http://www.goethe.de/ins/pt/lis/prj/ama/prs/sti/deindex.htm
„Oper soll umfassendes Bild von Amazonien vermitteln“: http://www.themenportal.de/nachrichten/oper-soll-umfassendes-bild-von-amazonien-vermitteln-76588
Indio-Denkmal in Presidente Figueiredo, Amazonien.
ARTE TV: http://www.arte.tv/de/suche/3151066.html
BIENNALE MÜNCHEN 2010 präsentiert
Amazonas – Musiktheater in drei Akten
Musik: Klaus Schedl, Tato Taborda
Konzeption: Laymert Garcia dos Santos, Peter Weibel
Inszenierung: Michael Scheidl
Medien: Peter Weibel, José Wagner Garcia
Beratung: Davi Kopenawa (Schamane), Bruce Albert (Anthropologe)
Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München
Eine Produktion der Münchener Biennale “ Internationales Festival für neues Musiktheater
mit den Partnern:
Zentrum für Kunst und Medientechnologie “ ZKM | Karlsruhe
Goethe-Institut München und Sáo Paulo
SESC Sáo Paulo
Teatro Nacional de Sao Carlos, Lissabon
Netzzeit, Wien
Petrobras Forschungszentrum CENPES, Sonderprogramm Cognitus
HAY “ Yanomami-Organisation Hutukara
Brasilianisches Kulturministerium
Die Multimediaoper ist Teil des weltweiten Schwerpunkts „Kultur und Klimawandel“ des Goethe-Instituts.
Dieses Projekt wird mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert.
Premiere: 8. Mai 2010, Reithalle (Folgeaufführungen: 9.-12. Mai 2010)
In einer außergewöhnlichen Verbindung von Musiktheater, Technologie und Wissenschaft soll eine Multimedia-Oper die Welt des Amazonas und die Bedrohung ihrer einzigartigen Ressourcen beleuchten. Um die Relevanz des Themas zu betonen, sind ein umfangreiches pädagogisches Vermittlungsprogramm, Publikationen und ein Internetportal integrale Bestandteile des Opernprojekts. Die künstlerische Produktion des Projekts orientiert sich hierfür am neuesten Stand der Forschung. Dabei versteht es die Zusammenarbeit mit den indigenen Gruppen, die in Amazonien leben, als einen Dialog zwischen Zeitgenossen. Die Uraufführung der Multimedia-Oper ist bei der 12. Münchener Biennale 2010 vorgesehen.
Was Peter Sloterdijk in einem ersten Arbeitstreffen 2006 den „amazonischen Schmerz, die Angst vor einem drohenden Verlust nannte, wird zur Geschichte der Oper. Ihr Protagonist ist der Regenwald. Eine Stimme verleihen ihm die Yanomami, eines der letzten großen indigenen Völker Südamerikas. Die Verbindung von indigener Kosmologie und wissenschaftlich-technischer Weltsicht erlaubt einen neuen Blick auf alle mit dem Amazonas verbundenen Themen: Artenvielfalt, Brandrodung und Völkermord sowie der Klimawandel spielen eine herausragende Rolle, die mit der Oper angesprochen werden sollen. Der Amazonas, seit Jahrtausenden bevölkert, erhält eine Dimension jenseits einer bloßen Ressource. Hierdurch wird insbesondere die Wechselwirkung zwischen Natur und Kultur hervorgehoben.
Deutsche und brasilianische Experten und Künstler arbeiten intensiv zusammen, so die Komponisten Klaus Schedl (München) und Tato Taborda (Rio de Janeiro), die Medienkünstler Peter Weibel (Karlsruhe) und José Wagner Garcia (Sáo Paulo), der Schamane Davi Kopenawa Yanomami (Watoriki) und der Anthropologe Bruce Albert (Paris/ Sáo Paulo).
