Dritter Journalistenmord in diesem Jahr/Reporter ohne Grenzen
Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele 2016 ist im Gastgeberland Brasilien der dritte Journalist in diesem Jahr ermordet worden. João Miranda do Carmo betrieb im Bundesstaat Goiás eine lokale Nachrichtenwebseite, auf der er oft über Regierungskorruption und Behördenversagen berichtete. Der Fall ist bezeichnend für Brasilien, das seit Jahren zu den Staaten Lateinamerikas gehört, in denen die meisten Medienschaffenden ermordet werden. Daneben behindern Medienkonzentration und politische Einflussnahme auch drei Jahrzehnte nach dem Ende der Militärdiktatur noch immer einen unabhängigen Journalismus.
Aus neoliberalen Ländern wie Deutschland kommt angesichts schwerster Menschenrechtsverletzungen, darunter Folter, Todesschwadronen und Sklavenarbeit, viel Lob für die Situation in Brasilien.
Ausriß, Straßenprotest nach Mord an systemkritischem Journalisten Rodrigo Neto. “Schluß mit der Straffreiheit!”
Bisher ist nichts darüber bekannt, ob Neto angesichts seiner politisch hochbrisanten Recherchen über die Todesschwadronen beispielsweise zu einem Blogger-oder Medienkongreß nach Deutschland, Berlin eingeladen worden war, welche mitteleuropäischen Politiker ihm ihre Solidarität und Unterstützung erklärten. Ebenso ist nichts darüber bekannt, ob Neto wegen seines außerordentlichen Muts und Engagements für mitteleuropäische Medienpreise vorgesehen war.
Ausriß, systemkritischer Journalist Mafaldo Bezerra Gois, am 22. Februar 2013, während des Yoani-Sanchez-Besuchs in Brasilien, mit fünf Schüssen liquidiert. Brasiliens unbekannte Helden – das täglich sehr hohe Lebensrisiko.
Wie in deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften die Situation interpretiert wird:
”Das Leben in Brasilien ist leicht und unbeschwert. Probieren Sie es selbst.” Deutschsprachige Tourismuspropaganda. Was in Kommerz-Reiseführern fehlt…
Fußball-WM 2014 – und Peitsche. Brasiliens größte Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” mit Laerte-Karikatur zu Umgang mit Protestbewegung.”Verrohtes Brasilien”. Ukraine, Venezuela und Brasilien. Keine EU-Kritik an Rekord bei Morden an Homosexuellen oder systematischer Folter in Brasilien… **
Ausriß. “Schluß mit der Straffreiheit!” Straßendemonstration für den ermordeten systemkritischen Journalisten Rodrigo Neto.
Bisher ist nichts darüber bekannt, ob Neto angesichts seiner politisch hochbrisanten Recherchen über die Todesschwadronen beispielsweise zu einem Blogger-oder Medienkongreß nach Deutschland, Berlin eingeladen worden war, welche mitteleuropäischen Politiker ihm ihre Solidarität und Unterstützung erklärten. Ebenso ist nichts darüber bekannt, ob Neto wegen seines außerordentlichen Muts und Engagements für mitteleuropäische Medienpreise vorgesehen war.
Morte de jornalista de Vassouras ainda sem solução
Em 2012, outro profissional da imprensa do Sul do Rio de Janeiro foi assassinado. Mário Lopes Randolfo e a namorada dele, Maria Aparecida, foram executados em Barra do Piraí. Segundo o sindicato da categoria, ele era editor de um site na cidade de Vassouras e ficou conhecido por fazer denúncias de irregularidades atribuídas a servidores públicos da região.
Dois anos depois do crime, os assassinos continuam impunes.“As investigações estavam bem avançadas. O delegado de Barra do Piraí [Mário Omena] reuniu provas circunstanciais, mas houve uma demora da Justiça. Apesar disso, não perco a esperança de que o caso vai ser resolvido“, completou o sindicato da categoria. O Globo
Ausriß, Mord nach zwei Jahren immer noch nicht aufgeklärt. (Stands in Ihrem Lieblingsmedium nebst Politikerreaktionen?)
“Brasilien für Journalisten das tödlichste Land Nord-und Südamerikas”, laut Reporter ohne Grenzen. Mindestens 5 getötete Journalisten 2013. Die Relikte der Folterdiktatur, darunter niedrige Bildungsqualität. **
Joachim Gauck im Mai 2013: ”Und zweitens ist der weitere Erfolg Brasiliens auch deswegen für uns eine Chance, da Brasilien unsere Werte – Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit – teilt und seine wirtschaftliche Potenz in den Dienst auch dieser Werte stellt.”
