Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

„Herzlich willkommen zum letzten Fokus Amerika. Ich bin Sven Töniges.“ (25.3.2011)

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„Meinung | 12.03.2010

Die hohle Kunst der Diplomatie

Mirjam Gehrke

Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Mirjam Gehrke

Guido Westerwelle hat auf seiner Südamerika-Reise die Chance vertan, seinem Amt politisches Profil zu verleihen, meint Mirjam Gehrke in ihrem Kommentar.

Als was war Guido Westerwelle eigentlich in Südamerika unterwegs? Ja, richtig – offiziell als Außenminister der Bundesrepublik Deutschland. Und als solcher hat er mit seinen Amtskollegen in Chile, Argentinien, Uruguay und Brasilien Hände geschüttelt, Höflichkeiten ausgetauscht, in die Kameras gelächelt, hochtrabend die gemeinsamen Werte als Grundlage für die guten Beziehungen beschworen und groß angekündigt, dass er den Ausbau der Beziehungen zu Südamerika zu einem Schwerpunkt seiner Amtszeit machen wolle. Denn, so die Erkenntnis des Guido Westerwelle, der südamerikanische Kontinent werde in Europa „immer noch sehr unterschätzt“.

Das alles ist nichts weiter als eine Aneinanderreihung von Sätzen aus der diplomatischen Phrasendreschmaschine. Eine konkrete Lateinamerika-Politik gibt es in Deutschland schon seit Jahren nicht. Parallel zum Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung ging vor 20 Jahren in Lateinamerika die Ära der Militärdiktaturen zu Ende. Nach der Rückkehr zur Demokratie wurde der Kontinent unter der Rubrik „Problem gelöst“ verbucht – Interesse an den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in der Region ist nicht mehr vorhanden.

Die Ausgestaltung der ach-so-guten Beziehungen wird den Vertretern der deutschen Wirtschaft überlassen. Und da kommt dann doch wieder der deutsche Außenminister ins Spiel, der sich nach eigenem Bekunden vor allem als Türoffner für deutsche Unternehmer versteht. Entsprechend laut fiel der Applaus der mitgereisten Manager aus, als ihr oberster Fürsprecher Argentinien aufrief, seine Schulden beim Pariser Club endlich zu begleichen. Denn nur dann werden Geschäfte mit Argentinien wieder mit staatlichen Kreditbürgschaften abgesichert. Gefreut haben sich die deutschen Geschäftsleute natürlich auch über Westerwelles Zusage, Brasilien beim Ausbau der Atomkraft zu helfen, und über die Aussichten auf Milliardengeschäfte im Vorfeld der WM und der Olympischen Spiele in Brasilien. Denn, so der deutsche Chefdiplomat, „da hängen deutsche Arbeitsplätze dran“.

Der Außenminister hat sein Amt noch nicht verstanden. Er hat die Chance vertan, in Brasilien über die Meinungsunterschiede im Bezug auf das iranische Atomprogramm Klartext zu reden. Er hat sich nicht auf gemeinsame Positionen zur Reform des Weltsicherheitsrates verständigt. Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Klimaschutz – das sind für den deutschen Außenminister anscheinend Fremdworte.

Westerwelle hat auf dieser Reise als FDP-Vorsitzender die Interessen seiner Klientel, die die Partei mit großzügigen Spenden versorgt, vertreten. Da kann es kaum wundern, dass die südamerikanische Presse von seiner Durchreise kaum Notiz genommen hat. Außer politischen Allgemeinplätzen hat Deutschland Lateinamerika nichts zu bieten.

Investitionen finden ihren Weg in einer globalisierten Weltwirtschaft auch ohne politische Flankierung. Dafür ist der Vormarsch Chinas in Lateinamerika das beste Beispiel. Die einseitige wirtschaftliche Ausrichtung von Westerwelles Gesprächen in Lateinamerika hat bewiesen, dass auch er den Kontinent dramatisch unterschätzt.

Autorin: Mirjam Gehrke
Redaktion: Oliver Pieper“  (Quelle: Deutsche Welle)

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„Schont die brasilianische Justiz Folterer aus der Zeit der Militärdiktatur?

Im Vergleich zu seinen Nachbarländern hinkt Brasilien weit hinterher mit der Aufarbeitung der Menschenrechtsverbrechen aus der Zeit der Miltiärdiktatur. In Chile und Argentinien, Uruguay und Peru sind zu mindest einzelne Folterer aus der Diktaturzeit verurteilt worden und sitzen in Haft. Die Vergangenheitsbewältigung macht Fortschritte: Amnestiegesetze wurden aufgehoben oder zugunsten der Regimeopfer neu interpretiert. Anders sieht es in Brasilien aus: dort wird erst jetzt zum erstenmal ein berüchtigter Folteroffizier vor Gericht gestellt –  eine Gefängnisstrafe muss er jedoch nicht befürchten, wie Menschenrechtsorganisationen kritisieren. Ehemalige politische Häftlinge werfen Staatschef Lula da Silva vor, hochbelastete einstige Diktaturaktivisten zu schonen, die heute wichtige Politiker sind, zum Regierungslager gehören. Geheimarchive des Militärregimes würden daher nicht geöffnet. Klaus Hart berichtet.“

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Fokus Amerika | 29.04.2008 | 02:15

Schwarze Götter in der Megacity

Immer mehr weiße Mittelschichtler der lateinamerikanischen Kulturmetropole Sao Paulo praktizieren afrobrasilianische Religionen

