Brasiliens größte Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ titelt ihren Leitartikel „Lizenz zum Töten“ . Die politische Logik der Operation Geronimo sei die gleiche wie in den selektiven Eingriffen in die Konflikte von Afrika und dem mittleren Osten. „Gaddafi, der Ex-Freund, ist jetzt Feind, also Blei auf ihn und seine Familie. In Syrien indessen handelt man nicht so, weniger noch im Jemen und in Saudi-Arabien – Pech für den, der dort als Rebell geboren wurde. Ein weiteres Mal behandeln die USA den Planeten als ihren Hinterhof.“ Derzeit werde signalisiert, was noch komme.
In weiteren Kommentaren heißt es: „Man weiß nicht, warum die Regierung der Vereinigten Staaten es mag, zu lügen…“ Erinnert wird an die offiziellen Versionen für die Bombardierung Vietnams, für die Irak-Intervention, sowie die Interventionen in Panama, Grenada, Laos.
Die Zeitung weist zudem auf den Vorschlag Südafrikas, die Attacken der NATO gegen Libyen vom Internationalen Gerichtshof untersuchen zu lassen.
Zeitungsausriß.
Die wichtigste Qualitätszeitung „O Estado de Sao Paulo“ fragt, ob es sich im Falle von Bin Laden nicht um einen „selektiven Mord“ gehandelt habe. Obamas Argumentation von der nunmehr besseren Welt wird grundsätzlich bestritten – vielmehr sei sie nun unsicherer, dunkler, finsterer. Vor diesem Horizont werde, auch ohne Kadaver, der antiamerikanische Kult des Terroristen zunehmen, diesen zum Märtyrer machen.
Brasiliens Qualitätszeitung „O Globo“ in Rio de Janeiro kritisiert die Nichtrespektierung der Genfer Konvention über politische Gefangene durch die USA, spricht von „systematischer Anwendung der Folter“. Die Operation zur Tötung von Bin Laden sei eine „typische Aktion der Gewaltanwendung durch eine imperiale Macht, die weder Regeln noch Territorien respektiert, um eigene Ziele zu erreichen.“ „Das Verteidigen der Folter als Methode bedeutet, sich an Werten zu vergreifen, die man nicht aufgeben darf…Die Demokratie selbst erleidet damit Risiken…“
DieZeitung erinnert in diesem Kontext daran, daß Barack Obama Träger des Friedensnobelpreises ist.
Die katholische Nachrichtenagentur Brasiliens spricht zudem von „Mord an Bin Laden“ und kritisiert die Präsentation des Falles in der „Tagesschau“ des Tropenlandes: http://www.adital.com.br/site/noticia.asp?lang=PT&cod=56147
Brasiliens Scheiterhaufen: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/29/brasiliens-scheiterhaufen-erstmals-in-einer-anklagenden-inszenierung-der-scheiterhaufenstadt-rio-de-janeiro-zu-sehen/