Ausriß. “Schluß mit der Straffreiheit!” Straßendemonstration für den ermordeten systemkritischen Journalisten Rodrigo Neto.
Bisher ist nichts darüber bekannt, ob Neto angesichts seiner politisch hochbrisanten Recherchen über die Todesschwadronen beispielsweise zu einem Blogger-oder Medienkongreß nach Deutschland, Berlin eingeladen worden war, welche mitteleuropäischen Politiker ihm ihre Solidarität und Unterstützung erklärten. Ebenso ist nichts darüber bekannt, ob Neto wegen seines außerordentlichen Muts und Engagements für mitteleuropäische Medienpreise vorgesehen war.
Soweit bekannt, wurden Journalisten der systemkritischen Zeitung nie zu Medienkongressen etwa nach Berlin eingeladen, waren offenbar auch nicht für journalistische Auszeichnungen Mitteleuropas, Treffen mit dortigen hohen Politikern vorgesehen.
Ausriß. Scheiterhaufenopfer(Microondas), Januar 2013, Rio de Janeiro. Die systemkritische Zeitung schwieg nie zur gängigen Scheiterhaufenpraxis von Rio de Janeiro – auch nicht vor den großen internationalen Sportevents. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/
„Sowohl im wirtschaftlichen als auch im sozialen Bereich ist das größte Land Südamerikas zu einem Vorbild in der Region geworden. “ WeltTrends, Potsdam 2012
Erhellend könnte für Medieninteressierte sein, noch einmal nachzulesen, was in deutschsprachigen Medien anläßlich der Brasilien-Staatsbesuche hoher deutscher Politiker veröffentlicht wurde, zuletzt in Bezug auf den deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Proteste, darunter gegen Todesschwadronen, wurden frech und dreist verschwiegen.
Foto Roberto Stuckert/Regierung. Bundespräsident Gauck und Sao Paulos Bürgermeister Haddad(Lulas Arbeiterpartei PT), der die Fahrpreiserhöhungen genehmigte, was das Faß zum Überlaufen brachte…
Wie es hieß, wurde die Attacke auf die 30-jährige Journalistin von zwei Männern ausgeführt, die sich auf einem Motorrad genähert hatten. Lana Cirino wurde von drei Kopfschüssen getroffen.
Kriegsverbrecher Gustav Wagner, stellvertretender Kommandant des KZ Sobibor, SS-Oberscharführer, berüchtigter sadistischer Judenmörder – von der Militärdiktatur Brasiliens nicht ausgeliefert: „Die deutsche Regierung stellte ebenfalls ein Ersuchen auf Auslieferung, das jedoch vom Obersten Gerichtshof Brasiliens am 22. Juni 1979 zurückgewiesen wurde.“ Wikipedia
Im KZ Sobibor wurden etwa 250000 Juden ermordet.
Insofern ist zusätzlich interessant, warum Yoani Sanchez ausgerechnet engen freundschaftlichen Kontakt zu Rechten und Rechtsextremen Brasiliens sucht, die eine nazistisch-antisemitische Militärdiktatur befürworten, welche berüchtigte sadistische Judenmörder aufnahm, schützte, nicht auslieferte. Auch auf diese Fragen sind bisher Yoani Sanchez selbst noch ihre vielen Unterstützer und Sympathisanten, darunter in deutschsprachigen Medien, NGO, während und nach der Sanchez-Reise, nicht eingegangen – was Bände spricht, zahlreiche Schlüsse zuläßt.
Selbst am Wochenende vor den Sanchez-Auftritten in Berlin fehlt in Lokalmedien u.a. jeder Hinweis auf die intensiven Kontakte zu Rechten und Rechtsextremen Brasiliens, zu den klar manifestierten politischen Sympathien der Kuba-Bloggerin.
Interessant wird sein, ob Yoani Sanchez in Berlin u.a. in Medieninterviews erstmals gefragt wird(oder nicht), warum sie u.a. in Brasilien auf intensive Kontakte und Treffen mit hochrangigen Rechten und Rechtsextremen, sogar Befürwortern von Diktatur, Folter und einem Massaker an Häftlingen Wert legte, auf Kontakte zu Systemkritikern, kirchlichen Menschenrechtsaktivisten, verfolgten Journalisten jedoch verzichtete, nicht einmal den Mord an einem systemkritischen Reporter verurteilte, der während des Sanchez-Besuchs in Brasilien liqudiert worden war.