Lärm von der nahen Autobahn, dazu der Krach von Passagierjets im Landeanflug, schnatternde Enten unterm Fenster des Kabinetts – Brasiliens angesehenste Candomblé-Priesterin, die Mae-de-Santo Sylvia de Oxalá wirkt davon unbeeindruckt. In einer der häßlichsten Gegenden Sao Paulos, neben einem der über 2000 städtischen Slums, betet sie zu afrikanischen Gottheiten, zelebriert Rituale mit Tieropfern und Blut, Heilungen und Feste. In der Kultstätte, zu der ein theologisches Seminar, eine Bibliothek und ein Kindergarten gehören, gibt sie ihren zahlreichen Klienten, größtenteils Weißen, tagsüber in Privatkonsultationen Orientierung und Lebenshilfe, nutzt dafür Jogo de Buzios, die Kunst der Muscheln, und Numerologie, Zahlenmystik. Wahrsagerei und Pseudowissenschaft, wie viele meinen, sei dies keineswegs.

Kein fauler Zauber

„Hier wird nicht herumgedeutet, herumgerätselt – diese Methoden sind exakt, mathematisch, präzise“, betont die Priesterin und erklärt: „Nahezu automatisch geben die afrikanischen Meeresmuscheln, die ich hier auf dem Kabinettstisch auswerfe, auf alle Probleme und Fragen eine Antwort. Wir verehren die Kräfte der Natur. Zu mir kommen Leute aus der ganzen Welt, sogar katholische Priester und Ordensschwestern, dazu Politiker und Unternehmer, deren Geheimnisse ich hier bewahre.“

Sylvia de Oxalá ist weitgereist, welterfahren wie keine andere Mae-de-Santo, Mutter des Heiligen. Aus einer hochgebildeten Schwarzenfamilie Sao Paulos stammend, wird sie zunächst Kinderärztin und Pharmazie-Forscherin, erwirbt daraufhin 1974 als erste Frau Brasiliens den Doktortitel in Außenhandelswirtschaft, wird wohlhabende Unternehmerin mit Ex-und Importbüros in Afrika. Ohne es zu wissen, so ihre Version, wird sie indessen vom Onkel, der als Pai-de-Santo, Vater des Heiligen, die Kultstätte führt, für die Nachfolge vorbereitet. 1985, nach dessen Tod, wechselt sie von einem Nobeldistrikt der Megacity an die Unterschichtsperipherie. Ihr Onkel wurde als Hexer verfolgt und eingesperrt. Heute muss sie sich vor allem der evangelikalen Sekten erwehren, schildert Sylvia de Oxalá: „Sie attackieren uns, sind enorm aggressiv, werfen uns vor, dem Teufel zu huldigen. Dabei kopieren diese Sekten ganze Kulte, Feste von uns, um damit Geld zu machen. Wir sind für die Konkurrenten, sollen deshalb verschwinden. Man müßte gegen die Sekten viel mehr gerichtlich vorgehen. Doch in diesem Lande gibt es einfach noch zuviele ignorante Menschen, es fehlt Bildung.“

Die Kraft aus dem heiligen Stein

An der Frontseite des schlichten Kultraumes hängt ein großes Kruzifix – aber wo ist der Heilige dieser Candomblé-Stätte? Sylvia de Oxalá nimmt den Deckel von einem steinernen Topf auf ihrem Kabinettstisch. “Siehst du diesen runden, schlichten Stein – das ist unser Orixá, der ist unsere Kraft, unser Geheimnis, darin ist die Weisheit unserer schwarzen Vorfahren. Zur Sklavenzeit zwang man uns, vor katholischen Heiligenfiguren zu beten. Vor deren Füßen lagen indessen solche runden Steine, die unsere Orixás symbolisierten – zu denen haben wir in Wahrheit gebetet – und die Sklavenhalter haben es nicht kapiert!“

Katholizismus und Candomblé 

Professor Afonso Soares, ein Candomblé-Experte von der Katholischen Universität Sao Paulos bestätigt, daß gerade immer mehr weiße Mittelschichtler afrobrasilianische Religionen praktizieren. Was gemäß brasilianischer Logik keineswegs ausschließe, weiterhin überzeugter Katholik zu sein. Gerade in dem von deutschen Einwanderern geprägten Südstaat Rio Grande do Sul ist die Zahl der Candomblé-und Umbanda-Anhänger am höchsten, gibt es an die fünfzigtausend Kultstätten. Das so afrikanisch geprägte Bahia folgt erst an neunter Stelle. Professor Soares:´“Ein neues kurioses Phänomen ist auch der Export der afrobrasilianischen Religionen nach Argentinien und Uruguay, die Eröffnung vieler Kultstätten in Buenos Aires und Montevideo. Candomblé und Umbanda beispielsweise waren nie missionarisch wie etwa das Christentum – jetzt auf einmal sind sie es, verbreiten ihre Religion bis nach Italien oder Miami. Alles auch eine Auswirkung der globalisierten Gesellschaft.“

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/21/das-historische-foto-barack-obama-und-diktaturaktivist-jose-sarney-damaliger-chef-der-folterdiktatorenpartei-arena-des-militarregimes1964-1985-prosten-sich-in-brasilia-2011-zu/

Dieser Beitrag wurde am Dienstag, 29. März 2011 um 16:16 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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