Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

USA-Kreuzer schießt 1988 iranisches Passagierflugzeug ab – 290 Tote. „Nach Angaben der US-Regierung war das Flugzeug von der Schiffscrew als eine angreifende feindliche F-14 Tomcat identifiziert worden.“ Woran deutsche Staatsmedien derzeit natürlich nicht erinnern(dürfen).

Iran-Air-Flug 655

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Iran-Air-Flug 655
Iranair655shootdown.png

Zeichnung des Airbus A300, der auf dem Flug 655 abgeschossen wurde

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Abschuss
Ort Persischer Golf
Datum 3. Juli 1988
Todesopfer 290
Überlebende 0
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp Airbus A300B2-203
Betreiber Iran Air
Kennzeichen EP-IBU
Abflughafen Mehrabad International Airport
Zwischenlandung Bandar Abbas International Airport
Zielflughafen Dubai International Airport
Passagiere 275
Besatzung 15
Listen von Flugunfällen

Iran-Air-Flug 655 (IR655) war ein Linienflug der Iran Air von Teheran über Bandar AbbasIran nach Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Am 3. Juli 1988 wurde diese Route von einem Airbus A300B2 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen EP-IBU geflogen. Die Maschine wurde auf der zweiten Teilstrecke des Fluges über dem Persischen Golf nahe Qeschm von der Besatzung des US-Kriegsschiffs USS Vincennes (CG-49) abgeschossen, wobei alle 290 Menschen an Bord getötet wurden. Nach Angaben der US-Regierung war das Flugzeug von der Schiffscrew als eine angreifende feindliche F-14 Tomcat identifiziert worden.

Es handelt sich um das schwerste Unglück eines Flugzeugs der Marke Airbus sowie den opferreichsten Flugzeugabsturz im Iran.

 

Kontext und Ablauf des Abschusses[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Airbus A300 der Iran Air

Die USS Vincennes, die den Airbus abschoss

Die Karte zeigt Start- und geplanten Landepunkt des Airbus sowie die ungefähre Position beim Abschuss

Zur Sicherung ihrer Öllieferungen hatten die Vereinigten Staaten im Rahmen der Operation Earnest Will im Jahr 1988 Teile der 5. US-Flotte in den Persischen Golf verlegt, um kuwaitische Öltanker während des Ersten Golfkriegs vor Angriffen zu schützen. Beide Kriegskontrahenten waren dazu übergegangen, Handelsschiffe der jeweils anderen Seite anzugreifen, um den Nachschub des Gegners zu beeinträchtigen. In dieser Situation befand sich die 5. Flotte zwischen den Fronten. Zum Beispiel starben am 17. Mai 1987 37 US-Soldaten bei einem Angriff einer irakischen Mirage F1 auf die USS Stark.

Am 3. Juli 1988 wurde der Airbus A300 von Captain Mohsen Rezaian geflogen und startete um 10:17 Uhr iranischer Zeit, mit 27-minütiger Verspätung, in Bandar Abbas. Für die Strecke nach Dubai war eine Flugzeit von 28 Minuten geplant. Nach dem Start wurde die Maschine routinemäßig vom Tower auf die 20 Meilen breite Luftverkehrsstraße in Richtung Dubai geleitet. Vorgesehen war, dass die Maschine auf 4.300 m stieg, kurz mit Reisegeschwindigkeit flog und dann den Landeanflug auf den Flughafen begann.

Zur selben Zeit befand sich die USS Vincennes unter dem Kommando von William C. Rogers III und ausgerüstet mit dem damals neuartigen Aegis-Kampfsystem ganz in der Nähe, in der Straße von Hormus. Der Iran hatte SS-N-2 Styx-Raketen von der Volksrepublik China gekauft, und nur Schiffe mit dem Aegis-Kampfsystem konnten dieser Gefahr entgegenwirken. Die Vincennes war in das Gebiet beordert worden, nachdem die USS Samuel B. Roberts von einer iranischen Seemine schwer beschädigt worden war.

Das Schiff war zum Zeitpunkt des Flugzeugabschusses in ein Gefecht mit iranischen Kanonenbooten verwickelt und befand sich in iranischem Hoheitsgewässer. Einige Stunden früher hatte es bereits mit den iranischen Booten omanische Hoheitsrechte verletzt, bis es von einem omanischen Kriegsschiff entdeckt worden war. Die USS Sides und die USS Elmer Montgomery waren ebenfalls in der Nähe.

Der von Iran-Air-Flug 655 als Startpunkt genutzte Flughafen von Bandar Abbas wurde damals sowohl von Zivil- als auch von Militärflugzeugen genutzt.[1] Der Airbus wurde durch eine automatische Anfrage der Vincennes beim Transponder der Linienmaschine als Zivilflugzeug erkannt, jedoch identifizierte das Aegis-Kampfsystem der Vincennes eine F-14 Tomcat. Die Besatzung der Vincennes entschied sich, der Meldung des Aegis-Systems zu glauben. Nach Angaben der USA wurden sieben Warnungen auf verschiedenen militärischen Frequenzen an das Flugzeug gesendet, doch die vermutete Tomcat antwortete nicht. Auf der zivilen Notfunkfrequenz seien drei Kontaktversuche unternommen worden, wobei sich die iranische Besatzung nicht angesprochen fühlte, da sie im Cockpit eine andere Geschwindigkeit ablas als das von der USS Vincennes angerufene „unidentifizierte iranische Flugzeug“ flog. David Carlson, Kommandant eines weiteren, in der Nähe befindlichen amerikanischen Kriegsschiffs, sagte, dass er sich wunderte, als die Vincennes ihre Absicht ankündigte, ein Flugzeug anzugreifen, bei welchem es sich eindeutig um eine zivile Linienmaschine handelte.[2]