Konzeptionell federführend sind der Soziologe Laymert Garcia dos Santos (Sáo Paulo) und der Medientheoretiker Peter Weibel (Karlsruhe). Die szenische Realisierung von Akt 1 und Akt 2 übernimmt Michael Scheidl (Wien), die von Akt 3 das ZKM (Karlsruhe).
Klaus Schedl, geboren 1966, studierte 1991-96 Komposition bei Hans Jürgen von Bose in Salzburg und München. 1993 gründete er das Münchener Ensemble für Neue Musik piano possibile. 1997-99 lehrte er als Dozent für Analyse, Kompositionstechniken und Computermusik an den Konservatorien in Coimbra und Viseu (Portugal). Er erhielt zahlreiche Stipendien und Preise u.a. den Kompositionspreis der Stadt Detmold, das Förderstipendium der GEMA-Stiftung, und das Stipendium der Cité Internationale des Arts in Paris (2001). 1999“2001 lebte er in London, dann in Paris, wo er am IRCAM studierte. Seit dieser Zeit beschäftigt er sich intensiv mit der Weiterentwicklung der Elektronischen Musik. 2000 war er Teilnehmer bei der ICMC (international computer music conference) in Berlin und am IRCAM“ und das Musiktheater. Seine Oper Tod der Hasen gelangte 2000 im Münchner Prinzregententheater zur Uraufführung, 2002 entstand sein elektrisches Singspiel suchmaschinen im lichtleeren meer für fünf Taxis, sieben Sängerinnen und einen Maschinisten, 2004 Quaresma “ eine akustische Vermessung einer Kirche, 2006 wurde seine Projekt city scan bei der Münchener Biennale verwirklicht, 2007 wurde das elektrische Singspiel Die letzte Träne Gottes / Mithras auf dem Königsplatz und in der Musikhochschule München aufgeführt.
Tato Taborda, geboren 1960 in Curitiba, Brasilien. Er studierte bei H.J. Koellreutter, Esther Scliar und – im Rahmen der Cursos Latinoamericanos de Musica Contemporanea zwischen 1978 und 1989 – bei Helmut Lachenmann, Gordon Mumma, Dieter Schnebel, Oscar Bazan, Cergio Prudencio und Coriun Aharonian. Seit 1988 Studien bei R. Murray Schafer. 1980 gründete Taborda das Ensemble Juntos-Musica Nova, mit dem er zahlreiche lateinamerikanische Komponisten der neuen Generation aufführte. Als Komponist wie auch als Interpret nahm er an verschiedenen internationalen Festivals für zeitgenössische Musik teil, daneben organisierte er Konzerte und Soundscape events in Brasilien. Taborda, der auch Theatermusik komponiert, arbeitete mit internationalen Theatergruppen, u.a. Mabou Mines in New York, zusammen. Er ist Koordinator des Audio Nutricion Laboratory in der Escola de Musica Villa-Lobos in Rio de Janeiro, welches sich der Erforschung und Verfeinerung von Hörprozessen und der Wahrnehmung und Verbesserung städtischer Klanglandschaften widmet. (Werbetext)Â
José Teixeira Coelho, Chefkurator des Museu de Arte de Sáo Paulo, besteht mit Nachdruck auf einer gewissen Traurigkeit der Tropen: »Das Brasilien von heute ist kein erwartungsfrohes Land, man darf sich vom offiziellen Optimismus der Lula-Regierung nicht täuschen lassen. Die meisten misstrauen dem wirtschaftlichen Aufschwung. Die Auswanderung gut ausgebildeter junger Leute ist ein enormes Problem für uns. Wer die Chance hat, geht in die USA. Die Geburtenraten unter jungen Akademikern sind mittlerweile genauso niedrig wie in Westeuropa.