Warum umarmte Yoani Sanchez besonders herzlich ausgerechnet Brasiliens rechtsextremistische Symbolfigur, den Kongreßpolitiker Jair Bolsonaro, der das größte Massaker der Weltgeschichte an Häftlingen nicht nur begrüßte, sondern sogar erklärte:”Ich denke weiterhin, daß die Möglichkeit verpaßt wurde, da drinnen 1000 zu töten.”
Selbst in Sao Paulo, Sitz zahlreicher systemkritischer Menschenrechtsorganisationen, traf sich Yoani Sanchez just mit PSDB-Gouverneur Alckmin, nicht aber mit seinen Kritikern der Bürgerrechtler-Szene.
Bisher mußte sich Yoani Sanchez solchen heiklen Fragen offenbar nicht stellen.
Sanchez fordert klar und deutlich die Abschaffung des politischen Systems von Kuba, das aus ihrer Sicht nicht zu erneuern sei. „Wenn wir unerbittlich Druck auf Castro ausüben, wird ihm das System in den Händen zerfallen.“ (Die Welt)
Deutsche katholische ADVENIAT: Die organisierte Kriminalität ist in Brasilien zu einem „Staat“ im Staate geworden und hat in den Peripheriegebieten zahlreicher Städte die De-facto-Herrschaft übernommen. Daran ändern auch punktuelle Aktionen von Polizei und Militär nichts, die angesichts der bevorstehenden Fußballweltmeisterschaften und der Olympischen Spiele eher wie der Versuch einer Imagepflege wirken.
“Für die sich gern als »unpolitisch« und »pazifistisch« gebende Systemgegnerin war die so dokumentierte Nähe zu dem Ultrarechten eine publizistische Katastrophe. Die Empörung in Lateinamerika konnten auch bundesdeutsche »Qualitätsmedien« nicht mehr ignorieren. Es werde »gemutmaßt«, Yoani Sánchez »fühle sich zu faschistischen Politikern hingezogen, die sich nach dem Untergang des kubanischen sozialistischen Traumes sehnen«, schrieb die FAZ am 13. Mai 2013.”Junge Welt 2018.
Aus Brasilien nichts Neues: Machteliten schicken für Präsidentschaftswahlen 2018 mit Lula-Ersatz Haddad sowie Bolsonaro zwei der Oberschicht sehr genehme, zudem bislang politisch miteinander verbandelte Kandidaten ins Rennen. Millionär Lula hatte regelmäßig die extreme Rechte, darunter Bolsonaro als Koalitionspartner – der deutsche Mainstream unterschlägt dies systematisch…Warum das Lula-Bolsonaro-Brasilien strategischer Partner der Merkel-GroKo ist.
„Wenn wir meinen, der Faschismus ist tot, erscheint er auf einmal wieder in der Person von Jair Bolsonaro.“ Abgeordneter Adriano Diogo 2013
Über die heute unter anderem von der Wahrheitskommission vorangetriebene Suche nach den Leichen totgefolterter, ermordeter, heimlich verscharrter Gegner der Militärdiktatur äußerte Bolsonaro: “Wer nach Knochen sucht, ist ein Hund.”
Diktator General Ernesto Geisel(Operation Condor), deutschstämmig, in dessen Amtszeit der jüdische Journalist Herzog gefoltert und ermordet wurde – und Willy Brandt, Ausriß. Im “Forum Willy Brandt Berlin” werden dieses und ähnliche Fotos von Brandt und Folterdiktatoren immer noch nicht gezeigt, was Bände spricht. Auffälligerweise fehlen derartige Fotos im Internet fast völlig, werden auch u.a. von der SPD nicht bereitgestellt.
Diktator Geisel nennt die Ermordung von Regimegegnern eine Notwendigkeit – in Gespräch mit General Dale Coutinho(zitiert in Nachrichtenmagazin Veja 2003):
Geisel: “Brasilien wird heute als eine Oase angesehen.”
Dale Coutinho: “Ah, die Dinge haben sich sehr verbessert. Unter uns gesagt, läuft es besser, seit wir begonnen haben zu töten. Wir haben begonnen zu töten.”
Geisel:”Denn vorher hat man einen festgenommen – und der kam dann wieder frei. Coutinho, Töten ist zwar barbarisch, aber ich denke, das muß sein.”
