Knapper Wahlausgang: „Die Geschichte ist voller ähnlicher Situationen. In der bekanntesten, in den Vereinigten Staaten, gewann John Kennedy(ermordet 1963) gegen Richard Nixon 1960, mit nur 0,1 % Stimmenvorsprung.“ (ADITAL)
Brasiliens katholische Nachrichtenagentur ADITAL über die Maduro-Wahl 2013: http://www.adital.com.br/site/noticia.asp?lang=PT&cod=74704
Auf dem UNO-Index für menschliche Entwicklung liegt Venezuela auf Platz 71, Brasilien nur auf Platz 85.
Bemerkenswert erscheint, daß Maduro trotz eines für brasilianische bzw. mitteleuropäische Verhältnisse unvorstellbar aggressiven, trickreichen Materialschlacht- Wahlkampfs der rechten Eliten-Opposition, eines bizarren Trommelfeuers der dominierenden regierungsfeindlichen Presse dennoch einen Stimmenvorsprung erreichte, den Zugriff der Rechten auf die Ölreserven verhinderte, mit denen die Sozialprogramme finanziert werden.
Brasilia reagierte erleichtert, Außenminister Antonio Patriota beglückwünschte Wahlsieger Nicolas Maduro, sprach von einem “Sieg der Demokratie”, lehnte eine Neuauszählung der Stimmen, wie vom unterlegenen Kandidaten Henrique Capriles sowie vom Weißen Haus gefordert, ab. Und erklärte die Bereitschaft zur Vertiefung der bilateralen Beziehungen – nennt den nördlichen Nachbarn ein strategisch wichtiges Land. Brasilianische Unternehmen, darunter Baukonzerne, machen in Venezuela sehr gute Geschäfte – bereits Brasiliens Ex-Präsident Lula verstand sich bestens mit Hugo Chavez, unterstützte diesen mehrfach persönlich in Wahlkämpfen. Zudem ist Venezuela ebenso wie Brasilien Mitglied im Mercosul – dem gemeinsamen Markt Südamerikas, der auch auf eine politische Integration zielt.
Brasilianische Qualitätszeitungen erläuterten ausführlich die venezolanischen Regierungs- Sozialprogramme für Arme. Genannt wird u.a. eine staatliche Supermarktkette , die Waren zu stark subventionierten Preisen verkauft, von Fleisch bis zum neuesten Plasma-Fernseher. Die Kette sei „einer der großen Trümpfe der Regierung“. „Seit Hugo Chavez 1999 an die Macht kam, bis zum vergangenen Jahr wurde mit den staatlichen Öleinnahmen ein Zuwachs des privaten Konsums um 50 Prozent finanziert.“ 70 Prozent der ärmsten Venezolaner hätten jetzt gar eine Waschmaschine – ein Regierungsprogramm habe allein zwei Millionen Waschmaschinen verteilt – alle aus China. Viele arme Leute hätten unter Chavez zum erstenmal gratis eine Wohnung erhalten und zudem studieren können, heißt es weiter. Brasiliens größte Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ spricht von einer Art „Konsum-Revolution“ aller gesellschaftlichen Klassen, die indessen den unteren die Gewißheit gab, daß sich ihr Leben verbessere. Versorgungsmängel seien für diese nicht der relevanteste Faktor, wenn sie die Regierung bewerteten.
Angesichts der Kraftstoffpreis-Probleme in Brasilien wird natürlich auch der auffällige billige Benzinpreis Venezuelas hervorgehoben. Das sehr preiswerte Benzin werde massiv in Nachbarländer geschmuggelt, vom Tank-Grenzverkehr einmal abgesehen. In Rio de Janeiro, hieß es, zahle man für den Liter Benzin an der Tankstelle zehnmal so viel wie in Venezuela. Brasilien wird in Mitteleuropa oft als „Ölriese“ eingestuft.
Venezuelas Wirtschaftswachstum lag 2012 bei 5,7 Prozent, das von Brasilien bei nur 0,9 Prozent – laut amtlichen Daten.
Berichte über systematische Folter, Todesschwadronen, Scheiterhaufen und Sklavenarbeit wie in Brasilien fehlen aus Venezuela.
Handelsblatt: Die Bonanza, die mit den hohen Einnahmen von über 100 Dollar fürs Fass einherging, hat Chávez gewinnbringend eingesetzt. Für sich und für die Bevölkerung. Der Linksnationalist hat in seinen Jahren rund acht Millionen armen Venezolanern eine Stimme, Sichtbarkeit und Sozialleistungen gegeben. Die Regierung sorgt für alleinerziehende Mütter, Analphabeten, stellt medizinische Versorgung, finanziert Aus- und Weiterbildung, gibt Stipendien und Obdach. 34 so genannte Missionen, milliardenschwere Sozialprogramme, finanziert aus den Erdöl-Einkünften, sind das Rückgrat der Regierung. 300 Milliarden Dollar pumpte der Linksnationalist von 1999 bis heute in die Missionen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Nach UN-Angaben sank die Arbeitslosigkeit seit 1999 von 13 auf acht Prozent, die Armut von 50 auf 32 Prozent. Venezuela ist das Land mit der kleinsten Schere zwischen Arm und Reich in Lateinamerika. Von all diesen Erfolgen profitiert jetzt Maduro.
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