Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

„Brain Drain“, Fuga de Cerebros, und Brasilien: Besser Gebildete hauen ab in die Erste Welt.

Starker Zuwachs im Ausland inhaftierter Brasilianer

Angesichts der gravierenden Zustände im eigenen Land hat sich in nur zehn Jahren  die Zahl der Brasilianer mit Hochschulabschluß, die in OECD-Ländern leben, verdoppelt. Zwischen 1996 und 2006 erhöhte sich die Zahl Hochqualifizierter, die von den USA ein entsprechendes Visum erhielten, sogar um 185 Prozent, geht aus neuen Studien hervor. Nicht mitgerechnet sind dabei jene Hochqualifizierten, die illegal in den USA leben und niedrig qualifizierte Arbeit leisten, häufig beispielsweise als Tellerwäscher in Restaurants.

Auch in Mitteleuropa arbeiten zahlreiche brasilianische Anwälte, Ingenieure und Lehrer als Reinigungskräfte oder private Kinderbetreuer. Laut brasilianischen Presseberichten hat sich unter Staatschef Lula der Exodus enorm verstärkt. Allein in Spanien leben gemäß neuesten Angaben etwa 60000 Brasilianer illegal  – laut den dortigen Behörden befindet sich darunter eine besorgniserregend hohe Zahl an Prostituierten. Gemäß neuen Angaben des brasilianischen Außenministeriums ist die Zahl der im Ausland inhaftierten Brasilianer stark angestiegen  – von 921 im Jahre 1996 auf 4020 Anfang 2007. Brasilianer seien vor allem wegen Rauschgifthandel, Prostitution, Raubüberfällen und Diebstählen zu Haftstrafen verurteilt worden.

 Brasiliens Qualitätszeitung „O Estado de Sao Paulo“ titelte: „Brasileiros invadem o exterior. E as cadeias.“ In Portugal stellen nach amtlichen Angaben von 2008 unter weiblichen Häftlingen die Brasilianerinnen nach Frauen von den Kapverdischen Inseln die zweitgrößte Gefangenengruppe, gefolgt von Venezolanerinnen und Rumäninnen. Die Brasilianerinnen wurden größtenteils wegen Rauschgifthandels verurteilt.

Sozialwissenschaftler, die den Exodus seit Jahren untersuchen, beklagen stets, daß die dynamischsten, besten Leute das Land verlassen, weil sie desillusioniert und meist arbeitslos seien. Die Lula-Regierung interessiere sich nicht für dieses Problem, betrachte indessen die hohen Euro-Überweisungen der nach Europa Übergesiedelten als vorteilhaft. Zudem werde von Brasilia als positiv gesehen, daß diese Leute  aus der brasilianischen Arbeitslosenstatistik herausfielen, wurde ferner argumentiert. Wirtschaftsexperte Carlos Lessa, Ex-Präsident der Brasilianischen Entwicklungsbank BNDES, sowie früherer Rektor der Bundesuniversität von Rio de Janeiro:“Wir werden zu einem Auswanderungsland.“ Die Entnationalisierung der brasilianischen Wirtschaft sei erschreckend. Fast 50 Prozent der nationalen Industrie gehöre bereits ausländischen Multis.

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/17/lynchland-brasilien-meiste-opfer-lebendig-verbrannt/

Hintergrund – Brasiliens Widersprüche:

http://www.bpb.de/themen/AG8OHL,0,Brasiliens_Widerspr%FCche.html

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 18. April 2008 um 14:51 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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