Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasilien: „Banda Calypso“ aus Pará im Juli nach Deutschland. „Accelerate my Heart“.

http://g1.globo.com/Noticias/Musica/0,,MUL995998-7085,00-CANTANDO+EM+INGLES+CALYPSO+INVESTE+EM+CARREIRA+INTERNACIONAL.html

Banda Calypso(2007)  In Europa gehört zu den unausrottbaren Klischees, daß in Brasilien der Samba musikalisch tonangebend ist. Das hat noch nie gestimmt “ ebensowenig wie die Vorstellung vieler Europäer, daß die allermeisten Brasilianer karnevalsverrückt seien und nahezu jedermann in dem Tropenland gerne Samba tanze.

http://www.bandacalypso.com.br/#/home

 Eine neue repräsentative Meinungsumfrage hat ein weiteres Mal Klarheit geschaffen.

Danach ist die Banda Calypso aus der nordbrasilianischen Millionenstadt Belem an der Amazonasmündung derzeit das größte Phänomen der brasilianischen Populärmusik.

Zur  Banda Calypso gehören die blonde sinnliche Sängerin Joelma, ihr Ehemann und Gitarrist Chimbinha sowie weitere neun Musiker. Niemand ist derzeit in Brasilien populärer, niemand wird mehr gehört, wie die Umfrage der größten Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo” ergab.Die Banda Calypso spielt viel Lambada. Denn im Amazonasteilstaate Parà wurde der Rhythmus erfunden, weiterentwickelt. Die gerade 1 Meter 51 große, faszinierend tanzende Joelma und der eher schüchtern wirkende Chimbinha mischen seit 1999 karibischen Calypso mit regionalen Klängen wie Zouk, Carimbò, Forrò und eben Lambada. Drei auf der Bühne herumwirbelnde Tanzpaare zeigen dazu die besten, elegantesten Schrittkombinationen und damit eine köstliche Alternative zum banalen Alleine-Herumhopsen in den Diskotheken. Joelma und Chimbinha sind atypisch in der brasilianischen Musikszene. Sie zeigen sich auch im Konzert als unzertrennliches Paar, haben Kinder, wirken nicht aufgemotzt, überdreht, mit Starallüren, sondern natürlich, normal. Beide sind Autodidakten, haben nie eine Musikschule besucht, stammen aus der Unterschicht. Chimbinha war gar Fischverkäufer auf Straßenmärkten. Derzeit sind gleich vier CDs der Gruppe unter den fünfzig meistverkauften Tonträgern “ das gab es noch nie in Brasilien. Die Texte handeln von Leidenschaft und Verführung, von den Irrungen und Wirrungen der Liebe “ und von schmerzhaften Erfahrungen. Heute habe ich entdeckt, singt Joelma, daß du eine andere hast, dich mit ihr in luxuriösen Stundenhotels vergnügst, während ich mich hier mit dem Haushalt, den Kindern abplage. Schluß, aus, ich verzeihe nicht. Sie spielt die Szene auf der Bühne, stößt den scheinheilig um sie tänzelnden Mann zurück, schlägt ihm ins Gesicht “ Riesenbeifall, Riesenzustimmung von den Frauen im Publikum. Wie die Meinungsumfrage weiter ergab, ist das Duo Zezè Di Camargo & Luciano beinahe ebenso populär wie die Banda Calypso. Die beiden Brüder spielen die  ultraromantische Musik des Hinterlandes namens Sertaneja “ in Brasilien seit jeher weit beliebter als Samba. Über 25 Millionen verkaufte CDs, etwa das Zehnfache an Raubpressungen. Elitäre Kulturkritiker, die Kulturschickeria – manche selbsternannten Weltmusikpäpste in Brasilien und Europa tun bis heute Sertaneja-Duos wie Zezè Di Camargo und Luciano als unerträglich, sentimental und kitschig  ab. Ihr müßt uns aushalten, ertragen,  das einfache Volk will uns, geben die beiden auf einer neuen CD zurück. Wer Sertaneja-Musik schlechtmache, habe keine Ahnung von Brasilien. Der Ohrwurm „Fui eu” des Duos war laut Statistik 2006 der meistgespielte in den Radios. Der heutige Staatschef Lula engagierte das Duo 2002 als Anheizer im Wahlkampf. Wegen der vielen Korruptionsskandale in seiner Regierung, gebrochener Wahlversprechen sind Zezè Di Camargo & Luciano heute enttäuscht bis empört. Für Lula würden wir nicht noch mal votieren, sagen sie. Man hat uns damals ausgenutzt. Konzerte für Politiker “ nie mehr. „Meu Pais” “ mein Land,  zählt zu ihren politischen, sozialkritischen Hits.Was ist los in meinem Land, wieso fehlt Brot, heißt es im Text. Es wird schlecht regiert und zuviel abgezweigt. Wenige machen den großen Reibach, zum Schaden jener, die arbeiten.  Doch die  Menschen sind zu geduldig, es fehlt Bewußtsein “ und es fehlt jemand, der aufschreit, gegen die Zustände protestiert. „Estao levando à loucura/O pais que a gente ama.”        

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 11. Februar 2009 um 12:53 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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