« Auch das ist für Schwellenländer charakteristisch: Von den hohen Rohstoffpreisen und der damit finanzierbaren Sozialpolitik profitieren die Armen und die Superreichen. Den Rest erfasst ein geradezu alteuropäisches Endzeitbewusstsein: »Die Abstiegsängste sind enorm, und zwar zu Recht«, fährt Teixeira Coelho fort. »Natürlich durchschauen die Leute die Hohlheit des Linkspopulismus. Die soziale Ungleichheit steigt, die Korruption nimmt nicht ab, das Gewaltproblem in den Städten will niemand angehen, es soll nicht einmal erwähnt werden. An Brasilien kann man beobachten, wie ein Land mit zerstörter Mittelklasse aussieht.«Laymert Garcia dos Santos überträgt diese Lagebeschreibung auf die Kultur Brasiliens: »Die Regierung hat ja keinen Politikwechsel herbeigeführt, sie hat dem Auseinanderfallen der Gesellschaft vielmehr eine bestimmte Rhetorik entgegengesetzt. Es ist eine die Herzen rührende Sprache der Zentrierung. Die Probleme werden anders benannt, sprachlich vermieden, geschönt. Wer die Probleme Brasiliens auf den Punkt bringt, ist schon Abweichler. Ich glaube, Tony Blair hat diese Rhetorik erfunden. Sie ist nach kurzer Zeit tief eingedrungen, weil sie Defiziten der brasilianischen Kultur generell entspricht. Wir pflegen eine Kultur der Freundlichkeit, das ist ja auch schön. Aber wir pflegen damit auch eine Kultur der Verdrängung. Unsere Künstler bringen kaum zur Sprache, was wirklich in der Gesellschaft vorgeht. Sie produzieren zu viel Wie-können-wir-gemeinsam-in-unserem-schönen-Land-leben-Kitsch. Insofern ist unsere Kultur noch viel kolonialer, als wir wahrhaben möchten.« (Die Zeit 2007)Â
http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/03/hakani-suruwaha-und-der-kindermord-in-brasilien/
Yanomami-Traditionen, Time-Life-Buch “Der Amazonas”:
Behinderte Kinder werden getötet, die eigene Frau wird dem Gast zum Geschlechtsverkehr angeboten. Auch die lukrative Indianer-Industrie Deutschlands legt großen Wert darauf, solche wichtigen Details indianischen Lebens, indianischer Wertvorstellungen zu verheimlichen, zu vertuschen, zu unterschlagen. “…und der Gastgeber – nun, er bietet ihm seine Frau an. Eine Form von Gastfreundschaft…Natürlich ist die Frau nicht immer einverstanden, und dann gibt es Ärger”. Google-Suche, Stichwort Yanomami… Mit Indianerverklärung läßt sich nach wie vor sehr viel Geld verdienen.
Ausriß: “Häufig werden Frauen aus anderen Stämmen geraubt. Einige von ihnen werden die Ehefrauen der Männer, die sie geraubt haben. Sie können sich glücklich preisen, denn nicht wenige ihrer Leidensgenossinnen erwartet ein anderes Schicksal – das von Prostituierten in dem neuen Verband. Diese Frauen haben kaum den Rang von menschlichen Wesen…”
« „Es sollte der Höhepunkt der diesjährigen Münchner Musik-Biennale werden und blieb weit hinter den selbst gesteckten Erwartungen zurück.“ Kritik zu Amazonas-Musiktheater in der Reithalle München. „…bemüht-engagiertes Schülertheater,…Allerweltsweisheiten“. Münchener Biennale 2010. – Frieder Reininghaus kritisiert „Amazonas-Oper“ in „Kultur heute“ vom Deutschlandfunk: „Der Komponist Klaus Schedl befleißigte sich eines strukturell eher banalen Modells von Programmmusik aus dem Geist des 19. Jahrhunderts, das dazuhin das Thema verfehlt.“ Münchner Biennale 2010. Kurioser Widerspruch zwischen aufwendig weltweit durchgeschalteter Amazonasoper-Propaganda und den von der deutschen Theaterkritik konstatierten Resultaten. »
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