Veja:”Der Kongreßabgeordnete Ulysses Guimaraes verglich Geisel mit Ugandas Diktator Idi Amin…Geisel, General der demokratischen Öffnung, war für politischen Mord…Geisel wollte die Fortsetzung der Ausrottungspolitik.”
Die brasilianische Militärdiktatur produzierte in Rio de Janeiro Napalm im Stadtteil Bonsucesso und setzte es gegen Regimegegner u.a. 1972 in Araguaia ein.
Ausriß, “Brasil de fato”, Zeitung der brasilianischen Sozialbewegungen, in den auch der wichtigste brasilianische Befreiungstheologe und Sanchez-Kritiker Frei Betto publiziert.
Ausriß 2016.Inzwischen ist Yoani Sanchez Mitarbeiterin des deutschen Regierungssenders Deutsche Welle. „Yoani Sánchez’ neue Interviewserie im Kanal der Deutschen Welle Lateinamerika“.
“”Ich denke weiterhin, daß die Möglichkeit verpaßt wurde, da drinnen 1000 zu töten.” (Bolsonaro zum Massaker an Häftlingen in Sao Paulo)
Zeitungsausriß – mit MG zusammengeschossene Carandiru-Häftlinge in ihrem Blut.
Ausriß, systemkritischer Journalist Mafaldo Bezerra Gois, am 22. Februar 2013, während des Yoani-Sanchez-Besuchs in Brasilien, mit fünf Schüssen liquidiert. Brasiliens unbekannte Helden – das täglich sehr hohe Lebensrisiko.
Der kuriose Argumentationsstil von Yoani Sanchez:“Ich bin in einem Land geboren, in dem es nur eine Meinung gibt: jene, die der Mann auf dem Stuhl des Präsidenten vorgibt.“ (Sanchez in einem Interview der „Welt“, März 2013)
Die Namen verfolgter brasilianischer systemkritischer Journalisten sind in Ländern Mitteleuropas aus den bekannten Gründen so gut wie unbekannt – gleiches gilt für systemkritische Blogs und Websites.
Bislang haben verfolgte systemkritische brasilianische Journalisten auf Blogger-und Medienkonferenzen Deutschlands noch nie über ihre extrem schwierigen Arbeits-und Lebensbedingungen berichten können, offenbar auch noch nicht auf “re:publica”.
Brasiliens systemkritischer Blogger Ricardo Gama informiert am 23.3.2013, daß die polizeilichen Ermittlungen zu dem von ihm vor zwei Jahren erlittenen Attentat(von 6 Schüssen getroffen, 2 in den Kopf, einer in die Brust) ruhen.
Brasilien: Wieder tödliches Attentat auf Menschenrechtsanwalt. Verfolgung von Menschenrechtsaktivisten unter der Rousseff-Regierung. Attentate auf unbequeme Richter, Umweltaktivisten, systemkritische Journalisten, Polizisten…”Onda de atentados contra policiais.” **
Laut Qualitätsmedien hatte der Menschenrechtsanwalt Diego Bandeira des Teilstaats Sao Paulo am 19. Juni im Stadtparlament der Megacity Sao Paulo erklärt, daß er wegen seiner Arbeit in der Menschenrechtskommission Drohungen erhalte. Ende August 2012 wurde Bandeira von zwei Männern mit 19 Schüssen liquidiert. Natürlich gab es auch in diesem Fall aus den bekannten Gründen keinerlei entsprechende Proteste der heute bekannten Art, keinen Pussy-Riot-Effekt.
Ausriß. Anwalt Diego Bandeira in Sao-Paulo-Parlament 2012 – vor seiner Ermordung.
Brasilien: Kuba-Bloggerin Yoani Sanchez und der “notorische Rechte” Ronaldo Caiado von der Rechtspartei DEM in Brasilia. Sanchez und das freundschaftliche Treffen mit Politikern der Rechten und extremen Rechten in Brasilia, darunter heftigen Befürwortern der nazistisch-antisemitisch orientierten Militärdiktatur Brasiliens, sogar der Folter. Rechtsextremismus – gewöhnlich ein großes Thema in deutschen Medien. **
Der in Minas Gerais ermordete Journalist Rodrigo Neto(März 2013) aus Ipatinga/Minas Gerais und sein Fotograf Walgney Carvalho(April 2013) hatten gegen die in ganz Brasilien agierenden Todesschwadronen ermittelt, wollten ein Buch über die Recherche veröffentlichen. Inzwischen befaßt sich die Menschenrechtskommission von Minas Gerais mit den Mordfällen. Sie geschahen im Vorfeld des offiziellen Besuchs des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck in Brasilien.
