Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

„Brasilien: Musterknabe enttäuscht die Märkte“. Propaganda-Pleite mit den in Europa-Medien durchgeschalteten Positiv-Zahlen der Lula-Regierung. Lula:“Ich will das Volk aus der Scheiße holen!“ „Nao é para vazar. Se vazar o que vou dizer, voces estao fodidos!“(Lula) Wachstum 2009 – 0,2 Prozent minus.

http://www.godmode-trader.de/nachricht/Brasilien-Musterknabe-enttaeuscht-die-Maerkte,a2032005,b609.html

http://www.ftd.de/politik/international/:wachstum-brasilien-erklaert-wirtschaftskrise-fuer-beendet/50046116.html

Laut „Manager-Magazin“ hat Brasilien „die Krise abgeschüttelt wie eine lästige Fliege“, schon 2009 solle die brasilianische Wirtschaft laut Regierungsprognose wieder um 5 Prozent wachsen. Die Fakten und die Vor-Ort-Beobachtungen geben indessen ein ganz anderes Bild. Nach dem bisherigen Propaganda-Gedröhn mußte Brasilia jetzt einräumen, daß von derartigen Wachstumsraten keine Rede sein kann. Gemäß neuesten offiziellen Zahlen wuchs das Bruttosozialprodukt im dritten Quartal 2009 gegenüber dem vorherigen statt der vorhergesagten 2 Prozent nur um 1,3 Prozent. Das zuständige staatliche Statistikinstitut IBGE räumte zudem interessante Fehler ein. So war bisher behauptet worden, im zweiten Quartal sei das BIP gegenüber dem ersten um 1,9 Prozent gewachsen – jetzt wurde auf 1,1 Prozent korrigiert. Statt der selbst vom „Manager-Magazin“ verbreiteten 5-Prozent-Wachstumsprognose wird jetzt für 2009 ein BIP-Rückgang von 0,5 Prozent, bestenfalls ein Wachstum von 0,2 Prozent vorhergesagt(offiziell waren es dann 0,2 Prozent minus) Selbst wenn das brasilianische Bruttosozialprodukt im vierten Quartal um fünf Prozent wachsen sollte – was als völlig unwahrscheinlich gilt – läge Brasiliens Wachstumsrate 2009 bei Null. Zahlreiche brasilianische Wirtschaftsexperten, die den Wirtschaftsdaten-Propagandazirkus nicht mitmachten, reagieren jetzt mit Schadenfreude: Wer dachte, die Wirtschaft laufe bereits zur Hochform auf, entdeckt jetzt, daß noch viel getan werden muß, um aus dem Rückstand herauszukommen, lauten Einschätzungen. Und auch der Binnenkonsum sei weit niedriger, als man sich vorstellte.

Lula zur Krise, Dichtung und Wahrheit: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/01/23/rekord-entlassungen-in-brasilien-lula-spricht-von-porretada-im-dezember-fiquei-puto/

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http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/10/ich-will-das-volk-aus-der-scheise-holen-lula-setzt-erneut-clever-werbewirksam-kraftausdruck-in-populistischer-rede-ein-anklicken/

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/10/brasilien-hat-die-krise-abgeschuttelt-wie-eine-lastige-fliege-manager-magazin-ethik-und-politik/

Brasiliens größte Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” befragte den Ex-Chefökonom der Großbank Goldman Sachs im November 2014 zu seinen noch 2012, zweieinhalb Jahre zuvor  gemachten, extrem optimistischen Voraussagen, wonach Brasilien eine vielversprechende wirtschaftlich-soziale Zukunft bevorstehe. Zwei Jahre später, so das Blatt, erreiche Brasiliens Wirtschaftswachstum voraussichtlich nicht einmal ein Prozent. O`Neill:”Ich denke, die Dinge liefen falsch. Und ich habe mich geirrt. Ich stellte mir vor, daß die niedrige Inflation eine neue Ära für die Unter-und Mittelschicht Brasiliens auslösen würde, nicht nur mit größerem Konsum, aber auch mit mehr Investitionen, mehr Risiko, mehr Kreativität. Und das ist eben nicht passiert. Der Konsum wurde über Kredite geschaffen, und nicht durch ein nachhaltiges Wachstum der Einkommen. Ausreichende Investitionen wurden nicht getätigt.” 

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/03/22/boomland-brasilien-immer-mehr-sozialwissenschaftler-machen-sich-uber-den-angeblichen-aufstieg-von-zig-millionen-brasilianern-in-die-mittelschicht-lustig-bisher-war-man-laut-offizieller-bemessung/

O `Neill bestätigt 2014 Tatbestände, die bereits 2012 – und davor – in Brasilien für jedermann offensichtlich waren, auch von dortigen Wirtschaftsexperten, Wirtschaftskolumnisten tiefgründig analysiert wurden.  Indessen schob auch der gesteuerte mitteleuropäische Wirtschaftsmainstream derartige kritische Stimmen aus Brasilien beiseite, schrieb sich gemäß der Linie von O `Neill Brasilien schön – ungezählte Politiker, Medienfunktionäre Europas verbreiteten just jenen “extremen Optimismus”. Wer sich die Mühe macht, einmal nachzulesen, was gemäß den nun als falsch bestätigten “Analysen” von Goldman-Sachs-Experte O `Neill jahrelang massenhaft entgegen der Faktenlage im Wirtschaftsmainstream verbreitet wurde, kommt aus dem Staunen womöglich nicht mehr heraus. Kommunikationswissenschaftler fänden, falls sie sich trauten, reiches Forschungsmaterial über Manipulations-und Propagandamethoden heute. 

