinsam medizinische Forschung zu entwickeln und bei der Kontrolle von Epidemien zusammenzuarbeiten, die die Völker der Welt gleichermaßen betreffen, wie die Cholera in Haiti, Ebola in Afrika oder jüngst Zika, kommt nicht von ungefähr. Und da kann ich nicht verstehen, warum Obama, wenn er die Haltung Kubas in Afrika lobt, an dem Programm festhält, das kubanische Ärzte und Krankenschwestern, die in anderen Ländern arbeiten, anstachelt zu desertieren.

Die Logik des zivilisierten Zusammenlebens führt über die bedingungslose Abschaffung der Blockade. Und dabei sind Sätze wie diese ausgeschlossen: „ Es besteht ein größeres Interesse im Kongress, das Embargo abzuschaffen. Wie ich bereits zuvor gesagt habe, hängt die Schnelligkeit, mit der dies erfolgt, teilweise davon ab, wie wir gewisse Differenzen über Angelegenheiten, die die Menschenrechte betreffen, lösen können.“ Die Nicht-Akzeptanz des politischen System Kubas, lasst uns das ein für allemal sagen, hat nichts mit humanistischen Prinzipien oder Überzeugungen zu tun, sondern einzig und allein mit wirtschaftlichen, imperialistischen Interessen. Fidel und Raúl – genauso wie unter anderem Camilo und Che – haben das Herz der Kubaner 1959 nicht durch ein für Wahlen einstudiertes Charisma erobert, sondern in erster Linie dadurch, dass sie sich selbst ins Spiel brachten, denn mehr als ihre Worte – und man kann nicht sagen, dass sie wenig gesprochen haben – sprachen ihre Taten. Das ist die Art von politischen Führern, an die die Kubaner gewöhnt sind. Obama konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich mit der Silhouette des Che im Hintergrund fotografieren zu lassen. Er selbst hatte nichts mit dessen Tod zu tun, aber ein Präsident des Imperiums verfügte ihn. Hat er versucht, sich des Symbols zu bemächtigen oder wollte er nur ein Souvenir mit nach Hause nehmen? Die Aneignung und die Manipulation der Symbole könnten Thema eines anderen Artikels werden.

Unseren friedlichen Sozialismus zu akzeptieren stellt kein wirkliches Problem dar. Kuba ist keine Bedrohung für die Vereinigten Staaten. Aber wenn der Imperialismus, wie es seiner Natur entspricht, nicht innerhalb seiner Grenzen bleibt, was werden wir tun? Dieser Besuch ist bereits historisch. 88 Jahre lang ist kein Präsident dieses Landes gekommen. Vor `59 wurde die Kolonie von der Botschaft aus verwaltet. Die Brücke des Vertrauens muss von den Ufern aus aufgebaut werden.

 

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 24. März 2016 um 14:22 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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