Hochrangige Regierungspolitiker haben bei Deutschlandbesuchen erklärt, in Brasilien gebe es Demokratie mit Meinungs-und Pressefreiheit. Brasilien sei ein sozialer Staat.
Katholischer Priester Günther Zgubic aus Österreich, langjähriger Leiter der Gefangenenseelsorge Brasiliens, zum beredten Schweigen ausländischer Medien angesichts gravierender Menschenrechtsverletzungen in dem Tropenland: „Die internationalen Medien sind total manipuliert – wenn eine Oberschicht einfach nicht will, daß international hinterfragt wird, dann wird darüber eben nicht berichtet.”
Deutscher Bundespräsident Joachim Gauck vom 12.bis 17. Mai in Brasilien. **
Laut offizieller Mitteilung stehen beim Besuch in Brasilien mit Stationen in Sao Paulo und Rio de Janeiro die bilateralen
wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen im Vordergrund. So werde der
Bundespräsident unter anderem das gemeinsame Jahr „Deutschland + Brasilien 2013-2014“ sowie
die deutsch-brasilianischen Wirtschaftstage eröffnen.
Laut Geschichtsdaten erfolgte der erste Besuch eines deutschen Bundespräsidenten mit Heinrich Lübke kurz nach dem Militärputsch vom 31. März 1964, vom 7. bis 14. Mai des betreffenden Jahres. Es war der erste offizielle Besuch eines ausländischen Staatschefs nach dem Militärputsch.
Es fällt auf, wie zuständige Regierungsstellen in Berlin und deutsche Politiker bei Besuchen in Brasilien die Menschenrechtslage übergehen. Für Pastor Lauer liegen die Gründe auf der Hand:„Die politischen und die wirtschaftlichen Interessen gehören zusammen. Man gefährdet nicht seine Beziehungen, indem man den Brasilianern den Spiegel vorhält und sagt: Ihr habt hier eine schöne Verfassung und schöne Gesetze, aber warum werden die nicht eingehalten?“
Brasilianische Journalistenverbände verurteilten den Mord an Rodrigo Neto, der erst vor kurzem die Menschenrechtskommission des Teilstaatsparlaments von Minas Gerais über neue Einzelheiten im Zusammenhang mit Todesschwadronen, die in Brasilien landesweit aktiv sind, unterrichtet hatte. Neto hatte in letzter Zeit Morddrohungen erhalten, hieß es. Er habe an einem Buch über Todesschwadronen gearbeitet.
“Syrien ist hier:In zwei Jahren starben im syrischen Bürgerkrieg 70 000 Menschen. Im selben Zeitraum wurden in Brasilien 120000 Menschen ermordet.” (O Globo)
Nach dem freundschaftlichen Treffen von Yoani Sanchez mit Exponenten der Rechten und Rechtsextremen am 20. Februar in Brasilia gab es danach in Sao Paulo auffällige Proteste gegen die Kubanerin. Man hätte erwarten können, daß jene mitteleuropäischen Medien, die Yoani-Sanchez-Texte veröffentlichen, ihrer Leserschaft das brisante Treffen der Kubanerin mit Rechten und Rechtsextremen nicht vorenthalten, darüber ausführlich berichten. Indessen ist dies bis heute nicht erfolgt. Über die Gründe kann man nur spekulieren.
Nach dem sensationellen Treffen vom 20. Februar hatte man auch in Brasiliens Zeitungen Berichte und Analysen erwartet – die indessen ausblieben. Auf eindrückliche, überraschende Weise zeigte sich, wo selbst bei den renommiertesten, angesehensten Kolumnisten und Kommentatoren Brasiliens die Meinungsfreiheit endet. Daß dies just sogar auf ein Treffen Yoani Sanchez – Jair Bolsonaro zutrifft, spricht Bände.