Nachdem das Aegis-System gemeldet habe, das verdächtige Flugzeug sei schnell tiefer und „auf Abfangkurs“ gegangen, entschied Kapitän Rogers, zwei Flugabwehrraketen vom Typ SM-2 auf das Flugzeug abzufeuern. Diese trafen den Passagierjet und zerstörten ihn völlig. Alle 275 Passagiere, darunter 66 Kinder, sowie 15 Besatzungsmitglieder an Bord kamen ums Leben.

Diplomatische Konsequenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vorfall löste internationale Proteste aus. Der Iran bezeichnete ihn als „barbarischen Akt“; die iranische Regierung vertritt bis heute die Ansicht, dass die Maschine absichtlich abgeschossen wurde, obwohl klar gewesen sei, dass es sich um ein ziviles Verkehrsflugzeug handelte.

Der damalige US-Vize-Präsident George H. W. Bush verteidigte sein Militär vor den Vereinten Nationen, indem er sagte, dass es ein Zwischenfall in Kriegszeiten gewesen sei; die Crew an Bord der USS Vincennes habe der vorliegenden Situation angemessen gehandelt. Er lehnte es ab, sich im Namen der Vereinigten Staaten für den Abschuss zu entschuldigen.

1996 kamen die Vereinigten Staaten und der Iran vor dem internationalen Gerichtshof überein, dass die USA eine Entschädigungszahlung von 61,8 Mio. USD leisten würden. Dessen ungeachtet haben die USA nie die formelle Verantwortung für den Vorfall übernommen oder sich gegenüber dem Iran entschuldigt.[3]

Nachspiel in der US-Navy[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Untersuchung des Unfalls wurde bekannt gegeben, dass drei Faktoren als Ursache für das Unglück angesehen wurden:

  1. Das Aegis-System der Vincennes arbeitete fehlerhaft
  2. Falsche nachrichtendienstliche Informationen
  3. Die zumindest fragwürdige Entscheidungsfindung in der Operationszentrale der USS Vincennes

Bandar Abbas war damals ein sowohl militärisch als auch zivil genutzter Flughafen, und tatsächlich sollen dort kurz nacheinander Iran Air 655 und eine iranische F-14 Tomcat aufgestiegen sein, deren Signale von der Marine-Eloka vermutlich fehlgeortet worden waren. Das Aegis-System der USS Vincennes war dem zufolge nicht in der Lage, diesen Grenzfall richtig auszuwerten, und wies daraufhin das Flugobjekt in der automatischen Bedrohungsanalyse als „feindlich-militärisch“ aus. Dazu habe der zuständige Unteroffizier das Flugziel als „schnell tiefer gehend“ gemeldet, obwohl der später ausgewertete Flugschreiber des Airbus eindeutig belegte, dass der Jet die ganze Zeit über im Steigflug war. Die Fehlwahrnehmung lässt sich durch das Phänomen des Bestätigungsfehlers vor dem Hintergrund des Angriffs auf die USS Stark erklären.[4]

Kapitän Rogers erhielt von George H. W. Bush 1990 den Legion-of-Merit-Orden „für außerordentliche Pflichterfüllung im Einsatz“ für sein Kommando an Bord der Vincennes von April 1987 bis Mai 1989.[5] Dieser Orden wird öfter hochrangigen Soldaten nach ihrem letzten Einsatz verliehen, wie es hier der Fall war.

Der Abschuss in den Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Abschuss von Iran-Air-Flug 655 wurde in der kanadischen Fernsehserie Mayday – Alarm im Cockpit in der Folge Tödliche Verwechslung (Originaltitel: Mistaken Identity; Staffel 3, Episode 5) behandelt. In nachgestellten Szenen, Animationen sowie Interviews mit Hinterbliebenen und Ermittlern wurde über die Vorbereitungen, den Ablauf und die Hintergründe des Fluges berichtet.[6]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Iran-Air-Flug 655 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ? Max Fisher: The forgotten story of Iran Air Flight 655, In: Washington Post vom 16. Oktober 2013, abgerufen am 8. September 2014 (englisch)
  2. ? Noam Chomsky: Wer beherrscht die Welt? 3. Auflage. Ullstein Buchverlage, Berlin 2016, ISBN 978-3-550-08154-5, S. 219.
  3. ? The Iran-Iraq War: The Politics of Aggression by Farhang Rajaee University Press of Florida
  4. ? The Navy’s official probe said the five sailors who thought their ship was under attack were engaging in “scenario fulfillment” caused by “an unconscious attempt to make available evidence fit a preconceived scenario.”
  5. ? Medals Go To Top Officers in Charge of Vincennes The Orlando Sentinel
  6. ? Mayday – Alarm im Cockpit: „Tragödie im Golf“ (Originaltitel: Mistaken Identity) Staffel 3 Episode 5.

TrumpLibertyKarnev

Ausriß.

 

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 10. Januar 2020 um 11:32 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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