Die auch von den deutschen Kirchen aktiv unterstützte brasilianische Landlosenbewegung MST ist derzeit Zielscheibe einer beispiellosen Kriminalisierungskampagne. Diese wird von den Großgrundbesitzern, ausländischen Agrarmultis, dem nationalen exportorientierten Agrobusiness, sowie von ausländischen Kapitalanlegern  geführt, die in die Produktion von Ethanol-Treibstoff aus Zuckerrohr investieren, erklärt dazu die brasilianische Bischofskonferenz(CNBB).
MST-Aktivistinnen in Sao Paulo – Sitz der Landlosenbewegung
Priester Dirceu Luiz Fumagalli, Leiter der CNBB-Bodenpastoral sagte exklusiv gegenüber dieser Website, Absicht sei, mit Hilfe der bürgerlichen Medien eine soziale Widerstandsbewegung zu diskreditieren. An der Kriminalisierungskampagne sei in bestimmter Form auch die Lula-Regierung beteiligt, da sie klar für das Agrobusiness Partei ergreife, von dem die große Masse der Landarbeiter und Kleinbauern, überhaupt der Menschen auf dem Lande, keinerlei Vorteil habe. Priester Fumagalli erinnerte an die Tatsache, daß indessen etwa zwei Drittel der Grundnahrungsmittel Brasiliens nicht vom Agrobusiness produziert werden, sondern just von kleinen und mittleren Familienbetrieben. Die Regierung schaue indessen nur auf Gewinne und Deviseneinnahmen durch Agrarexport und entsprechende Vorteile für die Handelsbilanz, nicht aber auf die Menschen der Landregionen. Da sich das Agrobusiness immer mehr selbst in Amazonien ausbreite, würden Kleinbauern und selbst Indianer aus deren Lebensraum vertrieben. Brasiliens katholische Kirche sei über die Kriminalisierung der Landlosenbewegung sehr besorgt.
Eine in den brasilianischen Medien ausführlich publizierte Meinungsumfrage  hatte ergeben, daß der MST inzwischen als Synonym für Gewalt angesehen wird. Für über sechzig Prozent der Befragten schädigt der MST die nationale Wirtschaft, manipuliert und schafft Konflikte, nähert sich dem Verbrechertum an. Indessen erklärten gleichzeitig 75 der Befragten, die Landlosenbewegung nur wenig zu kennen. Von der immerhin außerordentlich aktiven  CNBB-Bodenpastoral, so die Studie, hatten 62 Prozent noch nie etwas gehört – Hinweis auf Brasiliens sehr speziell strukturierte Gesellschaft, das sehr niedrige Bildungsniveau, den extrem geringen Politisierungsgrad. Der Soziologe Ricardo Antunes, Experte für soziale Bewegungen an der Universität von Campinas(Unicamp) erklärte, Lula sei Sprecher des Agrobusiness, was für die Movimentos eine sehr schwierige Lage schaffe. Neunzig Prozent der in der Studie Befragten hätten betont, sich über Sozialbewegungen lediglich durch Fernsehen und Presse zu informieren. „Somit handelt es sich um Meinungen über das, was veröffentlicht worden ist.“ Die Medien berichteten indessen nicht über Bildungsinitiativen sowie über Familien, die dank der Aktionen von Sozialbewegungen ihre Menschenwürde erobert hätten, so Antunes.
2008 waren drei MST-Führer von einem Gericht zu einer Geldstrafe von umgerechnet über zwei Millionen Euro verurteilt worden, weil diese an der Blockierung des Schienenwegs des brasilianischen Bergbau-Multis „Vale“ teilgenommen hätten.
Die breit publizierte Studie war just von der „Vale“-Direktion in Auftrag gegeben worden.
Katholische Kirche, MST und Minenkonzern „Vale“(früher „Vale do Rio Doce):
« „There comes the Fourth Fleet“ – Brasiliens wichtigster Befreiungstheologe Frei Betto. – Brasiien, Machismus und Spezialdemokratie: Ein Drittel der Rio-Kandidaten für Oktoberwahlen wegen Gewalt gegen Frauen verurteilt oder angeklagt. »
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