Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasiliens Menschenrechtslage, die „Besetzung“ der Favela Rocinha von Rio de Janeiro. Tyrannei und Terror gegen Slumbewohner in anderen Favelas von Rio gehen weiter, betonen Landesmedien. Brasiliens Demokratiebegriff und die Slums.

Montag, 14. November 2011 von Klaus Hart

Ähnlich wie bei der „Eroberung“ des Complexo do Alemao analysieren Brasiliens Qualitätsmedien, daß mit der Besetzung von Rocinha angesichts von weit über 1000 Rio-Favelas kein wirkungsvoller Schlag gegen das organisierte Verbrechen gelang. Die Besetzungsaktion war tagelang vorher offiziell angekündigt worden, sodaß die Banditenkommandos sogar noch Zeit zu großen Abschiedsfesten hatten, bevor sie in andere Favelas überwechselten. Mehr Sicherheit werde es jetzt lediglich nahe der Nobelviertel sowie in jenen Stadtregionen geben, die für Fußball-WM und Olympische Spiele vorgesehen seien. Kommentatoren, aber auch Menschenrechtsaktivisten stellen jetzt zahlreiche Fragen: Wieso wird angesichts klarer Verfassungs-und Gesetzesbestimmungen in Brasilien überhaupt zugelassen, daß just die am meisten benachteiligten Bevölkerungsschichten dem Terror des organisierten Verbrechens ausgeliefert werden? Wieso wurde mit einem demonstrativen Vorgehen gegen Slum-Hochburgen des organisierten Verbrechens bis zur Vorbereitungsphase der großen Sportevents gewartet, sind lediglich diese das Motiv der Besetzungsaktionen? Warum werden jene Favelas mit dem höchsten Grad an Terror gegen die Bewohner derzeit von Polizeiaktionen verschont? Was geschieht nach den internationalen Sportevents, hat das organisierte Verbrechen dann wieder alle Freiheit in den Favelas? Angesichts zahlreicher Erfahrungen mit früheren Großveranstaltungen, darunter der UNO-Umweltkonferenz von 1992, haben zahlreiche Brasilianer bereits die Antworten parat. Nur wenige Tage nach dem durch Hochsicherheit glänzenden UNO-Umweltgipfel und der Delegationen-Abreise wurde Rio von einer beispiellosen Kriminalitätswelle heimgesucht, nahmen u.a. Straßenüberfälle enorm zu. Zwar wurden vor einigen Favelas, darunter Rocinha, während des UNO-Gipfels Panzerwagen stationiert, nahm die Tyrannei der hochbewaffneten, mit der Politik liierten Banditenkommandos bis heute deutlich zu. Wie jene Staatsmänner, jene offiziellen Delegationen darauf reagierten, die am UNO-Gipfel teilgenommen hatten, läßt sich per Internetsuche leicht feststellen. Auch in Rio de Janeiro wurden Folter, Todesschwadronen, Verfolgung von Systemkritikern und Menschenrechtsaktivisten nach dem UNO-Gipfel erneut zu einem gravierenden Problem – besonders die lokalen Medien haben dies in Wort und Bild ausführlich dokumentiert.

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/08/rio20-konferenz-an-den-resultaten-der-uno-umweltkonferenz-von-1992-lassen-sich-die-tatsachlichen-ziele-und-absichten-erkennen-damals-unter-betroffenheitsgeschwatz-und-entschlossenheitsrhetorik-ver/

Wer im Ausland ganz offenbar aus neoliberaler Herzenskälte gegenüber dem Schicksal der Slumbewohner zu allem schwieg, ist bestens bekannt.Nicht wenige hohe Politiker Mitteleuropas vermieden bei Rio-Visiten jegliche Kritik an den gravierenden Menschenrechtsverletzungen.

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/13/brasiliens-wachstumsbranchenbrasilien-konsumiert-bis-zu-einer-tonne-crack-pro-tag-laut-landesmedien/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/13/brasiliens-rocinha-besetzung-der-waffen-rap-anklicken/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/22/brasiliens-kindersoldaten-junge-kinder-mit-waffen-die-einfach-anderre-kinder-erschossen-haben-die-sie-gerade-mal-schief-angeschaut-habenlesermail/

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/15/wem-nutzen-banditendiktatur-und-immer-mehr-no-go-areas/

http://de.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Murilo_de_Carvalho

complexoalfolha2011.JPG

Ausriß, 28.August 2011.

Wie Vertreter der katholischen Kirche Brasiliens im Website-Interview betonten, war es nicht leicht, für den vom ZDF am 27-November live übertragenen Gottesdienst in Sao Paulo eine geeignete Favela zu finden, weil unter den in Frage kommenden Slums zahlreiche in der Hand des organisierten Verbrechens sind, die Sicherheitsprobleme zu groß für einen Freiluft-Gottesdienst mit deutschen kirchlichen Würdenträgern wären.  Rio de Janeiro zählt über 1000 Slums, Sao Paulo über 2000. Unter der Lula-Rousseff-Regierung wurde die Slumbevölkerung Brasiliens nicht aus dem Terrorregime der hochgerüsteten Banditenkommandos befreit – entsprechende Statistiken und Studien über Mord und andere schwere Verbrechen sind sehr aussagekräftig.

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/09/adveniat-aktionseroffnung-in-armenviertel-von-sao-paulo-favela-cachoeirinha-zdf-live-ubertragung-gottesdienst-zelebriert-von-kardinal-odilo-scherer-erzbischof-von-sao-paulo-dem-vorsitzenden/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/08/brasilien-aufschrei-der-ausgeschlossenen-2011-proteste-in-sao-paulo-grito-dos-excluidos/

Die Aufdringlichkeit der Sinne

Vom machtgeschützten Verlust der gesellschaftlichen Sehkraft – Oskar Negt(2000)

“Der Verlust jener in sinnlicher Erfahrung begründeten Urteilsfähigkeit der Menschen hat in unserem Jahrhundert für viele Menschen tödliche Folgen gehabt. Das Wegsehen, die machtgeschützte Sinnenblindheit, wenn Menschen verfolgt und getrieben, vergewaltigt und öffentlich gequält werden – das gehört nicht der Vergangenheit an.”

http://www.bpb.de/publikationen/JU16H0,0,Vom_Umgang_mit_der_Diktaturvergangenheit.html

Welchen Risiken sind die Schüler nicht nur Rio de Janeiros unter der Lula-Rousseff-Regierung ausgesetzt:

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/19/copacabana-protest-wegen-tod-des-schulers-wesley-durch-verirrte-kugel-menschenrechte-der-slum-bewohner-unter-lula/

Brasilien: Rund 3500 Arbeiter errichten derzeit das neue Atomkraftwerk Angra 3 bei Rio de Janeiro, laut nationalen Wirtschaftsmedien. Nuklearteile aus Deutschland. Doppelseitige Regierungspropaganda für Angra 3. “Energie für neue Zeiten”. Deutsch-brasilianischer Atomvertrag, Willy Brandt und Ernesto Geisel. 4 weitere AKW vorgesehen, betont Rousseff-Energieminister Lobao. **

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    NEU: Fotoserie Gesichter Brasiliens

    Fotostrecken Wasserfälle Iguacu und Karneval 2008

    23' K23

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