Politiker, Medienfunktionäre betonten jahrelang “Boom, Wirtschaftswunder, Aufbruchstimmung, Konsumrausch” etc, wo davon garnichts zu sehen war. Ganze Bücher wurden mit derartigen “Analysen” gefüllt – windige brasilianische Unternehmer wie Eike Batista zu Symbolfiguren jener großartigen wirtschaftlich-sozialen Zukunft erklärt. 

Deutscher Außenminister Guido Westerwelle, mehrere offizielle Brasilienbesuche: 

“Brasilien ist mit seiner Lebendigkeit, Kreativität und kulturellen Vielfalt ein ungemein inspirierender Partner, der gleichzeitig durch Exzellenz in Wirtschaft und Wissenschaft besticht.” 2013

Scheiterhaufen-Kultur: http://www.deutschlandradiokultur.de/moderne-scheiterhaufen-aus-autoreifen.1013.de.html?dram:article_id=167263

Auch im deutschen Mainstream hatten Analysen, die den Voraussagen von O `Neill widersprachen, wegen der geltenden Vorschriften und Steuerungsmechanismen keinerlei Chancen.

O`Neill äußerte sich gegenüber “Folha de Sao Paulo” auch zu aktuellen Perspektiven:”Wenn das Land Reformen befördert, dem Privatsektor mehr Dynamik erlaubt, mehr Risiko unterstützt und neue Geschäfte stimuliert, kann Brasilien noch ein phantastischer Ort werden. Aber ich sehe nicht viele Hinweise, daß dies tatsächlich geschehen wird.”

O `Neill wirkt in den Folha-Interview eher kleinlaut, unsicher – offenkundig ist, daß er als Banker jegliche Kritik an der u.a. vom brasilianischen Industriellenverband FIESP betonten “Bankendiktatur” des Landes unterläßt. Und sich auch zur vorherrschenden Unternehmermentalität, zur Verantwortung der Geld-und Wirtschaftseliten, die die Regierungspolitik bestimmen,  für die Fehlentwicklungen des Landes lieber nicht äußert.  Just am Tage des Folha-Interviews mit O `Neill betonen brasilianische Wirtschaftsanalysten, daß die brasilianischen Unternehmen wenige Innovationen realisieren – wenige Firmen orientierten sich auf den globalen Markt. Es gebe lediglich “Inseln der Exzellenz” in der Wirtschaft des Landes. 

Jim O `Neill: Brite aus Manchester, arbeitete auf Chefposten bei Swiss Bank, Bank of America, von 1995 – 2013 bei Goldman Sachs als Chefökonom und Präsident der Investbank(Folha). Derzeit sei er Analyst u.a. der Weltbank.

 BRIC steht für Wachstum, Optimismus und Zukunft. Handelsblatt

Die Lula-Regierung habe sich im vorherigen Quartal einer Wachstumsrate gerühmt, um zu zeigen, daß die Krise Brasiliens Wirtschaft wenig schädigte. Jetzt sei deutlich, daß jene amtlichen Daten  garnicht korrekt gewesen seien. Von zwölf Wirtschaftssektoren zeigten lediglich fünf positive Resultate. „2009 ist wirtschaftlich verloren“, wird Experte Regis Bonelli von der Getulio-Vargas-Stiftung zitiert. Brasiliens Landwirtschaft schrumpfte im dritten Quartal 2009 gegenüber dem gleichen Zeitraum von 2008 selbst gemäß den offiziellen – und daher mit Vorsicht zu betrachtenden – Zahlen um 9 Prozent, der stärkste Rückgang aller brasilianischen Wirtschaftsbereiche.

Antonio Correa de Lacerda, Professor der Katholischen Universität Sao Paulos, hatte bereits im November gegenüber der Presse entgegen dem verordneten Mainstream klargestellt, daß die Krise keineswegs überwunden sei. Brasiliens Industrie produziere längst nicht wie vor dem Beginn der Krise. Die neuesten offiziellen Daten geben Lacerda Recht und blamieren die Propagandisten. Auch in europäischen Propaganda-Medien werden offizielle Angaben und Erklärungen Brasilias gewöhnlich für bare Münze genommen. Dabei weiß jedermann, wie in Brasilien statistische Angaben zustandekommen. Die Arbeitslosenrate wird allen Ernstes durch „Umfragen“ in einer ausgewählten Gruppe von Großstädten ermittelt.

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 11. Dezember 2009 um 13:47 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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