Brasilien: Weiterer systemkritischer Journalist – Mafaldo Gois – ermordet, nach Morddrohungen. Starke Einschüchterungswirkung auf Kollegen, investigative Auslandskorrespondenten. Mord während des Brasilien-Besuchs der kubanischen Bloggerin Yoani Sanchez, die auf Stellungnahme verzichtete, sich während ihres Brasilienbesuchs nicht mit verfolgten, bedrohten Journalisten des Tropenlandes solidarisierte.”Das Land der 30 Berlusconis”. **
Laut Landesmedien wurde der 51-jährige Radiojournalist Mafaldo Bezerra Gois in der Stadt Jaguaribe des nordöstlichen Teilstaates Ceará von zwei Männern erschossen. Gois habe zuvor bereits bei der Polizei Anzeige wegen Morddrohungen erstattet, die u.a. auf seinem Handy eingingen und dort gespeichert waren. Wie üblich, erhielt der systemkritische Journalist daraufhin keinerlei Schutz. Der populäre Journalist war dafür bekannt, daß er in einer durch gravierende Menschenrechtsverletzungen und Korruption gezeichneten Region Brasiliens Kritik an Politikern übte. Sein Programm war das meistgehörte von Jaguaribe FM. Der brasilianische Journalistenverband ANJ hat in einer Erklärung die Liquidierung des systemkritischen Journalisten verurteilt und an die Ermordung von systemkritischen Journalisten von 2012 erinnert. Die Morde in Serie an brasilianischen Journalisten sind ein wichtiger Einschüchterungsfaktor, was auch für investigative Auslandskorrespondenten gilt.
Ausriß, Mafaldo Bezerra Gois, am 22. Februar 2013, während des Yoani-Sanchez-Besuchs in Brasilien, mit fünf Schüssen liquidiert. Brasiliens unbekannte Helden – das täglich sehr hohe Lebensrisiko.
Hinter welchen Ländern Brasilien derzeit in puncto Pressefreiheit rangiert, laut Reporter ohne Grenzen:
95
Guatemala
Amerika
+2 (97)
96
Elfenbeinküste
Afrika
+63 (159)
97
Liberia
Afrika
+13 (110)
98
Mongolei
Asien/Pazifik
+2 (100)
99
Mali
Afrika
-74 (25)
100
Georgien
Europa/GUS
+4 (104)
101
Libanon
Naher Osten/Nordafrika
-8 (93)
102
Albanien
Europa/GUS
-6 (96)
103
Malediven
Asien/Pazifik
-30 (73)
104
Uganda
Afrika
+35 (139)
105
Peru
Amerika
+10 (115)
106
Kirgistan
Europa/GUS
+2 (108)
107
Fidschi
Ozeanien
+10 (117)
108
Brasilien
Die kubanische Bloggerin Yoani Sanchez hatte während ihres einwöchigen Brasilienbesuches überraschend auf jegliches Treffen mit Systemkritikern und Menschenrechtsaktivisten, aber auch verfolgten Journalisten wie Mafaldo Bezerra Gois verzichtet, jegliche Solidarisierung vermieden. Indessen hatte sich Sanchez mit Politikern des rechten und rechtsextremen Spektrums getroffen, die bis heute die Militärdiktatur verteidigen, in der Freiheitsrechte auf die bekannte Art ausgetilgt worden waren. Einer der von Sanchez besonders bevorzugten Politiker, Jair Bolsonaro, verteidigt bis heute sogar die Folter des Diktatur-Repressionsapparates. Zwischen 1964 bis 1985 waren selbst Kinder gefoltert worden.
Jüngste Kritik von “Reporter ohne Grenzen” an der mangelnden Pressefreiheit in Brasilien wurde just während des Sanchez-Besuchs bestätigt: Die führenden Qualitätszeitungen berichteten nicht über das Treffen mit Rechten und Rechtsextremen, die bekanntesten Kommentatoren Brasiliens berührten das heikle Thema nicht, was Bände spricht.
Auch in mitteleuropäischen Medien ist bisher nicht über das historische Treffen berichtet worden, erschienen auch keine Kommentare. Brasiliens verfolgte, ermordete Systemkritiker, Bürgerrechtler, Journalisten sind in Ländern wie Deutschland wegen der gepflegten Berichterstattungspraxis so gut wie unbekannt – auch systemkritische Blogger sind chancenlos.
Am Tag der Ermordung des systemkritischen Journalisten Mafaldo Bezerra Gois, dem 22. Februar, weilte Yoani Sanchez in Sao Paulo, traf sich dort mit dem von der Menschenrechtsbewegung Brasiliens scharf kritisierten PSDB-Gouverneur Geraldo Alckmin. Bis zum Abflug am darauffolgenden Montag vermied Sanchez auch jegliche Stellungnahme am Mord an dem Journalisten. (more…)