Brasiliens Qualitätsmedien sind inzwischen dazu übergegangen, zusammenfassend über die Zivilistentötung durch NATO-Attacken in Afghanistan und Libyen zu berichten. So informiert die wichtigste brasilianische Qualitätszeitung „O Estado de Sao Paulo“ in nebeneinander gestellten Texten über die libyschen Regierungsangaben zur Tötung von Zivilisten sowie über die vom afghanischen Präsidenten Karzai verurteilte Liquidierung seiner Landsleute. Zuvor hatte die auflagenstärkste Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ unter Hinweis auf die Zivilistenliquidierung in Libyen und Afghanistan gefragt:“Wie die Zivilbevölkerungen vor der NATO schützen?“
Deutsche Soldaten vor Abflug nach Afghanistan – Kosten für den Steuerzahler wurden nicht genannt.
„O Estado de Sao Paulo“ zitierte unkommentiert Angaben der libyschen Regierung, wonach die NATO bereits 718 Zivilisten tötete und weitere 4067 verwundete – zwischen dem 19. März und dem 26. Mai 2011. 433 verwundete libysche Zivilisten befänden sich in gravierenden Zustand. Während seiner zweiten offiziellen Visite in Libyen habe der Präsident Südafrikas, Jacob Zuma, die durch NATO-Bombardements in den Straßen von Tripolis angerichteten Schäden in Augenschein genommen. Nebenstehend titelt die Zeitung:“Karzai droht damit, die ausländische Streitmacht als Besatzer zu behandeln. Ebenso wie in Libyen bombardiert die NATO in Afghanistan nachts – Karzai habe, wie es hieß, ein Ende dieser nächtlichen Bombardements gefordert, weil bei den meisten Operationen Zivilisten getötet werden.
Gemäß den bekannten PR-Regeln der effizienten Personalisierung von Politik wird nicht nur in offiziellen Verlautbarungen im Falle Libyens fast stets die Person Gaddafis als einziges Ziel genannt, zudem Gaddafi als Person hingestellt, die quasi wie ein Übermensch in Libyen aber wirklich alles alleine bewerkstellige, die Geschicke des Landes („Gaddafi bombardierte…“) bis in den letzten Winkel lenke. Es schien schon einmal so, als sei derartige Simplifizierung komplexer Politik heute nicht mehr möglich.
2012 bittet Obama laut Medienberichten um Entschuldigung wegen des Verbrennens von Korankopien in Afghanistan. An eine Entschuldigung wegen der zivilen Opfer der Libyen-Intervention ist offensichtlich bisher nicht gedacht…
Hanns Dieter Hüsch, Kabarettist
“Wir befinden uns in der Hand
von Kaufleuten
die sich wiederum in der Hand
von Kaufleuten befinden
die wiederum ihrerseits
sich in der Hand von Kaufleuten befinden
von Kaufleuten die sich aber keineswegs
als Kaufleute empfinden
vielmehr als vielseitig Interessierte
sagen wir
sich als hochkomplizierte Seelen, unter
wenns sein muß
eiskalter Haut
dargestellt wissen wollen
weil eventuell alte Schule
hanseatisch etc.
sich demnach natürlich mit Kunst
sich als Kaufleute
die wiederum in der Hand von noch
feineren Kaufleuten
sich befassen und auseinandersetzen
in der Obhut
wohlgemerkt in der Obhut
von angestammten Kaufleuten
die das Halsabschneiden weit von sich weisen…”
« Brasilien: Nachrichtenmagazin „EPOCA“ zum Gesundheitszustand von Präsidentin Dilma Rousseff. – Brasiliens Regierungsskandal um Chefminister Antonio Palocci eskaliert: Erstmals will Arbeiterpartei-Senatorin die Entlassung des schwer angeschlagenen Ministers, Druck aus der Lula-Partei auf Präsidentin Rousseff wächst. „fragile Präsidentin ohne Fähigkeit zu politischer Artikulation“. Krisen wegen Minister, Waldgesetz und Morden an Umwelt-und Menschenrechtsaktivisten. »
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