In den wenigen kritischen Medienkommentaren der Qualitätszeitungen wird daran erinnert, daß Rio angesichts der bevorstehenden Fußball-WM und der olympischen Spiele Kompetenz demonstrieren mußte, um Milliardeninvestitionen zu erhalten. Der Bilder-Regen von den siegreich vorrückenden, vorstürmenden Truppen sei vor allem für die internationalen Medien gedacht – angesichts ernster Zweifel, ob Rio überhaupt fähig sei, die beiden Sportereignisse zu organisieren. Sehr vieles von den jüngsten Ereignissen in Rio de Janeiro sei bisher noch unklar bzw. nur sehr schlecht aufgeklärt und analysiert. Es gebe Zweifel und Mißtrauen, auf den sich bei der Suche nach Wahrheit jener Journalismus konzentrieren sollte, der Rios Gouverneur Sergio Cabral nicht verpflichtet sei. Cabral gehört zur Partei PMDB, wichtigster Bündnispartner von Staatschef Lula.
Amy Winehouse – Brot und Spiele: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/10/amy-winehouse-viel-tamtam-um-konzerte-in-rio/
Rasche Banditenrückkehr in „Complexo do Alemao“: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/11/schwerbewaffnete-drogenbanditen-kehren-in-complexo-do-alemao-zuruck-raumt-brasilianisches-militar-ein-morde-an-slumbewohnern-trotz-militaraufsicht-gemeinsame-banditen-und-militarprasenz-in/
http://pt.wikipedia.org/wiki/Complexo_do_Alem%C3%A3o
Lula nennt die jüngsten Militäroperationen einen vollen Erfolg – viele Brasilianer fragen sich, warum Lula dann angesichts der behaupteten Schwere des Gewalt-und Terrorproblems einen derartigen Militäreinsatz nicht bereits am Anfang seiner Amtszeit vor acht Jahren verfügte. Just im Oktober 2010 war Lula im Slum „Complexo do Alemao“, zuvor 2008 sowie 2009 mit seiner Frau, Amtsnachfolgerin Dilma Rousseff und Gouverneur Cabral: http://g1.globo.com/Noticias/Politica/0,,MUL1175992-5601,00-NO+RIO+LULA+INAUGURA+OBRAS+NO+COMPLEXO+DO+ALEMAO.html
In Hurra-Medien ist jetzt von „Rückeroberung wichtiger Territorien“ Rio de Janeiros die Rede – das hieße mit anderen Worten, Lula und seine gewählte Nachfolgerin hatten bereits offiziell solche Territorien vor der „Rückeroberung“ besucht. Rios Polizei war regelmäßig im „Complexo do Alemao“.
Banditen erschossen Armee-Major – bisher ranghöchstes Opfer bei jüngsten Zusammenstößen am Zuckerhut: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/11/29/rio-de-janeiro-armee-major-von-banditen-erschossen-in-slumregion/
„Wo sind die Waffen und die Banditen?“: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/11/30/rio-de-janeiro-wo-sind-die-waffen-und-die-banditen-fragt-qualitatszeitung-o-globo-ruckzug-mit-guerrilhataktik-offenbar-wie-immer-gelungen-gute-geschaftsbedingungen-derzeit-im-mega-slum-ro/
Medien und Siegesmeldungen.
Angesichts der Erfahrungen mit solchen Militäreinsätzen seit dem UNO-Umweltgipfel von 1992 in Rio de Janeiro sei empfehlenswert, besser keine größeren Hoffnungen zu hegen. Brasiliens Banditenkommandos, zu denen guttrainierte Elitesoldaten gehören, hatten bei den vorangegangenen Militäroperationen ebenso reagiert wie dieses Mal – und stets später die Macht im Parallelstaat der Slums fast problemlos wieder übernommen.
„Die wirklich großen Gangster, die eigentlichen Bosse, wohnen nicht in Slums, sondern in den Nobelvierteln Rios, bleiben ungestört, unangetastet.” Yvonne Bezerra de Mello, Sozialarbeiterin, Künstlerin, weltweit bekannte Slum-Expertin http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/22/brasiliens-kindersoldaten-junge-kinder-mit-waffen-die-einfach-anderre-kinder-erschossen-haben-die-sie-gerade-mal-schief-angeschaut-habenlesermail/#more-141
Zu den zahlreichen Geschäftsfeldern des laut brasilianischen Experten eng mit der Politik liierten organisierten Verbrechens gehört neben Banküberfällen, Frachtraub, Autodiebstahl, Wegelagerei, Auftragsmorden, Waffen-und Munitionshandel, Wirtschaftsinvestitionen u.a. auch der Drogenhandel. Rio de Janeiros Präfekt Eduardo Paes hatte mit enormem Propagandaaufwand der Stadt seit mehreren Jahren einen sogenannten “Choque de ordem”, Ordnungs-Schock verordnet – die Lage in Rio spricht Bände über die Resultate.
Wie starb der mehrfach preisgekrönte TV-Reporter Tim Lopes? Laut Polizeibericht entdeckten ihn Banditen in der Favela Vila Cruzeiro von Rio de Janeiro – Tim Lopes wurde zuerst gefoltert, dann rammten ihm die Gangster einen Spieß in den Brustkorb, hackten seine Füße ab und verbrannten ihn lebendig in Autoreifen – siehe Szene aus ”Tropa de Elite”.